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Laufberichte

Stadt der Superlative

 

Beim Anflug auf den Flughafen DXB sieht man erst mal viel Sand: Einzelne Einfamilienhäuser stehen quasi in einer Wüste, dazwischen die schwarzen Teerbänder vielspuriger Straßen. Vor der Landung dann der Blick auf Hochhäuser, soweit das Auge bei dem allgegenwärtigen Dunst oder Staub reicht.

Dubai, Hauptstadt des gleichnamigen Emirats mit zirka drei Millionen Einwohnern, hat nach dem Beginn der Erdölförderung im Jahre 1966 einen unglaublichen Entwicklungsschub erfahren. Heute stehen hier mehr als 20 Wolkenkratzer mit über 300 Metern Höhe, eine weltweit einzigartige Ansammlung. Es gibt riesige Einkaufszentren mit Skipisten und Aquarien und das höchste Gebäude der Welt, den 828 Meter hohen Burj Khalifa. Davor ein künstlicher See mit den weltgrößten Wasserspielen. Jeden Abend wird zu ausgewählten Musikstücken eine Wassershow aus unzähligen Fontänen geboten. Ich fühle mich in der Fashion Avenue der gigantischen Dubai Mall am wohlsten. Hier sieht man die arabischen Familien der Highest Society beim gepflegten Shopping. Das muss man erlebt haben.

Die Erdölfelder sind nahezu ausgeschöpft und das „schwarze Gold“ macht nur noch 5% des Bruttoinlandsprodukts aus. Das Emirat setzt inzwischen auf Finanzindustrie und Tourismus. 14 Millionen Reisende pro Jahr sorgen für immerhin 26 % der Gesamteinnahmen Dubais. Luxuriöse Strandresorts laden begüterte Urlauber zum entspannten Nichtstun ein. Die 2009 eröffnete Metro mit zwei Linien und 74 km Länge sieht immer noch aus wie neu.

So stehe ich staunend inmitten dieser Gigantomanie und frage mich, wieso das alles hier funktioniert und bei uns nicht. Komme ich nicht aus einem der reichsten Länder der Welt? Warum müssen bei uns Brücken gesperrt werden, weil sie einsturzgefährdet sind? Antworten finde ich keine und lasse das Grübeln.

 

 

Eine ganz andere Seite Dubais erlebt man in der „Altstadt“ aus den 1960er Jahren. Dort wohnen in ehemaligen Hotels die Arbeitskräfte, die das System am Laufen halten. Inder, Pakistani und Afrikaner verdienen laut Wikipedia teilweise nur 5 Euro am Tag. Ist das die Antwort auf die zuvor gestellte Frage?

Unser Drei-Sterne-Hotel „Gateway“ hat sogar einen beheizten Pool auf dem Dach, schöne Zimmer, nette Angestellte und ein internationales Publikum. Zudem liegt es in einem Gebiet mit unzähligen Computershops. Schade, dass ich so wenig Zeit habe. Einziger Nachteil unserer Unterkunft ist die Entfernung zur Marathonmesse und zum Start. Am Freitag, der in Dubai mit dem Samstag das islamische Wochenende bildet, fahren vormittags keine Metros. Eventuell kann man auf Busse ausweichen. Wer nur wegen des Marathons anreist, sollte sich vielleicht lieber ein Hotel näher am Start suchen.

Und freundlich sind die Leute in Dubai. Auf dem Weg zur Messe werde ich zweimal gefragt, ob ich nicht ein günstiges  iPhone brauche. Und vor dem Hotel gibt mir ein junger Mann einen Tipp, wie ich wieder schwarze Haare bekommen kann, er hätte da ein Mittel für mich. Ebenso werden mir Uhren und Taschen angeboten. Das überall angekündigte, von November bis Februar dauernde Dubai Shopping Festival, bezieht sich also nicht nur auf die großen Malls...

