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Laufberichte

12-Stundenlauf Köln 2005

02.10.05

Erfahrung im 12-Stundenlauf hatte ich noch keine.....

 

..... aber ich stellte mir vor, ein Lauf, bei dem nicht die Strecke vorgegeben ist, sondern die Zeit, wird auf einer Rundstrecke gelaufen. Wie sonst will man denn die gelaufenen Kilometer zählen? Beim 6-Stundenlauf in Nürnberg ist es eine Runde mit etwa 1,6 km, in Köln eine mit zwei Kilometern Länge, sehr angenehm zum Zählen und Berechnen der gelaufenen Kilometer.


„Tja, was gibt es da denn viel zu erzählen“ denken jetzt die meisten Leser, „da läuft man eben 12 Stunden lang im Kreis, muss ziemlich langweilig sein!“ Nein! So ein Laufen „im Kreis“ ist sehr abwechslungsreich, nichts von Langeweile. Im Gegenteil, viele Vorteile: die Verpflegung ist verlässlich, da man zwangsläufig in jeder Runde dran vorbeikommt, die Strecke ist stets gefüllt mit Läuferinnen und Läufern, man wird überholt, man überholt selber, man kommt sozusagen mit Hinz und Kunz ins Gespräch, man kommt in jeder Runde am Klo vorbei.


Genug der Vorrede und zur Sache. Ich hatte mich also entschlossen, am Vortag der Deutschen Einheit in Köln meinen ersten 12-Stundenlauf zu machen. Am Dienstag vorher war ich eine Etappe des Deutschlandlaufes gelaufen und zwei Tage davor den Marathon in Ulm. Große Ambitionen auf viele Kilometer hatte ich also nicht, ich wollte mit einem Mix aus joggen und gehen die 12 Stunden hinter mich bringen und hoffte, dass ich das gut schaffte.


Die Anreise am Vortag war „bescheiden“, es regnete unaufhörlich, von Stuttgart bis etwa Koblenz, danach wurde es besser und ich hatte die Hoffnung, dass sich der Wetterbericht bewahrheitete, der für den Lauftag trockenes Wetter vorhergesagt hatte.


Die Startunterlagen holte man in Hotel 1147 ab und zwar in dem Restaurant im Erdgeschoss. Sehr praktisch, man konnte hier gleich seine obligatorischen Nudeln verdrücken. Übernachten konnte man ebenfalls im Hotel, viel billiger aber in „Clark’s Family Sportpark“. Dort waren wir etwa 20 Personen in einer riesigen Halle.

 

Am nächsten Morgen gab es bereits ab 5.40 Uhr ein Frühstück, das im Preis von 5 Euro für die Übernachtung inbegriffen war. Der Start des Laufes war direkt beim Sportpark, so dass ich ohne großen Aufwand mein Zeug wieder im Auto vor der Halle verstauen konnte und dann am Start war.


Der Veranstalter Wolfgang Olbrich-Beilig erklärte noch kurz die Strecke und dann ging es pünktlich um 7 Uhr los. Dunkel war es noch, aber kein Problem, der größte Teil ging durch Wohngebiet wo dann Straßenlampen Licht gaben. Bereits während der ersten Runde begann es zu dämmern und nach einer halben Stunde war es hell.


Die Strecke lag am Rande einer dicht bebauten Gegend von Köln (Köln-Weiden) und in der Nähe der Autobahn. Etwas vereinfacht kann man sich die Runde als Rechteck vorstellen. Erst ging es etwa 360 m geradeaus, links Büsche, rechts eine Wiese, vor uns in der Ferne Felder und dahinter die Autobahn. Dann im rechten Winkel nach rechts und wieder geradeaus auf Wohnblocks zu, links der Acker, rechts natürlich besagte Wiese, die als Hundewiese ausgewiesen war. Etwas weiter kam dann rechts ein Fußballplatz, unsichtbar hinter Büschen versteckt, dann wieder eine Wiese. Nach etwa 530 Meter waren die Wohnblocks erreicht, wieder im rechten Winkel nach rechts. Hier stand der erste Streckenposten, der den Weg wies, der aber vor allem alle Läuferinnen und Läufer anfeuerte.

 

Auf einem gepflasterten Fußweg ging es jetzt einige hundert Meter geradeaus, kaum Häuser, sehr viel Grün. Eine Straße wurde überquert, hier stand der nächste Streckenposten. Der hatte in der Tat ab und zu was zu tun. Immer,  wenn ein Auto kam, hielt er es auf, wenn sich gleichzeitig ein Läufer näherte. Links kam jetzt eine Sporthalle, anschließend ein Hallenbad, mit dem 1-km-Schild neben dem Weg.

