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Laufberichte

Es läuft in Bad Füssing

 

 

Linkskurve, km 9, dieses Jahr wieder mit Feuerwehrauto, genau wie in den M4Y-Berichten der vergangenen Jahre beschrieben. Anscheinend besitzen die Floriansjünger nun einen neuen Leiterwagen. Am Rennstadtweg geht es durch einen Bauernhof hindurch. Wir sind in Riedenburg und können schon das Hochhaus an der Johannestherme erblicken. Aus dem Jahr 1175 gibt es eine alte Aufzeichnung, in der Riedenburg bereits als fürstbischöfliche Enklave erwähnt wird. Nach mehreren Auseinandersetzungen mit den Burghütern in Obernberg wurde die Riedenburg 1373 niedergebrannt und anschließend wieder aufgebaut. Im Jahr 1685 brannte das Schloss Riedenburg mit allen Dokumenten und Unterlagen nochmals vollständig ab. Seitdem existiert nur noch der Name.

Viele Zuschauer auf dem letzten Kilometer vor dem Johannesbad. Ich genehmige mir eine Tube mit Gel. Wer weiß, wie lange der Vorrat reicht. 11,1 km sind geschafft.

 

 

Jetzt die 10-km-Runde. Die „Kurstadt“, fächerartig um Safferstetten angelegt, lassen wir rechts liegen. Am Restaurant "Taj Mahal" stehen wie letztes Jahr zwei Damen aus Österreich und feuern uns an. Über den Ludwig-Thoma-Weg geht es auf die Pfarrkirche St. Andreas aus dem Jahr 1639 zu. Ja, hier waren wir heute schon mal. Am auffälligen Holzhaus aus dem Jahr 1814 prangt noch ein Schild „Übernachtung mit Frühstück Rm 1,50“. Darüber haben wir uns  schon im vergangenen Jahr amüsiert. Das Hotel Mühlbach präsentiert sich hingegen als Vier-Sterne-Betrieb.

Unter der Hauptstraße hindurch erreichen wir den Actionpoint an der Pichlstaße. Laute Musik und Spaßmacher. Sanft geschwungen mit nur wenigen Metern Höhenunterschied geht es dahin. Links taucht ein zugefrorener Weiher auf. An der Linkskurve eine kleine Kapelle. Bei km 15 / 36 die Verpflegungsstelle des zweiten Rings. Party vor dem Neubau. Der ist immer noch nicht verputzt, dafür gibt es warmes Isogetränk, Tee und allerlei Essbares. Judith habe ich inzwischen eingeholt und ziehe davon.

Dann Richtung Egglfing. Die Häuser der Heidwiesstraße werden von der Sonne verwöhnt. Ein Schild warnt uns vor Kindern. Die wollen doch sicher nur spielen. Wo sind sie überhaupt? Menschen sieht man keine. Dafür haben mehrere Garagen die Tore geöffnet. Damit die Autos Sonne abbekommen? Komisch, was mir so auffällt. Ich muss nicht extra erwähnen, das wir hier nur am Rand von Egglfing sind. Der Dorfkern bleibt uns verborgen.

 

 

Kurz vor den Inn-Auen dann eine Familie, die sogar einen Tisch an den Laufweg gestellt hat und uns zusieht. Fast wäre ich den Leuten um den Hals gefallen. Aber ich komme ja noch mal vorbei. Offenbar habe ich einen guten Tag erwischt. Die Alte Innstraße bringt uns zum Fluss. Wunderbar, das kurze Stück durch den Wald. Vor uns der Damm, der nach dem verheerenden Hochwasser im Jahr 1954 gebaut wurde. Hier gibt es einige Stauseen, die sich inzwischen zu einem verträumten Paradies insbesondere für Vogelkundler entwickelt haben. Über uns führt eine Straßenbrücke nach Österreich.

