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Laufberichte

Überhaupt nicht versalzen

01.06.14

Mein Verein, der VfL Bergheide, organisiert einmal im Jahr einen Ausflug zu einer Laufveranstaltung in Deutschland. So haben wir bereits unter anderem Dresden, Magdeburg, Tangermünde, Berlin und Cuxhaven kennen gelernt. Die Reisen waren immer sportlich und touristisch ein voller Erfolg. Die Organisatoren geben sich aber auch alle Mühe, die hohen Erwartungen der Vereinsmitglieder zu erfüllen. Hierbei ist es wichtig, dass die Veranstaltung neben einem Marathonlauf auch Angebote für kürzere Strecken bietet.

Angeregt durch die letztjährige Berichterstattung von Bernd Neumann auf Marathon4you wurden wir auf den 7. Klingenthal Sport Marathon in Salzkotten aufmerksam. Hier werden neben der Marathonstrecke auch ein Halbmarathon, ein Staffelmarathon sowie ein 10 und 5,5 Kilometerlauf angeboten. Sogar an die Kinder hat man gedacht und Bambiniläufe über 400 und 800 Meter im Angebot. Also für jeden Geschmack und Fitnesszustand ist etwas dabei.

Landschaftlich schön gelegen, bietet die Stadt mit fast 25.000 Einwohnern eine beschauliche Altstadt mit zahlreichen Baudenkmälern.

Wie der Name Salzkotten bereits verrät, wurde hier lange Zeit aus der geförderten Sole in Siedebecken durch Verdampfung das weiße Gold gewonnen. Dies war ja bis in die Neuzeit ein wichtiges Handelsgut und überaus wertvoll.

Das nahe gelegene Paderborn bietet sich mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten natürlich ebenfalls für einen Besuch an. Hier kann man also während eines Kurzurlaubes vieles sehen und entdecken.

So machen sich dann wieder über 31 Vereinsmitglieder am Freitag per Bus auf den Weg nach Salzkotten. 21 davon wollen auf den Laufstrecken aktiv werden. Der Rest wird als Fans für die Betreuung und Anfeuerung sorgen. Nach knapp zweistündiger Fahrt ist Salzkotten erreicht und wir können uns bereits in der Stadt umsehen. Neben der Sälzerhalle fällt die 50 Meter lange Saline auf. Die Heder durchfließt die Stadt, und hier steht auch das rekonstruierte Wasserrad, welches früher die Solepumpen antrieb. Von der Stadtbefestigung sind auch noch einige Türme und Tore erhalten. Der Hexenturm erinnert an das dunkle Kapitel der Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert, als es auch hier zu Hexenverbrennungen kam.


Nach einem lohnenswerten Ausflug nach Paderborn holen wir dann am Samstag unsere Startunterlagen in der Sälzerhalle ab. Diese werden uns mit einer prall gefüllten Tüte überreicht. Die Startnummer enthält einen Einmal-Transponder für die Zeitmessung. Die Stargebühr beträgt hier für den Marathonlauf je nach Anmeldedatum zwischen 20 und 28 Euro. Für Nachmelder werden nochmals 4 Euro fällig. Dafür erhält man neben einer Urkunde eine eigens für diese Veranstaltung geprägte Medaille, sowie alle 2,5 km eine Wasserstelle und alle 5 km isotonische Getränke und Bananen sowie eine üppige Zielverpflegung. Die große Bergheide Gruppe erregt sofort Aufmerksamkeit und wird noch zum Interview auf die Bühne gebeten.  

Am Sonntag machen wir uns dann auf den kurzen Weg vom Hotel zur Innenstadt. In der Sälzerhalle kann man seine Wechselkleidung deponieren und die Benutzung des Freibades ist heute für die Läufer kostenlos.

Der Start ist neben dem Bürgerturm. Alle Läufe starten gleichzeitig um 9 Uhr. So finden sich jetzt insgesamt über 800 Teilnehmer ein. Mit 82 Teilnehmern sind die Marathonläufer mal wieder die kleinste Gruppe und ich bin neben HaJo bereits der zweitälteste Teilnehmer. Helmut von den „Grünehandschuhen“ bereitet sich mit Brötchen und Milch wieder ganz speziell vor. Das Wetter ist heute - nach der Regenwoche - mit heiteren 20 Grad als läuferfreundlich zu bezeichnen.

