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Laufberichte

Rotbart gesucht – Frühling und Morast gefunden

18.04.09

Es ist wieder mal Zeit für eine Kur. Dieses Mal aus Bad Frankenhausen. Was fehlt denn dem Autor? Eigentlich nichts, aber mir ist wieder mal langweilig, denn der letzte Marathon liegt drei Wochen zurück. Kommt mit auf die Reise, vielleicht entdecken wir Rotbart Barbarossa. Was ich sonst noch gefunden habe? Lest einfach weiter.

Gerade rechtzeitig zum Wochenende ist schlechtes Wetter angesagt. Am Tag vor dem Rennen plagt sich Petrus, damit er in meiner Heimat ein wenig Niederschlag zusammenbringt. Nass hat die Natur jetzt dringend nötig. Doch auf der Anreise höre ich schon von einer Wetterwarnung für Nordbayern. Und auf der Autobahn durch den Thüringer Wald gießt es zeitweise aus voller Kanne. In Bad Frankenhausen hat es wieder nachgelassen.

Am Schlossplatz herrscht bereits emsiges Treiben. Nummern werden ausgegeben und ein paar Händler und Laufveranstalter wollen ihre Geschäfte machen. Ich erhalte meine Unterlagen in Sekundenschnelle. Viele Helfer stehen da bereit.

In der Startertüte finde ich sogar einen Essensgutschein. Nachdem ich vor zwei Jahren später vor Ort war und die Nudeln schon ratzeputz weggefuttert waren, habe ich heuer mehr Glück. Ich erhalte eine Riesenportion. Es gibt sogar drei verschiedene Saucen dazu.

Was ist denn alles geboten? Für den Mountainbike- und Laufschuhmarathonfreund ist gesorgt und es gibt noch Gelegenheit für ein Läufchen über 21, 14 und sechs Kilometer. Über diese Strecken können auch Walker mit und ohne Stecken und Wanderer ihrer Lust nachgehen. Und für den Nachwuchs gibt es einen Bambini- und Schülerlauf. Geführte Wanderungen werden auch angeboten.

Die Kinderläufe und die geführten Wanderungen sind kostenlos, aber nicht umsonst, denn sie machen Spaß und bringen Interessantes über Land und Leute zutage. Der Halbe kostet 21 EUR, der volle 25 EUR. Nachmeldungen sind gegen einen kleinen Zuschlag bis zum Starttag möglich.

Dafür erhalten wir die volle Infrastruktur, einen Happa-Happa-Gutschein, Urkunde am Lauftag oder aus dem Internet, Medaille, reichhaltige Verpflegung während des Rennens und Duschmöglichkeit in de angrenzenden Kyffhäuser-Therme. Wer sich noch nicht genug am Wettkampftag bewegt hat, der kann dann abends beim Sportlerball noch sein Tanzbein schwingen.

Gegen 07.30 Uhr bin ich im Festzelt. Zeit für Frühstück. „Das ist alles selbst gebacken“, höre ich von einer Helferin. Und für einen EUR gibt es zwei Tassen Kaffee oder zwei Stück Kuchen oder gleich vier Tassen Tee. So günstig, da fehlen mir glatt die Worte.

Kurz vor 08.00 Uhr werden die Biker zum Start aufgerufen. Es ist ein riesiges Feld, die heute einen schwierigen und schmierigen Job haben, denn es hat fast die ganze Nacht geregnet. Wenigstens ist es jetzt regenfrei. Einer der Radler macht dann gleich beim Start ein Kunststückchen, denn zehn Meter ist es gerollt, dann liegt er bereits im Dreck.

Dann mache ich mich fertig. Schwierig heute, was soll ich anziehen? Kurze Hose, Shirt, das Wetter soll ja heiter werden oder doch lange Hose, Jacke, denn es ist kaum wärmer als sechs, sieben Grad und empfindlich kühl. Ich wähle lang und kann  eventuell die Jacke dann um die Hüfte binden.

„Sie dürfen zur Startlinie vorkommen“, so werden wir von der Sprecherin aufgerufen. Gut 250 Marathonis wollen sich heute beweisen. Wir werden noch eingestimmt, dass sich einige unbefestigte Streckenteile in Morast verwandeln könnten.

Dann der Schuss, los geht’s. Gerade habe ich den Schlossgarten verlassen, da muss ich bereits über eine Riesenwasserlache springen. Die Strecke führt am Stadtplatz vorbei. Dieses wurde im Mittelalter als eine der Nebenresidenzen des Hauses Schwarzburg- Rudolstadt erbaut. Heute ist da ein Museum untergebracht.

