Mit klatschnassen, kalten Schuhen und in ein Ganzkörperkondom gehüllt, schleiche ich in der vagen Hoffnung, doch noch den Startschuß erleben zu dürfen, ein zweites Mal an diesem Morgen zum Start. Weit muß ich nicht gehen, denn zu viele Läufer kommen mir mit sehr eindeutigen Gesichtern entgegen. „Cancelled“, sagen sie in perfektem Spanisch und zurück im Hotel lese ich es auf der Internetseite des Veranstalters schwarz auf weiß: Die Stadtverwaltung Málagas hat aufgrund der schweren Überschwemmungen und erster Todesfälle infolge der Regenmassen die Genehmigung zurückgezogen. Verständnis, natürlich, aber auch tiefe Frustration sind die Folge.
Was tun nach solch einem Reinfall? Da sich Stadt und die andalusische Umgebung als sehr reizvoll gezeigt haben, ein Lauf unter normalerweise frühlingshaften Bedingungen attraktiv und die Aktion finanziell überschaubar ist (zusammen rund 500 € für Flüge inkl. einem Koffer, fünf Übernachtungen und Mietwagen) steht Málaga also innerhalb Jahresfrist zum zweiten Mal auf meiner Agenda, denn schließlich haben wir beide noch eine (Lauf)Rechnung offen. So schwebe ich, dieses Mal von der Gattin begleitet, bereits am Donnerstagmittag auf dem unweit der Stadt gelegenen Flughafen ein. Der einzige Nachteil ist die üble, heißt teure Parkplatzsituation in der Stadt. Da ich mich aber inzwischen auskenne, parken wir direkt ca. zwei km vor der Innenstadt kostenlos auf dem Mittelstreifen der Zufahrtsstraße und haben Dank eines strammen Fußmarschs noch vor dem Einchecken in unsere super zentral gelegenen Unterkunft (Hostal Victoria) bereits die erste Trainingseinheit hinter uns.
Vom Berg Gibralfaro mit seiner maurischen Festung (die Muselmanen wurden erst im 15. Jahrhundert vertrieben) hat man einen phantastischen Blick in alle Himmelsrichtungen, v.a. aber auch in die heute zwischen Hochhäuser eingekeilte Stierkampfarena. Hafen, Centre Pompidou, Leuchtturm, Parkanlagen, viele herrschaftliche Gebäude, die Kathedrale, die Alcazaba (eine maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert), das römische Theater, Picasso-Museum, der Stadtstrand Malaguéta, die Haupteinkaufsstraße Calle Marques de Larios mit dem abschließenden Plaza de la Constitución – hier muß es einem auch nach Tagen nicht langweilig werden. Und falls doch, bietet die Umgebung reichlich Gelegenheit zu Abwechslung: Granada mit seiner Alhambra, das unvergleichliche Ronda mit seiner Schlucht, der Besuch eines spanischen Erstligaspiels oder Gibraltar sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten.
Zur Startnummernausgabe im Palacio de Deportes José Martín Carpena, einer schönen Sporthalle, nehmen wir am Freitag von der Calle Marques de Larios die Buslinie 16 hin bis ans andere Stadtende nahe des Flughafens bzw. die 31 zurück für jeweils 1,30 €. Der Startbeutel enthält außer Werbung und dem Shirt eine Trinkflasche und eine Packung Gemüsesaft. Wir holen auch die Startnummern und Shirts für den Frühstückslauf ab, der am Samstag um 9 Uhr an der Halle, genauer gesagt im ihr gegenüberliegenden Stadion, starten soll. Denn der im letzten Jahr parallel zum Marathon angebotene Fünfer wurde in eben diesen am Vortag umgewandelt. Der Start ist für die Teilnehmer des Marathons kostenlos (separate Anmeldung aber erforderlich!) und für Elke werden schlappe fünf Euro fällig. Inkl. Shirt, kleinem Frühstück und Gutschein für die Nudelparty, da kannste nicht meckern. Wir lassen jedoch nach einer 35minütigen Hin- und 50minütigen Rückfahrt schließlich beides sausen, denn wir haben bei diesem dafür notwendigen Zeitaufwand wenig Lust, rechtzeitig zum Start dort zu sein (keine Kleidungsabgabe möglich!), nach dem Lauf zurückzufahren, um gleich darauf mittags wieder zum Essen vor Ort sein zu müssen, und gönnen uns lieber einen weiteren kompletten Besichtigungstag in Gibraltar.