 

Weiter ging es geradeaus, links und rechts jetzt Wohnblocks und schon wieder ging es im 90 Grad Winkel nach rechts. Auch hier ein Streckenposten, denn hier konnte der undisziplinierte Läufer einen Meter zu weit laufen und wäre dann auf der Straße gewesen. Man musste aber ab hier auf dem Gehweg laufen, denn man war mitten im Wohngebiet, rechts und links jede Menge parkender Autos. Nach 180 Meter wieder nach rechts, vorbei am Kilometerschild „1.500 m“, 180 Meter geradeaus auf dem Gehweg, dann nach links, am dortigen Streckenposten vorbei und schon war man auf der etwa 350 Meter langen „Zielgeraden“.


Rechts hatte man wieder die Wiese von Anfang, links Wohnblocks und nach etwa 100 Metern eine Wiese. Am Ende der „Zielgeraden dann „Clark’s Family Sportpark“, kurz zuvor der 180 Grad Wendepunkt. Sofort nach der Wende lief man über die Matten, die Dank des Chips am Fuß den Durchgang – hoffentlich jedes Mal – zählte und schon war die Runde von exakt 2.000 amtlich vermessenen Metern durchlaufen.


Nun stand man vor dem Verpflegungsstand, konnte sich dort vergnügen, lief dann ein paar Meter, 90 Grad Schwenk nach links und schon konnte man die nächste Runde in Angriff nehmen. Tja, gar nicht so einfach zu beschreiben, obwohl ganz einfach zu laufen. Schaut euch einfach die Bilder an, dann bekommt ihr einen besseren Eindruck.


Insgesamt 57 Anmeldungen zum 12-Stundenlauf lagen vor, laut Ergebnisliste aber waren nur 48 davon am Start und nahmen das Rennen auf. Ich begann, zusammen mit Bernhard, ganz gemütlich, die Schnellen rasten los, als ob sie etwas vorhätten. Am Ende der ersten Runde nützte ich gleich die ideale Lage der Strecke aus und ging erst Mal aufs WC in der Halle, bevor ich dann über die Matten lief und damit die Runde beendete. Ich hatte gut gefrühstückt, ignorierte also erstmal die Verpflegung und nahm sofort die zweite Runde in Angriff. Mal sehen, wie lange es dauerte, bis ich Bernhard und Hanne eingeholt hatte?

 

Tatsächlich sah es heute überhaupt nicht nach Regen aus, bewölkt zwar, aber irgendwie harmlos. Auch die Temperatur stimmte - um 12 Grad. Ganz unbeschwert lief ich also meine Runden, anfänglich zwischen 14 und 15 Minuten, nur nicht zu schnell angehen, das würde ich büßen müssen. Ab und zu legte ich auch mal eine Gehpause ein, mal eine halbe Runde, mal eine ganze Runde, entsprechend sanken da die Rundenzeiten auf 16 bis 19 Minuten – auch kein Problem. Bereits nach zwei Runden hatte ich Bernhard und Hanne eingeholt, lief ein Stückchen mit ihnen zusammen, bis mich dann Günter eingeholt hatte, besser, bis er mich überrundet hatte. Zusammen mit ihm lief ich die nächsten Runden etwas schneller. Er laberte in seinem Dortmunder Dialekt auf mich ein, ich konterte in meinem Schwäbisch und schon waren wieder ein paar Runden absolviert und zwei Stunden waren vergangen.

 

Ach ja, es waren ja noch ein paar Promis auf der Strecke. Robert Wimmer zum Beispiel, Sieger des Transeuropa Laufes, den ich vom ersten Isarlauf (2004) her kenne. Gerüchteweise hörte ich, dass er hier heute Rekord laufen wollte. Tatsächlich legte er ein grandioses Tempo vor, überholte mich bereits in der dritten Runde und wiederholte das recht beständig. Auch Ilona Schlegel, bekannte Ultraläuferin aus der deutschen Spitze war dabei. Auch sie überholte mich alle paar Runden. Beeindruckend die Beiden, aber aus einer anderen Welt, die ich in diesem Leben nicht mehr kennen lernen werde. Dann gab es noch jede Menge weiterer Läufer, die mich immer wieder mal überholten. Mit dabei auch ein schwedischer Läufer mit Krücken, der ein künstliches Kniegelenk hatte, das er mit den Krücken entlastete. Aber weder künstliches Gelenk noch Krücken hinderten ihn daran, mich mehrmals zu überholen – alle Achtung.