Es geht auch durch die Altstadt, teils auf Asphalt, teils auf Kopfsteinpflaster. Am Rathaus sowie auf dem Anger stehen jetzt zumindest ein paar Zuschauer. Viele werden es auf der Strecke nicht werden, denn wer auf Zuschauer angewiesen ist, der muss halt in die Großstadt. Fragen wir diesbezüglich Klaus, der in Wien ranwill oder den Autor, der am Tag danach für Leipzig verpflichtet wurde.

Nach ein paar Metern auf der Bundesstraße 85 biegen wir auf die Rottlebener Straße ab. Guter Asphaltuntergrund lässt uns das Einrollen leichter erscheinen.

Die Landschaft ist bereits in voller Frühlingsstimmung. Die Obstbäume blühen dick und fett, Laub ist bereits zu sehen.

Die Strecke führt nun eben Richtung Rottleben und biegt dann links ab. Für uns heißt es geradeaus auf den Barbarossaweg, ein recht holperiger Feldweg, ideal zum Fußvertreten. Die Marathonis laufen links oder rechts von der Fahrspur, denn wo sich Gelegenheit zur Morastbildung bot, die Biker haben das gleich für uns gut zubereitet.

Kurz nach der Falkenmühle finden wir die Barbarossahöhle. Sie hat eine Grundfläche von 25000 Quadratmeter. Der Sage nach soll „Barbarossa“ Kaiser Friedrich I dort schlafen. Sein roter Bart wächst weiter. Und in einem Gedicht von Friedrich Rückert soll er weiterschlafen, wenn die alten Raben weiterfliegen.

Als Kind konnte ich mir folgenden Spruch merken: „Der Friederich, der Friederich, das war ein alter Wüterich!“ Bevor ich jetzt eine literarische Interpretation loslasse, die eh keine Sau interessiert, wird verpflegt.

Neun Getränke- und V-Stellen sind eingerichtet, das reicht wohl dicke. Zum Teil mit Wasser und warmen Tee, es gibt auch Cola, Butterbrote, Obst und Schleim. Und an exquisiten Stellen wird auch Hopfentee angeboten, mit oder ohne Alk.

Steinthaleben, der nächste Ort. Wir finden wieder eine V-Stelle mit Vollpension. Zwei Mädchen, könnten fast Zwillinge sein, stehen rechts und halten die Hände raus. Abklatschen!

„Bist Du der Anton“, werde ich von einem Pärchen angesprochen. „Wir waren auch auf der Tour de Tirol.“ Ja, heuer wird dort eine Weltmeisterschaft beim Kaisermarathon ausgetragen. Die Kyffhäuser Läufer haben 2008 beim Vereinsausflug Tirol als Ziel auserkoren.

Nun geht es länger bergauf, wieder auf Asphalt. Als die Steigung endet und der weitere Verlauf Richtung Kelbra gefällig wird, biegen wir rechts ab. Weiter ansteigend. In der Summe hat der Kyffhäuser Bergmarathon einige Höhenmeter parat. 700 werden es schon sein.

Der Feldweg, mitunter mit Wasserlachen, führt in den Wald. „Du könntest schon zwei Kilometer weiter sein“, stellt ein Lauffreund fest, als ich zum wiederholten Mal biathlonmäßig zum Fotoschuss stehen bleibe.

Der Kulpenberg, der höchste Punkt des Kurses mit 477 Metern über NN, will bezwungen werden. Leider passt es nicht, dass wir sein geraumer Zeit auf dem Rennweg unterwegs sind. Mitunter ist der Anstieg so steil, man müsste den Weg in Schleichweg umbenennen.

Mittlerweile ist Konzentration gefordert, denn immer öfter tauchen tiefe Stellen auf. „Hier ist Schleudergefahr“, und „Mist, Slicks taugen hier nicht“, lasse ich los. Die Verfolger lachen.

An den Gefällen im Bereich des Fernsehturmes (Kilometer 17) muss ich die Geschwindigkeit herausnehmen, Singletrail und tiefer Boden. Da könnte man fast einen Crosslauf machen. Von unten sehen wir eine Bundesstraße heraufschlängeln. „Da kommt eener“, höre ich einen Polizisten, der unsere Querung absichert.

Eine kurze Wegstrecke ist wieder asphaltiert, aber kurz vor der Ruine Rothenberg biegen wir rechts ab und unser Laufuntergrund wird wieder dreckig. Mich hat jetzt die Wurschtigkeit eingeholt, denn um Sumpfstellen laufe ich nicht mehr herum, sondern mittendurch.

