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Laufberichte

Vilnius Marathon: Jede Menge Sportkameraden

08.09.19 Special Event
 

Die drei baltischen Staaten stehen schon lange auf der Wunschliste für einen Besuch und so sitzen wir am Freitagabend in einer Maschine mit vielen Arbeitern auf dem Weg in die Heimat, die das Wochenende bereits mit dem einen oder anderen alkoholischen Getränk eingeläutet haben. Ich nutze die Zeit im Flieger, um noch einmal intensiv den Reiseführer zu studieren.

Um Mitternacht – hier gehen die Uhren eine Stunde vor - stehen wir am Flughafen und entschließen uns, mit dem Nachtbus für 1,- € pro Person in die nur wenige Kilometer entfernte Stadt zu fahren. Viel Partyvolk ist dort noch auf Achse und der 1,5 km lange Fußmarsch über dunkle Gassen und Treppen wirkt nicht bedrohlich, da noch andere Reisende unterwegs sind. Vorbei an einem großen Supermarkt, der Tag und Nacht geöffnet hat und in dem noch fleißig eingekauft wird, finden wir schnell unser Hotel.

Dreh- und Angelpunkt des Marathonwochenendes ist der geschichtsträchtige Kathedralenplatz, Treffpunkt der Bürger, Aufmarschplatz für Demonstranten und Unabhängigkeitskämpfer und Plattform für Konzerte und Kundgebungen. Hier befindet sich neben dem Reiterstandbild des im 14. Jahrhundert regierenden Großfürsten und Stadtgründers Gediminas die den Heiligen Stanislaus und Ladislaus geweihte Kathedrale, wichtigstes katholisches Gotteshaus Litauens und Mutterkirche des Erzbistums Vilnius. Die Geschichte des Sakralbaus, der heute in klassizistischem Gewand erscheint, aber auch barocke und gotische Elemente aufweist, geht angeblich auf eine 1251 errichtete Holzkirche zurück. Während der Sowjetzeit wurde die Kathedrale zur Gemäldegalerie „umgewidmet“, bevor sie 1989 an die katholische Kirche zurückgegeben und wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt wurde.

Der in der Nähe befindliche Palast der Großfürsten von Litauen, wo einst hohe Politik gemacht wurde und  – viel früher als in Paris oder London - die ersten Opern aufgeführt wurden, verfiel nach einem Brand anno 1655 immer mehr und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen. Der aktuelle Nach- bzw. Neubau, in dem auch das Nationalmuseum untergebracht ist, entstand von 2000 bis 2013 für rund 100 Millionen Euro.

 

 

Eine Bodenplatte zwischen der Kathedrale und dem leicht schiefen, 57 m hohe Glockenturm erinnert daran, dass hier am 23. August 1989, genau 50 Jahre nach dem Hitler-Stalin-Pakt, eine rund 600 km lange Menschenkette quer durch das Baltikum ihren Anfang nahm, das stärkste Signal für den Freiheitswillen der Esten, Letten und Litauer, die kurz darauf aus der Sowjetherrschaft entlassen wurden. „Stebuklas“, zu Deutsch „Wunder“, wird diese Platte genannt, und nach dem Volksglauben sollen die Wünsche desjenigen, der sich darauf stehend einmal im Uhrzeigersinn um die eigene Achse dreht, in Erfüllung gehen. Für uns dürfte der nächstliegende Wunsch ein gutes Abschneiden beim Marathon sein...

Bei der Startnummernausgabe ist am Samstagvormittag recht wenig los. Wir haben ruckzuck unseren Starterbeutel samt Laufshirt und vielen Beigaben in der Hand: Neben alkoholfreiem Bier aus der bayerischen Heimat gibt es einen Bon für die Pastaparty am Nachmittag, ein Proteingetränk, Energieriegel und -gel, Tomaten-Mais-Chips, eine Tüte Gewürze mit Aufschrift in allen drei baltischen Sprachen sowie verschiedene Rabattgutscheine.

