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Laufberichte

Geteilte Freude

06.04.14

Ganz Bonn steht heute im Zeichen der Farbe Gelb. Dies hat jedoch nichts mit einer ehemals im Bundestag vertretenen Partei zu tun, es ist wieder Marathon in meiner Arbeitsstadt. Und da ich hier in meiner Mittagspause oft laufe, ist es klar, hier bist wieder dabei. Schon dreimal bin ich den Marathon in der Bundesstadt gelaufen. Heute ist Staffelpremiere.

Seit einigen Jahren bieten die Bonner einen Staffelwettbewerb an. Dieser erfreut sich mit rund 370 Staffeln eines guten Zuspruchs. Wie auch die Gesamtveranstaltung mit erstmals über 13.000 Läufern einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen kann.

Gelaufen wird wieder auf dem bewährten 2 Runden Kurs, vorbei an den Bonner Sehenswürdigkeiten und Zeugnissen der Zeitgeschichte. Die Masse der Teilnehmer läuft eine Runde, sprich den Halbmarathon und wer noch nicht genug hat, läuft eine zweite Runde durchs Bonner Stadtgebiet und macht den Marathon komplett.

Eine Staffel wird in Bonn von vier Läufern gebildet. Ich laufe mit Patrick, Tobias und Lukas. Wir sind in guter Staffelgemeinschaft. Auch Erik Frenzel, Olympiasieger in der Nordischen Kombination und die seit Jahren beste deutsche Marathonläuferin, Irina Mikitenko, nehmen als Staffelläufer in Bonn teil.
Versuchs mal mit Gemütlichkeit

Ich gehe am Freitag in der Mittagspause auf den Bonner Münsterplatz. Dort ist in einem großen Zelt die  Marathonmesse mit der Startnummernausgabe. Rasch habe ich unseren Starterbeutel und hole noch unsere Teilnehmershirts, natürlich in Gelb. Die Rückseite ist in Form eines Briefstempels gestaltet, sieht gut aus. Ist mal was anderes.

Am Sonntag fahre ich entspannt nach einem gemütlichen Frühstück ohne Eile vom Oberbergischen nach Bonn. Parkplätze für Läufer gibt es unter der Autobahn-Nordbrücke (B565). Von hier fahren Shuttlebusse zum Start und bringen die Läufer nach dem Lauf zurück zum Auto. Ein guter Service.

Der Start des Halben ist schon um 8.45 Uhr, die Marathonis haben Zeit bis um 10.30 Uhr. Ich bin früh dran und gehe zu Fuß zum Startbereich. Am Bertha-von-Suttner-Platz kommen mir schon die Halben von ihrem Ausflug nach Beuel entgegen. Auf der Kennedybrücke stehen massenhaft Zuschauer und feuern die Läufer an. Es herrscht gute Stimmung. Wahre Massen an Halbmarathonis ziehen an mir vorbei. Über 8.000 Halbe hat es in diesem Jahr in Bonn. Das nenne ich einen guten Zuspruch.



Sonne am Schloss


Kurz vor 10 Uhr verlasse ich die Halben und gehe zum Hofgarten. Dort treffe ich meine Mitkämpfer und verteile die Kleiderbeutel und Startnummern. Erstere werden an der Abgabestelle auf derm Hofgarten hinter dem Schloss deponiert.
Wir beraten unsere Taktik. Es läuft auf einen schnellen Beginn, auf schnelle Zwischenetappen und ein schnelles Finish hinaus. Lukas wird den Anfang machen, Patrick den Schwung auf der zweiten Etappe aufnehmen und Tobias das hohe Tempo halten bevor ich den Schlusspunkt setzen soll. Wenn das mal gut geht!

Wir gehen auf die andere Seite des Schlosses auf den Belderberg. Hier stehen die Läufer zum Start bereit. Lukas reiht sich mit dem Staffelchip am Fuß in die Läuferschar ein und wir warten auf den Startschuss.

So eine Staffel ist schon ein anderes Marathonerlebnis als ein Lauf als Einzelstarter. Man fiebert zusammen und hat gemeinsam Spaß am Lauf. Eine schöne Abwechslung für die Einzelkämpfer.

Es herrscht ein Laufwetter wie es (fast) nicht schöner sein kann. Die Sonne lacht vom Himmel, ab und an von einer Wolke gestört, es hat angenehme Temperaturen, nur am Rhein weht ein Wind.


Entspannter Start


Der Start erfolgt in mehreren Blöcken. Ich laufe an Position 4 und kann mir den Start gemeinsam mit Patrick und Tobias in Ruhe anschauen. In der ersten Reihe sehe ich Irina Mikitenko. Neben ihr steht die spätere Siegerin aus Äthiopien.
Der Startschuss erfolgt pünktlich. Erst sind die Schnellen Marathonis dran, dann die Schulstaffeln gefolgt vom Rest des Feldes. Lukas geht forsch an, wird jedoch von der Masse im großen Feld auf den ersten Metern etwas in seinem Tempo gedrosselt.



