marathon4you.de

 

Laufberichte

Málaga Marathon: Wer will „fish-nisher“ sein?

18.12.22 Special Event
 

Beliebt für eine Überwinterung ist bei britischen wie deutschen Rentnern die spanische Mittelmeerküste, beispielsweise die Costa del Sol in Andalusien mit der Hafenstadt Málaga. Dort gibt es im Dezember auch einen Stadtmarathon, der sich besonders wegen der gemäßigten Temperaturen anbietet. Judith und ich sind hier fast am Ende unserer Reise entlang der spanischen Küste angekommen.

Über den Marathon in Málaga wurde schon öfter auf m4y berichtet. Auch wir sind zum dritten Mal da. Leider hat sich die etwas nachlässige Kommunikationspraxis des Veranstalters über die Jahre hinweg nicht gebessert. Wer mitmachen will, muss sich auf der Internetseite erst mühsam zurechtfinden. An ausländischen TeilnehmerInnen scheint wenig Interesse zu bestehen, zumindest zeigt man keinerlei Entgegenkommen. Ich war in diesem Jahr überrascht, dass bei später Anmeldung ein Preis von sage und schreibe 93 € verlangt wurde. Für einen mittelgroßen Marathon in Spanien sehr teuer.

 

 

Die Marathonmesse findet diesmal im Kreuzfahrtterminal statt, ziemlich weit außerhalb. Aber zuvor geht es an der Mole 1 entlang, einem schön gelegenen Einkaufszentrum mit vielen Restaurants. Danach der Leuchtturm. Nach einem guten Stück Weges finden wir im Terminal die kleine Marathonmesse. Die Unterlagen erhalten wir schnell von jungen Helferinnen. Dazu gibt es ein sehr schönes Laufhemd, die An- und Abreise mit dem Bus am Marathontag ist kostenlos. Am Veranstalterstand gibt es noch weitere schöne T-Shirts. Aber ich habe ja schon so viele. Stattdessen kaufe ich mir Carbonschuhe, ein Auslaufmodell von 2021 für sagenhafte 25 Euro.

Im Eingangsbereich dann mein großer Moment: Ich posiere vor dem „GMM“-Plakat des neuen Sponsors mit einem dazu passenden Beutel, nicht etwa vom Generali Málaga Marathon, sondern vom Generali München Marathon. Auf der Pasta-Party auf einer Freifläche ist wenig los, da ein kräftiger Wind weht. Die üppige Portion Fisch-Paella gibt es für 3,50 €, was Judith freut.

Zurück fahren wir mit dem kostenlosen Hop on-/Hop off-Shuttlebus. Zu Fuß geht heute wohl keiner, weshalb uns auf dem Hinweg auch niemand mit Marathonsäcken begegnet ist und wir schon dachten, wir hätten uns verlaufen.

 

Marathontag

 

Der Start ist auf 8:30 Uhr angesetzt. Eine halbe Stunde früher, bei Sonnenaufgang, finden wir uns an der großen Hafenpromenade im Zentrum ein. Taschenabgabe ist in der nahen Stierkampfarena. Judith und ich sind im vorletzten Block eingeteilt. Aus den anfangs noch wenigen Startenden werden ab 8:25 Uhr richtig viele. Über 6.000 Marathonis und Halbmarathonis sind heute dabei, und so gehen wir sogar fünf Minuten verspätet auf die Strecke. Viele Zuschauer sind auch schon da.

 

 

Der Marathon macht zu Beginn eine große Schleife durch westliche Wohngebiete. Die Straßen sind breit, man kann gut sein Tempo finden. Es gibt seit vielen Jahren eine U-Bahn, deren Verlängerung ins Zentrum bald in Betrieb gehen soll. Hier gibt es normalerweise sehr viel Autoverkehr und Stau. Bei km 8 sind wir am Meer und laufen zurück Richtung Start. Rechts ist der Fährhafen. Wir bleiben am Hafen und biegen zum Kreuzfahrtterminal ein, wo die „Norwegian Gem“ vor Anker liegt. Einige Angestellte schauen uns zu. Die Kreuzfahrer sind anscheinend schon vor uns zum Landgang aufgebrochen. Vielleicht nach Granada oder Córdoba?

Wir drehen nach Osten und kommen an den Strand Malagueta. Die Straße ist recht wellig, sodass einige Mitstreiter noch versuchen, den Pfützen auszuweichen. Das wird hoffentlich bald aufhören und auch der Regen ist nicht so stark wie angekündigt.

 

 

Das folgende Laufstück ist sehr mondän mit vielen schönen Anwesen und einer Palmenallee. Zeitweise herrscht Gegenverkehr. Und als ich mir denke, dass die Entgegenkommenden auch nicht mehr richtig schnell sind, spurtet der 3:00-Stunden-Pacer vorbei. Da habe ich mich wohl verschätzt.

Wir kommen in das ehemaliges Fischereiviertel El Palo. Die kleinen Häuser am Straßenrand wirken recht pittoresk. Ich kann nur wärmstens einen Nachmittagsspaziergang an der Strandpromenade empfehlen. Dort gibt es auch unzählige Restaurants und einen schönen Sonnenuntergang.

Wir drehen um und laufen auf einer Parallelstraße zurück.