Den Preisnachlass könnte man gleich beim Nike-Stand nebenan erhalten. Judith und ich begeben uns aber erst einmal auf eine ausgedehnte Sightseeing-Tour durch die 600 000-Einwohner-Stadt, die 2009 gemeinsam mit dem österreichischen Linz als Kulturhauptstadt Europas fungierte. Die 1994 ins UNESCO-Weltkulturerbe ausgenommene Altstadt ist flächenmäßig überschaubar und öffentliche Verkehrsmittel fahren nur vereinzelt durch die engen Straßen. Oft gibt es auch noch ein ziemlich unangenehmes Kopfsteinpflaster, sodass die neuen Elektroscooter auf die Fußwege ausweichen. Die Straßen sind eher die Domäne der reichlich vorhandenen schweren SUVs. Wir sind gespannt, wie wir hier am Sonntag zu Recht kommen werden, denn die Laufstrecke soll auch durch Teile der Altstadt führen.

Schnell fällt die große Anzahl von Kirchen auf, die heute oft für Hochzeiten genutzt werden. Überall sind Brautpaare unterwegs, um sich an den romantischsten Ecken ablichten zu lassen. Nach dem Ende der sowjetischen Besatzung sind wohl viele Einwohner Litauens wieder zum Glauben und zu den alten Traditionen zurückgekehrt.

Die Pasta samt Wasserflasche stärkt uns für den morgigen Tag.

 

 

Der Marathon

 

Früh machen wir uns per pedes auf den Weg zum Start auf dem Kathedralenplatz. Eineinhalb Stunden vorher ist schon einiges los. Viele Shirts mit der Aufschrift „Sportkamerad“ oder „Sportkameradin“ sieht man hier. Und kurz darauf auch Läufer der litauischen und der niederländischen Armee, die sich an den verschiedenen Strecken versuchen werden. Die NATO hat in den drei baltischen Staaten einige Soldatinnen und Soldaten stationiert und man sieht neben der litauischen, der städtischen und der Europaflagge vor vielen Gebäuden auch die NATO-Fahne. Um unsere Sicherheit brauchen wir also nicht zu fürchten.

International besetzt sind die Wettbewerbe auf jeden Fall. Viele Läufer aus dem italienischen Vicenza und Briten vom 100 MC UK sowie einige Asiaten sind am Start, aber auch Russen und Weißrussen. Litauen ist Transitland für die russische Enklave Königsberg/Kaliningrad. Viele Güter werden per Bahn verschickt. Die Quote liegt bei 44 Prozent, wovon auch ein riesiges Verwaltungsgebäude der Litauischen Eisenbahnen kündet.

 

 

Wir hören auf Englisch, dass die Startblöcke um 8:50 Uhr schließen. Jetzt aber schnell. Platz ist genug, auch wenn die Halbmarathonis mit uns zusammen starten. Pünktlich um 8:55 Uhr erschallt dann die litauische Nationalhymne, gesungen von drei jungen Damen. Und schon sind wir unterwegs. Mit dem Burgberg und dem markanten Burgturm zur Rechten sind wir schnell auf einer Straße am Fluss Neris. Schicke Neubauten wechseln sich mit sozialistischen Plattenbauten im Hintergrund ab. Einige Zuschauer sind zum Anfeuern an die Laufstrecke gekommen. Musikanten oder Discjockeys werden uns heute auch öfter unterhalten.

Bald sind wir in einem Mischwald. Die Straße ist breit und meist in tadellosem Zustand. Versteckt sieht man links und rechts immer sehr noble Anwesen, manchmal stehen an den Zufahrten auch die Bewohner und feuern uns an. Judith fühlt sich ein wenig an die Landschaft beim Helsinki-Marathon erinnert. Eine lange Gerade ist genau auf die Doppeltürme einer Kirche ausgerichtet. Zeitnahme bei Kilometer 10. Wir sind wieder am Fluss und auf dem Rückweg Richtung Zentrum. Wir kommen mit einem jungen Paar aus München ins Gespräch. Wie klein die Welt ist. Da ist mir heute der Titel „schnellster Münchner“ nicht unbedingt sicher.

Flussquerung und dann über schöne Rad/Fußwege. Ich freue mich schon auf die baldige Trennung von den Halbmarathonis. Die geben hier fleißig Gas und bringen eine gewisse Unruhe ins Feld. Ein schöner Blick auf den Burgberg und die Türme der Altstadt. Die etwas verblichene Betonhalle aus sowjetischer Zeit harrt ihrer Renovierung.

Die Trennung der Laufwege erfolgt dann bei Kilometer 18. Während die Halbmarathonis über den Fluss abbiegen, geht es für uns an einem modernen Hochhausviertel entlang weiter. Im Obergeschoss des Radisson-Hotels soll es eine Bar mit wunderbarem Blick über die Stadt geben. Vor einem neuen Glaspalast eine große Blaskapelle. Leider kommen hier nur wenige Passanten vorbei. Ich höre noch ein paar fetzige Takte, dann ist Pause.

