Nach dem Jubiläum, ist vor dem Jubiläum. Feierte der Bienwaldmarathon vor zwei Jahren sein 40 jähriges Jubiläum, so steht dieses Jahr am 12. März mit der 42ten Ausgabe des Marathons das Marathonjubiläum an. 42 Mal 42,195 Kilometer und ein Ende ist nicht abzusehen.
Jeder Läufer, der schon einmal die Marathondistanz bewältigt hat, kennt die verschiedenen Phasen eines solchen Laufs. Von der Vorbereitung, dem Start bis zum Glücksgefühl im Ziel, kann es ein weiter Weg sein, auf dem es Höhen und Tiefen zu durchleben gilt. Im Folgenden wird die Historie des BWM aus Sicht eines Marathonlaufs beschrieben.
Eine Laufstrecke von 42 Kilometer zu meistern bedarf einer guten Vorbereitung, oder wie ein Sprichwort sagt: „Wer hoch bauen will, muss tief graben“. Umso ehrgeiziger das Ziel, desto intensiver die Vorbereitung. Genauso verhält es sich bei der Organisation eines Laufevents. Was dem Läufer seine Trainingspläne, sind dem Organisationsteam die Aktionspläne, die akribisch abzuarbeiten sind. Wie ein Läufer im Ziel, weiß auch der Veranstalter erst nach dem Lauf, ob die Vorbereitung die richtige war. Werden nach der Veranstaltung Potentiale für Verbesserungen gefunden, werden diese versucht im nächsten Jahr umzusetzen.
Stehen inzwischen fast 2000 Läufer (Marathon und Halbmarathon) am Start, so begann der Bienwaldmarathon 1976 ganz bescheiden mit nur 77 Läufern. Begonnen hatte alles mit der Idee des gerade nach Kandel gezogenen Laufenthusiast Roland Schmidt, in Kandel einen Marathon zu etablieren. Nur zwei Jahre nach dem ersten Berlin Marathon gestartet, gehört der BWM somit zu den ältesten Marathonläufen Deutschlands.
Schnell konnten Vereinskollegen für die Idee begeistert werden, und mit geringem Aufwand wurde am 27. März der Bienwaldmarathon aus der Wiege gehoben. Schon bei seiner Premiere konnte der Lauf mit einer Besonderheit aufwarten.
Zeitgleich kamen bei der Männerkonkurrenz zwei Läufer (Hans Gulyas und Günther Conzelmann) in 2:27:36 h ins Ziel und wurden damit beide als Sieger geehrt. Mit heutiger Zeitmessung ist so etwas sehr unwahrscheinlich geworden.
Die ersten 10 Kilometer geht jeder vernünftige Läufer mit Bedacht an. Hier gilt es nicht zu überpacen, was sich im weiteren Verlauf noch rächen könnte. Andererseits kann hier verloren gegangene Zeit das gesteckte Ziel gefährden.
Genauso erging es dem BWM die ersten 10 Jahre. Wusste man 1976 noch nicht so genau wo die Reise hinging, so zeigte sich schnell, dass der Lauf keine Eintagsfliege sein würde. Die Teilnehmerzahlen erfuhren eine rasante Entwicklung. Aus den anfänglichen 77 Teilnehmern wurden 1000 Teilnehmern (1983), was natürlich auch die Organisation komplizierter gestaltete.
Sportlich gesehen gehörte die Anfangsphase des Laufs dem für den TV Herxheim startende Hans-Jürgen Eichberger. Mit 3 Siegen in 4 Jahren, ein Jahr fehlte er krankheitsbedingt, ist er bis heute der Läufer mit den meisten Siegen in Kandel. Siegerzeiten bei den Männern von 2:19 h machten klar, dass Kandel eine schnelle, weil ebene Strecke zu bieten hat, die schnelle Läufer aus ganz Deutschland anlockte. Diesem Umstand hatte sich auch beim DLV herumgesprochen, der daraufhin 1984 den TSV Kandel mit der Betreuung der Deutschen Marathonmeisterschaft betraute. Ein Ritterschlag für den Veranstalter, und bis heute das Highlight dieser Veranstaltung.
