GRR-Vorsitzender Horst Milde als kompetenter Berater im Bundesausschuss Laufen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) unerwünscht – Auch Berglauf-Berater Wilfried Raatz soll von seinen Aufgaben entbunden werden
In einer turnusmäßigen Sitzung des Bundesausschuss Laufen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) wurden am Dienstag (28. April) die beiden BAMitglieder Horst Milde als Vertreter von German Road Races und der Berglauf-Berater Wilfried Raatz von einer weiteren Mitarbeit ausgeschlossen. DLVVolkslaufwart Wolfgang Timm hatte zu Beginn der Sitzung in einem Eilantrag zur Tagesordnung den Ausschluss der beiden kompetenten Mitglieder wegen „verbandsschädigenden Verhalten“ gefordert. Nach einer Diskussion wurden beide Mitglieder von einer weiteren Arbeit in diesem Fachgremium entbunden.
„Beim DLV liegen offenbar die Nerven blank“, beurteilte Horst Milde das Vorgehen der Ausschussmitglieder. „Man versteht einfach nicht, mit Kritik umzugehen!“ Grundfür diesen Ausschluss ist deren kritische Haltung zur geplanten Erhöhung der Gebühren bei Laufveranstaltungen. Nach Beschluss des DLV sollen künftig alle Laufveranstalter für jeden Finisher über 18 Jahren einen Euro an den DLV bzw. die Landesverbände abführen. Inzwischen haben sich viele der 3 400 Laufveranstalter in Deutschland ablehnend gegen diese drastische Gebührenerhöhung zu Wort gemeldet.
Horst Milde hat als Vorsitzender von German Road Races e.V. (GRR) gegen die Einführung der „Laufmaut“ öffentlich Stellung bezogen, weil er die meisten der GRRVeranstaltungen und vor allem viele der kleineren Veranstalter teilweise in ihrer Existenz bedroht sieht. In Unterschriftensammlung bei Läufen, einer Online Petition, mit „Stoppt die Laufmaut“-Aufklebern und Protestkarten wird bundesweit dagegen protestiert.
Schon nach kurzer Zeit haben sich über 5000 Läufer durch ihr Votum ablehnend geäußert. „Es zeigt sich, dass die Laufcommunity mit der DLV-Verbandsratentscheidung nicht abfinden will. Beim DLV hat man zu lange versucht, die beschlossene Gebührenordnung nicht öffentlich zu machen. Das war ein entscheidender Fehler! Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, nur beim DLV will man das nicht wahrhaben!“ Durch viele Beiträge in Zeitungen und Magazinen, Rundfunk und Fernsehen wurde die kritische Haltung der Läufer und Veranstalter inzwischen dokumentiert. Neben dem Deutschlandfunk haben sich auch ARD und ZDF mit dem Thema Laufmaut im Rahmen des Düsseldorf-Marathon beschäftigt. BA-Laufen-Vorsitzender Harald Rösch begründete den Ausschluss Mildes mit dem Argument, er würde zum „Schaden der Leichtathletik“ arbeiten und „Brandstiftertum!“ betreiben.
Der GRR-Vorsitzende zeigt sich hingegen entrüstet über derartige Anschuldigungen. Seit 1964 hatte Horst Milde erste Läufe organisiert, bis zu seinem „Unruhestand“ vor wenigen Jahren waren dies weit über 300 Läufe. Die bekanntesten Läufe dabei die weltweit anerkannten Veranstaltungen Berlin-Marathon und Berliner Halbmarathon. Als Volkslaufwart des Landesverbandes Berlin hat er zahlreiche Laufveranstaltungen „angeschoben“ und unterstützend gewirkt, sechs Deutsche Meisterschaften für den DLV organisiert (Marathon, Cross und Bahn-Langstrecke).
Nicht minder engagiert ist Wilfried Raatz im Deutschen Leichtathletik-Verband als Cross- und Berglauf-Fachmann, zudem arbeitet er als anerkannter Fachjournalist im Laufbereich. „Sein Problem ist, dass er als Vorstandsmitglied von German Road Races natürlich die Beschlüsse zur DLV-Laufmaut mitträgt. Diese Nähe macht ihn ebenfalls verdächtig, es kommt meiner Auffassung nach einer Sippenhaft gleich!“ So Horst Milde in einer ersten Reaktion.
„Der DLV macht sich mit dieser Entscheidung nicht glaubwürdiger, sondern genau das Gegenteil wird richtig sein: Die Kritiker, die auch beim Deutschen Leichtathletik-Verband sein müssen, lassen sich durch derartige Schnellschüsse erst recht nicht den Mund verbieten und werden weiterhin ihre Meinung sagen!“ Statt gemeinsam sach- und fachgerecht über die weitere Entwicklung des Laufsports und die Leichtathletik zu diskutieren und voran zu bringen, versuche man Kritiker mundtot zu machen. Das könne, so Milde, nicht gelingen.
Im gleichen Zusammenhang ist auch die Amtsenthebung von Dr. Herbert Stromeyer zu sehen. Dieser arbeitete über 40 Jahre als Vorsitzender der Lauf-cup-Kommission und anderen Gremien für den Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. In den letzten Wochen hatte er sich stark gegen die Einführung der 1 € DLV-Gebühr eingesetzt – mit Erfolg, denn beim M-V. Verbandstag hatten die Vereine gegen die Einführung der Laufmaut gestimmt.