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Laufberichte

Xiamen Marathon 2007

31.03.07

Samstag 31. März: Xiamen Marathon 2007

 

6:00 Uhr:

Der Wecker piepst. Es ist soweit, das Abenteuer Marathon nimmt seinen Lauf. Licht an, ab ins Bad, Duschen. Die Laufbekleidung mit Startnummer versehen liegt schon seit dem Vorabend bereit. Kurz vor dem Marathon will ich keinen Stress haben, aufgeregt bin ich sowieso! Die empfindlichen Körperteile werden mit Vaseline eingerieben, dann steige ich in die Laufkluft. Kurze Laufbekleidung ist angesagt. 30° Celsius und 90% Luftfeuchtigkeit sind gemeldet.

 

Dann geht es zum Frühstück. Glücklicherweise bin ich da unempfindlich und esse ausgiebig Ei, Schinken, Obst und Brötchen mit Marmelade. Dazu 2 Glas Orangensaft und 2 Tassen Kaffee. Bei meinen ersten Marathons war das noch anders, da begnügte ich mich mit Honig auf Weißbrot.

 

7:30 Uhr:

24.500 Teilnehmer (ca. 5000 Marathonläufer) des Xiamen Marathon warten im Startbereich auf den Startschuss um 8:00 Uhr. Dazwischen eine Hand voll Europäer. Hier sind wir die Exoten. Die Chinesen um mich herum sind von mir begeistert und fragen nach meiner Herkunft. Germany, viele wissen nicht, wo das ist, andere sind begeistert und schwärmen davon, schon einmal in Germany gewesen zu sein.

 

Auf einem Podest steht eine Chinesin und animiert die Läufer bei rhythmischer Musik zum Aufwärmen. Die Menschenmenge brodelt, begeistert machen die Chinesen mit.

 

7:55 Uhr:

Der Sprecher meldet sich abwechselnd in Chinesisch und Englisch zu Wort und begrüßt die Teilnehmer. Nun fängt es zu Regnen an. Erfrischendes kühles Nass rieselt auf uns herunter.

 

8:00 Uhr:

Startschuss, es geht los.

 

Wir durchlaufen das Starttor und nehmen Kurs auf Xiamen-City. Es geht vorbei an unzähligen Polizisten die als Streckenposten eingesetzt sind. Unmengen von Zuschauern beobachten den Start, klatschen und rufen begeistert den Läufern zu.

 

Etwa ab km 1 sind auf dem Grünstreifen zwischen den beiden Laufspuren lebensgroße Statuen von Marathonläufern angeordnet. 99 Stück sind es, Sport und Marathon wird in China GROSS geschrieben.

 

Der Regen hat aufgehört, die Temperatur steigt, es wird dampfig. Nach etwa 5km kommt der erste Wasserstand. Alle stürzen sich auf den Stand. Jeder hat begriffen, daß heute viel getrunken werden muß.

 

Es geht weiter, die Zuschauermassen nehmen kein Ende. Begeisterung ohne Ende. Ich habe den Eindruck, daß alle Chinesen von Ihrem Arbeitgeber freigestellt wurden, um Stimmung an der Laufstrecke zu machen. Vor einem Krankenhaus stehen etwa 50 Krankenschwestern und rufen mir begeistert zu.

 

Ich wechsle die Straßenseite und klatsche alle mir entgegen gestreckten Hände ab. Die Mädchen johlen, das motiviert mich, noch eines drauf zu setzen. Nachdem die letzte Hand abgeklatscht ist, drehe ich mich herum und laufe gegen die Laufrichtung und klatsch nochmals ab. Die Stimmung ist einfach klasse.

 

Nun folgt etwa alle 1,5km ein Wasserstand, aber das ist auch nötig. Die ersten Läufer kippen schon bei km 10 um. Die Temperatur fordert ihr Tribut. Trinken, so oft wie nur möglich, ist angesagt.  Ich nehme mir vor, jeweils einen halben Liter zu trinken und dann noch einen Becher über den Kopf zu kippen.

Ca 5 Liter sollten es an diesem Tag werden! Zu Essen gibt es nichts an der Laufstrecke. 

 

Immer wieder stehen Sanitäter an der Strecke sprühen die Beine der Läufer mit Mentholspray ein und lockern durch Massage die müden Beine. Bei km 20 kommt eine Weiche für den Halbmarathonausstieg, ich überlege kurz, der innere Schweinhund gibt mir den Befehl, abzubrechen. Aber nein, es geht weiter.

 

Die Stimmung ist einfach zu gut, es muß so weiter gehen. Bei km 23 überholt mich ein Läufer und reicht mir eine Dose entgegen. Nach kurzen Zögern nehme ich an und öffne diese Dose mit Soyamilch, Erdnüssen und Proteinen. Ein Chinesisches Powergetränk. Der "Zaubertrank" ist brühwarm und über den Geschmack kann man streiten. Egal, ich brauche Energie. Alles, was nicht tötet härtet ab sage ich mir. Rein damit.

 

Immer wieder rufen mich Zuschauer zur Seite und lassen sich gemeinsam mit mir Fotografieren.

 

Km 30, eine Chinesin schließt zu mir auf. Gemeinsam machen wir eine Gehpause. Wir werden nun die letzten langen 12km miteinander hinter uns bringen. Zuschauer reichen uns heißen Jasmin Tee. Genüsslich trinken wir ihn aus. Die Quälerei wird immer größer. 100 Meter joggen, 100 Meter gehen. So quälen wir uns weiter. Trotz unserem Schneckentempo überholen wir ab sofort nur noch andere Läufer.

 

Km 40, nur noch 2 km, Glücksgefühle kommen auf. Das Ziel ist in Sichtweite. Noch 100 Meter, ich verabschiede mich von meiner Begleiterin. Frauen laufen links ins Ziel, Männer rechts. Seltsam. Militärmusik erwartet uns beim Zieleinlauf. Ich bleibe stehen und fotografiere die Zuschauer und das Zieltor. Die Zuschauer können es nicht verstehen und rufen dass ich weiterlaufen soll.

 

5 Stunden 42 Minuten, Gnadenlose Hitze, Quälerei, unvergessliche Momente, die beste Stimmung die ich bisher erleben durfte. Danke China!

 

 


 
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