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Laufberichte

Syrakus Marathon, Sizilien

15.02.09

Vorgeschichte

Wenn es in Deutschland richtig kalt ist, ist eine kurze Reise in den Süden ideal. Passenderweise gibt es in Syrakus auf Sizilien einen Marathon. Und der Wetterbericht sagt 10 bis 18 Grad voraus.

Als wir dann am Freitag in München abfliegen, herrscht erst mal Schneechaos, wobei der Flughafen das ganz gut im Griff hat. Der Anschlussflug in Rom hat auch Verspätung, so dass wir uns den Spurt zwischen den Terminal auch hätten schenken können. Der erste Blick auf Sizilien lässt dann schon wieder schneebedeckte Berge sehen. Wir wollen die erste Nacht in Taormina verbringen und fahren mit einem Leihwagen über die Passstraße auf den Ätna, bis auf 1880 Meter Höhe, wo fleißig Ski gefahren wird. Am Meer sind dann die Temperaturen etwas wärmer, aber es regnet. Am Samstag geht es dann nach Syrakus, wo wir uns in dem schönen Hotel Posta in der Altstadt einquartiert haben. Inzwischen schüttet es recht stark. Dabei fällt auf, dass fast alle Autofahrer ganz langsam an uns vorbei durch die Pfützen fahren. Ob das in Deutschland auch so wäre?

Obwohl es am Startplatz auch eine Pastaparty gibt, entscheiden wir uns für ein mehrgängiges Sportlermenü in einem Restaurant, in dem wir bis 20:00 die einzigen Gäste sind. Als wir dann gehen, kommen auch die italienischen Läufer.

Lauf: keine Anfeuerungen - Männer schauen zu

Sonntagmorgen, das Thermometer auf dem Balkon zeigt 5 Grad, aber es scheint keinen Regen mehr zu geben. Wir ziehen uns etwas dicker an und machen uns auf den Weg zum Startbereich, einen Sportplatz bei der Schule Pipo di Natale (d.h. Weihnachten) direkt bei den griechischen und römischen Amphitheatern. Innerhalb der Laufbahn ist ein Zelt aufgestellt, in dem es ein großes Gedränge an der Startnummernausgabe gibt, aber wir wollen ja nur unsere Tasche abgeben. Es werden wohl nicht so viele Läuferinnen und Läufer teilnehmen, da nur drei mobile Toiletten aufgestellt sind, die aber Gott sei Dank auch ausreichen.

So um 9:00 Uhr verkündet der Sprecher, dass es pünktlich um 9:00 Uhr, also in acht Minuten losgeht. Aha, in Italien gehen die Uhren anders. Nach einiger Zeit erkennt er seinen Fehler und spornt uns an, auf die richtige Seite der Startlinie zu gehen. Die meisten von uns wussten auch nicht, in welche Richtung gestartet werden soll. Es wird anscheinend Bruttozeit genommen, da es keine Zeitmatte am Start gibt. Der Sprecher erzählt etwas von zwei Runden und ich denke, er meint die Marathonläufer. Leider hatte ich den Streckenplan nicht ausgedruckt und in der Broschüre gibt es keinen Plan, sondern nur ein Straßenverzeichnis, der ohne Stadtplan auch nichts nutzt.

Dann geht es recht schnell los, und wir laufen zuerst an dem archäologischen Park vorbei. Kurze Zeit später kommen wir wieder zum Start und laufen die Runde noch einmal; jetzt geht es in die Neustadt. Wir kommen an der Wallfahrtskirche Santuario della Madonna delle Lacrime vorbei. Ein imposanter Betonbau aus den Jahren 1956-1994, der Platz für 11.000 Wallfahrer vor einem kleinen Madonnengipsbild bietet, das  1953 echte Tränen vergossen hat. Nun geht es auf den schönen Corso Umberto I, der uns Richtung Altstadt auf die Insel Ortigia bringt. Dort sehen wir auch die Spitzengruppe, die uns bereits entgegen kommt.

Die Altstadt ist seit 2005 Weltkulturerbe und es werden viele Häuser renoviert, so dass auch wieder Einwohner zurück in die Altstadt ziehen. Wir laufen an den Ruinen des Apollotempels vorbei zur Piazza Archimede, dem Mittelpunkt der Altstadt. Da geht es das erste Mal einige Meter bergauf. Nach einer Linksbiegung geht es zum nördlichen Rand der Insel und dort entlang wieder zur Brücke auf das Festland. Nach den Informationen im Internet wäre die Runde über die Insel anscheinend auch noch an dem fantastischen Dom vorbei gegangen. Aber es wird wohl an diesem Sonntagvormittag in Sizilien Karneval gefeiert, so dass man die Runde verkürzen musste. Mir fällt auf, dass ich schon sehr viele Syrakuser bei einem Sonntagsplausch vor den diversen Cafés gesehen habe, aber mit Anfeuerungen halten sie sich sehr zurück. Interessant ist auch, dass man keine Frauen sieht. Meine Theorie dazu ist, dass die Frauen am Sonntag Wäsche waschen, jedenfalls sahen wir am Nachmittag in allen Straßen Wäsche zum Trocknen aufgehängt.

