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Laufberichte

Premium-Run

 
Autor: Klaus Duwe

Misst man den Erfolg einer Laufveranstaltung alleine an den Teilnehmerzahlen, steht der Freiburg Marathon sehr gut da. Fast 12.000 Anmeldungen für die verschiedenen Distanzen, davon immerhin über 1.300 für den Marathon, sprechen eine deutliche Sprache.Nur einmal, 2005, hatte man mehr Teilnehmer.

Wenn man sich jetzt aber noch die Region betrachtet, kommt man angesichts dieses seit nunmehr 11 Jahren anhaltenden Erfolges aus dem Staunen nicht heraus. Mit ungefähr 220.000 Einwohnern ist Freiburg zwar beileibe keine Kleinstadt, aber als Ballungsgebiet wie zum Beispiel den Rhein-Neckar-Raum, wo der Mannheim Marathon auf keine wesentlich anderen Zahlen kommt, kann man den Breisgau nun wirklich nicht nennen.

Was beim Freiburg Marathon ist wie überall, ist zunächst einmal die Länge:  42,195 km und der Halbe  21,097 km.  Billiger als anderswo ist es im Badischen nicht. Eher umgekehrt. Auch eine Startnummer beim Freiburg Marathon gibt es nicht zum Schnäppchenpreis.

 

Start

 

Schwer ist die Antwort auf die Frage nach dem Erfolgsrezept trotzdem nicht. Man muss nicht studiert haben um zu wissen, dass man für anhaltenden Erfolg möglichst viele zufriedene Kunden und Partner braucht. Und die bekommt man am ehesten mit einem Produkt, das sich positiv von denen der Wettbewerber unterscheidet. Dazu kommen jetzt noch ein an den eigenen Möglichkeiten orientiertes Konzept, eine attraktive Verpackung und eine überzeugende Kommunikation.  Wer dann auch noch die Kondition und Ausdauer eines Marathonläufers hat, Durststrecken, Krisen und Rückschläge wegstecken kann, ist auf einem guten Weg.

Es gibt wenige Großstädte in Deutschland, in denen man mühelos einen attraktiven Marathonkurs auf einer großen Runde realisieren kann. Die Betonung liegt auf attraktiv. In Freiburg hat man sich darüber nie Gedanken gemacht und von Anfang an auf einen Zwei-Runden-Kurs gesetzt und darauf, diesen für die Läuferinnen und Läufer (die Kunden!) so abwechslungsreich und attraktiv  wie nur möglich zu machen. Dazu kann die Stadt mit Münster, Schwaben- und Martinstor, Fußgängerzone und viel Grün einiges beitragen.

 

City 1

 

 

Aber: Rennt man durch den Wald, sind Einsamkeit und Stille willkommen. Rennt man durch eine menschenleere Stadt, ist das frustrierend. Also muss die Stadt am Sonntag belebt werden. Aber wer, außer den mitgereisten Angehörigen, hat schon Lust, sich verschwitzte Freizeitsportler anzuschauen?  Wenn man an jeder Ecke von einer Band mit fetziger Musik unterhalten wird, ist das schon eine  andere Sache.

War es nun Gernot Weigls  Idee mit den 42 Bands auf 42 Kilometern? Ich glaube ja, ist aber völlig egal. Konsequent wie sonst nirgendwo wird das Konzept in Freiburg umgesetzt und deshalb auch so begeistert aufgenommen. „Run and Rock“  ist so etwas wie ein Markenzeichen für den Freiburg Marathon geworden.

Es ist eine alte Jacke: Erfolg macht sexy. Oder: Von einem erfolgreichen Partner trennt man sich nur ungern. Als vor ein paar Jahren im Freiburger Rathaus mehr denn je der Rotstift das Sagen hatte, hätte man den Marathon von der Liste streichen können – wäre er nicht so erfolgreich. Also setzte man sich mit dem Veranstalter an einen Tisch, um zu beraten, wie man mit einem geringeren Budget für Absperrungen und Einsatzkräfte den Lauf am Leben halten könnte.

