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Laufberichte

Mugello Marathon: Laufen im Ferrariland

22.09.18 Special Event
 

La piu antica d'Italia, der älteste Marathon Italiens, ist diesmal mein Ziel. Wir sind im Herzen der Toskana. 30 Kilometer von Florenz entfernt liegt die Kleinstadt Borgo San Lorenzo. Hier lief ich vor drei Jahren bei meinem ersten Hunderter (Passatore) von Florenz nach Faenza durch. Damals lagen 30 Km hinter und 70 Km vor mir.

Der Ort liegt im Tal der Sieve an den südlichen Ausläufern des Apennin. Die Stadt hat einen mittelalterlichen Stadtkern, zwei der ursprünglich fünf alten Stadttore  der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die Porta Fiorentina und die Porta dell'Orologio, sind noch gut erhalten.

Da der Start des Marathons erst um 14.30 Uhr ist, fahren wir nach dem Frühstück entspannt im Leihwagen von unserem Quartier westlich von Florenz nach Borgo San Lorenzo. Am Rand der Altstadt finden wir einen Parkplatz nur ca. 500m von der Piazza Dante entfernt.

 

 

Wir haben Zeit für einen Rundgang durch die engen Gassen des kleinen mittelalterlichen Stadtzentrums und genießen die Atmosphäre. Beeindruckend ist u.a. die romanische Kirche Pieve di San Lorenzo aus dem 10. Jhdt. mit ihrem sechseckigen Glockenturm.

Aber genug der Geschichte und alten Mauern. Der Marathon steht an. Die Startunterlagen gibt es an der Piazza Dante. Wir machen uns mit allen notwendigen Infos zum Lauf vertraut und holen uns die Startunterlagen. Wie immer in Italien gibt es Überraschungen im Starterbeutel. Ein schönes Shirt ist auch dabei.

Es bleibt noch reichlich Zeit um sich an der Porta dell'Orologio leiblichen Genüssen hinzugeben. Lecker der Kuchen! Im Schatten der beeindruckenden Bäume warten wir auf einer Bank auf der Piazza Dante auf den Start.

 


Sonne pur


Die Wetterprognosen verheißen Sonne pur und 30 Grad. Das ist schön für Sonnenanbeter, aber zum Laufen zu warm. Und dann noch Start am frühen Nachmittag. Das wird eine Hitzeschlacht heute. Also, langsam anrollen und nicht schneller werden. Körner sparen und trinken.

Mit den Marathonis starten auch die 30km-Läufer. Sie laufen nach der ersten großen Schleife ins Ziel an der Piazza Dante, die Marathonis dürfen eine kleinere Zusatzrunde drehen. Dazu gibt es noch einen Family Run über 4 Km, quasi für alle ist was dabei heute.

Ich hab heute zum Gedenken an meinen ersten Hunderter das Shirt vom Passatore an. Sofort werde ich auf den Lauf angesprochen. Ungern verlasse ich zum Start den Schatten und reihe mich in das Starterfeld ein. Mit zwei Minuten Verspätung startet der Lauf um 14.32 Uhr. Zunächst umlaufen wir die Piazza Dante. Dann geht es rasch raus aus dem Centro Storico.

 

 

Bei Km 1 kommen wir an die Sieve. Hinauf auf die Brücke und hinaus aus der Stadt. Eine Zeitlang folgen wir dem Passatore-Kurs auf der SR 302 in entgegengesetzter Richtung. Mächtige Pinien stehen am Rand der Straße. Sieht gut aus.

Die Sonne brennt von oben auf uns herab. Es ist drückend, aber noch lange nicht so extrem schwül wie ich es aus 2015 in Erinnerung habe. Aber es reicht mir. Auf den langen Geraden hat sich das Läuferfeld schon mächtig auseinander gezogen. Es geht leicht auf und ab. Nachher warten noch ordentliche Steigungen auf uns.

Schöne Blicke hat es links und rechts in die bezaubernde Landschaft des Mugello. Mächtige Gehöfte liegen an der Strecke, etliche allerdings aufgelassen und im Verfall begriffen. Gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass die Straßen nicht verkehrsfrei sind. Allerdings verhalten sich die Verkehrsteilnehmer vorbildlich rücksichtsvoll, es kommt zu keinen brenzligen Situationen.

 


Entlang der grünen Linie


Auf der Straße ist eine grüne Linie aufgemalt, zudem weisen Pfeile auf Abzweigungen hin. Und es gibt reichlich Streckenposten. Nach Km 4 verlassen wir die SR 302. Es geht nach einer Brücke über den Fiume Faltone rechts ab auf die SR 65 Richtung San Piro a Sieve und Scarperia. Die Kreuzung ist mustergültig abgesperrt.

Die erste VS steht an. Es gibt Wasser, Iso und Tee. Und weiter geht es auf Asphalt. Oft reicht der Blick über das Band der Straße weit nach vorne. Gut nur, dass es zwischen den VS etliche Schwammstellen gibt. Kühlung ist ein absolutes Muss heute.

Wir laufen entlang der ausgedehnten Ländereien des Valdastra Sassolo. Links liegt die aufgelassene Loc. Casaccia. Unmittelbar vor Km 7 wird ein Eisenbahntunnel überlaufen. Rechts donnern die Schnellzüge aus dem Tunnel heraus über die Gleise.

 

 

Es geht nach San Piero a Sieve. Ein Ambulanzwagen steht am linken Rand der Strecke und die Sanitäter haben offensichtlich hier bei Km 8 schon zu tun. In San Piero haben wir 32 Grad Hitze. Gut, dass wir an einem Wasserhahn vorbei laufen. Rasch den Kopf drunter halten und kühlen und schon ist das Laufen – für kurze Zeit – wieder erträglich. Bis die Sonne alles wieder ausgetrocknet hat.

