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Laufberichte

28. Internationaler Brüder Grimm Lauf

10.06.12

Kurz bevor wir oben angelangt sind, treffen wir auf Michael. Er macht uns darauf aufmerksam, die Kamera knipsbereit zu haben. Tatsächlich haben wir von hier oben eine wunderbare Sicht auf Somborn und Gondsroth. Jetzt nur noch die Beine locker über den Asphalt nach unten rollen lassen immer den anderen, vor uns laufenden, hinterher. Der Zieleinlauf befindet sich in der Gemeinde Neuenhaßlau. Diese wird im Jahr 1219 erstmals als „Hasela“, d.h. Hasel(nuß), urkundlich erwähnt.

Trödeln rächt sich. Im Ziel wurde Dornröschen wahrscheinlich bereits vom ersten Läufer wachgeküsst, auf uns warten immerhin noch tonnenweise Bananen. Sonja, sonst auch nur auf den langen Strecken unterwegs, tobt sich auf diesen Etappen mal so richtig aus. Bis wir ins Ziel kommen, ist sie schon wieder weg.

Die erste Etappe am heutigen Tag ist geschafft. Manche Läufer nutzen die Pause zum Duschen und Entspannen. Man wird unfreiwilliger Zeuge von Telefongesprächen, die einen eigentlich gar nicht interessieren. Ein anderer nutzt die Pause, um mit seinem Rennrad noch eine Trainingseinheit einzulegen. Ansonsten erinnert die Szenerie eher an einen schönen Sommertag, wenn Menschen in Parks die Wiesen bevölkern.

Käse- und Streuselkuchen, Frankfurter Kranz, Suppe mit oder ohne Würstchen, Brötchen mit oder ohne Butter. Die Auswahl am Mittagsbuffet kann einen Läufermagen schon mal aus dem Gleichgewicht bringen. So kam auch eine Läuferin zu ihrem Spitznamen „Rülpsprinzessin“. Ist der Ruf erst ruiniert lebt sich´s völlig ungeniert. Übelkeit und unglaubliche Müdigkeit sind bei mir nicht die Folgen eines übersättigten Magens, sondern der bereits seit einer Woche eingenommenen starken Medikamente. Für mich ist hier der Wettkampf beendet.

Keine Schande, denn der bis dahin Zweitplatzierte, musste leider wegen Rückenproblemen das Rennen ebenfalls hier beenden und ein Japaner hatte noch andere Verpflichtungen und lässt einfach mal eine Etappe aus. Er erscheint dann zwar nicht mehr in der Gesamtwertung, dennoch werden auch Einzeletappen gewertet.


Samstag, 16.30 Uhr, Start der 3. Etappe „Schneewittchen“


Unruhe macht sich breit, es riecht nach Massageölen. Nicht mehr lange und es geht auf die 17 Kilometer lange „Schneewittchen“ Etappe. Sieben kleine Männer studieren die Ergebnislisten und fragen sich: „Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist heute die/der Schnellste im ganzen Land?“ Wegen einer Umleitung, so sagt der Sprecher, sei die Strecke kürzer.

Allgemeine Freude bei allen Beteiligten. Bei allen? Ich glaube, einem wäre das Gegenteil lieber gewesen. So schlimm es für mich ist, nicht mehr mitlaufen zu können, so schön ist es auch mal die Läufer der ersten Reihen zu sehen als der Startschuss fällt. Gemeinsam mit Harald, der ebenfalls verletzungsbedingt Etappen aussetzt, gehen wir zum Auto um die Läufer bei Kilometer 5 erstmals anzufeuern und zu fotografieren.

Wie ich da nun so gemütlich im Gras liege, fange ich mir natürlich den ein- oder anderen Spruch ein. „Faules Stück“ ist da noch harmlos. So Puterrot wie die alle aussehen, sind sie doch nur neidisch. "Wenn die geistige Sonne tief steht, werfen selbst Zwerge riesige Schatten“.

Manch eine Läuferin möchte sich ihrer Altersklassenkonkurrentin entledigen. Kein Wunder also, würde jemand ernsthaft überlegen,  wie man sie bis zur nächsten Etappe loswerden könnte. Vielleicht durch einen vergifteten Apfel an der nächsten Verpflegung?

 
 

 
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