In diesem Jahr werde ich nicht enttäuscht, es geht um 9 Uhr tatsächlich auf dem Paseo Parque los, der Straße durch den 120 Jahre alten Málaga Park, einem der größten, die Europa zu bieten hat. Anders als traditionelle Parks angelegt, bietet er zu beiden Straßenseiten einer Vielzahl mediterraner und subtropischer Pflanzen Lebensraum, den wir im Anschluß an den Lauf noch eingehend werden genießen können. Bei deren Stretching quatsche ich die Kenianer an, aber sie kennen meinen lieben Freund Henry Wanyoike leider nicht. In sechs Blöcke ist die Startaufstellung eingeteilt, ich reihe mich ans Ende des vierten ein. Henry, der Läufer-Mann, wird direkt von zwei spanischen Mädels für ein Foto kassiert und grinst mit ihnen um die Wette. Ein Schuss ertönt, einige wenige Luftballons, mit denen sich im Vorfeld eine Behindertengruppe präsentiert hatte, steigen in den blauen Himmel und bei bereits 15° geht es los.
Anfangs zwischen Hafen zur Linken und Altstadt zur Rechten führen uns die ersten drei km nach Westen auf der heute für uns gesperrten Avenida de Andalucía, einer der städtischen Hauptdurchgangsstraßen mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsbelastung von 70.000 Fahrzeugen, die heute aber Pause haben. Da fallen so ein paar Laufhansel kaum ins Gewicht. Bald schon verlassen wir mit der Überquerung des nur 47 km langen, meist trockenen Flusses Guadalmedina, der die Stadt wie eine Nord-Süd-Achse teilt, die Altstadt, die im Übrigen eine lange, wechselvolle Geschichte hat: Von den Phöniziern im 8. Jhdt. v. Chr. gegründet, besetzten die einstmals kathargische Stadt nacheinander Römer, Vandalen, Goten und Araber. Erst mit der Eroberung durch die katholischen Könige 1487 wurde sie christlich.
Über eine 180°-Kehre erreichen wir durch eine längere Unterführung die Uferstraße, die uns wieder zurück zum Startgelände bringt und die wir die nächsten 21 km grundsätzlich nicht mehr verlassen werden. Eine unangenehme Überraschung erleben wir am ersten Getränkestand: Obwohl ich mit bisher gerade mal dreißig gelaufenen Minuten noch lange nicht zu den Langsamsten gehöre, ist bereits das Wasser ausgegangen. Lange Gesichter und Ratlosigkeit sind die Folge. Das kann ja heiter werden, falls sich das fortsetzen sollte! Gott sei Dank ist meine Befürchtung aber unbegründet.
Die km 6-8 leiten uns durch den 3.000 Jahre alten, von einer natürlichen Bucht geschützten modernen Hafen, der bereits von den Phöniziern als Handelshafen benutzt worden war. Zum einen ist er Passagierhafen mit regulären Linien nach Melilla, der seit 1497 spanischen Exklave an der marokkanischen Küste, und nach Barcelona zweitwichtigster Kreuzfahrthafen in Spanien, zum anderen dient er immer noch als Fischereihafen und dem Im- und Export. Ein besonderes Highlight stellt neben dem Hafen an sich die Umrundung des Farola de Málaga, des Leuchtturms von 1817, dar. Denn der wird heute selbst nach dem Rennen noch im Mittelpunkt stehen, weil er aufgrund seines 200jährigen Bestehens sowohl das Veranstaltungslogo, die Medaille als auch das Shirt ziert. Kurz hinter dem achten km befinden wir uns exakt eine Straße versetzt parallel zum Startbereich.
Mit der Einweihung des Centre Pompidou Málaga an km 9, einer Konstruktion aus Glas und Stahl, ist die Stadt nach eigenem Anspruch endgültig Museumsmetropole geworden: 14 Häuser listet alleine Wikipedia auf. Mir gefällt der bunte Würfel als erste Auslandsniederlassung der Pariser Museumsikone. Erst im Frühjahr 2015 im Beisein des spanischen Premiers Rajoy, der französischen Kulturministerin und des Schauspielers Antonio Banderas eröffnet, hat es schon einen Spitznamen: Cubidou, eine Verballhornung aus Kubus und Pompidou. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite prescht die Spitze durch, die schon die doppelte Distanz zurückgelegt hat.