Er kann sich jedoch rasch freilaufen und an der Umsetzung unserer Taktik arbeiten. Hinüber nach Beuel und eine Runde zum Magenta-Riesen, Wende am selbigen und zurück wieder über die Kennedybrücke. Hinter dieser geht es rechts ab zur Beethovenhalle, wo ihn Patrick erwartet und den Staffelchip am Fuß aufnimmt.

Während Lukas und später Patrick sich auf der Strecke betätigen, gehe ich mit Tobias über den Startbereich am Belderberg durchs Koblenzer Tor zum Hofgarten. Dort ist schon richtig was los durch die Halben. Diese haben in Massen bereits ihren Lauf beendet und holen sich ihre Kleiderbeutel ab und stärken sich an der Zielverpflegung, die  wegen Bauarbeiten nicht wie gewohnt zwischen Rathaus und Schloss, sondern auf dem Hofgarten ist. Hier ist auch mehr Platz.

Auf der westlichen Hofgartenseite ist der Staffelwechselpunkt für Tobias. Er wird hier von Patrick den Fußchip aufnehmen, die Strecke hinüber nach Beuel und zurück unter die Beine nehmen und mir an der Beethovenhalle den Chip als Schlussläufer übergeben.


Erster Läufer - und dann lange nichts


Am Wechselpunkt am Hofgarten herrscht noch ziemliche Leere. Also schlendere ich entspannt weiter bis zur Beethovenhalle. Hier habe ich auch noch Zeit. Da kommt der erste Läufer. Es ist der spätere Sieger aus Äthiopien. Nach ihm kommt lange niemand. Erst nach einer längeren Wartezeit kommt ebenfalls einsam und allein der zweite Läufer. Wieder Pause und so langsam kommen mehr Marathonis an mir vorbei.

Ich laufe mich warm, kommen doch nun auch die ersten Staffeln zum Wechselpunkt. Und dann auch schon Tobias. Die Jungs müssen ein Höllentempo vorgelegt haben. Ich hab nicht genau mitgezählt, aber vor Tobias sind gefühlt weniger als 10 Staffeln den Wechselpunkt angelaufen. Und insgesamt sind 370 Staffeln am Start.

Ich befestige rasch das Klettband mit dem Chip an meinem Fuß und laufe los. Jeder Meter der vor mir liegt ist mir bestens bekannt. Die Wachsbleiche führt uns hinunter an den Rhein. Km 30 wird passiert. Ich habe die längste Strecke mit 12,195 Km zu laufen. Irgendwie fühle ich mich nicht sonderlich stark. Hab wohl gestern doch zu viel mit dem Vorschlaghammer gearbeitet.

Egal, es gilt das Tempo zu halten. Zudem laufe ich dank der bärenstarken Leistung meiner drei Vorläufer im vorderen Feld. Ich überhole stetig Marathonis, habe aber vor deren Leistung einen Riesenrespekt. Schließlich laufen hier Läufer, die im Bereich knapp über 3 Stunden ins Ziel kommen werden. Für mich heute utopisch als Einzelstarter und ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen beim Überholen.


Darum ist es am Rhein so schön


Vorbei gehts an der Oper und den Blick auf das rote Kunstwerk vor dem ehemaligen Deutschen Bundestag gerichtet. Macht Spaß so in der Sonne, wenn nur der blöde Wind nicht wäre. Da ich das Tempo hoch halten möchte, stört der Wind gewaltig. Dennoch werden das alte Wasserwerk, der lange Eugen und der Post Tower passiert. Auch die Deutsche Welle lasse ich rechts liegen.
Bei Km 34 ist die Rheinaue erreicht und wir laufen auf vierspuriger Straße Richtung Plittersdorf. Den Rhein lassen wir ein Stück weiter links liegen. Am Forschungszentrum Caesar ist ein Wendepunkt. Für mich ist die Hälfte meiner 12 Km erreicht.

Ich laufe auf einen Marathoni aus Soest auf und der bleibt an meiner Seite. Wir laufen Seite an Seite und kämpfen uns Richtung Ziel. Weiter geht es mit der Betrachtung der Sehenswürdigkeiten besonders aus der Zeitgeschichte.
In der Heussallee passieren wir die NADA, die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland. Ich bin aber nicht dienstlich hier und laufe weiter. Bei Km 39 geht es vorbei am World Conference Center, kurz WCC. Die Bonner können eine lange und traurige Geschichte zum WCC erzählen. Was ist hier gepfuscht, gelogen und betrogen worden!


