Dieses Jahr gab es die fünfte Auflage des Team-Marathons in Leipzig und bei genauer Betrachtung kann ich behaupten, dass ich bei dieser Veranstaltung bereits zum sechsten Mal dabei war. Wie das zu erklären ist und was einen beim Wintermarathon in Leipzig alles erwartet, will hier beschreiben.
Auch warum ich vom Wintermarathon in Leipzig rede und dann wieder vom Team-Marathon. Der Trainingsfaule kann lernen, warum man in Leipzig einen Marathon trotz mangelhafter Vorbereitung gut übersteht. Vor allem aber wird klar, warum man bei dieser Veranstaltung unbedingt dabei sein muss!
Unser Team „Marathon4you“ hat soeben die fünfte von acht Runden beendet, zeitgleich mit uns ist auch das führende Team eingelaufen. Wir aber sind erst bei Kilometer 25 und die Führenden im Ziel – mehr als drei ganze 5km-Runden haben die uns abgenommen!
Wenn alles mit rechten Dingen zuginge, müssten uns jetzt langsam die Kräfte ausgehen. Seit Ende Oktober sind wir keinen Marathon oder langen Lauf mehr gelaufen, das Wintergewicht hat erst ganz unwesentlich abgenommen und als lange Läufe können wir lediglich ein paar wenige 18-20km-Joggs vorweisen. Alles keine guten Voraussetzungen, um einen Marathon ordentlich zu laufen. Also erwartete ich jeden Kilometer den Einbruch.
Erfreulicherweise ging es uns Dreien aber immer noch recht gut, wir hatten noch keine Gehpausen einlegen müssen und wenn es weiterhin so gut lief, dann würden wir die restlichen drei Runden auch noch gut überstehen – mal sehen.
Die Anreise am Vortag von Stuttgart nach Leipzig war einigermaßen entspannt, die Übernachtung im Hotel erholsam und da der Lauf erst um 11 Uhr startete, konnten wir uns auch am Morgen noch Zeit lassen.
Apropos Winter! Im Gegensatz zu meinen bisherigen Teilnahmen in Leipzig hatten wir diesmal ideale Voraussetzungen. Die Temperaturen waren mit etwa 6 Grad recht moderat, der Untergrund bestens zu belaufen, ab und zu blitzte sogar die Sonne heraus, kein Fitzelchen Schnee war zu sehen und auch das Stück weicher Waldboden bei Kilometer 3 wurde im Laufe der Runden nicht schlechter. Als beinahe hervorragend konnte man die Bedingungen heute bezeichnen.
Als wir gegen 9.40 Uhr unsere Startunterlagen und den Chip abholten, waren lediglich ein paar Teams zu sehen. Eine halbe Stunde später aber wuselten überall Läuferinnen und Läufer herum, manche sprachen noch dem kostenlosen – Spende erbeten –Kuchen/Kaffeebuffet zu.
In gelöster Stimmung postierte man sich dann hinter der Startlinie, der Streckensprecher begrüßte noch den Vorjahressieger und startete dann pünktlich um 11 Uhr den Lauf.
Bei der ersten Auflage der Veranstaltung in Leipzig im Januar 2010 waren 35 Teams auf der Strecke, was sich in den Folgejahren steigerte: 56, 70, 87 und diesmal 73 Teams. Diese Zahlen zeigen, dass das Konzept stimmt und der Veranstalter alles richtig machte.
Hundert Meter nach dem Start ging es auf die Anton-Bruckner-Allee und schon konnten alle 219 Läuferinnen und Läufer ungestört laufen. Die allermeisten vorneweg, vier, fünf Teams hinten bei uns, mit denen wir dann beinahe das ganze Rennen über „Positionskämpe“ lieferten, bis wir uns dann gegen Ende nach vorne absetzen konnten.
Nach dem ersten Kilometer waren wir schon nach rechts auf die Karl-Tauchnitz-Straße eingebogen, rechterhand der Clara-Zetkin-Park, links repräsentative Villen. Lediglich ein Gebäude stach da arg negativ hervor, beschmiert und mit eingeworfenen Scheiben. Ein Mitläufer aus Leipzig erwähnte etwas von ehemaligem Stasi- und/oder Botschaftsgebäude und unterirdischen Gängen. Genaueres fand ich aber auf die Schnelle jetzt nicht heraus.