Spektakulär auch der Rennverlauf, des für die Olympiaqualifikation notwendigen Laufs. Deutscher Meister bei den Männern wurde mit einer Zeit von 2:14:15 h Ralf Salzmann, der auf den letzten 100 Metern einen Nobody mit Namen Herbert Steffny abfangen konnte. Die Siegerzeit ist bis heute Streckenrekord und damit das Maß aller Dinge. Bei den Frauen siegte in 2:38:13 h Susanne Riermeier. Auch ihre Zeit ist bis heute ungeschlagen.
Eine Reportage zur Deutschen Marathonmeisterschaft in Kandel gibt es unter folgendem Link:
https://www.youtube.com/watch?v=lK2pnza4p78
Die Halbmarathonmarke ist für jeden Marathonläufer von besonderer Bedeutung. Mit ihr kann eine erste Einschätzung erfolgen, ob das angegangene Tempo passt, oder zum Finish hin die Körner knapp werden könnten.
Dem Bienwaldmarathon als Veranstaltung erfreute sich bester Kondition und konnten die Teilnehmerzahlen sogar noch geringfügig steigern. Mit 986 Läufern im Ziel war das Jahr 1994 der teilnehmerstärkste Bienwaldmarathon in seiner Geschichte. Laufen in dieser Zeit war nicht länger den Sportfreaks vorbehalten, sondern wurde zu einem Breitensport. Da nicht jeder jedoch die Kondition und die zeitlichen Aufwand für die Marathondistanz aufbringen wollte oder konnte, verlagerten sich die Teilnehmerzahlen nach 1994 immer mehr zu dem seit 1979 angebotenen Halbmarathon. Nachdem sich die Teilnehmerzahlen des Marathon von 1984 bis 1998 nahezu halbierten, entschied sich der Veranstalter den bisher im Oktober platzierten Halbmarathon mit dem Bienwaldmarathon zusammen zu veranstalten.
Seit 1999 findet immer am zweiten Märzwochenende der Bienwaldmarathon kombiniert mit dem Halbmarathon in noch heute gültiger Form statt. Mit einem Teilnehmerfeld von konstant 2000 Läufern, trotzt der Lauf dem allgemeinen Trend der rückgängigen Teilnehmerzahlen. Als einer der ersten Marathons im Jahr, wird er nach wie vor gerne als Frühjahrsklassiker zur Formüberprüfung tituliert. Es gab allerdings auch Wetterlagen, bei denen der Lauf eher als Winterlauf durchgegangen wäre. Seit wenigen Jahren hat sich der Veranstalter auch ein neues Motto gegeben. Wurde früher für den Lauf mit „die schnelle Strecken“ geworben, so kommen mit „schnell-naturverbunden-familiär“ zwei neue Aspekte hinzu, die dem Veranstalter wichtig sind. Gerade im Gästebuch der Homepage wird immer wieder auf dem familiären Charakter und die schöne Landschaft verwiesen. Bei einem Blick über das Teilnehmerfeld fallen immer wieder die bunten BWM-Shirts der vergangenen Jahre auf. Sie sind ein Beleg dafür, dass man immer wieder gerne nach Kandel kommt. Wir hoffen, dass dies auch so bleibt.
Am 12. März 2017 ist es wieder soweit. Der TSV Kandel lädt zum 42ten Bienwaldmarathon, verbunden mit der Pfalzmeisterschaft und zum 39ten Halbmarathon ein. Erstmals durften im letzten Jahr die Läufer per Facebook die Farbe des begehrten Finisher Shirts bestimmen. Das Ergebnis war eine Überraschung und wird die Veranstaltung noch bunter gestalten.