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Laufberichte

Steil ist geil - Run am Ring 2008

23.08.08

Getreu unserem Motto "Wenn's was Besonderes ist, darf es auch kürzer sein", hier ein Laufbericht von der Grünen Hölle am Nürburgring:

Wenn man auf einer "kurzen" Strecke gerne einmal eine emotionale Achterbahn erleben will, ist man beim "Run am Ring" richtig aufgehoben. Mittlerweile zum 28. Mal ging es für die Läufer und Läuferinnen auf die 24,4 Kilometer lange Strecke. Dabei wird die neue Formel 1 Strecke umrundet, bevor es auf die legendäre Nordschleife geht, die Jackie Steward einmal die „grüne Hölle“ nannte. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ehrlich. Man(n) muss schon ziemlich durchgeknallt sein, um sich diese Strecke anzutun. Das „Aber“ kommt jetzt. Diese Strecke hat schon etwas Besonderes. Rund 500 Höhenmeter sind zu absolvieren auf einer Strecke, die eigentlich für Rennautos gebaut wurde.

Für den einen oder anderen mag sich das nicht so dramatisch anhören. Wenn man allerdings wie ich im Rheinland lebt, dessen höchste Steigungen an Autobahnbrücken zu finden sind, so ist dies schon eine Herausforderung.

Bereits im vergangenen Jahr war ich mich mit meinem langjährigen Laufpartner in der grünen Hölle. Der heißeste Tag des Jahres und ein Start um die Mittagszeit machten diesen Lauf zu einer Tortur. Dagegen waren meine bisherigen Marathonläufe fast wie Kindergeburtstage. Trotzdem war nach dem verheerenden Lauf klar: Wir müssen wieder kommen. Diese offene Rechnung muss beglichen werden.

In diesem Jahr sollte um 8:45 Uhr gestartet werden. Um diese Zeit sollte auch das Wetter mitspielen. So sagte zumindest der Wetterbericht. Die Höchsttemperatur war mit 14 Grad avisiert, verbunden mit einem nicht unerheblichen Regenrisiko. Also ganz andere Vorzeichen als im Vorjahr.


Wie vom Veranstalter gewünscht, habe ich mir meine Teilnahmebestätigung ausgedruckt, um diese bei der Startnummernausgabe vorzulegen. Da staunte ich nicht schlecht. Unter Distanz konnte ich lesen: 244 Kilometer. Schluck! Hatte ich irgendetwas übersehen? Eigentlich wollte ich zum Kaffee wieder zu Hause sein. Ich sagte daher nur zu meiner Frau "Ich glaub, ich schaffe es nicht zum Kaffee und plan mich mal nicht für das Abendessen ein". Denn, wenn der Veranstalter mir das schreibt, wird das wohl stimmen. Da muss ich nun durch.


Am morgen um 6:00 Uhr fuhren wir los, um nicht in eine Starthektik zu verfallen. Das war auch gut zu. Da der Veranstalter ein wenig desorganisiert war, dauerte die Ausgabe der Startnummern extrem lange. Am Ende sollten wir 10 Minuten später starten, als ursprünglich geplant war. Wie der Wetterbericht vorhergesagt hatte, lagen die Temperaturen morgens um 8 bei 10 Grad. Aber es war trocken und so warten wir geduldig auf den Start.


Auf dem Weg zum Start kommen wir an den ambitionierten Läufern im Singlet vorbei, die von ganz vorne starten. Beklagt sich der eine bei seiner Frau mit den Worten: „Mist, jetzt habe ich vergessen, meine Beine zu rasieren.“ Wir schauen uns an und ich an mir herunter. Jetzt endlich weiß ich, warum es bei mir nicht zur Bestzeit reicht. Aber endlich war das Warten vorbei und es ging auf die Strecke.

Zunächst wird der neue Nürburgring umrundet. Vorbei an den abgerissenen Tribünen an der Geraden durch das Castrol S in die Mercedes Arena. Hier ist die Stimmung noch bestens. Nach den ersten Kilometern merken wir, dass wir zu schnell sind. Daher wird ein halber Schritt herausgenommen, da wir im Vorjahr schmerzlich erlebt hatten, dass eine gute Einteilung der Kräfte die halbe Miete ist. Immerhin hatten wir nach Willen des Veranstalters genau 244 Kilometer zu absolvieren. Mit dem ruhigen und gemächlichen Tempo biegen wir entspannt am Ende des Hatzenbach Bogens in die alte Nordschleife ein. Hier wartet die erste Hürde. Die erste Bergaufpassage an der Quiddelbacher Höhe. Diese tat letztes Jahr weh. Richtig weh. In diesem Jahr laufen wir hier ganz geschmeidig hoch, was uns zusätzlich motiviert. Ab nun wird es schön. Über den Flugplatz hoch zum Schwedenkreuz, durch die Fuchsröhre und den Adenauer Forst. In leichten Wellen ging es tendenziell abwärts bis nach Breidscheid.

Nun wird es ernst. Ab der Verpflegungsstation beginnt der Anstieg zur hohen Acht, durch das Kesselchen und das Klostertal. Vorsichtig laufen wir die Steigung hoch. Nur nicht überdrehen ist die Devise. Über 4 Kilometer geht es bergauf. Echte gerade Stücke sind rar, wobei wir leichte Steigungen schon als angenehm empfinden und merken, wie der Druck im Oberschenkel nachlässt. Die einzig echte Erholung auf dem Weg nach oben bietet die Steilkurve im Carraciola Karussell. Dort laufen wir unten und wissen, dass der härteste Teil bald überwunden ist. Eine letzte Steigung mit rd.17 Prozent und dann ist der höchste Punkt der Strecke, die Hohe Acht erreicht.

Ab jetzt sind es noch 8 Kilometer zum „Auslaufen“, bergauf und bergab. Aber nach der hohen Acht ein Kinderspiel und so fangen die Endorphine an, Saltos zu schlagen.

Ein paar Steigungen liegen noch vor uns. So geht es mit gut 15% Steigung hoch zum Schwalbenschwanz und auch der Anstieg zur Döttinger Höhe und an der Antoniusbuche liegen noch vor uns. Aber auch diese Anstiege meistern wir leicht und geschmeidig und schon biegen wir an der Coca-Cola Kurve auf den neuen Ring ein. Die Uhr zeigt 24 Kilometer. Noch 400 Meter zum Genießen. Und das tun wir ausgiebig.

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Und perfekt getimt überschreiten wir bis auf die Sekunde zeitgleich die Zielmatte und nehmen die Medaille in Empfang.

Die Bilanz? 27 Minuten schneller als im Vorjahr und maximal entspannt erreichen wir das Ziel. Selten habe ich einen so schönen und perfekten Lauf hingelegt.

Als Lohn gibt es Mettwürstchen und ein alkoholfreies Bier. Das haben wir uns verdient. Übrigens: Die letzten 9 Runden hat uns der Veranstalter erlassen. Ich glaube, in der letzten Runde hätten wir dann doch unsere Probleme bekommen.

Für Läufer und Läuferinnen, die einmal etwas Besonderes laufen wollen, ist der Run am Ring sicherlich den Weg wert.

 


 
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