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Laufberichte

Sonne und Winter – das läuft in Leipzig!

 

Leipzig, 1989. Vor dreißig Jahren wurde hier die friedliche Revolution, die sogenannte politische Wende in Ostdeutschland eingeleitet. Auch ich war damals bei der Montagsdemonstration dabei, um gegen die Verhältnisse in der DDR zu demonstrieren. Wir hatten die Phrasen der SED-Diktatur satt. Wir waren gegen Bevormundung und Dogmatismus, wir waren für Reisefreiheit und vor allem für freie Entscheidung in der Persönlichkeit. Seit Jahren spürten die Leute, dass die sozialistische Ideologie nicht aufgegangen war, dass jetzt vor allem eines zählte: „Wir sind das Volk!“

Hier und jetzt in Leipzig wird uns bewusst: die demokratischen Zustände machen es möglich, dass eine gebürtige Kasachin, eine Bremerin aus dem Westen und ein in Bergen auf Rügen geborener „Ossi“ zusammen ein Team beim Leipziger Wintermarathon stellen können. Für Marathon4you starten wir als „Die Nordsonnen.“

Unsere Bremerin heißt Sonja und sie ist auch heute unser Garant für Sonnenschein. Die Temperaturen leicht unter null stören überhaupt nicht. Das gehört doch bei einem echten Wintermarathon dazu. Organisiert wird der Leipziger Wintermarathon von dem Verein LG exa, einem Laufverein, den es erst seit 2006 gibt. Da kann man doch respektvoll sagen, dass es heute SCHON den 10. Wintermarathon in Leipzig gibt!

 

 

Und schon von der Konstellation her, ist der Leipziger Wintermarathon etwas ganz Besonderes. Er ist ein Teammarathon, bei dem drei Läufer die Marathonstrecke gemeinsam absolvieren. Die erreichte Zielzeit geht in eine Teamwertung ein, welche sich in die Kategorien Frauen, Männer und Mix unterteilt.

Eine weitere Besonderheit ist die Strecke. Sie ist ein Rundkurs durch einen Stadtpark und durch einen Wald, misst 4,2 Kilometer und muss zehnmal absolviert werden. Ob wir das mögen? Wir werden es herausfinden.

Pünktlich um 11:00 Uhr werden 300 bestens gelaunte Läufer auf die Strecke geschickt. Es ist schon so, wer im Winter Marathon läuft, muss den Marathon wirklich lieben. Es reicht ihm nicht aus, in den wärmeren Jahreszeiten Marathon zu laufen. Er will auch mal was besonders erlaufen, in Leipzig findet er es.      

Der Stadtpark ist nach Clara Zetkin benannt, einer zu Anfang des 20. Jahrhunderts zuerst in Leipzig wirkenden sozialistischen Politikerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin. Im Jahr 1955 gaben die Leipziger Stadtoberen dem Park ihren Namen. Mit diesem Schritt wurden damals die bereits bestehenden historischen Parkanlagen Johannapark, Palmengarten, Scheibenholz und Albertpark zu einem Park vereinigt.

Für uns heißt das, dass es sich um eine wider Erwarten sehr abwechslungsreiche Strecke handelt. Denn schon in der ersten Runde wird uns klar: Das hier ist ein beschaulicher Landschaftslauf mitten in einer Großstadt.

Von dem Sporthaus der BSV AOK Leipzig aus laufen wir auf der Anton-Bruckner-Allee und der Sachsenbrücke über das Elsterflutbett, einem 3,6 Kilometer langen künstlichen Flusslauf und rechtem Nebenarm der Weißen Elster. Ein Kilometer ist geschafft und wir laufen an der Karl-Tauchnitz-Straße durch eine schöne Ahornallee. Hier bekommen wir linker Hand für ein paar hundert Meter etwas Stadt- bzw. Verkehrsfeeling geboten. Doch gleich läuft es rechts hinab zur Galopprennbahn Scheibenholz, Leipzigs ältester noch bestehender Sportanlage, gegründet im Jahr1867. An diesem magischen Ort gibt es alles, was dazu gehört: Pferdesport, Wettbüro, Gastronomie und eine architektonisch beeindruckende Tribüne mit zwei markanten Türmen. Wir haben zwei Kilometer hinter uns, überqueren auf dem Rennbahnsteg erneut das Elsterflutbett und befinden uns in der Nonne, dem Waldgebiet in der Stadt, welches an den Clara-Zetkin-Park grenzt. Hier wird die Strecke besonders natürlich urig, die Wege sind zunächst gefroren, später etwas aufgeweicht. Für die Städter ist „Die Nonne“ auch als natürlich gebetteter Spielplatz ein Anziehungspunkt.