 

City 2

 

 

„Ändere etwas nur zum Vorteil des Kunden“ – auch so ein Grundsatz. Man sieht die Situation als Chance und schafft eine Win-Win-Situation. Alle gewinnen. Die Streckenänderung spart Bares und wird von den Läuferinnen und Läufern so gelobt, dass kein Mensch daran denkt, sie noch einmal zu ändern.

Läuferinnen und Läufern lieben stimmungsvolle Zieleinläufe wie z. B. den am Brandenburger Tor oder in der Frankfurter Festhalle. Solcherlei Möglichkeiten hat nicht jeder, auch Freiburg nicht. Aber mit der Messe hat man eine sonst geradezu ideale Infrastruktur: Messehallen, Duschen, Toiletten, jede Menge Parkplätze, breite Zufahrtstraßen, kurze Wege. Aber Gänsehaut bekommt man ob dieses Ambientes nicht. Auch nicht nach 42 km. Da muss man schon kräftig was ändern.

Der Zielkanal, nicht zu breit und nicht zu schmal, die Moderatorenbühne und der Blick auf die Schwarzwaldberge sind zwar schön, aber …

… ohne Publikum nicht viel wert. Was tun, damit die Leute nicht weglaufen, wenn sie  Freunde, Verwandte  und Bekannte im Ziel empfangen haben? In Freiburg gleicht das Zielgelände einem riesigen Kirmesplatz und Biergarten in einem.  Unzählige Bewirtungs- und Imbissstände und Cafés laden mit diversen Spezialitäten zum Genießen und Verweilen ein. Da lohnt sich ein Besuch auch für die/denjenigen, die/der keinen Angehörigen auf der Strecke und mit Laufen auch sonst nichts am Hut hat.

 

Ziel

 

Das Openair-Konzert beginnt just zu dem Zeitpunkt, an dem das Publikum der Veranstaltung sonst den Rücken kehrt. Aber „Glasperlenspiel“ mit ihrem Superhit „Echt“ will keiner verpassen. Und so passiert es, dass nach 5 Stunden die Marathonis vor einer Kulisse und bei einer Atmosphäre ins Ziel laufen, die nahezu einmalig ist.

Die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon werden dieses Jahr in Freiburg und damit erstmals im Rahmen eines großen Citymarathons ausgetragen. Die angetretene nationale Läuferelite verleiht dem Freiburg Marathon zusätzlichen Glanz. Wieder freuen sich alle Beteiligten, Verband, Veranstalter und die ganze Region.

Gibt es also gar nichts zu meckern? Doch, Gernot Weigl, der Veranstaltungschef findet ein Haar in der Suppe. Einerseits ist er stolz, glücklich und dankbar angesichts des Erreichten. Andererseits beklagt der die mangelnde Unterstützung für den Freiburg Marathon aus der Wirtschaft, die ihrerseits so vielfältig von der mittlerweile weit über die Grenzen hinaus bekannten Veranstaltung profitiert. Gefährdet, so habe ich den Marathon-Chef verstanden, sei die Veranstaltung nicht. Aber es sei schwer, den Freiburg Marathon ohne weitere Unterstützung auf dem heutigen Niveau zu halten.

Ich hoffe, nach dem diesjährigen Erfolg stehen die Sponsoren Schlange. Denn eines ist klar: Gernot Weigl hat mit seinem „Run und Rock“ Freiburg Marathon die Kundschaft verwöhnt. Wenn sein Produkt zur Massenware wird, wird es eng.

Ihr vermutet richtig: Wer so viel über Grund und Hintergrund schreibt, hat sonst nichts mitzuteilen. Tatsächlich war in diesem Jahr keiner unserer laufenden Reporter auf der Strecke. Mit mangelndem Interesse hat das natürlich nichts zu tun. Höchstens mit mangelndem Training oder mit Verletzungen wegen zu vielem Training.

Es müsste zu verkraften sein, denn seit Jahren gibt es lückenlos und meist sogar doppelt die Laufberichte mit Bildern von der gesamten Strecke. Siehe Auflistung.

 

 

Informationen: Mein Freiburg Marathon
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