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Laufberichte

Dubai: "Good Job"

12.01.07

Wie lang ist ein Marathon? 

 

Ich habe einige Zeit gebraucht, um die Frage meiner Gastgeber Hatice und Saleh zu verstehen, schließlich ist jeder Marathon 42,195 km lang – auch der in Dubai. Wie ich aber gelernt habe, werden in Dubai Entfernungen nicht in Kilometern angegeben, sondern in der Zeit, die man von Punkt A nach Punkt B braucht und das kann je nach Tageszeit sehr unterschiedlich sein.

 

Meine alte Freundin Hatice hatte mich schon öfter zu sich eingeladen und so nahm ich die Gelegenheit wahr, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und mit dem Besuch auch noch eine lange „Trainingseinheit mit Wettkampfcharakter“ zu absolvieren.

 

Die dreistündige Zeitverschiebung berücksichtigend, hatte ich meine Visite in den Vereinigten Arabischen Emiraten so gelegt, dass ich eine Woche vor dem Lauf ankommen würde, um das Jetlag abzumildern.

 

Meine Startunterlagen holte ich mir zwei Tage vor dem Wettkampf in einer Ausstellungshalle des Dubai World Trade Centers ab. Hier war der erste, kleine, Mangel in der Organisation zu bemerken. Die Ausschilderung außerhalb der Halle bestand aus zwei Schildern direkt vor dem Eingang, die sehr leicht zu übersehen waren, und mich einige Zeit der Suche kostete. Drinnen dann aber beste Ordnung, alles sehr entspannt und schnell ablaufend: Vorzeigen einer persönlichen Identifikation, Erhalt der Startnummer, des obligatorischen T-Shirts und des ChampionChips. Eigene Chips konnten nicht verwendet werden.

 

Der Wettkampftag, Freitag, begann sehr früh, denn die Startzeit war auf  7.00 Uhr festgelegt, angesichts der zu erwartenden Wärme eine richtige Entscheidung. Eine halbe Stunde vor Start war die „Reporting Time“, zu der man im Startbereich anwesend sein sollte. Dies erwies sich dann aber als  unmöglich, denn nun trat der nächste, schon deutlich größere, Mangel an Organisation zutage.

 

Erstens gab es keinerlei Umkleidemöglichkeiten vor Ort und dann versank auch die Gepäckabgabe im totalen Chaos. Obwohl ein „Bagage Drop“ im Plan markiert war, konnte keiner der freundlichen Helfer sagen, wo sich dieser befand. Man wurde vom am Start befindlichen Hotel nach nebenan zur Ausstellungshalle und von dort zurück zum Hotel usw. geschickt. Ein Pärchen, dem Dialekt nach aus den neuen Bundesländern stammend, war nach eigenen Angaben eine halbe Stunde hin und her unterwegs. Acht Minuten vor dem Start konnte dann, Allah sei Dank, das Problem doch noch gelöst werden.

 

Der Startschuss wurde pünktlich abgefeuert und die ca. 650 Teilnehmer auf den neuen Kurs geschickt. Unter diesen sahen recht viele unerfahren aus, erkennbar an der mangelnden Ausstattung. Diese Einschätzung stellte sich als wahr heraus, nur 482 Finisher sind in der Ergebnisliste aufgeführt, eine extrem hohe Ausfallquote also.

 

Auf den ersten beiden Kilometern waren noch  ein paar  Kurven,  dann wurden die geraden Abschnitte immer länger, bis es nach knapp sechs Kilometern auf die Jumeira – oder Beach-Road ging. Ab hier ging es die nächsten rund 14 km fast geradeaus bis auf Höhe des berühmten Hotels Burj al Arab, wo sich bei km 20 ein Wendepunkt befand.

 

Gerade als ich km 16 passierte, kam auf der Gegenseite das Führungsfahrzeug entgegen, gefolgt von der Gruppe schwarzafrikanischer Profiläufer, die die Siegesprämie unter sich ausmachen würden. In der Hektik vor dem Start hatte ich meine Uhr in der Tasche vergessen, so dass ich dankbar war, meine Zwischenzeit am Führungsfahrzeug ablesen zu können: 1:12:00, d.h. ca. 4:30 Min/km im Schnitt, einiges schneller, als ich nach den letzten Trainingsläufen erwartet hätte. Aber es ging mir fantastisch und ich behielt das Tempo bei.

