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Alpinathlon: Ein Nobody zeigt es allen

26.07.10
Quelle: Pressemitteilung/Anita Fuchs

Nicht der haushohe Favorit Marc Pschebizin, sondern der in der Multisportszene (noch) unbekannte Beat Ritter hat am Samstag den Alpinathlon in St. Moritz gewonnen. Bei den Frauen triumphierte wie erwartet Nina Brenn.

Das Zielbanner war zwar noch einige Meter entfernt. Dennoch stoppte Beat Ritter seinen Lauf, kniete auf den steinharten Boden und schickte ein Stossgebet gen Himmel. Ein paar Sekunden später richtete er sich wieder auf und marschierte, begleitet von seiner Frau Denise und dem erst zwölf Tage alten Sohn Nicolas, unter dem Zielbanner hindurch – den Kopf erneut nach oben gerichtet. „Danke, Vater im Himmel!“ 

Der gläubige Sportler aus Pontresina war den Tränen nahe. Vor Freude. Vor Anstrengung. „Ich habe jahrelang von einem Sieg geträumt. Endlich hat es geklappt.“ Dann richtete er einen besonderen Dank an seine Frau, „die mich trotz des Babys auch heute grossartig betreute“, und an all jene Personen, „die mit ihren lautstarken Anfeuerungsrufen zusätzliche Kräfte in mir freisetzten und mich zeitweise wie auf Wolken trugen“. 

Eis erfordert Streckenverkürzung

Die Erschöpfung stand Beat Ritter nach den 8:16:21 Wettkampfstunden ins Gesicht geschrieben. 133,9 Kilometer mit mehr als 5500 Steigungs- und fast 4000 Gefällemeter hatte er – wie alle anderen Singles, Couples und Teams – mit dem Rennvelo, dem Mountainbike und den Laufschuhen zurückgelegt. Während die Kälte und Nässe die Aufgabe für den Grossteil der Teilnehmer zusätzlich erschwerte, schien beim dreifachen Familienvater das Gegenteil der Fall. 

„Ich hätte den Anderen zwar eine bessere Aussicht gegönnt, zu meinem Eigennutzen war ich aber froh um die tiefen Temperaturen“, so Beat Ritter. Diese wirkten sich indes auch für ihn zu einem Nachteil aus: Statt bei der Berg- (3303 m ü. M.) befand sich das Tagesziel des über fünf Teilstücke und durch eine traumhafte Gegend führenden Alpinathlon auf der etwa 600 Meter tiefer gelegenen Mittelstation der Corvatsch-Bahn. Nötig gemacht hatte die Verlegung blankes Eis auf dem Gletscher.

„Ich spürte die Finger kaum mehr“

Dass er seinen „Arbeitstag“ früher als geplant beenden konnte, kam Marc Pschebizin entgegen. Der zweitägige Gigathlon, den er vor zwei Wochen für sich entschieden hatte, steckte immer noch in den Knochen. Trotzdem erwiesen sich für den als Kronfavorit gestarteten Deutschen nicht die schwierige Streckenführung, sondern vielmehr die äusseren Bedingungen als grösste Schwierigkeit. „Während der Abfahrt vom Albulapass (das Rennen startete in Bergün, die Red.) spürte ich meine Finger kaum mehr.“

Marc Pschebizin, der in der Multisportszene über einen grossen Namen verfügt, zeigte sich überrascht vom Gewinner („ich kannte ihn nicht“) und zollte dessen Parforceleistung grossen Respekt. „Selbstverständlich hatte er mit seiner Streckenkenntnis aber auch einen gewichtigen Vorteil“, so der Routinier aus Wittlich – er triumphierte beispielsweise schon acht Mal am Inferno-Triathlon im Berner Oberland – über den in Bezug auf polysportive Veranstaltungen unerfahrenen Engadiner. 

Schnelle Engadiner Teams

Am schnellsten, in 7:12:22 Stunden, meisterte den Alpinathlon das junge Team Zaboosports.com/Alpine Bike Celerina aus St. Moritz (Andrea Stöhr, Till Marx, Stefan Pulver, Simon Zahnd und Rolf Pulver). Vor dem Schlussabschnitt betrug ihr Vorsprung noch nahezu eine Viertelstunde auf das aus lauter arrivierten Ausdauersportlern bestehende Casutt Velos maxim team aus Castagnola, letztlich konnten sie rund fünf Minuten ins Ziel retten. 

54 Minuten beziehungsweise 1:40 Stunden länger unterwegs waren die Equipen Engiadina Nordic (Madulain/Fadri Guler, Rolf Gruber, Jan Kamm, Ursina Guler und Monika Kamm) und Engadin-Skimarathon Powerfrauen (Pontresina/Ladina Lechner, Christa Inauen, Myrta Damaso, Sarah Koch und Sandra Parpan), welche in der Mixed- respektive Frauenkategorie die Ranglistenspitze zierten. In der Couple-Klasse dominierten Gaby Landolt und Rico Elmer (Mühlehorn). 

„Der Alpinathlon hat Kultcharakter“

 Bei den Single-Frauen lieferte Nina Brenn zwei Wochen nach ihrem Erfolg am Gigathlon eine weitere eindrückliche Demonstration ihres immensen Könnens ab. Das Ziel erreichte die Zürcherin nach 10:48:33 Rennstunden. „Ich spürte die Höhe und den Gigathlon und musste das Tempo entsprechend anpassen.“ Dem Anlass sagt die hierzulande am Gigathlon (drei Siege) und Inferno-Triathlon (vier Triumphe) unschlagbare Zürcherin ebenfalls eine grosse Zukunft voraus. Ebenso Marc Pschebizin: „Der Alpinathlon hat Kultcharakter.“ 

Auszug aus der Rangliste

Single. Männer: 1. Beat Ritter (Pontresina) 8:16:21. 2. Marc Pschebizin (D-Wittlich) 5:30 zurück. 3. Gian Duri Melcher (Samedan) 37:43. 4. Andrea Nievergelt (Samedan) 41:36. 5. Alessandro Forni (I-Pergine Valsugana) 45:29.
Frauen: 1. Nina Brenn (Zürich) 10:48:33. 2. Melanie Hohenester (D-München) 15:49. 3. Yvonne Gantenbein (Davos) 36:58.

Couple: 1. service 7000 (Mühlehorn/Gaby Landolt, Rico Elmer) 7:58:41. 2. Ski-Club Malters (Malters/Hans Isenschmid, Barbara Bieri) 11:49. 3. Achtung links (Thalwil/Christian Hürzeler, Karin Landolt) 1:10:50.

Team. Männer: 1. Zaboosports.com/Alpine Bike Celerina (St. Moritz/Andrea Stöhr, Till Marx, Stefan Pulver, Simon Zahnd, Rolf Pulver) 7:12:22.

Frauen: 1. Engadin-Skimarathon Powerfrauen (Pontresina/Ladina Lechner, Christa Inauen, Myrta Damaso, Sarah Koch, Sandra Parpan) 8:52:17.

Mixed: 1. Engiadina Nordic (Madulain/Fadri Guler, Rolf Gruber, Jan Kamm, Ursina Guler, Monika Kamm) 8:06:52.

Rangliste unter www.alpinathlon.ch

 


 
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