Bei km 19 treffen wir wieder auf bekanntes Terrain, dazu die bekannten Streckenposten und einige Zuschauer. Die beiden Kilometer bis zum Ziel sind ja viermal zu absolvieren. Vor den Thermen begrüßt Moderator Artur Schmidt die Halbmarathonis, die ihr Soll nun erfüllt haben. Bei jedem Vorbeilaufen hören wir neue Anekdoten. Der Mann kann fachkundig und originell kommentieren und das stundenlang. Jetzt bringt er gerade eine Startnummer mit einem Strafrechtsparagraphen in Verbindung.

Die zweiten Runden stehen an. Natürlich wird es jetzt ziemlich einsam. Positiv gesehen habe ich auf dem Radweg jetzt keine Probleme mehr mit dem Überholen oder Überholtwerden. Ich geselle mich zu zwei jungen Läufern, die einen Kilometerschnitt von 5:30 Minuten halten. Der ältere, Georg, absolviert heute einen langen Trainingslauf. Er will in Leipzig die 3:15 h knacken. Sein jüngerer Begleiter Peter (20) versucht sich erstmals an der Marathon-Disziplin. Nach aktueller Planung wollen sie unter 3:55 ins Ziel kommen.

Mich plagt nun die Frage, warum meine Schuhe ein so schlurfendes Geräusch abgeben und wie lange ich dieses Tempo mitgehen kann. Immerhin bin ich bei meinen vorhergehenden drei Marathons auf dem jeweils letzten Viertel furchtbar eingegangen. Ich freue mich auf die Verpflegungsstelle und genehmige mir dort noch mal ein Gel. Danach ziehen die ungemähten Felder auf der rechten Straßenseite meine Aufmerksamkeit an. Sieht schön aus, so im Schnee. Aber wie soll man das fotografieren? Hinüberlaufen scheidet aus: keine Zeit.

Schließlich kann ich den beiden Herren nicht mehr folgen. „März Fliesen“, für die auf dem blauen Shirt geworben wird, zahlen mir definitv keine Tantiemen für die vielen Fotos. An der Begegnungsstelle überholt mich ein Läuferpärchen im bayerisch weiß-blauen Johannesbad-Laufhemd vom Laufshirtdiscounter. Ich bleibe dran.

 

 

Heiko zieht vorbei: „Unter drei Stunden wird das wohl nichts“ , kommentiert er meine Aussage vom Beginn des Wettkampfs. „War nur ein Scherz“, rufe ich ihm hinterher. Theoretisch könnten jetzt auch sehr schnelle Unter-drei -Stunden-Läufer ihre letzten Kilometer herunterspulen. Mir fallen keine auf, denn ich bin damit beschäftigt, mir den Toilettencontainer am Startbereich herbeizusehnen. Für den "Boxenstopp" benötigte ich zwar weniger als zwei Minuten, doch die letzten 10 km in 61 Minuten sind eine Herausforderung.

Zwei Herren vom "Laufwunder Steyr" ziehen vorbei. Die beiden Mädels stehen immer noch beim Taj Mahal. Was will man mehr. Kreuzungspunkt Safferstetten: M4Y-Kollege Greppi kommt gerade an und gewährt mir den Vortritt. In der Disco-Zone bei Km 34 tönt es aus den Boxen: „Joanna ...“ .

Persönliche Zeitansage durch einen Helfer bei km 35. Noch passt's für eine Zeit unter vier Stunden. Die wunderbare Verpflegungsstelle kostet mich 30 Sekunden. Noch einmal erfreut mich die Sonne auf dem glatten eisigen Schnee auf den Feldern am Wegrand. An der nächsten Kurve kann ich Judith hinter mir erkennen. Sie liegt fast einen Kilometer zurück.

Unglaublich: Die Zuschauer am Ende von Egglfing sind noch da. So sehr ich mich darüber freue: Für Umarmungen fehlt mir jetzt definitiv die Zeit.

Im wunderschönen Waldstück am Inn überhole ich den Marathon-Debütanten Peter, der einen geknickten Eindruck macht. Ich rufe ihm zu, dass er auf den die letzten zweieinhalb Kilometern seine mentalen Reserven mobilisieren muss. Ich beiße mich durch, der Puffer wird reichen. Was bin ich glücklich! 3:57:57 ist ein Super-Ergebnis für mich.