 

Nach 22 km fing dann meine Blase langsam an zu drücken und bereits drei Kilometer später musste ich dann schweren Herzen das bereit stehende Dixieklo aufsuchen. Das kostete mich zwar sicherlich eine Minute, aber es lief sich danach doch deutlich entspannter.

 

Weiter ging das Kilometerfressen immer geradeaus und - endlich – ging es bei etwa Km 34 wieder um eine Kurve. Langsam wurde es nun wärmer und ich war froh, den größten Teil der Strecke bereits absolviert zu haben. Es folgte noch der Teilabschnitt rund um den Za’abeel Park und jetzt ging es endgültig auf das Ziel zu. Dort waren auf den letzten hundertfünfzig Metern auch das erste und somit einzige Mal größere Menschenmengen zu sehen, die die Läufer anfeuerten. Unterwegs waren nur vereinzelt kleine Grüppchen zu sehen gewesen, die den dankbaren Läufern Applaus spendeten und sie mit Zurufen wie „well done“ oder „good job“aufmunterten.

 

Im Ziel selbst ging es durch einen längeren Auslauf aus der Zielzone hinaus, wo noch einmal Getränke gereicht und die Erinnerungsmedaille überreicht wurden. Es gab aber keinerlei feste Verpflegung, auch unterwegs nicht (!), was dann doch enttäuschte. Bei einem Meldegeld vom $ 50 hätten zumindest einige Bananen oder ähnliches drin sein sollen. Was es ebenfalls nicht gab, waren Duschen. Vielleicht sind Gemeinschaftsduschen im arabischen Raum ja nicht üblich.

 

Trotz dieses leicht getrübten Eindrucks hatte ich einen schönen Lauf hinter mich gebracht, und wenn der Veranstalter noch einiges verbessert, steht einer gelegentlichen Wiederholung des Dubai-Marthons nichts im Wege.

 

Ach ja, um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: mein Marathon war netto 3:15:46 Stunden lang.

 

Ergebnisse Marathon

 

Der Dubai-Marathon ist eindeutig in schwarzafrikanischer Hand. Unter den ersten 20 Männern ist ein einsamer Marokkaner verzeichnet, die anderen sind Kenianer bzw. Äthiopier. Letzte haben bei den Damen die Übermacht, sechs unter den ersten Zehn.

 

Männer

1. William Rotich  KEN 2:09:53
2. Joseph Wambua  KEN 2:10:34
3. Ruta Kanda   KEN 2:10:40

 

Frauen

1. Askale Magara  ETH 2:27:19  neuer Streckenrekord
2. Abeba Eda   ETH 2:35:39
3. Adanech Jemilu  ETH 2:39:28

 

Weitere Infos:


Strecke:

Flach und schnell an einigen der Sehenswürdigkeiten Dubais entlang geführt. Bis auf gepflasterte Fussgängerüberwege auf der Jumeira Road hervorragend asphaltiert. Es gibt nur zwei minimale Anstiege zwischen Kilometer 39 und 40. Allerdings ist sie für den Genussläufer, der die Abwechslung mag, nicht so interessant oder wie der AIMS-Streckenvermesser Paul Hodgson sagte: „Joe Jogger might not love it“.


Für die Läufer ist meist nur eine von mehreren Fahrspuren abgeteilt, so dass der normale, an einem Freitag früh aber geringe, Verkehr daneben rollt. Kreuzungen werden von der Polizei großzügig für die Läufer freigehalten, es kann aber passieren, dass man die Abgase von an roten Ampeln wartenden Fahrzeugen abbekommt. Das Zeitlimit beträgt sechs Stunden, wer dann noch unterwegs ist, muss die Fussgängerwege benutzen.


Verpflegung:

Alle fünf Kilometer Wasser und Iso, dazwischen alle 2,5 Kilometer zusätzlich Wasser, aber nichts zu essen oder sonstige Getränke wie Cola, Tee etc. Im Ziel ebenfalls nur Getränke.


Publikum:

Unterwegs wenig. Erst auf den letzten Metern vor dem Ziel ist dann mehr los.


Wettbewerbe:

Marathon, 10 km Lauf , 3 km  Charity Run

 


 
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