Kurz vor dem Startbereich der Zielbogen für die Halbmarathonis. Daher auch hier viel Zuschauerzuspruch. Der begleitet uns noch einen Kilometer bis zur breiten Allee nach Westen. Auch in Nähe des Meeres, aber dazwischen einigen neue Häuserreihen. Schnurgerade geht es kilometerweit dahin.

Ein fetzige Bläsertruppe macht Stimmung. Echt super. Bei km 26 intoniert eine Sängerin an einer verlassenen Streckenstelle passenderweise den alten Hit „Have you ever seen the rain?“ Sie hat einige Fans und einen Christbaum dabei und es macht Spaß, sie zu grüßen.

 

 

Kurz vor dem Flughafen am Fluss Guadalhorce ins Landesinnere. Es geht am großen Hallenbad vorbei. Dann kommen wir zum Leichtathletikstadion, in dem wir eine Dreiviertelrunde drehen. Ich spreche mit einer Läuferin aus Finnland, die ihren 100. Marathon im Oktober gelaufen ist, wie ihr Hemdaufdruck verrät.

Die folgenden 2 Kilometer sind nicht wirklich interessant. An einem Einkaufszentrum vorbei. Irgendwie kommen die Autos dorthin, ohne dass wir stören. Dann 500 Meter neben einer Autobahn, dort sehr freundliche Streckenposten. Bei km 30 ein Gitarrenspieler, der sich bei den Klohäuschen postiert hat. Wahrscheinlich um zusätzlichen Schutz vor dem Regen zu haben. Dafür muss er gerade mit nicht so guten Gerüchen zurechtkommen. Wir lachen über meine gerümpfte Nase. Die Toiletten stehen immer an den VPs. Letztere sind groß und halten Wasser in Flaschen mit dem Aufdruck der spanischen Fußball-Nationalmannschaft bereit sowie ein recht gutes Iso-Getränk in espressogroßen Plastikbechern. Bananen und Orangenstücke sind auch vorhanden. Wir sind ja in einem Orangenanbaugebiet und oft gibt es auch Orangenbäume als Alleebäume.

 

 

Palmen wiederum sind anscheinend der bevorzugte Aufenthaltsort der Papageien. Ich kann wirklich sagen, dass mir dieser Marathon schon deshalb in Erinnerung bleiben wird, weil ich fast über die ganze Strecke vom Geschrei der grünen Vögel begleitet wurde.

Jetzt wird es wieder städtischer, es gibt viel zu sehen. Flach ist die Strecke nicht. Besonders jetzt geht es oft auf und ab. Unser nördlichstes Ziel ist das Stadion den FC Málaga, und das ist dann auch der höchste Punkt.

Wir queren den Guadalmedina, wie so oft ein Rinnsal, das aber, nach der Größe der Betonrinne zu urteilen, bei Starkregen enorm anschwellen kann. Mit den Highlights haben die Veranstalter bis km 39 gewartet: Nun hinein in die Altstadt. Links eine Markthalle mit einem maurischen Portal. Die Fußgängerzone ist komplett mit hellen Mamorplatten belegt. Die nassen Platten sind höllisch glatt, weshalb man ruckartige Fußbewegungen vermeiden sollte. Hier gibt es viele Geschäfte und noch mehr Bars, Restaurants und Nightclubs. Und unzählige begeisterte Zuschauer. Fantastisch.

 

 

Wir kommen an allen wichtigen Highlights vorbei. Römisches Theater, Burg, Dom… Durch die Einkaufsstraße C. Marqués de Larios mit ihren Luxusläden und unter Millionen Lampen hindurch. Málaga ist berühmt für seine Weihnachtsilluminationen mit abendlicher Musik und Lightshow. Aber am besten nicht samstags kommen. Dann ist die Altstadt komplett dicht. Der Sonntagabend ist besser.

400 Meter vor dem Ziel schwenken wir auf den breiten Paseo del Parque. Viele Bögen kündigen das Ziel an, aber nur der allerletzte hat eine Uhr. Bis dahin ist es noch ein Stück. Auch hier harren nach 4:45 Stunden noch viel Zuschauer aus.

Die Medaille ist ein kleines Highlight: In einem Ring sind Sardinen auf einem Spieß dargestellt. Genauso werden die Fische bei den „chiringuitos“ genannten Strandrestaurants in bootsförmigen Grills zubereitet. Jetzt wissen wir auch, warum man auf der Marathonmesse Laufhemden erstehen konnte, die den Träger/die Trägerin als „fish-nisher“ ausweisen.

 

Fazit:

 

Der Málaga Marathon ist ein Stadtmarathon im Dezember in einer gemäßigten Klimazone. Die Strecke ist abwechslungsreich und gut gesichert. Der Internetauftritt wirkt recht hausbacken und zielt auf spanische InteressentInnen.

Das Zeitlimit von 5:30 wird, wie die Ergebnisliste zeigt, genau eingehalten. Der Preis liegt zumindest bei späteren Anmeldungen über dem üblichen Niveau. Wer ein bisschen länger bleiben will, sollte sich die Urlauberhotels in Torremolinos ansehen. Dort gibt es Halb- und Vollpension zu sehr günstigen Preisen. Mit der S-Bahn ist man schnell am Flughafen und in Málaga.

 

Marathon Finisher 2.747

57 Deutschland

10 Österreich

18 Schweiz

Halbmarathon Finisher 2.832

 

 

 

 

 


 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024