In San Piero ist gerade Markt an der Straße. Kurz drauf biegen wir scharf rechts ab und nehmen eine Steigung in Angriff. An der Villa Adami im historischen Zentrum von San Piero ist Schluß mit Steigen und es geht abwärts. Die Villa Adami ist übrigens eine der zahlreichen Medicibauten im Mugello. In Scarperia werden wir noch mehr davon zu sehen bekommen.

Km 10 wird in San Piero a Sieve überlaufen. Hinaus aus dem Ort kommen wir erneut an die Sieve. Wir sind auf der Via del Latte unterwegs. Zahlreiche Hinweisschilder lassen uns dies nicht vergessen.

Wieder liegt ein weites Asphaltband vor uns und muss überlaufen werden. Und das in praller Sonne. Wo ist die nächste Schwammstelle oder der nächste Wasserhahn? Mentale Stärke ist gefragt. Kurz nach der Brücke über den Torrente Levisone  kommen wir an die Tre Laghi del Mugello. Einen der Seen können wir links sehen. Das wäre schön, dort ins Wasser zu springen, denke ich mir.

 


Ferrari läßt grüßen


Aber ich will zum Autodromo del Mugello. Wir hören schon seit einiger Zeit Motorengeräusche. Vorher laufen wir durch Scarperia. Und inmitten des Ortes sehen wir auf der Anhöhe das beeindruckende Palazzo dei Vicari. Zunächst laufen wir unterhalb vorbei und kommen dann in den alten Ortskern von Scarperia und laufen direkt am Palazzo vorbei. Gegenüber liegt die nicht minder schöne Prepositura dei Santi Jacobo e Filippo. Das Durchlaufen von Scarperia ist für mich einer der Höhepunkte des Laufes.

Vor den Toren Scarperias gibt ein roter Ferrari inmitten eines Kreisverkehrs einen Vorgeschmack auf das, was nach Scarperia auf uns wartet. Kurz nach dem Verlassen von Scarperia ist es dann soweit. Wir kommen zum Autodromo del Mugello.

 

 

Hinein geht es das Mekka des italienischen Motorsports. Es läuft gerade ein Qualifying zum morgigen 500 ccm Motorradrennen. Atemberaubend, wie die Maschinen über den Kurs rasen. Da sehe ich einen freien roten Renner und mache mich auf die Verfolgung. Da ich aber mit meinem roten Flitzer ziemlich chancenlos bin, bleibe ich lieber beim Laufen.

Weiter geht es im steten Auf und Ab um die Rennstrecke. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was hier bei einem Formel 1 Rennen los ist. Kurz vor Km 20 können wir uns einer weiteren VS stärken. Zudem steht direkt dahinter ein Wasserhahn der Kühlung für den Kopf bietet.

Hinaus geht es unter dem markanten Zeltdach mit dem riesigen roten Helm. Km 21 wird unmittelbar darauf passiert. Puh, die Hälfte der Hitzeschlacht ist rum.

 


Kämpfen in der Hitze


Es ist schon eine Herausforderung, trotz der Hitze und den zum Teil langen Geraden im Laufschritt zu bleiben. Viele Läufer gehen schon. Luco di Mugello wird durchlaufen und eine weitere VS bietet Labung. Ich greife gerne bei den Marmeladenbroten zu.

Ein Läufer mit einem Shirt vom Rursee-Marathon fällt mir auf. Es ist Wolfgang und auch er leidet unter der Hitze. Gut, dass es jetzt einige Zeit abwärts geht. Wir laufen nach Borgo San Lorenzo und umlaufen die bekannte Pizza Dante. Die 30er werden links ins Ziel gewunken und die Marathonis dürfen geradeaus auf eine weitere Schleife.

Km 30 wird passiert. Schön ist es hier zu laufen, aber es fällt mir schwer und ich mache Gehpausen. Erneut queren wir die Sieve. Auf einmal kommen mir Läufer entgegen. Wir sind an einer Wendepunktstrecke angekommen und laufen auf dieser bis hinter Km 36.

 

 

Endlich ist der Wendepunkt auch für mich da und ich mache mich auf den Rückweg. Die Steigungen gehe ich, alles andere wird langsam gelaufen. So kämpfe ich mich nach Borgo San Lorenzo zurück. Gut, dass es an den VS jetzt auch Cola zu trinken gibt. Eine lange gerade Strecke vor der Stadt ist in der einsetzenden Dämmerung nochmals eine mentale Herausforderung. Ein letztes Mal noch über die Sieve und vorbei an der Porta Fiorentina komme ich an das Ziel an der Piazza Dante.

Im letzten Büchsenlicht laufe ich über die Ziellinie, steuere direkt einen Wasserhahn an und lasse lange Wasser über den Kopf laufen. Dann erst stärke ich mich am Ristoro. Ein schöner, aber aufgrund der Hitze anstrengender Marathon ist zu Ende.  
Grazie Maratona Mugello! Es war ein Vergnügen. Che Piacere!

 

 


Fazit


Schön ist er, der Marathon im Mugello. Und hervorragend organisiert. Top mit einem Urlaub im Herzen der Toskana zu verbinden. Geht auch in Kombination mit dem Marathon in Prato, der war vor einer Woche. Höhepunkte in Scaperai und das Autodrome Mugello.


Sieger

Frauen Majidae Sohn, 3.25,29 Std.
Männer Mohamed Hajjy 2.40,05 Std.

 

 


 
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