Kurz dahinter, leider aber nicht einsehbar, liegt mit der 140 Jahre alten Stierkampfarena La Malagueta einer der architektonischen Glanzpunkte der Stadt. 1981 als Kulturgut unter Denkmalschutz gestellt, ist sie heute im Besitz der Provinzialverwaltung Málagas. Zu den besten ihrer Art gehörend bietet sie bei einem Durchmesser von 50 m Platz für insgesamt 9.032 Zuschauer. Während der Saison und besonders in der Osterzeit ist sie immer noch Schauplatz von Stierkampfevents, darunter die „Corrida Picassiana“ und „Corrida del la Prensa“. Schaut sie Euch von der auf dem Berg gelegenen Burg Gibralfaro an, da erstrahlt sie zwischen den Hochhäusern. Weiter geht es, entlang der sehr attraktiven Uferstraße in ostwärtige Richtung. Wozu eine drückende Blase doch gut ist: Ich erinnere mich erfolgreich an eine Ruine am Strand, biege kurz ab und fange dort den ultimativen Blick zurück auf die Stadt ein.
Immer weiter kommen wir aus der Stadt heraus, die beiderseitige Bebauung ist überwiegend zweigeschossig und teilweise ganz nett anzusehen. An Km 15 haben wir den Wendepunkt und damit die östlichste Ecke unserer heutigen Laufaufgabe erreicht. Bis zum ehemaligen km 5,5, der jetzt 23 ist, dürfen oder müssen wir nun zurücklaufen. Natürlich ist das mental nicht unbedingt allen zuträglich, aber der Weg ist als durchaus brauchbar anzusehen. Die Entgegenkommenden beweisen zu meiner Beruhigung, daß man noch längst nicht ganz hinten unterwegs ist und noch frohgemut ausschreiten kann.
Ein hochmotivierter Moderator und der Besenwagen mit schon jetzt höchst bedenklich aussehenden Nachzüglern haben meinen meditativen Rückweg in die Stadt nur kurz unterbrechen können. Meine Gattin jedoch, die sich lautstark sämtliche spanischen Anfeuerungsrufe zu eigen gemacht hat, bringt mich wieder richtig auf Trab und entlässt mich auf die zweite Hälfte. Nach weiteren fünf km auf der Uferstraße biegen wir am km 26 nach Norden ein und nehmen Kurs auf das Gelände, das wir bereits am Freitag eingehend inspizieren konnten: Linkerhand liegt das Estadio Atletismo, ein erst zehn Jahre altes Leichtathletikstadion mit einem Fassungsvermögen von 10.816 Zuschauern.
Rechterhand steht mit dem Aquatic Center Inacua ein Sportkomplex mit vier Swimmingpools, zwei olympischen 50 Metern und ein Freizeit-Raum mit Jacuzzi, Wasserfällen, Wasserbetten, Massagedüsen, Sprudelbad, Schwanenhälse, Dampf-und Trockensaunen. Zusammen mit einer medizinisch-ästhetischen Physiotherapie, Diätetik und Ernährung-Beratung ist es ein wichtiges Sportzentrum. Blöd ist nur, daß wir davon augenblicklich nichts haben. Kurz dahinter an km 28 haben wir dem Palacio de los Desportes José María Martín Carpena den westlichsten Punkt der Strecke erreicht. Ihr erinnert Euch: Hier haben wir am Freitag auf der Marathonmesse unsere Startunterlagen erhalten. Aber es wird hier nicht nur Sport großgeschrieben: Als Universitätsstadt mit Schwerpunkten auf Medizin und Wirtschaftswissenschaften beherbergt Málaga rund 40.000 Studenten.
Erfreulicherweise hat man sich danach etwas Besonderes einfallen lassen, denn als wir erneut am Stadion vorbeikommen, leitet man uns über die Tartanbahn durch das Stadion und ermöglicht uns so eine Innenbesichtigung. Hier auf der Bahn hat über zwölfeinhalb Runden gestern wohl auch der Frühstückslauf stattgefunden.
Einsam und schon lange gänzlich zuschauerbefreit geht es weiter zurück in Richtung Innenstadt. Noch einmal gibt es bei km 27,5 km lange Gesichter angesichts leergeräumter Versorgungstische. Eingekeilt zwischen Autobahn und Industriegebiet und vorbei an vielen gesichtslosen Wohnblocks queren wir bei km 33,5 und 35 schließlich zweimal die ersten Streckenkilometer. Der Wind bläst schon länger ganz ordentlich, bremst zumindest meinen Vorwärtsdrang zeitweilig ziemlich ein und haut so manches km-Schild weg. Von den wenigen immer wieder beifallspendenden Helfern abgesehen interessiert sich keiner für uns, lange, monotone Geraden erfordern Standhaftigkeit. Ich wünsche mir schon sehnlichst das Ende herbei, da rettet mich die Umrundung einer Sportstätte.
