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Laufberichte

Weihnachten ist öfter!

18.04.10
Autor: Joe Kelbel

Die schmale Gasse der Fussgängerzone von Grünstadt ist cool. Doch wer hier an den Frühstückstischen der Cafés sitzt, hat diese Stampede à la Carl May nicht erwartet und glotzt uns mit offenem Mund an.  Der erste Verpflegungsstand kommt für die HM-Läufer völlig unerwartet. Panik bricht aus, so wie immer bei solchen Läufen.

Nach Grünstadt wird es extrem sonnig. Weite Blicke in die Ferne, oh wie liebe ich das, links bis zum Odenwald und rechts bis hoch zum Pfälzer Wald, wo es so schmackhafte Wildschweine gibt. Das  entschädigt auch  für diese Mühe zwischen den Weinbergen. Wer jetzt nicht kapiert hat, daß  Steigungen zu diesem Lauf gehören, der kann bei km 8,7 auf den Halben umsteigen.

Diese Strecke hat was! Grelle Frühlingssonne und  anspruchsvolle langgestreckte Steigungen, wir müssen alle kämpfen! Die Verpflegungsstellen sind nun dringend nötig. Die Temperatur in den Weinbergen und auf dem Asphalt werden unerträglich. An jeder Stadion gibt es Wein, natürlich auch Wasser, Iso und Obst. Die meisten Läufer nehmen jetzt das Tempo raus, zu hart sind die heutigen  Bedingungen, zu verlockend der Genuß an den Verpflegungsständen.

Endlich geht es abwärts in die Rheinebene. Auf einer Verkehrsinsel ein gutes Kunstobjekt: sieben Strahlen aus Stein über der Rheinebene, dahinter glänzen die folienbedeckten Spargelfelder im Dunst der kilometerweiten Ebene. Das ist wunderbar, das ist geil, das mag ich, das ist mein Marathon, es geht abwärts.

Komischerweise stehen an den Verpflegungsstellen immer dieselben Läufer hahaha! Und viele Läufer kennen die Leute, die hier an den Café-Tischen in Bad Dürkheim sitzen, schöne Stimmung, das ist mein Marathon und das mag ich.

Der Kurpark in Bad Dürkheim ist voller Blütenpracht. Wir laufen am Gradierwerk vorbei, nach einem Brand wird es wiederaufgebaut.  In der 333 Meter langen und bis zu 18 Meter hohen Anlage werden rund 250.000 Reisigbündel zu Wänden geschichtet. Über diese Reisigwände rieselt Salzwasser, um so zu  verdunsten. Die salzhaltigen Tröpfchen haben einen positiven Einfluss auf Lungen und Bronchien, zusätzlich wird die Umgebungsluft durch die Verdunstung gekühlt. Also ideales Laufrevier. Ursprünglich gab es fünf dieser riesigen Gradierwerke in Bad Dürkheim, sie dienten der Salzgewinnung .

Hin und her geht es jetzt. Bei km 23 setzte letztes Mal der heftige Hagelsturm ein, der mich an meine Grenzen brachte, da ich zu knapp angezogen war. Heute schafft mich die brütende Hitze. Es sind mehr als 25 Grad jetzt um die Mittagszeit und ich kippe mir die Getränke ( mit Pfälzer Geschmacksverbesserer) hinunter.

Gemütlich sind die Anstiege nach Kallstadt nicht, aber allemal besser als jetzt beim Sonntagsbrunch zu sitzen. Gabi Gründling moderiert hier oben und wundert sich, dass ich außer Atem bin.

Die erste außergewöhnliche Erfrischung bietet Dackenheim an: Es gibt Riesling aus Schwämmen. Ich verweile einen Augenblick und dusche in dem  feuchten Nass,...... da kippt Dr. Hoffmann tot um. Vergiftet. Da scheint der Edelwinzer Achim Hellinger seine Finger im Spiel gehabt zu haben. „Weinstrassenmord“, so heisst der Pfalz-Krimi von Markus Guthmann und der Mord passierte genau hier an dieser Rieslingtränke. Witzig!

Zurück in den Weinbergen seh ich den Heiko, wie er da total relaxt mit seiner Freundin im Gras liegt und die schwitzenden Läufer betrachtet. Mann! Der hat´s gut! Ich mache schnell ein Foto, tippe mit dem Zeigefinger an die Stirn und laufe weiter.

Zurück in der Fußgängerzone von Grünstadt, es ist einsam geworden. Wenige Zuschauer, aber dafür besser drauf als heute Morgen. Wenn man bei km 38 ins Tal schaut, dann kann einem der Mut vergehen, denn auf der anderen Seite muss man wieder hoch. Aber vorher gibt es die beste Verpflegungsstation mit Live-Mucke!

Danach kommen uns schon die ersten HM-Läufer mit umgehängten Medaillen entgegen, aber für uns wird es jetzt nochmal verdammt hart. Wir quälen uns den endlos steilen Anstieg hoch und dort oben, bei km 40, liegt die Doris faul in der Sonne und wartet auf ihren Mitläufer, wie vorher der Heiko. Eigentlich hat sie recht! Es ist Frühling und Wein gibt es noch reichlich im Ziel! Hang-Loose! Kurz vorm Ziel werde ich noch per Handschlag vom Moderator Jochen Heringhaus begrüßt.

Hach, es war ein schöner, harter Lauf gewesen, und mit Gemütlichkeit trabe ich durchs Zieltor. Was für ein schöner kondenzstreifenfreier Sonnensonntag! Die Duschen werden von der Bundeswehr mit Diesel-Durchlauferhitzer auf angenehme Wärme gebracht und im Festzelt ist gute Stimmung. Was will man mehr?

Ein bißchen traurig bin ich, weil ich bei der Vorabend-Party nicht dabei war. Ich muss nun wieder 2 Jahre warten. Der wahre Grund ist, daß  Ute Turzik, die sportliche Leiterin des Orgateams und Rolf Kley (siehe Fotos), der die Gesamtleitung übernommen hat, im Jahreswechsel die Oltimer-Rally und dann wieder den Marathon organisieren. Aber dies machen sie gut.

Schön wäre es, wenn die Pfälzer Meisterschaften in diesen Lauf integriert werden würden. Der Deutsche Weinstraßen-Marathon ist es wert. Aber Weihnachten ist öfter!

Marathonsieger

Männer

1    Cherono, Fredrick (KEN)    02:25:27   
2    Vinogradov, Jurij (RUS)   Da-marathon 02:34:03   
3    Janicki, Jaroslaw (POL)   Hermes Gryfino 02:34:20 

Frauen

1    Biwott, Salome (KEN)      02:51:38 
2    Chmiel, Joanna (POL)   Klub Biegacza Arturówek 02:57:28   
3    Matheis, Josefa (GER)   TSG Eisenberg 03:00:56   

700 Finisher

12
 
 

Informationen: Marathon Deutsche Weinstraße
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