Mit dem Zürcher Silvesterlauf ist am vergangenen Sonntag der letzte grosse Laufevent des Jahres über die Bühne gegangen. Knapp 11‘000 Teilnehmende waren beim vorweihnachtlichen Traditionsanlass in der Zürcher Innenstadt unterwegs. Die Zahlen der Herbstläufe machen Hoffnung.
Das Jahr 2021 begann so, wie das alte aufhörte – mit Absagen und Verschiebungen. Auch das zweite Corona-Jahr war mit vielen Herausforderungen gespickt. Fast alle Frühlingsläufe fielen dem Veranstaltungsverbot zum Opfer. Einige Organisatoren verschoben die Austragung in den Spätsommer oder Herbst, andere gar auf 2022. In der Phase von Mitte August bis Ende Oktober war der Schweizer Rennkalender dicht gedrängt.
Insgesamt nahmen 2021 rund 160‘000 Läuferinnen und Läufer an Schweizer Laufveranstaltungen teil. Das sind rund 50% weniger als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Rückblickend zeigte sich, dass insbesondere jene Veranstaltungen Teilnehmende verloren, welche vom traditionellen Eventdatum abwichen. Dass eine Eventverschiebung um einige Monate auch seine Tücken hat, waren sich die zahlreichen Organisationskomitees bewusst. „Klar, es ist natürlich ein Trade-off, welchen wir als Organisatoren fällen mussten. Schlussendlich haben wir uns für eine Verschiebung entschieden, um ein positives Signal auszusenden – einerseits an die Running-Community, andererseits aber auch für unsere Sponsoren und Helferinnen und Helfer.“ erklärt Beatrice Born, Geschäftsleiterin des Grand-Prix von Bern.
Die Herbstevents, welche ihr traditionelles Datum behielten, verzeichneten einen deutlich geringeren Teilnehmerrückgang. Die Lust am Laufen und am Wettkampf scheinen trotz – oder vielleicht auch wegen Corona – ungebrochen. Der SwissCityMarathon – Lucerne verzeichnete Ende Oktober 8000 Anmeldungen, am Basler Stadtlauf finishten im November 7000 Läuferinnen und Läufer und an der Escalade in Genf waren fast 20‘000 Personen auf der Laufstrecke. Reto Schorno, Geschäftsleiter des Vereins Swiss Runners: „Dank der Impfung und Zertifikatspflicht an Grossveranstaltungen konnten in der zweiten Jahreshälfte wieder viele Laufsportveranstaltungen stattfinden. Es war eine unglaubliche Freude in den Gesichtern der Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu sehen, dass sie wieder an unseren Events teilnehmen konnten.“
Die detaillierten Schutzkonzepte haben sich bewährt. Gestaffelte Startfelder, Zugangsbeschränkungen (mit Covid-Zertifikat) und die konsequente Umsetzung der Hygieneregeln führten dazu, dass Laufveranstaltungen auch während der Corona-Pandemie sicher durchgeführt werden konnten. Die Organisatoren der Laufevents waren bei der Anwendung der Schutzkonzepte vorbildlich. So prüfte im Kanton Luzern die kantonale Industrie- und Gewerbeaufsicht die Umsetzung des Schutzkonzepts des Luzerner Stadtlaufs und des SwissCityMarathon –Lucerne. Den Organisatoren wie auch den Teilnehmenden wurde die gewissenhafte Einhaltung des Schutzkonzepts attestiert.
Zudem gilt es festzuhalten, dass bei Outdooraktivitäten das Übertragungsrisiko signifikant tiefer ist. Im Rahmen einer Studie von Michael Riediker vom Schweizerischen Zentrum fürArbeits- und Umweltgesundheit (SCOEH), wurde dieser Umstand gezielt für Runningevents untersucht. Er hat dabei Experimente durchgeführt, bei denen von einer sich auf der Laufstrecke bewegenden Testpuppe, entweder feine oder grosse Aerosole freigesetzt wurden. Die Resultate zeigen, dass es bei Laufveranstaltungen im Freien nur ein sehr geringes Ansteckungsrisiko gibt. Swiss Running berichtete im Oktober ausführlich über die Ergebnisse.
Doch was bringen das neue Jahr und die nächste Laufsaison? Hohe Fallzahlen sowie die neue Mutation Omikron trüben zwar den Ausblick, trotzdem bleibt Reto Schorno optimistisch: „Wir hoffen, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung weiter steigt und wir die Pandemie endlich in den Griff kriegen. In diesem Jahr haben wir bewiesen, dass wir Corona können und auch trotz Einschränkungen erlebnisreiche und sichere Events organisieren konnten.“
In den beiden letzten Jahren durften die Laufveranstaltungen von der Unterstützung des Bundes profitieren. Ohne diese Hilfe wären auch 2021 kaum Veranstaltungen kostendeckend möglich gewesen, da die geringeren Startgeldeinnahmen und höheren Kosten für Schutzmassnahmen auf die Finanzen schlagen. Es wäre für die Veranstalter jedoch ein (zu) Leichtes, die Events einfach abzusagen und auf weitere Hilfsgelder zu hoffen. Reto Schorno hält fest: „Fallen die Läufe wieder aus, wird es sehr anspruchsvoll, den Stammplatz im Kalender zu halten, die ehrenamtlichen Organisationskomitees, die Volunteers und auch die Sponsoren an der Stange zu halten. Daher setzen wir alles daran, möglichst viele Laufveranstaltungen möglichst normal durchzuführen und der Bevölkerung diese gemeinschaftlichen Bewegungserlebnisse zurückzugeben.“ Dass es dafür aber dennoch weiterhin die Unterstützung der öffentlichen Hand braucht, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die ersten grossen Laufevents im Jahr 2022 sind am 15. Januar mit dem Swiss Snow Walk & Run in Arosa geplant, bevor es im Flachland mit dem Bremgarter Reusslauf (19. Februar) und dem Kerzerslauf (19. März) weitergeht.
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