Nun, was war auf der Strecke sonst noch los. Ganz früh morgens nur ein paar Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner ausführten. Später dann kamen sie verstärkt und schickten die Hunde rudelweise auf die Wiese. Nun ja, groß genug war die Wiese ja. Im Wohngebiet selbst war es die ersten Stunden recht ruhig, dann aber tauchten immer mehr Leute auf, die irgendwelche Dinge erledigten. Spaziergänger sah man, manche erkundigten sich bei den Streckenposten, was wir denn da machten, andere wussten das wohl bereits und ignorierten uns oder betrachteten uns wohlwollend.

 

Ziemlich unbehelligt von dem ganzen Treiben absolvierten wir unsere Runden. Gegen 11 Uhr tauchten dann ein paar Jugendliche an der Hundewiese auf, mit Motorroller und Freundinnen. Sie waren aber mit sich selbst beschäftigt und interessierten sich überhaupt nicht für uns Helden. Ganz schön abgeklärt die Jugend heutzutage. Das Wohngebiet war jetzt „aufgewacht“ und die Leute gingen ihren Vergnügungen nach. Der Verkehr in den Straßen wurde spürbar, man musste gegenseitig Rücksicht nehmen. Vor allem zum und vom Sportpark fuhren jetzt die Kunden, so dass auf der „Zielgeraden“ auch immer wieder ein oder mehrere Auto fuhren.


Bereits nach der dritten Runde hatte ich begonnen, jeweils den Verpflegungsstand anzusteuern. Ein paar Chips, ein paar Salzstangen, ein Stückchen Schokolade und zwei, drei Salzkekse; dann sofort zum Nebentisch und dort einen Becher Wasser, Apfelschorle oder Iso, meist aber Malzbier. Erst auf den letzten Runden wechselte ich dann zum Cola. Trinken kann man nicht genug und den Salzverlust durch Schwitzen sollte man auch rechtzeitig kompensieren, bevor der Körper rebelliert.


Wieder mal hatte ich Bernhard überrundet und machte mit ihm zusammen ein paar Runden, teils gehend, teils langsam joggend. Wir unterhielten uns über alles Mögliche, vor allem aber natürlich über das Laufen und unsere Pläne für das kommende Jahr. Ab und zu wunderten wir uns über unsere Mitläufer, die uns ständig überholten und die teilweise überhaupt nicht ansprechbar waren, weil sie Musik hörten. Auch Günter hatte Ohrhörer auf, die er abnahm, als er uns mal wieder überrundet hatte und ein Stück mit uns ging. Dann redete er ein wenig auf uns ein, setzte seine Ohrhörer wieder auf und lief weiter.


Die Zeit verging also recht kurzweilig und irgendwie hatten wir den Eindruck, dass die schnelleren Läufer nicht mehr so häufig an uns vorbeikamen. Auch Robert Wimmer hatte etwas nachgelassen, seine Überholungsintervalle waren länger geworden, obwohl auch wir etwas langsamer waren. Tja, auch ein Spitzenläufer musste offensichtlich dem schnellen Anfangstempo Tribut zollen. Nein! nicht ganz. Ilona Schlegel offensichtlich nicht. Sehr gleichmäßig überholte sie mich immer wieder. In den ersten Stunden hatte sie noch einen Begleiter gehabt, der ihr aber irgendwie abhanden kam, denn meist lief sie jetzt alleine.


Apropos abhanden kommen. Einige Läuferinnen und Läufer waren schon nach wenigen Stunden langsamer geworden und tatsächlich holte ich einige wieder ein. So auch Thomas, mit dem ich mich dann eine Runde lang unterhielt. Er war heute nicht gut drauf und musste eine Gehpause einlegen. Ich ließ mir von ihm vom Deutschlandlauf berichten, aber auch von seinen Plänen. Nach einer Runde angeregter Unterhaltung war ich bestens informiert und hatte dabei erholsame Minuten. Thomas würde heute wohl die 12 Stunden nicht zu Ende laufen. Tatsächlich beendeten dann er und Claudia nach etwa fünf Stunden den Lauf.