Der VfL Bergheide bietet auch wieder in seinen orangefarbenen Shirts eine große Gruppe, welche sich auch lautstark bemerkbar macht. Gleich zwei Teilnehmern beim Marathon, vier Halbmarathon- und 16 Läufer über die 10 Kilometerstrecke wollen heute hier den Verein vertreten. Inge und Christiane haben fleißig für die 10 Kilometer trainiert, und so kann ich heute sogar zusammen mit meinen besten Fans starten.

Im Gegensatz zu Gelsenkirchen erfolgt der Startschuss hier pünktlich und der Läuferpulk muss zuerst durch die schmale Marktstraße. Als Marathonläufer hält man sich jetzt besser zurück, denn es gibt noch genug Gelegenheit, sich auszutoben. Für die Marathonstrecke ist ein Rundkurs von 10,55 km viermal zu durchlaufen.

Nun geht es mit Zuschauerspalier vorbei am Marktplatz und dem Rathaus. Hier wird später auch der Zieleinlauf sein. Schnell haben wir die Innenstadt passiert und laufen dann am Westerntor vorbei Richtung Verne. Jeder Kilometer ist übrigens deutlich ausgeschildert. Frank aus Dortmund macht heute nur beim Halbmarathon mit, denn er will am Pfingstwochenende die 100 Meilen bei der „Tortour de Ruhr“ laufen. Daher hat er jetzt noch Zeit zum filmen.


Die Eisenbahnlinie wird unterquert und wir erreichen ein Industriegebiet. Vor einem restaurierten Bauernhaus ist auch die erste Wasserstelle eingerichtet. Hier hat sich eine große Zuschauergruppe eingefunden, welche nun mächtig Stimmung macht. Die Bundesstraße ist heute für den Lauf gesperrt und wir überqueren bald mit der Heder einen Nebenfluss der Lippe. Als erstes biegen jetzt die Läufer des 5,5 Kilometerlaufes ab und laufen bereits wieder zurück, während wir weiter auf Klein Verne zulaufen.   

Danach kommen wir über eine schöne Allee nach Verne und erreichen dort bei Kilometer 5 an der Marienstraße eine Verpflegungsstation. Freundlich werden immer von den Helfern Wasser, Iso und Cola angereicht. Auch Bananenstücke sind im Angebot. Hier wird die Zwischenzeit festgehalten. Immer werden alle Läufer lautstark begrüßt und es herrscht Volksfestatmosphäre.

Wir umlaufen die mächtige Wallfahrtskirche, denn Verne ist einer der ältesten Wallfahrtsorte in Westfalen. Teile der Kirche stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ähnlich wie in Kevelaer wird hier die Muttergottes als „Trösterin der Betrübten“ verehrt. Ein wenig Beistand können wir Läufer ja auch immer gebrauchen.

Über die Verner Straße laufen wir jetzt wieder zurück nach Salzkotten. Unter der Eisenbahnbrücke ist eine Wasserstelle aufgebaut und nachdem ich mich erfrischt habe, laufe ich auf einem roten Teppich unter dem Beifall der Zuschauer direkt durch die Sälzerhalle. Die 10 Kilometerläufer ziehen zum Endspurt an. Hier wird die Zeit für  die 10 Kilometermarke festgehalten, das Ziel ist aber auch für sie erst mit der ersten Runde nach 10,55 km erreicht. Am Rathaus hat man eine Tribüne aufgebaut und der tosende Beifall trägt die Läufer ins Ziel. Doch für uns geht es am Ziel vorbei in die zweite Runde. Die Staffelläufer wechseln hier und spurten natürlich mit frischen Kräften gleich mächtig los.

Wieder geht es über die „Breite Werl“ Richtung Stadtteiche. Im Gegensatz zur ersten Runde wird die Wasserstelle nun gut genutzt. Dann kommen wir wieder auf die Verner Straße und jetzt laufen uns bereits die Führenden auf ihrem Rückweg nach Salzkotten entgegen. Hier hat man etliche Transparente mit ermutigenden Sprüchen aufgestellt und die Zuschauer haben sich inzwischen in Stimmung gebracht. Die Lokalhelden werden besonders lautstark und namentlich angefeuert. An der Allee hat man auch eine große Musikanlage aufgebaut.