Immer wieder überholen uns Radler. Das sind mobile Sanitäter, die uns nach Plan begleiten und hier gerade eine Wasserblase behandeln. Links und rechts der Straße nun Holzhäuser im lokalen Stil, mal besser, mal schlechter und mal gar nicht renoviert. An einer orthodoxen Kirche vorbei, erkennbar an den vielen Kuppeln. Es folgt ein Viertel mit schönen und auch noblen Einfamilienhäusern, auch Regierungsgebäude und Botschaften liegen hier.

Die Umrundung eines Sportplatzes ist mit einem spürbaren Anstieg verbunden. Flach ist der Lauf nicht, aber noch gut zu bewältigen, wenn auch nicht unbedingt in Bestzeit. Eine Zwei-Mann-Band am Beginn einer Begegnungstelle sorgt für Stimmung. Über eine Fußgängerbrücke überqueren wir die Neris und kommen in den Vingis-Park. Wunderschöne, abwechslungsreiche Baumgruppen liegen an der Strecke. Sicher auch ein Hinweis darauf, dass der Botanische Garten nicht weit ist. Radweg wie Fußweg nebenan sind mit Beleuchtung ausgestattet. Ich habe dergleichen schon in Helsinki gesehen und vermute, dass diese Illumination für die dunklen Wintermonate gedacht ist. Dann kann man hier auch ohne Stirnlampe trainieren.

 

 

Die 25-km-Messung liegt günstig an einem Wendepunkt. Der Betreuer hat es sich in einer Hängematte bequem gemacht. Wir laufen noch um eine Sporthalle herum, vielleicht ein Schwimmbad. Auf der anderen Seite dann die Auflösung: eine große Tribüne, seit 1960 Schauplatz großer Musikveranstaltungen. Während der Perestroika fand hier die Singende Revolution statt. Man traf sich, um traditionelle Vaterlandslieder zu singen, was in der UdSSR streng verboten war.  Am 6. September 1991 erkannte die Sowjetunion die Unabhängigkeit der drei baltischen Staaten an.

Ich finde die Wege ganz stimmungsvoll. Inzwischen haben sich die dunklen Wolken verzogen, die wir am Start mit etwas Sorge beobachtet hatten. Also müssen wir nicht mehr mit Regen rechnen. Unvermittelt erreichen wir wieder den VP-Punkt an der Brücke. Die beiden Herren machen immer noch fleißig Musik. Rund 1.000 Marathonis sind ein Garant dafür, dass man auch als etwas langsamerer Läufer nie allein ist. Und immer noch kommen uns Sportler entgegen. Für uns geht es hinunter zur Neris.

Die Botschaft von Kasachstan ist an Prunk nicht zu überbieten. Bilder der kasachischen Naturschönheiten schmücken den Zaun. Die Hauptstadt Astana wurde vor kurzem zu Ehren des ehemaligen Machthabers in Nursultan umbenannt. Judith hat für einen derartigen Personenkult wenig übrig und meint, dort sei nicht alles Gold, was glänzt. Auch der Titelsponsor des Marathons, die Danske Bank, ist aktuellen Medienberichten zufolge nicht ohne Fehl und Tadel.

Die Litauer immerhin scheinen ziemlich korrekte Menschen zu sein: Eine rote Fußgängerampel wird peinlich befolgt, auch wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. In den drei Tagen habe ich nicht einmal ein Auto hupen gehört, lediglich das Röhren der PS-Boliden, aber das ist eine andere Geschichte.

Unser Weg am Fluss nähert sich dem Ende, wir müssen steil die Uferböschung hinauf. Eine gute Möglichkeit, den Laufschritt durch flottes Marschtempo zu ersetzen. Letztendlich errechnet der Veranstalter einen Höhenunterschied von 145 Metern. Ein Zuschauerquartett hat das volle Programm für ein stilvolles Picknick aufgefahren: Holztischchen, Häckeldeckchen. Kronleuchter, Wasserpfeife, Teegeschirr. Und dann auch noch die Fahne von Vilnius. Die ist rot und zeigt den Schutzpatron der Stadt, den Heiligen Christophorus, bei seiner Flussquerung mit dem Jesuskind auf der Schulter.