 

Gegen 12.30 Uhr fragte man mich am Verpflegungsstand, ob ich Spaghetti wolle. „Klar“ und schon hatte ich einen Teller davon und ließ sie mir schmecken, natürlich ganz gemütlich im Sitzen – soviel Zeit muss sein. Das würde mir sicher Energie für die restlichen Stunden geben. Im Gegensatz zu einem schnellen Marathon kann man bei einem solchen Lauf problemlos Energie aus dem Essen bekommen, wenn man nicht zu schnell unterwegs war.


Nach genau sechs Stunden starteten dann die 31 6-Stundenläuferinnen und Läufer ihr Rennen. Zufällig lief ich genau zu diesem Zeitpunkt auf den Wendepunkt zu. Weil ich aber „auf meiner Leitung stand“ hatte ich meine Kamera zu spät schussbereit und konnte nur noch die hinteren Starter aufnehmen. Jetzt würde wieder Leben ins Feld kommen, die waren ja noch frisch und liefen wohl ein entsprechendes Tempo. In der Tat begannen jetzt wieder die Überrundungen. Eine ganze Gruppe überholte mich alle paar Runden, aber es waren auch ein paar ganz Langsame dabei, so dass auch ich wieder welche überholen konnte.


Hatte ich in den ersten Stunden Hanne und Bernhard zweimal überholt, gelang mir das jetzt nur noch bei Bernhard. Wo war Hanne geblieben? Sie konnte doch nicht aufgehört haben, dann wäre sie ja irgendwo im Zielbereich. Auch Jürgen hatte sie schon eine Weile nicht mehr gesehen?


Irgendwann nach neun Stunden saß Robert Wimmer auf der Bank beim Verpflegungsstand. Ei, was war denn das? So konnte er aber nicht Rekord laufen. Als er dann nach einer Runde immer noch da saß, war mir klar, dass er das Rennen aufgegeben hatte. Einer Pressemitteilung entnahm ich, dass er Trainingsrückstand hatte und noch keine 12 Stunden im geplanten Tempo durchhalten könnte. Aber immerhin 94 Kilometer hatte er bis zu seiner Aufgabe absolviert und blieb auch bis zum Ende des Rennens im Zielbereich und schaute sich von dort aus das Rennen an. Damit lag wohl Ilona Schlegel vorne und blieb es auch bis zum Schluss. Sagenhafte 131,159 km hatte sie geschafft, unglaublich.


Erstaunlicherweise ging es mir immer noch recht gut. Klar, nach neun Stunden Laufen denkt man schon immer wieder ans Ende, aber ich konnte mein bescheidenes Tempo halten, die Gehpausen wurden nicht länger, im Gegenteil, ich stellte fest, dass mir Joggen besser bekam. Endlich tauchte auch Hanne wieder auf, aber nicht vor mir, sondern hinter mir. Donnerwetter, sie lief offensichtlich schon seit Stunden in etwa mein Tempo und daher hatte ich sie nicht mehr überrunden können. Da ich vor kurzem nochmals auf dem WC in der Halle war, hatte sie die halbe Runde Rückstand aufgeholt und zu mir aufgeschlossen. Obwohl sie schon lange keinen Marathon mehr gelaufen war und zu diesem Lauf von Jürgen mehr oder weniger „überredet“ wurde, lief sie recht gut und war doch tatsächlich viele Stunden mit mir in der selben Runde, weshalb ich sie nicht mehr gesehen hatte. Donnerwetter, da zeigte sie aber in ihrem ersten 12-Stundenlauf eine gewaltige Leistung. Auch die restlichen Stunden ließ sie sich nicht abschütteln, teilweise liefen wir zusammen, teilweise war sie kurz hinter mir.

 

In der Zwischenzeit sah ich immer wieder mal einen Läufer, der das Rennen beendet hatte. Auch die meisten Läufer, die noch vor Stunden immer wieder Mal an mir vorbeigezogen waren, liefen jetzt so langsam wie ich. Die hatten wohl nach dem Motto begonnen, „was ich am Anfang laufe kann mir niemand mehr wegnehmen“. Ich aber behaupte, wenn sie am Anfang etwas langsamer gelaufen wären, hätten sie das Tempo durchhalten können und insgesamt mehr Kilometer geschafft. Nur noch ganz wenige hielten ihr hohes Anfangstempo aufrecht, darunter Ilona Schlegel und auch Markus Müller, den ich auch vom Isarlauf 2004 her kenne und der auch dort beständig und schnell lief. Die anderen paar Läufer – auch eine Läuferin war dabei – die mich immer wieder mal überholten kannte ich nicht. Bei den 6-Stundenläufern hatte sich Karl Graf ein paar hundert Meter von der Spitzengruppe abgesetzt und rannte beständig sein hohes Tempo. Karl Graf ist in einer der Spitzenläufer der Ultraszene und Teammitglied der 24-Stunden-Nationalmannschaft.


