Gladys Cherono und Aberu Kebede peilen Zeit unter 2:20 Stunden an, Anna Hahner eine Bestzeit und die Olympianorm
In doppelter Hinsicht verspricht das Eliterennen der Frauen beim BERLIN-MARATHON am Sonntag spannend zu werden. Wenn der mit 41.224 Läufern größte deutsche Lauf über die 42,195 km zum 42. Mal gestartet wird, geht es für die favorisierten Läuferinnen aus Äthiopien und Kenia zum einen um den prestigeträchtigen Sieg bei dem World Marathon Majors-Rennen, zum anderen aber auch um eine Zeit unter 2:20 Stunden.
Die beiden Topfavoritinnen, Gladys Cherono (Kenia) und Aberu Kebede (Äthiopien), kündigten bei der Pressekonferenz am Donnerstag jeweils an, unter 2:20 Stunden laufen zu wollen. Damit lägen sie auch im Bereich der Jahresweltbestzeit, die die Äthiopierin Mare Dibaba in Xiamen (China) mit 2:19:52 aufgestellt hatte. Deutschlands derzeit beste Marathonläuferin, Anna Hahner (Run2Sky/Gengenbach), will ihre vor einem Jahr beim BERLIN-MARATHON aufgestellte Bestzeit von 2:26:44 Stunden unterbieten. Die deutsche Marathon-Olympianorm für die Spiele in Rio 2016 steht bei 2:28:30
„Ich bin das erste Mal in Berlin und freue mich auf das Rennen. Ich bin sehr gut vorbereitet und will am Sonntag eine persönliche Bestzeit laufen“, sagte die 32-jährige Gladys Cherono, die im vergangenen Jahr eigentlich ihr Marathondebüt beim BERLIN-MARATHON laufen wollte. Doch eine Verletzung stoppte dieses Vorhaben im Vorfeld. Ihre Marathon-Premiere lief die Kenianerin dann im Januar in Dubai. Dort verpasste sie den Sieg um lediglich eine Sekunde und erzielte mit 2:20:03 Stunden die drittschnellste Debützeit bei den Frauen aller Zeiten.
„Die anderen Läuferinnen haben mehr Erfahrung im Marathon, aber ich habe gelernt“, sagt Gladys Cherono, die im Frühjahr keinen Marathon mehr lief, dafür aber einen bemerkenswerten Halbmarathon: In Istanbul gewann sie mit einer Steigerung auf die Weltklassezeit von 66:38. Und Gladys Cherono hatte dabei einen enormen Vorsprung von fast zwei Minuten auf keine geringere als Helah Kiprop – die Kenianerin wurde vor einem Monat in Peking Vize-Weltmeisterin im Marathon. Auf die Frage, was ihr am Sonntag wichtiger sei, der Sieg oder eine Verbesserung auf unter 2:20 Stunden, antwortet Gladys Cherono: „Wenn du sehr schnell läufst, gewinnst du auch!“
Zuletzt gab es beim BERLIN-MARATHON vor vier Jahren eine Zeit unter 2:20 Stunden. Damals war es Florence Kiplagat, die 2:19:44 erreichte. Für die Kenianerin war es 2011 der zweite Marathon ihrer Karriere. Vielleicht gibt es am Sonntag eine Parallele, wenn Gladys Cherono ihren zweiten Marathon laufen wird.
Gewinnen will natürlich auch Aberu Kebede. Die Äthiopierin war beim BERLIN-MARATHON schon zweimal die Nummer eins: Sie gewann 2012 mit ihrer nach wie vor aktuellen persönlichen Bestzeit von 2:20:30 und war zuvor auch schon 2010 die Nummer eins. „Wenn ich ein drittes Mal gewinnen würde, wäre das ein krönender Karrierehöhepunkt für mich – und auch ein Rekord“, sagte die 26-Jährige. Aberu Kebede könnte aufschließen zu den Rekord-Siegerinnen Uta Pippig und Renata Kokowska (Polen), die das Rennen jeweils dreimal gewannen. „Ich will am Sonntag auch endlich unter 2:20 Stunden laufen“, sagte Aberu Kebede, zu deren starken Konkurrentinnen auch ihre Landsfrauen Meseret Hailu (Bestzeit: 2:21:09) und Tadelech Bekele (2:22:51) zählen.
Rekord-Siegerin Uta Pippig wird am Sonntag gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Peter van Binsbergen, Leiter Vertrieb Deutschland der BMW Group, den Startschuss geben – genau 25 Jahre nach ihrem ersten Sieg beim legendären BERLIN-MARATHON 1990, der erstmals durch beide Stadtteile führte. „1990 war ein unglaublicher Tag“, erinnerte sich die inzwischen 50-jährige Uta Pippig, die das Rennen auch 1992 und 1995 gewann.
Zum dritten Mal wird Anna Hahner am Sonntag beim BERLIN-MARATHON an den Start gehen. 2012 war sie Achte mit 2:30:57, im vergangenen Jahr stellte sie hier als Siebente mit 2:26:44 ihre aktuelle Bestzeit auf. Diese möchte die 25-Jährige am Sonntag angreifen. „Ich bin im vergangenen Jahr hier meine Bestzeit gelaufen. Jetzt fühle ich mich superstark, und mein großes Ziel ist es, meinen persönlichen Rekord noch einmal zu unterbieten. Ich möchte einen Tick schneller laufen – und damit hätte ich dann natürlich auch die Olympianorm von 2:28:30 Stunden unterboten“, sagte Anna Hahner bei der Pressekonferenz. „Berlin ist inzwischen wie mein Marathon-Wohnzimmer. Ich kenne alle Abläufe und die Organisation – das ist ein großer Vorteil, und ich fühle mich wohl, wenn ich hierher komme.“
„Anna hat die positive Energie, die so wichtig ist bei einem Marathon“, sagt Uta Pippig, die in den 90er Jahren mit ihrer sympathischen Art und ihren großen Erfolgen in Berlin, Boston und New York begeisterte.
Die schnellsten Läuferinnen auf der Startliste:
Gladys Cherono KEN 2:20:03
Aberu Kebede ETH 2:20:30
Meseret Hailu ETH 2:21:09
Tadelech Bekel ETH 2:22:51
Fate Tola ETH 2:25:14
Eri Hayakawa JPN 2:25:31
Lisa Nemec CRO 2:25:44
Tomomi Tanaka JPN 2:26:05
Anna Hahner GER 2:26:44
Deborah Toniolo ITA 2:28:31
Maja Neuenschwander SUI 2:29:42