 

 

Eine Flussquerung, allerdings trockenen Fußes, steht jetzt auch für uns wieder an. Nun ein kurzes Begegnungsstück in das Hochhausgebiet. Die 4:15- Pacer sitzen Judith und mir jetzt im Nacken.. Ein Stück weiter dahinter die Vertreter der niederländischen Armee. Dann geht es kreuz und quer  durch die Innenstadt, von der wir erst die neueren Teile zu sehen bekommen. An einer Häusergruppe im stalinistischen Zuckerbäckerstil vorbei, dann die Oper. Eine polnische Fangruppe bekommt ein „Viva Polonia“ – Jubel – sowie ein „Viva Europa“ – freundliches Lächeln – entgegengerufen. Ansonsten bin ich ziemlich platt. Irgendwie schaffe ich es, Judith wieder einzuholen. Bei km 35 bin ich fünf Meter hinter ihr. Aber dann machen mir auch die leichten Anstiege, die sich nun häufen, zu schaffen.

Eine orthodoxe Kirche am Wegesrand ist augenscheinlich nicht mehr in Nutzung oder wartet auf eine Renovierung. Ich lasse es mir am VP noch mal gutgehen: Bananen und Orangenstücke gibt es, Wasser aus der Flasche und Iso. Die Getränke werden immer von freundlichen jungen Menschen angereicht. Vielleicht wäre jetzt auch Cola angebracht. Verpflegungs-  und Getränkestellen gibt es genügend, immer auf beiden Seiten des Laufwegs, wenn auch manchmal etwas unterversorgt, sei es mit Wasserflaschen, sei es mit frischen Bechern. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Toiletten gibt es auch einige an der Laufstrecke.

Wir biegen am Red Bull Music Car auf den breiten Gedimino-Boulevard ein. Ich sehe zum letzten Mal das gut gelaunte Trio, dem wir immer mal wieder begegnet sind. Das Wiedersehen macht beiden Seiten viel Spaß. Der Gedimino-Boulevard ist die Prachtstraße der Stadt. In nur 1,6 km wären wir am Ziel. Aber Gemach. Uns fehlen immer noch 6 Kilometer. Links das neue Parlamentsgebäude und die große Nationalbibliothek. Ein Läufer im Trikot mit den estnischen Farben Blau-Schwarz-Weiß hält mich in Schach.

Weiter leicht bergauf, das Ziel ist in greifbarer Nähe. Aber unsere Altstadtführung steht noch auf dem Programm, samt leichtem neuen Hügel. Der VP kommt wie gerufen, dann geht es runter zur Gardena-Duschanlage, dann das gefürchtete schlechte Pflaster. Die vielen Kneipen hier sind schick, aber teurer als zu Hause.

Eine breite Allee erwartet uns, die Vokieciu gatve, was „Deutsche Straße“ bedeutet. Links und rechts befanden sich während der nationalsozialistischen Besetzung das kleine und das große Ghetto. Zuvor wurde die Stadt aufgrund ihres großen jüdischen Bevölkerungsanteils und ihrer Bedeutung als geistiges Zentrum der Juden Osteuropas „Jerusalem des Nordens“ genannt. Vilnius war und ist eine Stadt, in der alle Religionen ihren Platz fanden und finden.

 

 

In den Lokalen sitzen die Familien beim sonntäglichen Brunch. Ein freundliches Lächeln und man wird angefeuert. Auf dem großen Platz lohnt sich ein Blick auf das Rathaus hinter uns. Oder rechts auf die große St.-Kasimir-Kirche, mit einer Krone auf dem Dach.

Wieder Lokale, hier eher touristischen Zuschnitts. Geradeaus ginge es weiter in Ziel, aber wir haben immer noch mehr vor: Links in enge Gässchen. Magano aus Island überholt mich nun. Später werde ich mein langsames Tempo damit rechtfertigen, dass ich in den Genussmodus umgeschaltet habe. Universitätsviertel, die Polizei hat Mühe, eine deutsche Schülergruppe vom Laufweg fernzuhalten. Platz da.

