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Laufberichte

Rendierjager-Marathon Gasselte/NL

28.07.10

Durch den Wald auf dem Hondsrug

Auf der Suche nach immer neuen und noch unbekannten Marathonläufen bin ich durch Zufall auf die Seite der Drents-Friese Wold Runners Dieverbrug www.dfwrunners.nl gestoßen. Dieser Verein hat auch schon den Drents Friese Wold Marathon Diever veranstaltet wo ich letztes Jahr im März durch Nationalpark gelaufen bin, was nur ca. 35km süd-östlich von Gasselte liegt.

Die DFW Runners (Drents-Friese Wold Runners) veranstalten jeden Mittwoch zwischen dem 2. Juni und 25. August eine Sommerserie in den Wäldern auf dem Hondsrug im Nordosten der Niederlande. Der Hondsrug ist eine Sandbank von ca. 70km Länge und befindet sich in der Provinz Drenthe in den Niederlanden. Sie erstreckt sich zwischen Groningen im Norden bis Emmen im Süden.

Westlich von Gieten (Geiiten) und Gasselte liegt das große Waldgebiet in dem die Serie stattfindet. Die DFW Runners haben 5 verschiedene Startplätze, wo sie 13 kleinere Rundkurse vermessen haben. Für ein Startgeld von je 5 € kann man hier 13 verschiedene Marathons laufen. Interessant für alle, die nicht von einem Wochenende zum anderen Wochenende warten können. Achtung, es werden nur 30 Teilnehmer pro Lauf zugelassen und die Voranmeldung muss bis zum Sonntag vorher per Internet erfolgen.

Der Ort Gasselte ist umgeben von Wald- und Moorlandschaft und eine Touristenattraktion. Sehenswert sind hier die aus dem Jahre 1849 stammende reformierte Kirche, deren Turm schon vor dem 17. Jahrhundert erbaut wurde. Im Ort steht die Greyhound-Mühle von 1833, sowie ein Bauernhaus von 1604. Um den Ort verlaufen die N33 und N34 die zu den ersten gepflasterten Straßen im 19. Jahrhundert zählten. Interessant für die Männerwelt ist, dass hier schon immer mehr Frauen als Männer gelebt haben.

Wieso Rentierjäger-Marathon? Beim Houtvester Jansenweg, wo Start und Ziel sind, beginnt der Rendierjagerweg, was daran erinnert, dass es infolge der Abkühlung der nördlichen Halbkugel 10.700 - 9.600 v. Chr. hier tatsächlich Rentiere und so auch Jäger lebten.

Gasselte ist gut zu erreichen in ca. 3 Stunden Fahrt von Vellmar aus, über die A 44, Bielefeld, Osnabrück, Meppen. Ab der Grenze sind es noch ca. 40 Kilometer. Nach einer problemlosen Fahrt erreichte ich knapp eine Stunde vor dem Start den Parkplatz neben dem Gasthaus „´t Nije Hemelriek“ am Parkeingang vom Gasselterveld. Das Wetter unterwegs war wie voraus gesagt: Ein Regenband zieht von Westen nach Osten. Die Temperaturen steigen im Laufe der Fahrt von 14 langsam auf 18 Grad.

Der heutige Start P3 befindet sich am Bungalowpark beim Restaurant ´t Nije Hemelriek am Houtvester Jansenweg bei Gieten In der Voranmeldeliste fand ich 25 gemeldete Teilnehmer, hiervon wollten 12 Marathon und 13 Halbmarathon laufen. Beim Blick auf die Altersklassen sah es nach einem Senioren- oder Veteranentreffen aus. Es dominierten die 50, 55 und 60er Altersklassen.

Neben mir parkt ein Auto mit einem 100 MC Schild und dem entsteigen Johann Spieker (286 Marathons bis Ende 2009) und Jürgen Lehmann. Johann kennt die Strecke, denn er ist öfters  hier und ist letztes Jahr 10 Marathons in 10 Tagen gelaufen. Man kennt ihn und da er auch niederländisch spricht, gehört es schon zur Familie. Wir unterhalten uns ein wenig beim Kaffee, den es kostenlos gibt und da kommt noch einer vom 100er dazu. Es ist Helmut Rosieka der mit seinem Wohnmobil von Bremen gekommen ist. Helmut war schon Teilnehmer und Betreuer beim TransEuropeFootRace. Seinen ersten Marathon ist er 1997 gelaufen und hat bis zum 30.06.2010 schon 277 Marathons plus 91 Ultras gesammelt. Er bereitet sich gerade auf den 1. Triple-Marathon in Elde am 6. August vor.