Die Galopprennbahn Scheibenholz war erreicht, es ging rechts weg und in einem lang gezogenem Linksbogen ein paar hundert Meter der Rennbahn entlang. Bei jeder der ersten drei Auflagen des Wintermarathons, bei denen ich dabei war, stand am Ende des Bogens ein Musikus mit Orgel und Saxofon, trotzte der Kälte und machte Musik, teils aus der „Konserve“, ergänzt um eigene Melodieführung. Und tatsächlich, ich hörte ihn schon in der Ferne, er war da!
Heute ging es aber nicht den geraden Weg an der Musik vorbei auf die Brücke und über das Elsterflutbett, sondern man hatte einen kleinen Schlenker von vielleicht 50m eingebaut. Was es wohl mit dem Schild mit dem Pferd links am Brückeneingang auf sich hatte?
Nach der Brücke lief man links weg und auf einem Damm dem Wasser entlang, bis die Strecke kurz nach Kilometer 3 in den Wald führte und für vielleicht 150m matschig wurde. Rechts oder links an dem klebrigen Untergrund vorbei? Nach der zweiten Runde war auch das entschieden, rechts lief es sich etwas besser.
Weiter ging es durch den Wald, man hatte wieder festen Boden unter den Füßen, Kilometer vier wurde passiert und bald schwenkte der Weg nach rechts auf die letzten 700 Meter, und schon war man wieder im Startbereich.
Dort kommentierte nicht wie gewohnt der altgediente Bernd Sehmisch, sondern Andreas Clauß, ehemals der beste Ausdauerdreikämpfer – sprich Triathlet - der DDR. Aber auch der machte seine Arbeit professionell. Bernd hatte eine Knieoperation hinter sich, lag noch im Krankenhaus, ließ es sich aber nicht nehmen, der Veranstaltung viel Erfolg zu wünschen. Wir wünschen ihm gute Besserung!
Ein wenig zu schnell waren wir auf der ersten Runde. Nun ja, das würde sich sicher noch geben. Wir liefen also frohgemut in die zweite Runde, auf der auch Bruno zusätzlich ins Team 28 kam und Uli unterstützte – moralisch und auch ziehend. In Runde drei dann wurden wir von den ersten Teams überrundet was sich fortan öfters mal wiederholte.
Was hat es aber nun mit meinen sechs Teilnahmen bei bisher fünf Veranstaltungen auf sich? Bereits 1979 fand dieser Marathon statt, aber nicht in Leipzig, sondern im Plänterwald in Berlin. Immer drei Läufer und/oder Läuferinnen mussten den gesamten Marathon gemeinsam laufen. Es war ein Rundkurs von fünf Kilometern, der acht Mal zu laufen war. Jeweils am Rundenende wurde kontrolliert, ob auch noch alle Drei zusammen waren.
Ganze 31 Jahre lang wurde dieser Berliner Team-Marathon jeweils im Januar ausgetragen. In 2007 lief ich dort mit Angelika und Klaus zum ersten Mal und auch 2008 nahm unser Team dort teil. Das Jahr darauf war dann die letzte Auflage dieses Traditionslaufes und wären nicht die Leipziger eingesprungen, würde es diese außergewöhnliche Veranstaltung nicht mehr geben. Ein Dank an die LG eXa Leipzig e.V.! Die Anmeldezahlen zeigen und bestätigen, dass dieser Lauf weiterhin Zukunft hat.
An der Charakteristik des Laufes hat sich ziemlich wenig geändert. Selbstverständlich, nach wie vor ist es ein Team-Marathon der mitten im Winter, sofern es einen gibt, stattfindet. Sogar die Strecken ähneln sich, beides sind 5-km-Rundkurse in einem Freizeitbereich, der auch von vielen Spaziergängern und Radfahrern genutzt wird. War das in Berlin der Plänterwald mit dem ausgedienten Vergnügungspark, den man umrundete, ist es in Leipzig der Clara-Zetkin-Park.
