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Laufberichte

Zeitsprung-Marathon Bremen

30.10.05

Mein Plan: 4 Marathons an drei Tagen, in drei Ländern

 

Die meisten schlafen schon, einige ziehen noch um die Häuser und die Pazzos pendeln an der Weser!

 

Nach einem Marathonfinsh sollte man eigentlich den Tag in Ruhe ausklingen lassen, ein Bierchen trinken, sich mit Freunden treffen und den Lauf noch einmal mental verarbeiten.  Normalerweise schon, aber nicht an diesem Wochenende.

 

Nach meinem rekordverdächtigen Duschen und Umziehen habe ich mich keine viertel Stunde nach meinem Zieleinlauf auf den Weg zur Straßenbahn begeben. Dorthin begegnete ich noch Günter, der gerade zu seinem VW-Bus stiefelte. Günter hatte es auch eilig, da am gleichen Abend noch sein Flugzeug nach Dublin ging. Wir wünschten uns beide eine gute Reise und verabredeten uns Sonntagabend im Parliament Hotel in Dublin. Ich muss schon sagen, dass ich ihn bei unserer Verabschiedung sehr beneidet habe und sehr gern mit ihm gleich nach Dublin geflogen wäre. Aber wie ich immer zu sagen pflege: Junge, du hast es dir selber ausgesucht, also laufe dich aus dem Dilemma auch wieder selbst heraus!

 

Nachdem die Straßenbahn mich pünktlich zum Badischen Bahnhof in Basel gebracht hatte, verblieb genügend Zeit, um mein Zugticket nach Bremen zu lösen. Im Zug selbst fand ich nur wenig Ruhe, da die Abteile sehr voll waren. Die läuferische Pause während der Zugfahrt reichte aber aus und ich fühlte mich fit, um die nächste Etappe meines Planes zu absolvieren. Als ich in Bremen ankam, erhielt ich aber erst einmal einen Kulturschock, da viele Jahrmarktbesucher und Bremer Fußballfans den Bahnhof in eine Müllkippe verwandelten. Zum Glück stand am Bahnsteig nach Bremen-Vegesack Carsten Mattejet, der mich über die Lage aufklärte.

 

In der Stadt Bremen leben 550.000 Menschen. Sie bildet zusammen mit der Stadt Bremerhaven das Bundesland Bremen. Die Bezeichnung "Freie Hansestadt Bremen" benennt das Bundesland, jedoch nicht die Stadtgemeinde Bremen. Zur Stadt Bremen gehört auch das Überseehafengebiet in Bremerhaven, für das jedoch die Stadt Bremerhaven auf Grund eines Vertrages mit der Stadt Bremen gemeindeverwaltungsmäßig zuständig ist. Aufgrund der Hafengruppe Bremen/Bremerhaven ist das Land Bremen Deutschlands Außenhandelsstandort Nummer zwei, gleich nach Hamburg. Die Palette der verschiedenen Handelsgüter, die hier im- und exportiert werden, erstreckt sich von Fisch-, Fleisch- und Molkereiprodukten über Tee, Reis und Tabak bis hin zu Wein und Zitrusfrüchten. Um angesichts immer größer werdender Schiffe nicht künftig vom Seehandel abgeschnitten zu werden, beteiligt sich Bremen zusammen mit dem Land Niedersachsen am Projekt JadeWeserPort in Wilhelmshaven, einem Hafen für größte Containerschiffe.

 

Zeitsprung-Marathon Bremen – Teil 2 meines Planes

 

Die dreißigminütige S-Bahnfahrt und der kurze Fußmarsch zur Maritimen Meile in Bremen-Vegesack vergingen sehr schnell. Helmut Rosieka, der Veranstalter des Bremer Zeitsprung-Marathons, war mit den Vorbereitungen schon sehr fleißig beschäftigt und wies seine Helfer in deren Funktionen ein. Als er mich sah, konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, da ich im Sommer noch sagte: „Bloß gut, dass ich mir den Zeitsprungmarathon dieses Jahr ersparen kann, da ich bereits in Basel und Frankfurt angemeldet bin!“

 

Pünktlich um 1.00 Uhr nachts erfolgte dann der Start zum zweiten Bremer Zeitsprung-Marathon in Bremen-Vegesack. Das Auftaktstück beträgt 195 Meter und führt direkt auf die ein Kilometer Pendelstrecke, die wir 21-mal zu bewältigen hatten. Am Ende der Strecke steht ein alter kleiner Schlepper, den es zu umrunden galt, um diese wieder auf der Strecke in Gegenrichtung zurückzulaufen. Das Wetter war phantastisch – kein Regen und Temperaturen von 10°C. Trotzdem machte das Laufen nur bedingt Spaß, da die Strecke nach mehreren Stunden sehr monoton wurde und der fehlende Schlaf in Verbindung mit dem gelaufenen Basel-Marathon seinen Rest beitrug.