 

 

Unsere Startnummern erhalten wir in einem Pavillon des Jumeirah Beach Hotels, unmittelbar beim Wasser-Vergnügungspark „Wild Wadi“ und dem Vorzeige-Luxushotel „Burj al Arab“ gelegen. Schnell und problemlos geht alles über die Bühne. Das Starterpaket enthält ein Adidas-Funktionsshirt, diverse Energieriegel, einen Streckenplan mit Hinweisen über Orte und Ablauf der Veranstaltung sowie eine Info-Broschüre, in der auch die Elite-Teilnehmer mit Rekordambitionen vorgestellt werden.

 

Marathontag

 

Als wir um 5:30 Uhr aus dem Hotel kommen, ist sofort ein Taxi zur Stelle. Reservierungen seien nicht nötig, hatte man uns im Hotel gesagt, und das stimmt. „Unser“ Fahrer hat allerdings noch nie etwas vom Marathon gehört und die auf dem Plan als „Taxi Drop-off“ genannte Al Wasl Road ist sehr lang. Letztendlich kann ich ihn dann doch noch in die richtige Richtung lotsen und wir erreichen den Startbereich von einer Straßensperre nach kurzem Spaziergang zu Fuß. Die 17 km lange Fahrt kostet 11 €. Positiv ist, dass ich so zu meiner ersten Fahrt in einem Hybridauto komme. Auch hier wird also Benzin gespart. Und das bei Preisen von 0,45 Euro pro Liter.  

 

 

Noch ist es stockdunkel. Wir tasten uns mit den anderen Ankommenden voran. Durch die Fenster des Pressebereichs kann man beeindruckend viele Bildschirme für das Live-Video-Streaming sehen. Und da ist schon viel los. Die Top-Läufer und Wheeler sind schon um sechs Uhr gestartet. Oberhalb liegt der VIP-Bereich, in dem die Scheichs ihre Investition in den Dubai Marathon verfolgen können. Die Preisgelder sind immens. Für einen Weltrekord sind zusätzliche 200.000 USD ausgelobt. Wozu aufgrund der nicht ganz geringen Startgebühren in gewisser Weise auch die Breitensportler ihr Scherflein beitragen.

Es ist bei 20 Grad und 30 % Luftfeuchtigkeit angenehm kühl. Gleich nebenan die Startaufstellung für die 2.300 Marathonis. SportlerInnen mit pinkfarbener Nummer haben mit guten Zeiten gemeldet und dürfen nach vorne. Pacer gibt es anscheinend keine und so stellen Judith und ich uns gleich hinter dem Spitzengrüppchen zu Sportlern von vermutlich ähnlicher Leistungsstärke. Alle sind hier recht gelassen. Wir unterhalten uns mit Yvonne, einer deutschen Teilnehmerin, die hier arbeitet und heute das zweite Mal dabei ist. Sie wandert gerne in den Bergen des nahe gelegenen Oman, was etwas Abkühlung verheißt und nach Judiths und meiner Erfahrung landschaftlich interessant ist.

Der Moderator spricht sicher perfektes Oxford-Englisch, ist aber nicht gerade eine Stimmungskanone. So kommt niemand auf Touren. Um 7:00 Uhr der eher unspektakuläre Start zu unserem Lauf. Die Strecke des zum 20. Mal ausgetragenen Marathons entwickelte sich über die letzten Jahre zur ihrer heutigen Form. Handelte es sich zu Zeiten der Weltrekordversuche von Haile Gebrselassie noch um eine große Schleife, wurde daraus später eine Zwei-Runden-Strecke. Inzwischen hat man folgende Konstellation gewählt: 6km hin und her nach links. Dann zwei Mal 7,5 km hin und her nach rechts. Auf der Karte ist das nachher ein langer gerader Strich. Klingt langweilig, wird sich aber am Ende doch als interessant erweisen.

 

 

So sind wir nun ruckzuck auf der vielspurigen Sheik Salaman Bin Abdulaziz Al Saud Street. Es wird inzwischen hell und es bleibt Platz für Überholmanöver. Vor uns tauchen im Dunst die Hochhäuser des Bezirks Dubai Marina auf. Allerlei Gespräche ergeben sich nun. Clint, ein amerikanischer Expat, spricht mich an, weil er meinen Namen und Wohnort auf meinem Hemd gelesen hat. Er hat einen Bekannten in München und spricht auch gut Deutsch. Heute beginnt sein Training für einen 100 K im Herbst. Ein 100-Meiler soll folgen. Ich gebe ihm den Tipp mit dem Mauerweglauf in Berlin. Er empfiehlt uns im Gegenzug den Pensacola-Lauf in Florida. Da er heute unter vier Stunden bleiben will, mahne ich zur Eile. Wir sind dafür im Moment zu langsam.