Am nördlichsten Punkt, bei km 38, liegt das Estadio la Rosaleda, das Rosengarten-Stadion, wie es übersetzt heißt. Gerne hätte ich auch dieses Stadion mit einem Fassungsvermögen von knapp 29.000 Zuschauern am Samstag von innen länger besichtigt, denn es ist die Spielstätte des Fußball-Erstligisten FC Málaga. Leider steht an diesem Wochenende aber ein Auswärtsspiel bei Real Sociedad San Sebastian an, und das ist zu weit weg zum Hinfahren. Davon abgesehen läuft jetzt bereits die erste Hälfte. Auch wenn sich mir bei dem Gedanke die Fußnägel aufrollen, gehen mir die Schlagersänger Cindy und Bert nicht aus dem Sinn, die 1975 ihre Schnulze „Wenn die Rosen erblühen in Málaga“ herausbrachten.
Die nächste Brücke hinter dem Stadion überspannt den Rio Guadalmedina, den wir ganz am Anfang schon überquert hatten und der die Stadt in früherer Zeit faktisch geteilt hatte. Ein echter Hingucker ist der Mercado de Salamanca, ein tolles Gebäude, das zwischen all den wenig attraktiven Zweckbauten aus der Zeit gefallen scheint. Deren im Neomudéjar-Stil in den 1920er Jahren entworfene Fassade ist zum Kulturgut erklärt worden und soll demnächst umfassend saniert werden. Nicht nur die Wohnstraßen werden enger, sondern auch die Reserven so manches Mitstreiters, die Bilder des Elends beginnen sich zu häufen. Aber auch die der Kameradschaft, gemeinsames Leid verschafft Verbundenheit. Nicht hoch genug gelobt werden können die zahlreich auf der Strecke vorhandenen Sanis auf Rädern, die im Falle eines Falles beherzt unterstützen.
An km 40 steht linkerhand das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude des Museo Casa Natal Picasso, unweit des Geburtshauses von Pablo Picasso, dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt, am Plaza de Merced mit dem markanten Obelisken in der Mitte. Hier steppt v.a. abends der Bär. Die Regierung Andalusiens hatte den Palacio de los Condes de Buenavista im Jahr 1997 erworben, um das erste ganz den Werken Picassos gewidmete Museum in dessen Geburtsstadt einzurichten. Damit sind wir endgültig mitten in der Altstadt angekommen, in der die zwei finalen km abgespult werden. Aber was für welche! Marmorböden, tollste Gebäude, Einheimische, Touristen, die uns applaudieren, Schaulaufen vom Feinsten! Wie der Titel schon sagte: Impresionante Málaga (Beeindruckendes Málaga): La vida es hermosa (Das Leben ist großartig)!
Kurz darauf passieren wir das Teatro Romano de Málaga, das im 1. Jahrhundert errichtet wurde und 200 Jahre lang im Gebrauch gewesen war. Die Araber verwendeten später diverse Bauteile zum Bau ihrer Alcazaba, der unmittelbar daneben und darüber liegenden Festung. Jahrhundertelang unter Erdmassen begraben, wurde es erst 1951 wiederentdeckt und kann heute teilweise besichtigt werden. Insbesondere in der Dunkelheit ist es, wie weite Teile der Altstadt, geschmackvoll illuminiert und ein echter Hingucker.
Wenige hundert Meter vor dem Ziel steht die der Fleischwerdung Gottes geweihte Catedrál de Málaga. Nach der Eroberung der Stadt durch die katholischen Könige im Jahre 1487 begann man sie auf den Resten der Großmoschee zu errichten. Wegen akuten Geldmangels wurde der Bau des zweiten Glockenturms allerdings nie abgeschlossen, weswegen sie von den Malaguenos "La Manquita" (die kleine Einarmige) genannt wird. Der fertiggestellte Nordturm ist mit 84 Meter nach dem Glockenturm der Kathedrale von Sevilla der zweithöchste Andalusiens.