Gute Verpflegung gibt es in den beheizten Zelten am Ziel: alkoholfreies Bier, Iso-Getränke, Obst und Kuchen. Ich liebe Kuchen. Danach treffen wir viele Mitstreiter im Außenbecken des Thermalbads wieder. Ein wunderschöner Abschluss.

 

 

Fazit:

Der Johannesbad Thermen-Marathon bietet sich bestens an zur Überbrückung der Wintersaison und für erste Formtests vor dem Frühjahr. Ein Wochenende mit aktiver und entspannender Komponente, bei dem auch die Information über Sportthemen und die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. Ich kann die Veranstaltung nur empfehlen. Die Anreise lohnt sich, auch wenn man nicht in Bayern, Österreich oder Tschechien wohnt.

Schirmherr ist übrigens Dr. med. Johannes Zwick, der den Thermen Marathon 1994 ins Leben rief und selbst begeisterter Läufer ist. Sein Vater, der deutsch-rumänische Arzt Eduard Zwick, legte in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Grundstein zu dem Bäder-Imperium, das er nach seinem Sohn benannte. Auffallend das riesige Hochhaus bei den Thermen, in dem sich die medizinische Abteilung, darunter auch einige Stockwerke Orthopädie, befindet. Informative Fotos in der ersten Etage des Eingangsbereichs dokumentieren, wie es in früheren Jahren hier ausgesehen hat.

Am Anfang der Geschichte Bad Füssings stand ein Weiler mit sechs Bauernhöfen. Anno 1938 wurde hier im Auftrag der bayerischen Mineralölindustrie nach dem „schwarzen Gold“ gebohrt. Das fand man zwar nicht, doch schoss 56 Grad Celsius warmes Thermalwasser in einer Menge von 3.000 Litern pro Minute aus dem Boden. Das Reichsbäderkuratorium untersagte aber die Nutzung und schloss die Quelle wieder. Man wollte sich lieber auf das böhmische Bäderdreieck Karlsbad, Franzensbad und Marienbad konzentrieren. Nach dem Krieg erinnerte sich ein Landwirt an die Quelle, die sich auf seinem Grund befand, und nutzte sie fortan für die Reinigung seiner Gerätschaften. Später ermöglichte er auch ein Badevergnügen für die ansässige Bevölkerung zum Preis von 10 Pfennig, was ihm den Spitznamen „Zehnerl-Bauer“ eintrug. Laut Inflationsrechner wären das heute unschlagbare 19 Cent.

Die amerikanischen Besatzer machten das Bad den in der Nähe untergebrachten Flüchtlingen zugänglich. Sehr schnell erkannten die Medizinoffiziere, dass das Quellwasser nicht nur zur Reinigung geeignet war, sondern auch die Gesundheit der Nutzer positiv beeinflusste. Die heilende Wirkung der Thermalquelle bestätigten später Experten der Universität München. In den 1950er Jahren wurde die Private Betreibergesellschaft Thermalbad Füssing gegründet, 1963 nach der schon vorhandenen „Therme 1“  die „Europa-Therme“ und 1964 eine dritte Quelle, das Johannesbad, erbohrt. Zu letzterem gesellte sich 1969 die schon erwähnte Klinik. Der Weiler Füssing darf seit dieser Zeit offiziell den Namenszusatz „Bad“ tragen und ist mit 2,3 Millionen Übernachtungen im Jahr ein bedeutender deutscher Kurort.

 

Weitere Bilder vom Thermen-Marathon

 

 

Marathonsieger

 

Männer

1 Straßner Andreas ART Düsseldorf 02:34:55.31
2 Mayerhöfer Felix DJK Dasswang 02:36:23.43
3 Mannweiler Klaus TSV Wolfratshausen 02:38:02.73

Frauen

1 Fischl Tina WSV Otterskirchen 02:51:44.31
2 Mallmann Barbara SpVgg Höhenkirchen 03:13:18.31
2 Förster Basilia 03:16:16.99

 

299 Finisher

12
 
 

Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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