Meine aus Indien mitgebrachten Magenbeschwerden bin ich nach fast zwei Wochen fast los. Das gute und ziemlich europäisch geprägte Speisenangebot im Hotel hat da wohl mitgeholfen, obwohl mir das südindische und später omanische Essen sehr gut geschmeckt hat. Dafür hat es Judith nun erwischt, also traben wir dahin. Generell ist Dubai für seine guten Hygienestandards bekannt. Man kann hier bedenkenlos auch in kleinen Straßenrestaurants essen – beteuert zumindest das Internet. Besonders das indische Essen – hier auch die weniger scharfe nordindische oder pakistanische Küche – bietet sich an. Wasser und mehrere Fladen Naan-Brot sind hier stets im Preis enthalten. Mich überholt Simon, ein Läufer in einem Shirt aus Zimbabwe, der am Ende knapp über vier Stunden bleiben wird.

Jeff aus Schottland spricht uns als nächstes an. Er läuft hier seinen ersten Marathon, hat aber schon seine Startnummer für London in der Tasche. Der Glückliche. Was habe ich schon alles versucht, dort einen bezahlbaren Startplatz zu bekommen. Und ich lege ihm gleich noch Berlin ans Herz.
Michael aus Osnabrück, gewohnheitsmäßig im FC-Bayern-Trikot unterwegs, überholt uns, wie er das auch in Muscat vor einer Woche schon gemacht hat.

Was ich bei den Unterhaltungen ganz übersehen habe, müssen die Hochbrücken über uns gewesen sein, die auf die Insel The Palm Jumeirah führen. Neben vielen Einfamilienhäusern gibt es dort auch das oft fotografierte Atlantis-Hotel, zu dem auch eine Einschienenbahn fährt. Nach dem Vorbild von „The Palm“ werden nun immer mehr künstliche Inseln angelegt. Da kann es passieren, dass man ein Haus mit unverbaubarem Meerblick gekauft hat und einige Jahre später dann auf eine Insel schaut. Bauerwartungsland im Meer sozusagen.  

Die Highlights dieser Runde liegen auf jeden Fall vor uns: Das Dubai-Marina-Viertel besteht aus vielen Wohnhochhäusern, die sich um einen Kanal gruppieren. Den „Walk“ säumen viele Geschäfte und Restaurants. Unter freiem Himmel gelegen, erfreuen sich letztere großer Beliebtheit, zumindest in der kühleren Jahreszeit. Wer die Parkgebühren von ca. 7 Euro pro Stunde vermeiden will, kommt mit der Trambahn, welche die entfernten Metrostationen anbindet. Die Strandpromenade ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Für uns ist am Eingang zum Viertel Schluss. Ich stelle noch fest, dass niemand von den Balkonen des ersten Hochhauses herunterschaut. Nach der Wende erreicht uns Reporter-Kollege Wolfgang Bernath. Er ist mit einem Freund für ein Dubai-Wochenende angereist und rollt das Feld von hinten auf. Nach einem kurzen Plausch zieht er langsam davon. Dank Zeit- und Temperaturumstellung ist es für ihn jetzt erst 4:30 Uhr und dreißig Grad wärmer als zu Hause. Aufwecken werden ihn die vielen Lautsprecher der Adidas Running Zone. Ich lasse mich von den Bässen der Musik mitreißen.