Mein Lieblingsplatz naht: Der Plaza de la Constitucion (Platz der Verfassung) aus dem 15. Jahrhundert. Von traumhaft schönen Gebäuden umringt sind in seinen Boden einige überdimensionale metallene Zeitungstitelseiten eingelassen, die im Dezember 1978 über das Ende der jahrzehntelangen Franco-Diktatur und das Inkrafttreten der Verfassung berichteten. Hier im traditionsreichen Café Central werden wir morgen unser Abschlussfrühstück einnehmen. Dann geht es abwärts, etwa einen halben km über Málagas Haupteinkaufsstraße, welche in diesen Tagen DIE Weihnachtsattraktion schlechthin bietet: Man hat eine metallene Art Baldachin über sie gebaut und mit farbigen LED versehen. Täglich zweimal um 18:30 und 21:30 Uhr blinken diese abwechslungsreich im Rhythmus einer etwa achtminütigen Musikeinlage, deren Ende das berühmte „Feliz Navidad“ ist, das eine sicherlich vierstellige Zuschauerzahl lautstark stimmlich begleitet. Googelt mal danach, es ist toll.
An ihrem Ende biege ich letztmals nach links ab und bin wieder auf der Startgeraden, diesmal in umgekehrter Richtung, und habe netto nach 4:15:05 Std. fertig. Ja, der Lack ist ab, das läßt sich nicht verheimlichen, macht aber nichts.
Leider vertreibt man mich alsbald aus dem Zielbereich, was mich der Medaillenübergabe nahebringt, die vornehmlich von Kindern mit Down-Syndrom durchgeführt wird. Eine feine Sache, natürlich gehe ich zu einem betroffenen Jungen und lobe ihn artig. Die Zielverpflegung ist gut (Wasser, Äpfel, Bananen, bleifreies Bier, Iso und – Schinkenscheiben). Ich sacke ein, was ich bekommen kann und ziehe mich mit Elke in den angrenzenden Park zurück, um dort, auf einer Parkbank bei 20° in der Sonne sitzend, aber so was von regeneriere.
Im Ziel werden 2.471 Erfolgreiche gezählt, Vater wird 1.771, der Median liegt bei 3:58 Std. Das ist doch ein deutlicher Rückgang gegenüber 2015 mit 2.778 Finishern im Hauptlauf und 3.750 Gesamtteilnehmern (der Lauf 2016 versank im Starkregen). Es gibt keinen Grund, den Lauf komplett zu verreißen, aber die Erreichbarkeit der Organisation, die Webseite, der Frühstückslauf und v.a. der Streckenabschnitt zwischen etwa km 25 und 40 sind stark verbesserungsfähig. Es ist einfach so, daß die Altstadt mit dem Hafen und Stränden klasse ist, was man vom Rest der Stadt nicht ansatzweise behaupten kann. Aber Ersteres ist definitiv einen Besuch wert und das mit dem Marathon zu verbinden keinesfalls ein Fehler.
Ich beginne, an grundsätzlich milden bis warmen Winterveranstaltungen zunehmend Gefallen zu finden, Alternativen gibt es ja reichlich: Z.B. Lago Maggiore, Pisa, Nizza, Porto, Athen, Valencia, Florenz oder Funchal, und wenn ich die durchhabe, Hawaii, Havanna, Singapur, Dallas, Orlando, Dubai, Miami,… So alt kann ich gar nicht werden. Mal schauen, was die nächsten Jahre (hoffentlich) noch bringen werden. Da soll mal einer behaupten, uns Marathonvagabunden ginge es schlecht!
Streckenbeschreibung:
Fast flacher Einrundenkurs mit ca. 120 Höhenmetern, jeder km ist ausgeschildert.
Startgebühr:
Je nach Anmeldezeitpunkt 40 bis 85 € (inkl. erforderlicher Tageslizenz).
Weitere Veranstaltungen:
Frühstückslauf am Vortag.
Leistungen/Auszeichnung:
Pasta Party, Shirt, Medaille, Urkunde, Massage im Ziel.
Logistik:
Kleidung kann wohl deponiert werden, allerdings habe ich das wegen der unmittelbaren Nähe meines Hostals Victoria nicht benötigt.
Verpflegung:
Ab km 5 alle 2,5 km wenigstens mit Wasser (häufig zusätzlich mit Iso und Obst).
Zuschauer:
Eher dünn außer in der zentralen Altstadt, in den Außenbezirken insbesondere auf der zweiten Hälfte nahezu Fehlanzeige.