 

Zwischen der 11. und 16. Runde kam dann ein richtiger Hänger oder das so genannte Männchen mit der Keule, was mich immer langsamer werden ließ. Nachdem ich diese Phase überwunden und mich ein wenig erholt hatte, wurde es so frisch, dass ich für die letzten Runden motiviert war, wieder ein bisschen Tempo zu machen. Auf einmal vergingen die Runden immer schneller und ich düste nach vier Stunden und neunzehn Minuten ins Ziel – eine Zeit, die eigentlich wieder zu schnell war, wenn man bedenkt, dass sechseinhalb Stunden später der Frankfurt-Marathon begann.

 

Günter Tewes, selbst ein begeisterter  Marathonläufer, der letztes Jahr  in Bremerhaven, Mallorca und Dublin an drei aufeinander folgenden Tagen drei Marathons gelaufen ist, kannte bereits meine Situation und bot sich gleich an, mich zum Bremer Hauptbahnhof zu fahren, damit ich mich schneller erholen konnte. Nach einem einstündigen Aufenthalt und einem kurzen Nickerchen im Bremer Hauptbahnhof, fuhr mein Zug pünktlich 6.15 Uhr nach Hannover ab, wo ich den einzigen Zugwechsel der Reise durchzuführen hatte. Mein Problem war indessen nur, dass ich auch während der Zufahrt immer einige Minuten einnickte und fast den Umstieg in Hannover verpasst hätte. Aber wie durch ein Wunder erwachte ich wenige Minuten vor dem Hannoveraner Hauptbahnhof und konnte in meinen aus Hamburg kommenden Zug nach Frankfurt/Main einsteigen. Die Abfahrt verzögerte sich allerdings, da der Zug aus Hamburg in Hannover bereits einige Minuten Verspätung hatte.

 

Das war immer die Befürchtung, die ich hatte: Die Deutsche Bahn verspätet sich genau dann, wenn es für mich am Unpassenden ist. Und das war die eine Stunde, die mir in Frankfurt verblieb, um vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Marathonmesse zu kommen – mir da die Unterlagen abholen - meine Klamotten abgeben und zum Start zueilen. Bei kleineren Läufern ist das kein Problem, jedoch bei Läufen  bei denen über 15.000 Läufer starten. Ich gab die Hoffnung nicht auf, dass mein Zug sich nicht zu stark verspätete und damit mein Zeitpolster nicht weg schmilzt.


Fazit:

Sehr ermüdend, sehr anstrengend und eine wieder eine große Herausforderung. Wer einen extravaganten Lauf sucht, der sollte sich den Zeitsprung-Marathon 2006 schon einmal vormerken. Auch nächstes Jahr fällt der Termin auf die gleiche Uhrzeit und den Tag, wo die Zeit auf die Winterzeit umgestellt wird.

 

Verpflegung:

alle zwei Kilometer: Wasser, Tee, Iso, Riegel, Bananen, Cola, Äpfel, belegte Brötchen –einfach alles was das Läuferherz begehrt – Man kann übrigens zwei Dinge an der Laufverpflegung erkennen: 1. Ob der Organisator selber ein Läufer ist. 2. Ob der Lauf aus Liebe zum Sport oder aus Profitgründen stattfindet. Ja, der Organisator ist selber mitgelaufen und die vielen Helfer haben sich die Nacht um die Ohren geschlagen, weil sie uns bei einem sehr schönen Lauf geholfen haben.. Vielen Dank an Helmut Rosieka und seine Crew.


Streckenbeschreibung:

Pendelstrecke, die 21-mal zu laufen ist, überwiegend Asphalt

 

Gratifikation:

Urkunde 


Drumherum:

gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel; Parkmöglichkeiten begrenzt vorhanden 

 


 
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