Links kann man noch einen Blick auf das nahe Meer erhaschen, bevor sich auf beiden Alleeseiten Mauern erheben. Da Namensschilder über den Eingangstoren fehlen, gehe ich davon aus, dass dahinter Paläste von Einheimischen liegen müssen. Ansonsten sind die vielen Kilometer hier entlang des Arabischen Meers nach immer gleichem Schema angelegt: Die Sheik Zayed Road verläuft mit ihren 7 bis 8 Spuren pro Richtung 3-4 Kilometer hinter der Küste. Ebenso befindet sich dort die rote Metrolinie. An dieser Achse liegen die meisten Bürotürme und Mega-Einkaufszentren. Von dort bis ans Meer gibt es meist Einfamilienhäuser,  am Meer direkt dann gelegentlich teure Strandresorts. Am Ende unserer Schleife treffen wir auf ein solches: Jumeirah Al Quasar und Jumeirah Dar Al Masyaf, samt einem Einkaufszentrum in Souk-Form. Kanälchen mit Booten erinnern an Venedig, die Preisgestaltung in den vielen schicken Restaurants (Pizza 25 Euro, eine Kugel Eis 5 Euro) kann mit dem europäischen Vorbild durchaus mithalten.

 

 

Die Zuschauerdichte an diesem Knotenpunkt zu Start und Ziel steigt stark an. Links führt eine Straße zum legendären 7-Sterne-Hotel Burj al Arab. Dessen Architektur in Segelform ist bei Touristen aus aller Welt ein nach wie vor beliebtes Fotomotiv. Bei der Gestaltung des Interieurs, so der Autor unseres Reiseführers, könnten Gianni Versace, Ludwig XIV und Walt Disney gleichzeitig Pate gestanden haben. Leider bleibt uns keine Zeit, um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen.

Dann der Wild Wadi Wasserpark und danach das riesige Jumeirah Beach Resort, wo es gestern die Startunterlagen gab. Weil die Straße gesperrt ist, müssen Gäste und Besucher zu Fuß von einem provisorischen Parkplatz auf der anderen Seite den Laufweg queren, gefolgt von fleißigen Helfern, die Gepäckwagen schieben. Weil Freitag ist, haben die Herrschaften sich in Schale geworfen. Ansonsten strafen mich die Damen der „High Heel Society“ mit Nichtachtung. Es ist halt eine andere Welt. Die Marathonwelt ist mir lieber.

Die folgenden sechs Kilometer bis zur Wendestelle geht es durch ein mediterranes Viertel mit kleinen, meist zweistöckigen Häusern und oft kann der Blick nach links den Familien folgen, die mit Luftmatratzen zum Strand unterwegs sind. Ein Krankenwagen steht bereit: Eine dreirädrige Flunder mit einem Anhänger. Trotz des merkwürdigen Aussehens handelt es sich um eine echte „Ambulance“, wie ich später bei einem Einsatz erkennen kann.

Unzählige Restaurants warten auf Besucher, wegen der Straßensperre arbeitslose Tankwarte schauen uns zu. Ein Winken von mir führt da immer zu Begeisterungsstürmen. Ein gewisses menschliches Problem veranlasst mich, nach einem Toilettenhäuschen Ausschau zu halten. Gemäß IAAF-Gold-Zertifizierung gibt es alle fünf Kilometer eine Zeitmessung, zwei Toilettenhäuschen und eine Getränkestelle mit Wasserflaschen und Gatorade. Bedingt durch die Streckenführung erwartet einen ca. 300 Meter nach der 15-km-Verpflegung gleich die nächste voll ausgerüstete Station, die offiziell der 30-km-Marke zugeordnet ist.

Hier stehen viele Zuschauer, Animateure und unzählige private „Versorger“, die uns Bananen, Orangen, Datteln, Chips, Energieriegel, Gummibärchen und sonst noch was alles zustecken. Das IAAF-Goldlabel sieht diesbezüglich anscheinend nichts vor.

Gerade noch rechtzeitig nach Verlassen meiner Box fällt mir auf, dass ich besser noch mal zurücksetze und die Zeitmessung überquere. Dann mache ich mich daran, Judith einzuholen. Die schickt mich weiter, den Wolfgang einzusammeln. Guter Witz, aber ich lege ein bisschen zu. Wahrscheinlich wird Judith mich dann später sowieso wieder überholen.