Stopp, einen Unterschied gibt es. In Berlin lief man einige hundert Meter der Spree entlang und immer gab es ein paar Unentwegte, die dort badeten. Die Leipziger sind aber wohl nicht ganz so abgehärtet, ich habe noch nie jemanden im Elsterflutbett baden sehen!
Kurz vor Ende der Runde fünf überholte uns ein bestens gelauntes Team und lief links weg ins Ziel –hatten die doch tatsächlich bereits alle acht Runden hinter sich, einschließlich der kleinen Zusatzrunde. Donnerwetter!
Wir aber machten wieder die obligatorische Rast am Verpflegungstisch: Wasser, Cola, Iso, Tee, Haferschleim – die Entscheidung war nicht einfach, denn es gab auch noch Bananen und allerlei Knabberzeug, alles übersichtlich und freundlich angeboten. Hatte man dann aus all dem gewählt und wollte weiter laufen, kam man am Stand mit Orangensaft/Red Bull vorbei und konnte auch da noch zugreifen. Vermutlich haben wir es dieser üppigen Verpflegung zu verdanken, dass der erwartete Einbruch ab Runde sechs ausblieb.
Hoffnungsfroh machten wir uns also auf unsere sechste Runde, auf der immer noch jede Menge los war. Das Schöne an solchen Rundenläufen ist ja, dass man nie alleine auf der Strecke ist. Es ist ein ständiges Überholen und überholt werden, man hat stets den Eindruck, mitten im Geschehen zu laufen. Dazu kommen noch die Besucher des Parks, die ebenfalls Platz auf den Wegen beanspruchten. Radfahrer, Jogger, Spaziergänger, Läufer und nicht zu vergessen, die Helfer, die an jeder Stelle die Richtung wiesen, an der man hätte falsch laufen können. Es war also richtig was los, Langeweile konnte gar nicht erst aufkommen.
Die Runden waren also so kurzweilig und unsere Verfassung immer noch so gut, dass wir beinahe mühelos die nächsten beiden Runden hinter uns brachten. Erst auf der letzten Runde vermisste man die Läufer, denn die meisten hatten uns zumindest einmal überrundet und waren jetzt bereits im Ziel.
Tatsächlich, auch dieses Mal harrte der Musikus wieder aus, bis auch der Letzte nach fünf Stunden vorbei gekommen war. Uns verabschiedete er mit „The House of the Rising Sun“ von den Animals.
Acht Runden zu je 5 km ergeben 40 Kilometer, die restlichen 2,2km absolvierten wir auf einer kleinen Zusatzschleife: Die Anton-Bruckner-Alle hoch und wieder zurück und die letzten 800 m dann auf dem Schlussabschnitt der normalen Runde.
Wenn man ziemlich am Schluss ins Ziel kommt, hat man den Vorteil, dass die Duschen (wieder?) warm sind! Übrigens, die Wege in Leipzig sind sehr kurz. Nur wenige Meter sind es vom Start/Ziel bis zu den Duschen und in die Halle. Da musste man in Berlin schon mehr Zeit aufwenden.
Wenn man ziemlich am Schluss ins Ziel und in die Duschen kommt, hat man den Nachteil, dass man den Beginn der Siegerehrung versäumt. Aber das war auch gut so! Sieht man doch daran, dass die Preisverleihung sehr zeitnah abläuft, die Schnellen müssen nicht allzu lange herumsitzen, bis endlich die Ehrungen stattfinden. Trotzdem blieb selbst unserem Team noch Zeit, in Ruhe die Urkunden und unsere Belohnung ab zu holen – eine Torte pro Team. Auch eine Wurst konnten wir noch essen, bevor es dann zurück nach Stuttgart ging.
Leute, wer den Wintermarathon in Leipzig noch nicht gelaufen ist, sollte das unbedingt nachholen. Bei der Rückfahrt waren wir uns alle Drei einig, dass das eine besonders schöne Veranstaltung ist, prima organisiert, kurzweilig, mit durchgängig gut gelaunten und freundlichen Helfern und einer super Verpflegung.
Mein Favorit auf den letzten Runden: Haferschleim, gemischt mit Cola und danach einen Becher Orangensaft/Red Bull. Da wird selbst für einen schlecht trainierten Läufer der Marathon zur lockeren Veranstaltung.