Wieder drehen wir unsere Runde durch Verne und können uns an der Versorgungsstelle auch mit Bananenstücken stärken. Auf unserem Rückweg kommen mir auch noch einige Nachzügler entgegen und ich genieße das viele Grün an der Strecke. Inzwischen hat sich die Sonne ein wenig zurückgezogen und ein leichter Wind erfrischt noch zusätzlich.  

Bald laufe ich wieder durch die Sälzerhalle und nun geben die Halbmarathonis Gas. Erneut geht es durch die Innenstadt und schon bald wieder am Ziel vorbei. Meine Zeit beträgt hier 2:08 und die Vereinsfreunde feuern mich für die dritte Runde an. Inge und Christiane sind gut ins Ziel gekommen und freuen sich über Platz 1 und 5 in ihren Altersklassen.

Jetzt kenne ich die Runde und kann mich mal auf die Details konzentrieren. Am Westerntor hat man eine Kanone deponiert und gleich dahinter liegt die alte Ölmühle mit vielen anderen historischen Gebäuden. Auf der Strecke ist es jetzt ruhig geworden, denn es sind nur noch die Marathon- und Staffelläufer unterwegs. Doch das ist auch der Vorteil eines Rundenkurses, dass es keine langen einsamen Streckenabschnitte gibt. Auf der Allee kommt mir bereits Richie entgegen. Er hat dann im Ziel fast 30 Minuten Vorsprung.

Mit den Zuschauernestern in Klein Verne, Verne und natürlich Salzkotten gibt es immer Stimmung und Abwechslung. Auch in Westfalen versteht man es halt, die Feste zu feiern. An den Versorgungsstellen nehme ich jetzt zwei Becher und Bananenstücke, um gar nicht erst den Hungerast entstehen zu lassen. Mir fällt auf, dass alle Streckenposten jedem Läufer immer Anerkennung und Beifall geben.

An der Sälzerhalle haben sich die Bergheide Fans versammelt und machen für mich die Welle. Da werden die Beine gleich wieder schneller. Auch in der Innenstadt geht es immer noch hoch her. Inge reicht mir noch einen Becher Cola an, so kann ja nichts mehr schief gehen.

 



32 Kilometer sind geschafft, jetzt geht es zum letzten Mal auf die Runde. Natürlich werden die Beine nun schwer, aber mit jedem Schritt rückt das Ziel näher. “Distanz ist, was dein Kopf draus macht“ steht auf einem der Schilder an der Strecke. Da ist doch was dran. Aus der Musikanlage schallt gerade „The Final Countdown“.  Also weiter! Die Sollzeit ist mit 6 Stunden doch ganz angenehm und wird von niemand ausgeschöpft. Nochmals tanke ich in Verne auf und laufe dann zurück nach Salzkotten. Bald taucht auch schon das Ortseingangsschild auf und zum letzten Mal laufe ich durch die Sälzerhalle. Dann sehe ich die Zielgerade und darf diesmal unter dem Jubel meiner Vereinsfreunde und immer noch zahlreicher Zuschauer durch das Ziel laufen. Die Uhr bleibt für mich bei 4:31:12 stehen und das bedeutet für mich heute Platz 1 in meiner Altersklasse M65.

Ich bekomme die schöne Medaille umgehängt und Inge hat mir bereits ein alkoholfreies Bier besorgt. Die Zielverpflegung ist überhaupt absolute Spitze. Es gibt alles, was das Herz begehrt und man kann es in Ruhe auf den aufgestellten Bänken genießen. Eine Bäckerei bietet kostenlos Kaffee und Kuchen an, und wer was zu feiern hat, kann auch Sekt bekommen. Das alles wird freundlich, ja sogar herzlich angeboten. In der Sälzerhalle gibt es ebenfalls kostenlos großformatige Fotos von den Läufern auf der Strecke und im Ziel. So was habe ich auch noch nie erlebt.

Ich erfahre, dass der VfL Bergheide heute 8 Altersklassensiege eingefahren und noch 10 Podiumsplätze errungen hat. Das wird heute Abend natürlich gebührend gefeiert. Alle sind sich einig, dass mit der Veranstaltung in Salzkotten wieder ein tolles Erlebnis möglich gemacht wurde. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit ist wirklich beeindruckend. Mal sehen, wohin es im nächsten Jahr gehen wird.           
        

 

Informationen: Klingental Salzkotten Marathon
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