 

 

Viele Polen sind unterwegs, die man an ihren Shirts gut erkennen kann. Ich schmettere ihnen ein „Viva Polonia, Viva Europa“ zu. Da freuen sie sich und ich muss doch mal wieder eine Marathonteilnahme in Warschau, Krakau oder Danzig planen. Die Polen werden die Deutschen als Reiseweltmeister wohl bald ablösen, die Dänen in ihren roten Shirts sind inzwischen schon weit weniger.

An der Wendestelle mache ich einen möglichen Grund dafür aus, warum der Marathon hier nicht einfach 10 Kilometer weiter in Richtung Altstadt führt: Vor uns liegt der neue Creek Canal. Der verbindet die Bucht, an der das alte Dubai und der Stadtteil Deira liegen und die 14 Kilometer ins Landesinnere verläuft, hier wieder mit dem Meer. Und darüber führt eine hohe Brücke, für Weltrekordversuche nicht geeignet. Also wieder zurück. Der Straßenuntergrund ist übrigens super. Lediglich an den Kreuzungen wird Kopfsteinpflaster eingesetzt, flach, aber manchmal schadhaft.

Diese Seite der Straße wirkt auf mich anders als der Hinweg. Hier gibt es mehr Schatten und noch mehr Zahnkliniken und Praxen für plastische Chirurgie. Wer mit der Buslinie 8 fährt, wird feststellen, dass dieser fast 20 Kilometer lange Straßenzug eine Hochburg der medizinischen Versorgung ist. Da fragt man sich, warum eigentlich so viele Araber im Sommer nach München kommen, um sich behandeln zu lassen. Glaubt man den Lobpreisungen der vielen Reklameschilder, sind hier die besten Ärzte der Region zugange. Wobei der iranische Arzt, der letztes Jahr in Bad Neuenahr meinen beim Traillauf gebrochenen Arm erstversorgt hat, wirklich ein sehr sympathischer Mann war.

 

 

Das Ziel liegt den ganzen Rückweg vor unseren Augen: der Burj Al Arab Turm. Erst später erkenne ich, dass wir noch ein Kilometerchen weiter müssen: Die alte Stadtmauer des Souk Madinat Einkaufszentrums markiert die Wendestelle. Große Tafeln kündigen die Weiche an. Aufpassen muss da jeder selber. Immerhin sind schon einige Mitstreiter samt pinkfarbener Nummer an uns vorbeigezogen. Vor uns sieht man gerade die Teilnehmer/innen des 10 k zu ihrem Abenteuer Richtung Dubai Marina aufbrechen.

Für uns geht es wieder Richtung Nordosten auf die zweite Runde. Wie erwartet wird die Sonne nun um fast 10:00 Uhr merklich heißer. Sie steht aber seitlich und es weht ein Lüftchen, sodass ich mein Tempo noch halten kann. Diese Laufseite liegt nur gelegentlich im Schatten von Palmen auf dem Mittelstreifen. Hier gibt es auch ein Vielzahl von Moscheen jeder Größe. Von „Ungläubigen“ besichtigt werden kann die weiter im Osten gelegene Jumeirah Moschee.

Die Helfer an den Verpflegungsständen wie auch die privaten Versorger sind noch voll bei der Sache. Auch andere Zuschauer haben zahlenmäßig zugelegt. Im Umm Suqeim Park findet das freitägliche Picknick der philippinischen Hausmädchen statt.

Heute habe ich einen guten Tag erwischt. Mein Tempo sinkt nur geringfügig. Nach der letzten Wendestelle sehe ich Judith einen Kilometer hinter mir. Viele Läufer kommen noch entgegen. Mit einem anderen Mitstreiter überhole ich viele Hitzeopfer.

Noch zwei Kilometer. Mir scheint, als ob es hier etwas bergan geht. Ich muss meine Pace erhöhen, um noch unter 4:20 Stunden zu bleiben, und es gelingt. Zielspurt über vierhundert Meter. Einige Spinner rasen noch an mir vorbei, aber ich genieße den Zieleinlauf an diesem wunderbaren Tag. Ein Läufer aus Lusaka in Sambia kommt ins Ziel, mit dem ich lange Zeit gleichauf lag. Seine Begleiterin trifft kurz danach ein.Judith kommt als Dritte der AK ins Ziel. Wolfgang hat das unmöglich Scheinende erreicht und ist trotz Jetlag unter 4 Stunden geblieben. Den Nachmittag verschläft er wohl.

