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„Mein Rückenwind hat Orkanstärke“

12.10.17
Quelle: Pressemitteilung

Arne Gabius kehrt am 29. Oktober zurück an den Ort seines größten Triumphs. Zwei Jahre nach seinem fantastischen Lauf zum deutschen Rekord (2:08:33 Stunden) wird der 36-Jährige beim Mainova Frankfurt Marathon an den Start gehen. Der deutsche Lauf-Star über die Kraft eines schlechten Frühstücks vor dem Start, den Geburtstermin seines ersten Kindes just am Marathontag und worauf er entlang der Frankfurter Strecke besonders achtet.
 
Was für Bilder hast Du vor Augen, wenn Du an den 29. Oktober denkst?

Jene Bilder, die ich 2014 und 2015 in Frankfurt aufgesammelt habe: eine proppenvolle Stadt, tolle Wetterbedingungen, hochmotivierte Läufer, eine Top-Organisation. Besonders auch dieses Kribbeln, diese Vorfreude, Nervosität und Lampenfieber am Start. Auf diese Momente arbeite ich seit Wochen hin.

 

Bist Du auf der Strecke ganz bei Dir, sozusagen im Tunnel – oder hältst Du den Blick oben, um auf der Strecke vieles aufzusaugen?

Ich fokussiere ganz deutlich einige Punkte entlang der Strecke, die ich mittlerweile sehr gut kenne. Was einen Heimvorteil bedeutet.

 

 

 

Achtest Du auf Kilometerschilder oder eher städtebauliche Dinge?

Die ersten fünf Kilometer gilt es nur, sich reinzufinden ins Rennen. Die gegenüberliegende Seite vom Start an der Friedrich-Ebert-Anlage und dann der Anstieg zur Verpflegungsstation auf der Bremer Straße bei Kilometer neun sind Punkte mit Wiedererkennungswert. Auch die 2,5 Kilometer hinunter zum Main und die Alte Brücke nehme ich sehr bewusst wahr. Der Halbmarathon-Punkt, die Stimmungszentren entlang der Strecke, die Schwanheimer Brücke, die Mainzer Landstraße mit den Gleisen in der Mitte, das Race-Hotel, wo wir Topathleten untergebracht sind, bei Kilometer 35 – auf all das schaue ich genau.

 

2014 war Dein beeindruckendes Marathondebüt in Frankfurt, 2015 folgte der umjubelte deutsche Rekord – wofür wird Dein dritter Start am Main 2017 stehen?

Das Motto lautet: Comeback. Aus heutiger Sicht hatte ich schon im Rekordjahr 2015 kleinere Probleme, die sich dann aufgebaut haben zu einer Verletzungsserie, die mich unter anderem die Olympischen Spiele in Rio kosteten. Ich konnte zu jener Zeit kaum laufen und musste letztlich von Mai 2016 bis Januar 2017 pausieren. Auch in diesem Sommer gab es noch Tage, bei denen ich gemerkt habe: Hier stimmt etwas nicht. Dann habe ich einige Dinge radikal umgestellt.

 

Was zum Beispiel?

Ich verzichte auf bestimmte Lebensmittel, von denen ich meine, dass sie mir nicht guttun. Darunter viele Sachen, die gut schmecken – was anstrengend ist. Aber so ist das nun mal jetzt. Der Lohn ist: Ich fühle mich wie ausgewechselt, auch weil nichts wehtut. Ich hatte vorher immer hier und dort Wehwehchen, die Muskulatur kam nicht recht zur Ruhe. Mittlerweile geht es mir richtig gut mit Blick auf das Training und die Fokussierung auf Frankfurt. Kurzum: Ich kämpfe nicht mehr, sondern es läuft einfach. So muss Marathontraining sein.

Wie viel Rückenwind hat die bestens gelungene Generalprobe beim Halbmarathon in Kopenhagen (62:31 Minuten) im September gegeben?

Das war sehr wichtig. Der Rückenwind hatte fast schon Orkanstärke. Wenn Kopenhagen nicht geklappt danebengegangen wäre, hätte es in meinem Kopf angefangen zu rotieren. Die Zeit war gut, aber entscheidend war mein Gefühl beim Laufen. Das hat richtig Spaß gemacht.

 

Gehst Du mit einer konkreten Zielzeit ins Rennen in Frankfurt?

Ich werde in der zweiten Gruppe dabei sein, die vermutlich den Halbmarathon in 64:15 oder 64:30 Minuten angehen wird. Ersteres wäre ja schon wieder im Bereich des deutschen Rekordes. Ich hoffe einfach auf eine Konstellation mit guten Tempomachern und ambitionierten Mitläufern. Erfahrungsgemäß wird im Technischen Meeting am Rennwochenende dann noch um jede Sekunde gefeilscht. Ich gehe davon aus, dass ich zwischen 2:08 und 2:10 Stunden laufen kann – es wäre toll, wenn es deutlich unter 2:10 Stunden werden würde.

 

Du hast die Härten des Marathongeschäfts knapp zwei Jahre am eigenen Leibe gespürt. Wünschst Du Dir manchmal nicht, besser Fußballer geworden zu sein?

Nein, dafür bin ich zu eigenwillig und zu selbständig. Ich liebe meine Freiheit – und dafür ist Laufen die ideale Sportart. Mein erster Trainer in Hamburg hat damals schon viel Wert daraufgelegt, dass ich immer genau weiß, wann warum wir welche Einheit machen. Dass ich nicht nur stupide einen Plan abarbeite. Bei aller Freude am Teamgedanken, ich könnte ich mir nicht vorstellen, in dem festgelegten Takt einer Mannschaft glücklich zu werden.

 

Folgt Dein aktueller Trainingsplan denen Deiner ersten beiden Frankfurter Erfolgserlebnisse?

Eine Marathonvorbereitung ist nie identisch mit der vorigen. Ich habe ähnliche Belastungen mit ähnlicher Intensität gewählt. Ein schneller 30er war dabei, auch eine Überdistanz – 46 Kilometer mit Intervallen war darin. Insgesamt ergeben neue Einflüsse und Ideen oft neue Trainingseinheiten. Dazu kommt eine spontane Komponente, die sich nach dem jeweiligen körperlichen Befinden richtet. Ich bin sehr optimistisch, dass ich in Topform an den Start gehen werde.

 

Eingangs erwähntest Du die Nervosität und Anspannung am Start. Ist dies etwas, was Du zulässt oder aktiv bekämpfst?

Lampenfieber beinhaltet auch den Faktor Angst – inklusive den Fragen: Geht das gut heute? Was tust Du Dir hier heute an? Genau das muss man zulassen, damit es gut werden kann. Meine Erfahrung ist: Immer, wenn ich am Start zu cool bin, wird der Lauf schlecht. Wenn ich beim Frühstück richtig reinhaue, dann weiß meine Frau, dass es kein guter Wettkampf wird. Aber wenn ich mir beim Frühstück irgendwie mein Brötchen reinquäle, weiß sie, dass es ein gutes Rennen wird.

 

Wie gehen die Eheleute Gabius damit um, dass der errechnete Geburtstermin Eures ersten Kindes auf den Tag des Mainova Frankfurt Marathon fällt?

Im Hause Gabius läuft ein Countdown für zwei Events. Wir werden auf alles vorbereitet sein. Klar ist, dass sie nicht mit dem Fahrrad mitfahren und Getränke reichen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass das erste Kind am errechneten Termin zur Welt kommt, ist sehr gering – statistisch gesehen nur vier Prozent. Wir machen uns keinen Stress. Das haben wir genauso wenig in der Hand wie das Wetter in Frankfurt.

 

Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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