Vorbei an Konrad Adenauer


Die B9 nimmt uns auf. Auf der anderen Straßenseite grüßt das Haus der Deutschen Geschichte. Ein kurzes Stück heißt die B9 hier Willy-Brandt-Allee. Ab dem Bundeskanzlerplatz ändert sich der Straßenname in Konrad-Adenauer-Allee. Der, bzw. sein Kopf, steht in stoischer Ruhe als Skultur vor dem alten Bundeskanzleramt. Es folgt das Palais Schaumburg, Bonner Residenz des Bundespräsidenten.

Linker Hand kommt das Museum Koenig, gegenüber ist das Bundeskartellamt. Ich habe schwer zu kämpfen und keinen Blick für die Bundeszentrale für politische Bildung links und den Bundesrechnungshof rechts hinter Km 40. Ich will Km-Schild 42 sehen und ins Ziel kommen.

Der Hofgarten kommt aber immer näher, auch wenn mir jeder Schritt schwer fällt. Ich sollte öfters einen Tempodauerlauf machen, denke ich mir. Dann wäre solch ein Laufen leichter zu bewältigen. Hilft mir aber jetzt auch nicht weiter und ich freue mich gegenüber dem Akademischen Kunstmuseum Km 41 zu passieren.

Für die hier befindliche Antikensammlung der Universität Bonn interessiere ich mich ehrlich gesagt im Moment auch nicht. Ich will die Staffel ehrbar ins Ziel bringen. Vor mir liegt der schönste und stimmungsvollste Kilometer der Strecke.
Parallel zum Hofgarten und vorbei am Schloss laufen wir direkt auf das Bonner Münster zu. Einige gelbe Luftbögen sind zu unterlaufen, auf einer Bühne wird Stimmung gemacht. Die kommt aber auch von den vielen Zuschauern die es hier hat. Bis ins Ziel hinein werden die Läufer nun von der Unterstützung durch die Zuschauer getragen.

Ein herrlicher Anblick bietet sich uns nach dem Schloss mit dem Blick aufs Bonner Münster. Wunderschön, aber bitte nicht stehenbleiben. Gegenüber dem Münster steht auf dem Münsterplatz ein großes Zelt. Hier wird nachher die After-Run-Party steigen.

Am Sterntor vorbei geht es noch einmal rechts rum in die Sterngasse. Gerne würde ich in das auf der Ecke befindliche Gequetschte gehen, hier kann man lecker essen und trinken, aber das Gequetschte hat zu und ich konzentriere mich auf den Schlussspurt zum Ziel auf dem Markt.


Der letzte Kilometer ist nur noch eins: Klasse


Ich mobilisiere noch einmal alle Kräfte und komme in neuer Bestzeit ins Ziel. Schade nur, dass diese Zeit von unserer Staffel und nicht von mir als Einzelläufer erzielt wurde.

Egal, ich bin froh im Ziel zu sein und freue mich über eine wahrlich gelungene persönliche Staffelpremiere in Bonn. Der letzte Kilometer war absolut Spitze, richtiges Gänsehautfeeling. Sollte man mal erlebt haben.

Hier sind Profis am Werk, die Organisation ist bestens, die Strecke hat was zu bieten und im Ziel warten halbe Eier mit Remoulade auf die Läufer. Wie sagte doch Cheforganisator Klaus Malorny, "Nicht immer nur Bananen". Dazu gibt es Schmalzbrote, Fleischwurst, kleine süße Leckereien und natürlich mein geliebtes Bleifreies aus dem Münchner Norden.

Im Ziel wird mir die Medaille überreicht. Gemeinsam mit Lukas, Patrick und Tobias gehe ich zur Zielverpflegung. Wir greifen gut zu und nehmen dann die After-Run-Party im Zelt auf dem Münsterplatz in Angriff. Jeder Läufer hat drei Bons, zwei für Getränke und einen für leckere Nudeln. Wir lassen es uns schmecken.

 

Fazit


Wieder einmal eine gelungene Laufveranstaltung. Nicht umsonst ist der Bonn Marathon die größte Sportveranstaltung in der Bundesstadt, was auch der erneute Teilnehmerrekord bestätigt.

Bonn ist immer einen Marathon wert, egal ob Halb, Ganz oder in der Staffel.

Und der Hammer ist:

Die Marathon4you-Staffel mit Lukas, Patrick. Tobias und einem von den Dreien mitgeschleppten Autor haben von 348 Staffeln den 6., in Worten: sechsten,  Rang in einer Nettozeit von 3.01,53 Std. erlaufen.

Wahnsinn! Dank an meine drei Mitkämpfer!!

Marathonsieger

Männer
1. Bonsa, Gonfa (ETH)  2:18:43 Std.
2. Janus, Damian (POL)  2:37:55 Std.
3. Bardon, Herwart (DEU)  2:44:31 Std.
Frauen
1. Mamo, Adanech (ETH)  2:45:09 Std.
2. Kusar, Leah (KEN)  2:50:57 Std.
3. Volkert, Heike (GER)  2:54:50 Std.

 

Informationen: Bonn Marathon
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