„Die Absage ist uns nicht leicht gefallen. Wir haben verschiedene Szenarien beleuchtet. Ein Alternativtermin im Herbst stellte für uns keine Option dar, da auch Events in diesem Zeitraum nicht sicher durchführbar sind. Darüber hinaus ist der Herbst bereits mit etablierten Laufevents besetzt, und wir möchten die Läufer nicht vor die Entscheidung stellen sich für einen Lauf am gleichen Tag entscheiden zu müssen. Somit stecken wir jetzt all unsere Energie, Motivation und Leidenschaft in den Klingenthal Salzkotten Marathon 2021. Stattfinden wird dieser zum angestammten Termin, am 06. Juni 2021.“
Organisationsleiter Sascha Wiczynski
Was bleibt, ist auch in diesem Fall ein Rückblick, diesmal wieder in Form vom Zitaten aus Laufberichten der vergangenen Jahre.
Vom Marktplatz aus flitzen wir los. Auf beiden Seiten Absperrungen, dahinter stehen um diese frühe Uhrzeit bereits ungewöhnlich viele Anwohner und Zuschauer – grüßen, jubeln, klatschen, winken! Cheerleader stehen vor dem Torbogen Spalier, feuern uns mit ersten Tanzeinlagen an. Tolle Stimmung! In der Klingengasse wird es dann schmaler, aber das Läuferfeld zieht sich bereits jetzt deutlich auseinander.
Mario Bartkowski
Die Strecke führt in diesem Abschnitt aus der Kernstadt heraus in Richtung Verne. Ich überquere erstmals die Heder, die hier bereits mehr als die Hälfte ihres nur etwa 11 KM langen Weges von der Quelle zur Lippe zurückgelegt hat. Das klare Wasser sieht erfrischend aus. Eine Erfrischung könnte ich jetzt auch schon gebrauchen und bekomme sie prompt nur wenige Meter weiter. Der erste Durst wird in Klein Verne gelöscht. Die Anlieger haben eine Dusche improvisiert, doch diese Abkühlung brauche ich noch nicht.
Markus Pitz
Wir umlaufen die mächtige Wallfahrtskirche, denn Verne ist einer der ältesten Wallfahrtsorte in Westfalen. Teile der Kirche stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ähnlich wie in Kevelaer wird hier die Muttergottes als „Trösterin der Betrübten“ verehrt. Ein wenig Beistand können wir Läufer ja auch immer gebrauchen.
Werner Kerkenbusch
Diese Bullenhitze! Es wird unangenehm! Die Baumreihen spenden auf dem Rückweg nur wenig Schatten. Ich merke, dass die ansteigende Temperatur auf mein Gemüt drückt. Ich hatte vorm Wochenende schon diese Vorahnung. Viele Teilnehmer traben oder gehen bereits, aber noch habe ich meinen Schweinehund in Griff.
Mario Bartkowski
Wir laufen vorbei am Gradierwerk. Dies ist zwar nur ein Nachbau, trotzdem erfrischt es mich wie eine laue Meeresbrise. Es erinnert zudem an die Bedeutung von Salzkotten im Mittelalter. Als das Salz, auch als weißes Gold bezeichnet, noch rar war, konnte dieses vor Ort bereits durch Sieden gewonnen werden und bot so eine sichere Einnahmequelle. Jetzt ist es nicht mehr weit, ich folge erneut der Heder. Jetzt nur noch schnell überqueren und schon habe ich den Startbereich am Bürgerturm wieder erreicht. Die erste Runde ist geschafft. Ist doch gar nicht so schwer bis hierhin.
Markus Pitz
Die 10 Kilometerläufer ziehen zum Endspurt an. Hier wird die Zeit für die 10 Kilometermarke festgehalten, das Ziel ist aber auch für sie erst mit der ersten Runde nach 10,55 km erreicht. Am Rathaus hat man eine Tribüne aufgebaut und der tosende Beifall trägt die Läufer ins Ziel. Doch für uns geht es am Ziel vorbei in die zweite Runde. Die Staffelläufer wechseln hier und spurten natürlich mit frischen Kräften gleich mächtig los.
Werner Kerkenbusch
Ich genieße dennoch den langen Weg durch die Allee bis hinüber nach Verne, habe diesen bereits zu meinem Rundkurs-Favoriten gekürt. Und das, obwohl gerade dieser Abschnitt trotz endlos langer Baumreihen zu beiden Seiten am wenigsten Schatten spendet. Eine Lobeshymne muss ich auf alle Salzkottener und Verner anstimmen, denn an vielen Stellen haben die herzlichen Städter und Dörfler ihre Rasensprenger auf die Straße verfrachtet! Ich nehme jede noch so kalte Brause mit, laufe danach weiter, als wäre es das Normalste der Welt. Zuschauer und Helfer haben ihre Freude, man sieht ja nicht jeden Tag einen klatschnassen SpongeBob auf zwei Beinen!
Mario Bartkowski
Nach knapp 3 Stunden erreiche ich ein weiteres Mal den Marktplatz. Verstohlen blicke ich nach links Richtung Ziel. Matthias und Markus sind schon da. Nicht meine Liga, also frisch auf in die vierte und letzte Runde. An der Johanneskirche nehme ich mittlerweile auch liebend gerne Cola zum Wasser. Frische Kohlehydrate sind nötig. Zurück über die Lange Straße in Richtung Westerntorturm. Die Ideallinie verläuft rechts. Ich nutze trotzdem lieber die linke Spur, um den verbliebenen Schatten auszunutzen. Für mich das Gebot der Stunde, denn auf den nächsten Kilometern nach Norden in Richtung Verne werde ich dazu nicht mehr allzu viel Gelegenheit bekommen.
Markus Pitz
Die Sprüche kann ich jetzt zwar schon auswendig, ihren Zweck erfüllen sie dennoch. Unter anderem verschaffen sie mir beim Fotografieren eine kleine Verschnaufpause. Noch 4 km, noch einmal die Landesstraße und dann ab ins Ziel auf den Marktplatz.
Bernd Neumann
32 Kilometer sind geschafft, jetzt geht es zum letzten Mal auf die Runde. Natürlich werden die Beine nun schwer, aber mit jedem Schritt rückt das Ziel näher. “Distanz ist, was dein Kopf draus macht“ steht auf einem der Schilder an der Strecke. Da ist doch was dran. Aus der Musikanlage schallt gerade „The Final Countdown“. Also weiter! Die Sollzeit ist mit 6 Stunden doch ganz angenehm und wird von niemand ausgeschöpft. Nochmals tanke ich in Verne auf und laufe dann zurück nach Salzkotten. Bald taucht auch schon das Ortseingangsschild auf und zum letzten Mal laufe ich durch die Sälzerhalle. Dann sehe ich die Zielgerade und darf diesmal unter dem Jubel meiner Vereinsfreunde und immer noch zahlreicher Zuschauer durch das Ziel laufen. Die Uhr bleibt für mich bei 4:31:12 stehen und das bedeutet für mich heute Platz 1 in meiner Altersklasse M65.
Werner Kerkenbusch
Einmal noch Richtung Bruchstraße. Jetzt gönne auch ich mir eine kurze Dusche. Die Zuschauer an dieser Stelle sind davon begeistert. Ich freue mich, daß sie so lange ausgehalten haben und der Läuferschar diese Erfrischung bieten. Jetzt aber noch einmal die Beine in die Hand genommen und wenige Minuten später erreiche ich erneut das Rathaus. Endlich darf auch ich links in Ziel abbiegen.
Markus Pitz
Auf Wiedersehen Klingenthal Salzkotten Marathon am 6. Juni 2021