Km40-Matte mitten in der Altstadt, dann steil bergab zum Fluss Vilnia, ein Stück weiter über die Paplaujos-Brücke. Wir kommen in die sogenannte Narrenrepublik Uzupis. Früher eine recht heruntergekommene Ecke, hat sich das kleine Viertel inzwischen zum Künstler- und Ausgehviertel gemausert. Links an der Mauer prangt in vielen Sprachen die etwas schräge „Verfassung“ der kleinen Republik, die am 1. April ihren Unabhängigkeitstag begeht und wegen ihres Wahrzeichens, der großen Skulptur eines Trompete spielenden Engels, auch „Engelsrepublik“ genannt wird. Schon geht es wieder bergab. Wer auf der nächsten Brücke nach unten sieht, kann die Skulptur einer Meerjungfrau erkennen. Oben spielt eine Band und erfreut einen angeheiterten Frühschoppen-Besucher und eine Touristengruppe. Die große weiße Kathedrale der Himmelfahrt der Gottesmutter macht schon etwas her. Übertrumpft wird sie aber noch vom Anblick der St. Annen- und Bernhardinerkirche. Dieses gotische „Duo“ zählt zu den schönsten Kirchenensembles in Europa.

Jetzt einfach weiter ins Ziel. Vor der Linkskurve sieht man rechts den Berg der Drei Kreuze (Trys kryžiai), eines der Wahrzeichen von Vilnius. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Der Legende nach wurden auf diesem Berg einige Franziskanermissionare von der heidnischen Bevölkerung ermordet. Sicher ist nur, dass im 17. Jahrhundert hier drei Holzkreuze errichtet wurden, die man 1916 durch Betonkreuze ersetzte. 1951 wurden diese von den Sowjets gesprengt, aber 1989 von den Litauern größer denn je wieder aufgestellt und gern – stark übertrieben - mit der Christusstatue von Rio de Janeiro verglichen.

Der Turm der Kathedrale St. Stanislaus taucht auf. Jetzt nur noch eine Rechtskurve. Auf dem breiten Weg durchlaufe ich das Zielportal und erhalte meine Medaille an einem Band in den Nationalfarben Litauens, Rot-Grün-Gelb.

Vor der Bühne wärmen sich die „Kurzstreckler“ mit einem Gymnastikprogramm auf. Das Wetter ist schön und Judith und ich genießen die Stimmung. Dann erfolgt die Startaufstellung für den 10-km-Wettbewerb. Die jetzt noch eintreffenden Marathonis werden hinter den Zuschauern und vor dem Zielbogen auf einen eigenen Kanal geleitet.

Wir beobachten die folgenden Wettkämpfe auf einer Videoleinwand. Der Zehner, der eine ideale Runde durch die Stadt beschreibt, und der 5-km-Lauf danach sind sicher nicht die flachsten Strecken, aber für Begleiter ideal.

Massagen gibt es hier, einen Duschcontainer, aber außer Wasserflaschen finde ich keine Zielverpflegung. Vielleicht hätten wir das Bier aus dem Starterbeutel mitnehmen sollen?

Auf dem Rückweg zum Hotel sehen wir noch den 2-km-Läufern zu, die eine kleine Innenstadtrunde absolvieren.

 

Fazit:

Der Vilnius Marathon ist ein idealer Anlass für eine Städtereise an einem verlängerten Wochenende. Die ganze Stadt ist im Lauffieber. Das Rahmenprogramm ist perfekt: Eine fast komplett erhaltene Altstadt, unzählige Kirchen und der Kontrast von modernster Architektur - wie dem 2018 eröffneten Museum für moderne und zeitgenössische Kunst nach Plänen von Daniel Libeskind – und Stadtvierteln, die noch ein sozialistisches Flair ausstrahlen. Das ganze garniert mit freundlichen Menschen, die alle sehr gut Englisch sprechen. Und all das in der EU und dank Euro ohne Geldwechsel. Ich habe viel Münzen aus Estland, Lettland und Litauen mit nach Hause gebracht. Das Preisniveau variiert zwischen halb so teuer wie zu Hause und Preisen wie in der Münchner Innenstadt. Der Lauf selbst kostet zwischen 25 und 60 €.

Kann man uneingeschränkt empfehlen.

 

Siegerinnen Marathon:

1 Nataliia Semenovych    02:49:50    Ukraine
2 Alena Shumik        03:01:22    Weißrussland
3 Yuliya Skiruk        03:05:59    Weißrussland

 

Sieger Marathon:

1 Bogdan Semenovych    02:22:02    Ukraine
2 Andrius Jakševičius     02:26:36    Litauen
3 Aurimas Rimkus        02:30:17    Litauen

 

Finisher

Marathon:     856
Halbmarathon: 1.821
10er:         1.969
5er:         2.638

Sportler aus mehr als 45 Nationen, darunter viele Deutsche

 


 
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