 

 

In dem Naherholungsgebiet begegnen wir freilich einigen herausgeputzten Spaziergängern. Auch Läufer, Radfahrer und Inlineskater sind unterwegs. Das trägt mit zur Beschaulichkeit bei. So erreichen wir auf dem Nonnenweg das Kilometerschild drei, bekommen am nördlichen Ende des Weges ein wenig Stadtfeeling vom Straßenbahnverkehr her zu spüren und laufen den letzten Kilometer durch den Wald bis zum AOK-Sportzentrum, dem Start- und Zielgebiet.

Hier werden wir Durchläufer mit herzlicher Moderation und Bewirtung willkommen geheißen. Die gebotene Verpflegung ist abwechslungsreich und gut. Von Wasser über Tee und Iso, von Bananen, Äpfeln, Schleim, Salzbrezeln, Kuchen, Cola und Salzsuppe ist alles im Programm, was der Marathonläufer braucht, um über die Runden zu kommen.

 

 

Und sind zehn Runden schlimm? Anfangs ist es eine Kopfsache. Wenn man weiß, dass nach erst drei Runden noch sieben folgen und man schon vom führenden Team überrundet wurde, kommt man schon ins Grübeln. Stellt man sich aber vor, man wäre jetzt auf einer einzigen großen Schleife, ist wieder alles ok. Denn dort wäre man alleine unterwegs und hier ist immer was los. Die Stimmung ist prächtig.

Im Team zu laufen, fördert Vertrautheit, Kameradschaft und Verantwortung und die vielen Begegnungen mit anderen Teams sorgen für beste Unterhaltung. Und dann sind da nicht zuletzt die Hotspots an neuralgischen Streckenpunkten. Auf jeder Runde freuen wir uns erneut auf den Applaus auf der Sachsenbrücke, auf die musikalischen Einlagen von Mathe-Prof  Wolfgang Wittig (selber Marathon- und Ultraläufer),  an der Rennbahn und vor allem auf die wie eine Eisbärin eingepackte junge Frau am letzten Kilometer.   

 


 
So ist es denn ein mit viel Herz organisierter Marathon mit wohlig dosierter Stimmung. Geboten werden Gepäckaufbewahrung, elektronische Zeiterfassung, Duschen und sogar Sauna, Urkundendruck, Eiskristallmedaille und eine Eistorte pro Team. Hernach kann man neben Kaffee und Kuchen auch Gegrilltes erstehen.

Von den 100 gefinishten Teams gehen 53 auf das Marathon-, 46 auf das Halbmarathon- und eine auf das Splitterteamkonto. In die Sonderwertung Ü 150, bei der die Summe der Geburtstage der drei Teamläufer über 150 sein muss, kommen 16 Teams. Die zweite derartige Sonderwertung, die U 90, musste leider ausfallen.  Daraus könnte man auf ein Nachwuchsproblem im Laufen schließen. Wir sehen das ganz einfach so: Marathon ist DER Sport für ältere Läufer, der fit hält und Spaß macht. Auch und gerade im Winter und im Team in Leipzig.

 

 

 

Siegerteams Marathon


Frauen:

ACC to go mit Antje Müller, Constance Quenzel und Christine Fischer in
3h43min01sec

Männer:

The Fast and the Furious mit Jürgen Löschner, Steffen Burkhardt und Sven Herder in 2h50min53sec

Mix:

#rideontimmi TEAM IRON MIND mit Frederik Thieme, Sindy Kermer und Matthias Pudor in 3h25min31sec2                              

 

 

Informationen: Winter! Marathon
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