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Laufberichte

Übung macht den Meister

14.11.09
Autor: Olaf Ulmer

24 Stunden Laufbandweltrekord - so lautet das das nächste Ziel von Robert Wimmer, Extrem- und Ultraläufer aus Leidenschaft und mehrfacher Weltrekordhalter. Da muss vorher tüchtig trainiert werden.

Robert begann seine  Läuferkarriere im Jahre 1987. Schnell stellten sich erste Erfolge ein, bereits ein Jahr später war er Gesamtsieger bei einem 10 Kilometer-Volkslauf in Nürnberg. 1989 bestritt er seinen ersten 100 Kilometer-Lauf und blieb bei seiner Premiere nur knapp über der Acht-Stunden-Marke. Es folgten etliche Gesamtsiege und Podiumsplätze über die unterschiedlichsten Distanzen und auch bei Stundenläufen.

2002 wurde Robert Deutscher Meister im 100 Kilometer-Bahnrennen in Jahresweltbestleistung (7:22 Stunden ). Zu den Marathons, Ultramarathons und Stundenläufen kamen nun auch Etappenläufe hinzu, bevor er im Jahre 2003 beim ersten Transeuropalauf der Geschichte antrat.

Dieses Rennen, das mit 5056 Kilometern in 64 Etappen von Lissabon nach Moskau bislang längste Rennen überhaupt, konnte Robert souverän für sich entscheiden.

Nun entdeckte er das Laufband, auf dem er sich auf höchstem Niveau mit der Weltelite messen wollte. 2008 konnte er den 100 Kilometer Weltrekord auf dem Laufband auf eine Zeit von 7:28:20 Stunden verbessern. Ein Jahr später nahm er den 12 Stunden-Weltrekord in Angriff und erzielte eine neue Bestmarke von 145,2 Kilometern.

Doch damit nicht genug: Nun sollte auch der 24 Stunden-Weltrekord auf dem Laufband mit 247,45 Kilometern, gehalten von Christopher Bergland USA, fallen.
Dieses Unterfangen bedarf allerdings einer sehr gründlichen und ausgiebigen Vorbereitung.

Neben den üblichen Trainingsläufen ist es vor allem wichtig, das monotone Laufen auf dem Laufband und das Laufen während der schwierigen Nachtphase zu trainieren.Aus diesem Grunde begann Robert mit seinem Lauffreund Marek Schuster, der den 24 Stunden-Laufbandweltrekord im Nordic-Walking angreifen möchte, Nachtläufe zu trainieren. Mitte Oktober begannen die beiden mit einer Sechs-Stunden-Nachteinheit auf dem Laufband in einem Fitness-Studio in Zirndorf bei Fürth. Es stellte sich heraus, dass das schmale Laufband für Marek mit seinen Stöcken weniger geeignet war.

Also bestritten Robert und Marek die nächste Trainingseinheit bei Nacht über acht Stunden Ende Oktober auf der Tartanbahn des TV 1860 Fürth.

Zu der dritten Trainingseinheit über 10 Stunden in der Nacht vom 14. auf den 15. November, bei der Marek leider nicht teilnehmen konnte, wurde ich von Anita Kinle eingeladen. Diese Einladung ließ ich mir nicht entgehen und machte mich am Samstag abend auf den Weg ins rund 140 Kilometer entfernte Fürth.

Da ich noch keine Nachtlauf-Erfahrung hatte und nach dem Training auch wieder nach hause fahren musste, hatte ich neben meiner Verpflegung und Wechselkleidung auch noch sicherheitshalber meinen Schlafsack für eine kleine Ruhephase während des Trainings eingepackt.

Als ich kurz vor 22 Uhr am Stadion des TV 1860 Fürth ankam, hatten Robert und Anita sich schon warmgelaufen. Neben meiner Wenigkeit fanden sich gleich zu Beginn noch drei weitere Mitläufer am Rande der Kunststoffbahn ein.Nach einer kurzen Begrüßungsrunde begannen wir mit einem klassischem Countdown unsere Nacht-Trainingseinheit.

Die ersten fünf Stunden wollten wir die Bahn entgegen dem Uhrzeiger belaufen. Anschließend sollte es in entgegen gesetzter Richtung weitergehen. Ich startete Seite an Seite mit Robert und zwei weiteren Läufern und wir drehten unsere Runden. Mit ausgiebigen Gesprächen über die jeweiligen Anlässe, Anfänge und Verläufe unserer Lauf-Karrieren absolvierten wir Runde um Runde. Nach etwa einer Stunde Laufzeit legten wir eine kurze Pause ein um uns zu verpflegen. Jeder Läufer hatte seine eigene Verpflegung in einer überdachten Bank am Rande der Kunststoffbahn untergebracht.

Nach diesem kurzen Zwischenstopp ging es weiter auf unserer Rundenjagd.
In den ersten beiden Stunden des Laufes waren wir mit etwa 5:30 min/km recht flott unterwegs. Wir überholten nun immer wieder zwei junge Damen, die mit mir unbekannten Gerätschaften in der Hand walkten. Meine Neugier war schnell geweckt.

Wie sich herausstellte, handelte es sich um ein neuartiges Sportgerät, das während des Laufes mittels integrierter Schwungmasse noch zusätzlich die Arme und den Oberkörper trainiert. Schließlich probierte ich diese Neuerheit selbst aus, zunächst walkend, anschließend laufend und war positiv überrascht. Stimmt die Lauftechnik, dann schlagen die integrierten Stahlkugeln nicht am Anschlag an und man trainiert neben der Beinmuskulatur auch noch Arme und den Oberkörper. Schwere Arme und kribbelte Fingern bestätigten anschießend denTrainingseffekt.

Nach ein paar Runden des Experimentierens schloss ich mich wieder Robert an, der in der Zwischenzeit seine Runden in unvermindertem Tempo absolvierte. Wir drehten gemeinsam Runde um Runde und näherten uns allmählich der Marathon-Marke, die wir nach etwas mehr als vier Stunden Laufzeit auch erreichten.

Mein erstes Etappenziel war erfüllt und so trat ich kurz darauf, nach rund 4:30 Stunden Laufzeit, den Gang in Richtung Umkleidekabine des TV 1860 Fürth an, um mir eine Erholungszeit zu gönnen. 

Bei Sonnenaufgang trat ich dann entsprechend erholt zur Schlussphase dieses außergewöhnlichen Trainingslaufes an. Ich schloss mich Anita an, die etwas langsamer als Robert unterwegs war. Zu Robert hatten sich zwei neue Laufkameraden gesellt, die für ein unvermindert hohes Tempo sorgten. Mir kam es sogar vor, als wenn das Trio zum Ende hin ein höheres Tempo anschlug. Die letzte Runde liefen dann wieder gemeinsam, zählten die letzten Sekunden an und beendeten um acht Uhr den Lauf bei „Start und Ziel“.

Thomas, der Ehemann von Anita, sorgte für ein kleines Frühstück und somit war auch die „Zielverpflegung“ gesichert. Nach einer herzlichen Verabschiedung machte ich mich wieder auf meinen Weg in Richtung Heimat.

Der nächste Trainingslauf von Robert Wimmer ist in der Nacht vom fünften auf den sechsten Dezember, diesmal über zwölf Stunden, wieder ab 22 Uhr auf der Kunststoffbahn des TV 1860 Fürth.

Der Weltrekordversuch über 24 Stunden auf dem Laufband soll dann schließlich am 18.09.2010 beim Opernball in Fürth stattfinden.

 


 
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