Der heutige Marathon besteht aus 10 Runden von 4,25 km, wobei die 1. Runde etwas verkürzt ist. Diese Laufstrecke ist auch ideal für Marathoneinsteiger, denn durch Verlängerung um jede Runde ab dem Halbmarathon 21,1 km kommt man so der Marathondistanz immer näher.

Am Startplatz angekommen, sucht Sjoerd Slaaf den Baum,  von dem aus es losgehen soll. Wir bekommen noch eine kurze Einweisung, dann gibt es das obligatorische Foto vor dem Start, das gleichzeitig das Foto auf der Urkunde ist, die man sich im Internet runterladen kann.

Ein Blick zum Zeitnehmer und schon geht es los. Einige Teilnehmer rennen gleich richtig los, aber die meisten wollen hier einen genüsslichen Lauf durch den Wald machen. Ich reihe mich weiter hinten ein, denn mein Ziel ist es, im Zeitlimit von 5 Stunden anzukommen.

Die Laufrunde mit Ausnahme der 1. verkürzten Runde beginnt über einen weichen schmalen Waldpfad. Hier sind Wurzeln mit Bändchen markiert damit keiner stürzt. Dazu gibt es ein Hinweisschild am Baum „LET OP! Boomwortels“, „Pass auf, Baumwurzeln“.

Danach geht es über einen Waldweg mitten durch eine herrliche unberührte Waldlandschaft. Der Untergrund wechselt zwischen Wald- und Heideboden und Sandboden. Es ist herrlich hier und die Luft nach einem Regen rein und klar. Nach dem langen leicht bergab zu laufendem Stück geht es auf den Rendierjagerweg. Es ist ein gepflasterter, 1000m langer, gerader und leicht bergauf führender Weg. Da das Pflaster sehr uneben ist, ist Vorsicht geboten . Man kann leicht umknicken oder stürzen. Danach geht es auf Sandboden direkt auf einen großen See mitten im Wald zu. Hier wird Sand abgebaut. Wir laufen ein Stück dem See entlang und die Musik der Arbeiter wird zu unserem ständigen Begleiter, immer am Ende jeder Laufrunde.

Kurz vor dem riesigen Sandberg biegen wir links ab und kommen über einen Sand- und Waldweg direkt zur Zeitnahme und zur Versorgungsstation. Der Zeitnehmer notiert sich jeden Teilnehmer. An der Versorgungsstelle, also alle 4,25 km,  gibt es Wasser, Sportgetränke, Tee, Cola, Brühe und Obst.

Die ersten 3 Runden habe ich noch eine Läufergruppe so ca. 50 - 100 Meter vor mir, dann entschwinden sie meinem Blickfeld und ich bin fast alleine unterwegs. Fast sage ich deshalb, weil ich von Rose-Minke Schure und  Rinus van der Wahl begleitet werde. Rose-Minke läuft den ganzen Marathon auf dem Vorfuß, was bei ihr ganz leicht und locker aussieht. Rinus hat sie die ganze Strecke unterhalten, er hat Kondition für 5 Stunden (reden und laufen). Durch ihre Unterhaltung vergessen sie sogar das Rundenzählen und sind überrascht, als ihnen nach 8 Runden signalisiert wird:  Noch zwei Runden. Da sie wie ich unter 5 Stunden bleiben wollen, geben sie die letzten 2 km noch mal Gas und kommen 16 Sekunden vor mir in 4:58:12 an. Rinus hat auch eine Website: www.rinusrunning.punt.nl auf der es viele Infos von Läufen aus den Niederlanden gibt. Zu empfehlen ist auch die Seite von Toli Schanssema der viele Läufe in den Niederlanden und im Grenzgebiet macht, fotografiert und etwas schreibt.
www.hardlopenmettoli.blogspot.com

Langweilig wird es auf der Strecke auch bei 10 Runden nicht. Im Gegenteil: der  Lauf durch die herrliche Waldlandschaft mit dem See ist ein echter Genuss. Ab und zu wird man auch mal überrundet und so ist man fast nie allein auf der Strecke.

Fazit: Eine kleine, feine Veranstaltung der DFW Runners, die nicht weit von der deutschen Grenze nahe Meppen/Emsland liegt. Für nur 5 € einen Marathon laufen mit Versorgung und Urkunde, ist heutzutage wohl einmalig. Wer mal Lust hat, einen Mittwoch-Marathon zu laufen, dem seien die Drents Friese Wold Runners mit dem herrlichen Waldgebiet bei Gieten und Gasselte bestens empfohlen.

Ins Ziel kommen 18 Marathonis zwischen 3:33:51 und 4:58:28.

 


 
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