Kurz nach den Sittendorfer Köpfen ist Halbzeit. Jeder Kilometer ist deutlich ausgeschildert, nur, es wird rückwärts gezählt.

Dann nähern wir uns dem Kyffhäuser-Denkmal (Kilometer 22). Zuerst laufen wir an einer Wirtschaft vorbei und biegen dann auf die Zubringerstraße ein. Auf der anderen Seite kommen uns Läufer entgegen.

Dann biegen wir links ab, ansteigend. Es geht hoch zum Denkmal, wo wir eine Ehrenrunde drehen. Als Kontrollnachweis gibt es einen Stempel auf den Handrücken. Wer noch nähere Informationen zu diesem Denkmal will, der kann ja meinen Laufbericht von hier aus dem Jahr 2007 nachlesen.

Auf der Plattform finden wir wieder reichhaltige Verpflegung. Ich sehe dann am letzten Tisch Bier stehen. „Willste mit oder ohne Algohol?“ fragt man mich noch. Ja, im Rennen darf es schon ein wenig Alk sein. Dazu noch Cola, fertig ist das Colabier. Wenn das nicht Power gibt.

Wir verlassen den Bereich des Denkmals auf gefälligen Wegen, wieder mal mitunter morastig. Wir verlieren rund 150 Höhenmeter. Und die müssen wir uns wieder zum Ententeich hoch hart erarbeiten.

Einen wunderschönen Streckenteil belaufen wir dann zum Seebersbrunnen. Eben, gut befestigt. Linkerhand unter uns ist das Walwedatal zu sehen. Auf der anderen Talseite, fast im Nebel das Kyffhäuserdenkmal.

Am Seebersbrunnen (Kilometer 32) wird wieder verpflegt. Es geht nun bergab nach Udersleben. Zuerst noch im Wald, dann führt uns der Weg durch blühende Obstgärten. Meine Kamera zeigt wieder „Mucken“, denn sie lässt sich nur mit Tricks in Betrieb nehmen. Wahrscheinlich die Feuchtigkeit.

In Udersleben geht es nochmals steil bergab über übles Kopfsteinpflaster, dann wird verpflegt. Die Helfer haben sich einen Ghettoblaster besorgt und der plärrt vor sich hin. Den Ort verlassen wir wieder ansteigend. Das Läuferfeld hat sich nun weit auseinandergezogen.

Im Bereich des Flugplatzes ist unsere weitere Strecke wieder fast eben. Es geht nochmals durch ein kleines Waldstück, Morast inklusive. Die letzten zwei Halbmarathonis kann ich überholen.

Dann bei Kilometer 39 letzte Verpflegung unweit des Panoramamuseums. Zwei, drei Sanis stehen bereit, einer hat sich auf einem Campingstuhl niedergelassen. „War der Tag gemütlich?“ frage ich und sie nicken.

Eine Läuferin kommt noch von hinten und lässt mich stehen. Sie hat ja gleich fertig und kann dann die Beine hochlegen, während ich morgen noch mal ran muss. Die letzten zwei Kilometer gehen im Ortsbereich hinab. Im Kurbereich fallen mir noch zwei Zecher auf einer Sitzbank auf. Rund 10 leere Bierflaschen sehe ich und eine Stofftasche steht auch noch herum, wahrscheinlich noch mit Nachschub gefüllt. Für die Abpumpaktion.

Wir umrunden noch mal den Schlossplatz, wo ich noch einen Gegner niederringe und dann geht es ins Ziel. Nach einem kurzen Schwätzchen im Zielbereich gehe ich zum Duschen, hole mir eine Bratwurst, die würde dem Daniel auch schmecken, und breche dann später nach Leipzig auf.

Die Urkunde im ungewöhnlichen DIN A 5-Format zeigt mir eine 3.47.38 Stunden. Da habe ich rund 15 Minuten länger gebraucht als 2007. Ein Problem habe ich noch bis morgen. Wie bringe ich die Schuhe sauber? Die sind in diesem Dreckszustand wohl ein Pfund schwerer als normal.

Was motiviert, ist die familiäre Organisation. Viele der über 2100 Sportler kommen aus der Region und sind der feste Stamm der Veranstaltung. Platz ist noch genügend, besonders beim Marathon, wo sich bis zum Ziel die 229 Finisher sehr verteilen. Für die Vorbereitung zum Rennsteiglauf ist der Kurs auf und um den Kyffhäuser ideal. Vielleicht lassen sich noch einige für 2010 motivieren.

 

Informationen: Kyffhäuser Bergmarathon
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