Das alles brachte Leben auf die Strecke, so dass es nie langweilig war. Ach ja, irgendwann am Nachmittag bevölkerte sich schlagartig die Laufstrecke in der Gegend der Sporthalle. Viele Leute strebten Richtung Fußballplatz und tatsächlich fand dort ein Fußballspiel statt. Sehen konnte man zwar nichts, denn der Sportplatz war ja von unserer Strecke durch Büsche abgegrenzt, aber dafür hörte man umso mehr das Jubeln, Schreien und Grölen der Zuschauer. Nach etwas mehr als zwei Stunden war das dann auch vorbei.


Am späten Nachmittag dann gab es deutlich mehr Spaziergänger auf der Strecke. Einige flanierten die ganze Strecke in Gegenrichtung, so dass sie uns Läufer besser beobachten konnten. Auch die Hundefreunde tauchten gegen Abend wieder zahlreicher auf. Ein Läufer hatte ganz das Joggen aufgegeben und ging die letzte Stunde Hand in Hand mit seiner Freundin seine Runden. Insgesamt ist so ein 12-Stundenlauf in so einer Gegend doch recht abwechslungsreich. Zwölf Stunden sind zwar lang, werden aber angenehmer, wenn so viel los ist.


Während der letzten eineinhalb Stunden begann ich zu rechnen. Ich wollte auf keinen Fall am Ende der 12 Stunden irgendwo auf der Strecke sein und warten, bis das Stück vermessen war. Ich korrigierte also mein Tempo so, dass ich nach 12 Stunden im Zielbereich ankommen würde. Da ich mich immer noch erstaunlich gut fühlte, konnte ich noch etwas zulegen und schaffte jede Runde in etwa 15 Minuten. Ein Streckenposten rief mir dann gegen Ende zu, dass ich noch zweimal vorbeikommen würde. Ich hatte aber da noch drei Runden vor und sagte im das.  „Das wird wohl nicht klappen“, meinte er. Nun, er täuschte sich natürlich. Auf der letzten Runde schloss sich Hanne an. Auch sie hatte noch genügend Reserven und rannte schneller als notwendig, so dass ich sie immer wieder mal bremsen musste. Tatsächlich kamen wir dann kaum eine Minute vor Ende im Ziel an. Natürlich liefen wir nicht mehr weiter, sondern genossen die Zeit am Verpflegungsstand.

 

Insgesamt hatte ich 88 Kilometer geschafft, ich war sehr zufrieden mit mir. Es war ein schöner Lauf in einer schönen Gemeinschaft von Freunden, Bekannten und Gleichgesinnten. Hanne lag zwei Runden hinter mir, ein wirklich tolles Ergebnis und Bernhard vier Runden. Jürgen hatte tatsächlich mit 100 Kilometern sein Wunschziel erreicht – Gratulation.


Vor der Heimfahrt nützten wir die ideale Lage aus und duschten erst Mal ausgiebig in der Halle. Die Unermüdlichen konnten hier noch in die Sauna gehen und anschließend gemütlich zusammen sitzen. Danach konnte man sogar kostenlos in der Halle übernachten. Wir drei – Hanne, Jürgen und ich – mussten heute noch nach Hause.


Fazit: Ein schöner Lauftag mit einer perfekten Organisation, bei der man nichts verbessern kann. Eine abwechslungsreiche Strecke, engagierte und freundliche Helfer, was kann man mehr erwarten? Ich kann den 12-Stundenlauf in Köln also nur bestens empfehlen. Mit ein wenig Durchhaltevermögen, weniger vom Körper her, sondern vom Kopf, kann sich so einen Lauf jeder Marathonläufer zutrauen. Man kann ja jederzeit mal Pause machen, rundenweise langsam gehen, oder auch vorzeitig aufhören. Günter z.B. setzte sich mal 20 Minuten in seinen Bus, machte sich einen Espresso und stieg dann wieder in den Lauf ein. Tja, da war er drei Minuten zu lang im Auto, denn er schaffte nur 99,539 km!

 


 
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