Bei Kilometer 8 in der Nähe des Bahnhofs beginnt für uns der landschaftliche Teil des Laufs. Zuerst geht es auf eine Landstraße, auf der relativ viel Autoverkehr herrscht. Für uns Läufer ist hier eine Fahrtrichtung abgesperrt. Hier kommt uns wieder die Halbmarathon-Spitzengruppe entgegen, die jetzt so bei Kilometer 17 sein muss. Weiter geht es durch Orangen- und Zitronenplantagen schnurgerade Richtung Süden. Inzwischen ist es sehr warm geworden und ich bemerke schon einen Sonnenbrand auf meinen Lippen. Vielleicht hätte ich doch besser eine kurze Hose angezogen? Die einheimischen Läufer kennen das Wetter wohl besser.

Auf einmal geht es in einer Kurve ein gutes Stück steil bergauf. Naja, dann muss es auch wieder bergab gehen. Es ist ein schöner Lauf geworden, man ist nicht alleine und hat trotzdem genügend Platz. Das Feld hat sich jetzt auch eingespielt, das Überholen und überholt werden nimmt ab. Die Verpflegungsstellen geben übrigens kleine Wasserflaschen aus, bei Bedarf auch noch mit Drehverschluss, so dass man die Flasche mitnehmen kann. Leider ist das Wasser furchtbar kalt. Zusätzlich gibt es noch  Orangen und Kekse.

Nach einem kurzen Stück zwischen Gewächshäusern hindurch taucht die Gabelung für die richtigen Marathonis auf. Ich bin jetzt doch froh, dass wir nur den Halben laufen, da ich den Trainingsrückstand des Winters spüre. Wir sehen einige schöne Villen, da wir jetzt fast am Meer entlang laufen. Schön mit den ganzen Palmen. Unser Aufdrucke „Ciao Italia – Andreas/Judith from Munich“ die beim Mailand Marathon für viele nette Gespräche sorgten, werden hier von dem Mitläufern auch nicht richtig gewürdigt, obwohl der Veranstalter sich sehr über die ausländischen Teilnehmer gefreut hat und diese auch als Rechtfertigung für die Straßensperren benutzt. Seiner Ansicht nach bringt jeder Nicht-Syrakuser 500 Euro in die Stadt. Na, so falsch liegt er nicht, wenn es auch bei uns eher die Hälfte ist.

Kurz schwenken wir wieder auf die große Landstraße ein und dürfen mal richtig bergab laufen. Hier kommen uns immer noch einige sehr alte Läufer entgegen. Die Blicke auf das Meer und die Insel Ortigia kann ich jetzt schön genießen. Irgendwer muss die Kilometertafel entfernt haben, seit Kilometer 9 stehen keine Tafeln mehr am Weg. Zum Glück habe ich meine GPS-Uhr, die mich jetzt schon seit drei Jahren begleitet. Bei KM 18 kommt das Stadtschild Siracusa und wir müssen wieder eine Straßenumleitung laufen, da eine Brücke gesperrt ist. Da die Laufabsperrungen jetzt mehrmals die Straßenseite wechseln, halten wir viele Autofahrer auf, die teilweise furchtbar hupen, sich dafür aber auch ziemliche Verwünschungen von Seiten der Läufer anhören müssen.

Ich überlege, ob man nicht die hitzigen Autofahrer mit einem eiskalten Wasser etwas abkühlen könnte, entscheide mich dann dafür, das Wasser lieber selber zu trinken. Die Abstände zwischen den Läufern sind jetzt schon recht groß geworden und als wir auf die Corso Gelone einbiegen, müssen wir zwischen den Autos laufen. Ab hier geht es jetzt stetig bergauf, bis zum Ziel. Eine große Straßenkreuzung liegt noch vor uns, auf der wir leider nicht richtig geleitet, aber auch nicht überfahren werden. Der Eingang zum Sportstadion ist auch nicht so einfach zu erkennen. Wir müssen um einige Zuschauer herum laufen und finden die Tartanbahn, auf die wir wenige Meter hinter dem Ziel einschwenken, also haben wir noch fast 400 Meter vor uns. Wir nutzen die Zeit, uns mit einem Mitläufer, der uns kurz vor dem Stadion eingeholt hatte, einen Sprint zu liefern, den wir gewinnen können. Wir sind die ersten beiden Nicht- Italiener im Ziel.

Medaillen? Viele Läufer haben Medaillen umhängen, aber wo gibt es die? Man muss seinen Chip abgeben und bekommt als Gegenleistung eine hübsche Medaille. Wobei eine junge Dame den Verteiler richtig zur Schnecke macht, da sie keinen Chip hat, aber eine Medaille möchte. Wir lassen sie mal weiter schimpfen und holen uns unsere Tasche. An der Aufbewahrung ist niemand mehr, man nimmt sich einfach seine Sachen. Es gibt  frisch gepressten Orangensaft und später auch noch Pasta! Auf einer Hochsprungmatte warten wir auf die nächsten Läufer. Und dann kommen auch bald die richtigen Marathonis...

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Zusammenfassung:

 kleiner, familiärer Marathon (70 Starter, Halbmarathon 360)
 gut organisiert
 prall gefüllter Läuferbeutel mit T-Shirt, Strümpfen, Nudeln, vier Getränken
 schöne Medaille
 Vergünstigungen bei Hotels und Restaurants
 Zweimal Pasta-Party
 keine (!) Anfeuerung, auch nicht von den Leuten an den Verpflegungsständen
 Absperrungen für Marathonläufer zu früh aufgehoben
 Höhenunterschied 51 Meter, aber mehrere steilere Anstiege über ca. 15-20 Höhenmeter
 Viele gute Läufer: wir waren weit hinten und mussten uns Senioren geschlagen geben, die für die Strecke kaum mehr als 1:30 Stunden benötigten.

 


 
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