 

 

Erst im Zielbereich (es gibt Riegel, Obst, Iso-Getränke, kalten Kakao und Wasser) merke ich, wie sehr die Sonne brennt. Ein schöner Marathon. Wegen der Teilnehmerzahl von 2.000 ist man nie allein, es gibt aber auch kein Gedränge. Im Gegenteil - die breiten Straßen könnten auch noch viel mehr Sportler verkraften.

Die Strecke ist abwechslungsreicher als vermutet. Die privaten Verpflegungspunkte geben dem Lauf eine sehr freundliche Note, während die offiziellen VP-Stellen eher eine Minimalversorgung gewährleisten. Alle Helfer sind topmotiviert. Die flache Strecke erlaubt Bestzeiten nicht nur für  Topathleten. Wer dergleichen anstrebt, sollte aber zur besseren Akklimatisierung einige Tage vorher anreisen und sich dann schonen, also nicht den ganzen Tag herumflanieren. Das ist bei dem großen Angebot an sehenswerten Stadtvierteln und Einkaufszentren einerseits und den weiten Entfernungen andererseits leichter gesagt als getan.

Judith und ich gehen jetzt an den Strand. Dazu müssen wir erst mal die Zielzone des 10-km-Laufs umrunden und dann zwecks Umgehung diverser Privatstrände weitere 1,5 km an der Rennstrecke entlang. Zeit für Anfeuerungen, denn noch sind etliche Marathonis unterwegs. Nach sechs Stunden wird die Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Die verbliebenen Sportler müssen nun auf dem Gehweg weitermachen. Das Ziel bleibt für sieben Stunden geöffnet, die letzte Zeitnahme ist mit 7:30 aufgeführt. Akustisch begleitet werden wir nun vom Freitagsgebet des Muezzins. Eine längere Ansprache gibt es über Lautsprecher zu hören,

Der Strand versprüht karibisches Flair: weißer Sand, blaues Wasser. Die Männer in gelb-roten Uniformen sind nicht etwa DHL-Zusteller, sondern fungieren als Rettungsschwimmer. Und wir sind nicht die einzigen Marathonis, die den 3 km langen Marsch hinter sich gebracht haben. Ein chinesischer Finisher trägt die Medaille zur Badehose und erzählt jedem von seiner Heldentat. Neben ihm liegt ein Muscat-Starterbeutel. Also auch ein Marathonreisender. Es geht recht locker zu. Die Bikinis sind knapp. Wikipedia weist aber auch darauf hin, dass die Rechtsprechung in Dubai auf der Schari‘a basiert und sehr harte Strafen vorsieht. So könnte ein Kuss nach dem Zieleinlauf schon zu viel Ärger führen. Im Normalfall wird aber ein Auge zugedrückt oder die Betreffenden werden vom Sicherheitspersonal gebeten, nicht im Bikini ins Strandrestaurant zu gehen.


Fazit:

Dubai, eine spannende, gigantomanische, manchmal etwas schräge Mischung aus Las Vegas und Hongkong, bietet Platz für traditionelle Souks und gigantische Einkaufszentren, Dromedare und Wolkenkratzer gleichermaßen. Für diejenigen, die dem mitteleuropäischen Winter entfliehen wollen, ein durchaus lohnendes Reiseziel. Eine Teilnahme am Marathon setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf.


Sieger Marathon

1 Molla Tamire, Getaneh (ETH)        02:03:34
2 Negasa Kitesa, Herpassa (ETH)        02:03:40
3 Mengstu Negewo, Asefa (ETH)        02:04:24

 

Siegerinnen Marathon

1 Chepngetich, Ruth (KEN)            02:17:08
2 Degefa Debele, Worknesh (ETH)        02:17:41
3 Edesa Gurmesa, Workenesh (ETH)    02:21:05

1822 Finisher

 

Informationen: Dubai Marathon
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