Teilnahmerekord - Frauen-Top-Feld - Berliner Legenden
Mit dem mit Abstand größten Teilnahmefeld seiner Geschichte wird am Sonntag der 50. BMW BERLIN-MARATHON auf der Straße des 17. Juni gestartet. Genau 58.212 Läufer:innen aus 161 Nationen wurden für den spektakulärsten und hochklassigsten deutschen Straßenlauf registriert. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, werden sogar über 80.000 Athlet:innen dabei sein. Die Elitefelder des Rennens über die klassischen 42,195 km haben wiederum eine Weltklasse-Besetzung.
„Berlin ist wirklich zur Lauf-Hauptstadt geworden. Dabei geht es uns auch weiterhin darum, die Menschen zu Bewegung und Fitness zu motivieren“, sagte Jürgen Lock vom Organisator SCC EVENTS bei der Donnerstags-Pressekonferenz. „50 Jahre ist ein wirklich großes Jubiläum“, erklärte Lock, der auch auf die enorme Wirtschaftskraft des Rennens für Berlin verwies.
Als BERLIN LEGENDS wurden bei der Pressekonferenz im Hotel Intercontinental am Donnerstag Uta Pippig, Tegla Loroupe, Patrick Makau und Amanal Petros vorgestellt. „Ich habe wunderbare Erinnerungen an die Rennen in Berlin. 1990 durch das Brandenburger Tor zu laufen, das war der Wahnsinn“, erinnerte sich die Uta Pippig als Siegerin des ersten Rennens durch Ost und West. Die Berlinerin gewann den Marathon auch 1992 und 1995.
1999 brach Tegla Loroupe beim BERLIN-MARATHON den Weltrekord mit 2:20:43 Stunden. „Ich wollte damals unbedingt den Rekord nach Berlin bringen“, sagte Tegla Loroupe, die damals zeitweise bei ihrem deutschen Manager Volker Wagner in Detmold wohnte.
2011 lief Patrick Makau mit 2:03:38 einen denkwürdigen Weltrekord. „Ich hatte das Rennen im Jahr davor bei Regen gewonnen - danach war mein Ziel klar: Ich wollte in Berlin unbedingt den Weltrekord brechen, denn die Strecke und die Bedingungen sind super“, sagte der Kenianer.
Amanel Petros brach im vergangenen Jahr in Berlin den deutschen Rekord mit 2:04:58. „Die Atmosphäre in Berlin ist einfach unglaublich, der Marathon ist so international mit Läufern aus aller Welt“, so Amanal Petros.
Als der BMW BERLIN-MARATHON 1998 sein erstes großes Jubiläum feierte, wurde das 25. Rennen von einem Weltrekord gekrönt, der sozusagen vom Himmel fiel. Überhaupt nichts hatte im Vorfeld dafür gesprochen, dass Ronaldo da Costa eine Zeit von 2:06:05 Stunden rennen könnte. Der Brasilianer lief sich in einen Weltrekord-Rausch, der weltweites Aufsehen auslöste. Sorgen nun beim 50. Jubiläum des BMW BERLIN-MARATHON die Frauen für Furore?
Mit ihrem Sensations-Weltrekord vor einem Jahr, bei dem Tigist Assefa mit 2:11:53 Stunden in völlig neue Dimensionen vordrang, hat die Äthiopierin die Latte in Berlin extrem hoch gelegt. Einen Weltrekord zu erwarten, ist mindestens genauso verwegen wie damals vor dem 25. Jubiläum und nicht realistisch. Doch eine Frau im Starter:innenfeld könnte für eine absolute Weltklasse-Leistung gut sein: Tigist Ketema ist eine Trainingspartnerin von Tigist Assefa, die bei Olympia im August zur Silbermedaille lief und daher nicht zum dritten Mal in Folge in Berlin gewinnen kann.
Für Tigist Ketema ist eine absolute Weltklassezeit möglich. Im Januar hatte sie bei ihrem ersten Marathonlauf in Dubai ein sensationelles Rennen gezeigt. Mit 2:16:07 Stunden siegte sie und stellte einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Damit wurde die inzwischen 26-Jährige auf Anhieb zur neuntschnellsten Läuferin aller Zeiten. „Ich habe mich auf eine persönliche Bestzeit vorbereitet und plane die erste Hälfte am Sonntag in ungefähr 68:00 Minuten zu laufen. Ich hoffe, es wird nicht zu kalt, denn ich laufe lieber bei etwas wärmerem Wetter“, sagte Tigist Ketema, die im Marathon immer noch eine Newcomerin ist.
„Tigist wird voraussichtlich ein etwas schnelleres Tempo anlaufen als die anderen. Aber insgesamt ist das Spitzenfeld sehr kompakt und es kann auch eine Überraschung geben“, sagte Race-Direktor Mark Milde, der insgesamt elf Läuferinnen mit persönlichen Bestzeiten von unter 2:22:00 verpflichtete. Das gab es bisher erst einmal in Berlin: 2023. Viel spricht dafür, dass sich am Sonntag die äthiopische Siegesserie fortsetzen wird. Viermal in Folge gewann zuletzt eine Athletin aus dieser Lauf-Nation. Und die schnellsten sechs Läuferinnen auf der Startliste kommen aus Äthiopien.
Die frühere 1.500-m-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba - eine jüngere Schwester der äthiopischen Laufsport-Legende Tirunesh Dibaba - hofft, in Berlin eine schnelle Zeit laufen zu können. Bei ihrem Debüt in Amsterdam erreichte sie 2022 bereits 2:18:05. Doch in der Folge konnte sich Genzebe Dibaba, die 2014 Laureus Welt-Sportlerin des Jahres war, noch nicht weiter steigern. „Ich habe damals im Fernsehen gesehen, wie Haile Gebrselassie in Berlin zweimal Weltrekorde lief. Und seitdem wollte ich immer in Berlin laufen - jetzt ist es soweit“, sagte Genzebe Dibaba. „Für mich wäre es ein Erfolg, wenn ich eine persönliche Bestzeit laufe.“
Mit Melat Kejeta (Laufteam Kassel) wird die mit Abstand stärkste deutsche Marathonläuferin der letzten Jahre an den Start gehen. „Ich habe sehr gute Erinnerungen an das Rennen und freue mich, dass ich wieder hier laufen kann“, sagte die 32-Jährige, die 2019 bei ihrem Debüt in Berlin als Sechste mit 2:23:57 Stunden überrascht hatte. Danach belegte sie bei Olympia in Sapporo (Japan) ebenfalls einen sehr starken sechsten Rang. In Paris hatte sie bei den Spielen im August jedoch Pech: Aufgrund von Magenproblemen musste sie das Rennen frühzeitig aufgeben.
Dafür hat sie nun die Gelegenheit, den 50. BMW BERLIN-MARATHON zu laufen. „Ich bin nicht in der Form, um den deutschen Rekord anzugreifen (2:19:19), aber ich hoffe, dass ich eine persönliche Bestzeit erreiche. Ich hatte zuletzt leichte Knieprobleme und muss sehen, wie es am Sonntag läuft“, sagte Melat Kejeta, die sich im Januar in Dubai auf 2:21:47 verbessert hatte.