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Laufberichte

Horst Preisler Marathon Hamburg

20.08.05

 „Laufen ist die größte Friedensbewegung"

 

Als ich Anfang des Jahres die Einladung zu Horst’s Geburtstagsmarathon bekommen habe, sagte ich ohne zu zögern zu. Es störte mich auch nicht, dass dabei 106 Runden (!!!!) im Stadion zu laufen waren. Schließlich fehlte mir diese Erfahrung.

 

Ich habe Horst vor vielen Jahren als zurückhaltenden und sympathischen Menschen kennen gelernt. Inzwischen hat er 1.354 Marathon- bzw. Ultraläufe bestritten. Er ist auf allen Kontinenten gelaufen - nur Australien fehlt Ihm noch. Das will er  2006 nachholen. „Du bist zu dick, Du musst dringend was tun!“ Als Horst diese Worte von seiner Frau hörte, zuckte er zusammen. Er wog 70 Kilo bei 1,73 m. Normal. Aber die Worte waren wie Nadelstiche und veränderten sein Leben. 30 Jahre später ist er mit sein 1.354 Marathons unangefochten Weltrekordler und  ist dabei ungefähr 185.000 km gelaufen.

 

Horst hat auch eine soziale Ader. Der Erlös seines Geburtstags-Marathon geht vom Startgeld bis zu Geldgeschenken als Spende an ein Dorf in Ghana, wo seine Tochter Beate arbeitet. Es gibt dort keinen Strom, kaum Wasser und die Schule muss dringend renoviert werden. Allein vom Startgeld von 25 € kann ein Kind ein Jahr zur Schule gehen plus Schulkleidung. Als Geburtstagsgeschenk spendeten die Teilnehmer für dieses Projekt.

 

„Laufen ist die größte Friedensbewegung,“ sagt Horst.  Der wichtigste Lauf in seinem Leben war 1995 der Friedenslauf mit 6 Kollegen von Hiroshima nach Nagasaki über 600 km zum 50.Jahrestag des Abwurfs der Atombomben. Ein weiterer Meilenstein war, als er mit Dietrich Barthel aus Schwerin 10 Jahre nach der Deutschen Einheit in drei Wochen 800 Kilometer entlang der ehemaligen Grenze lief.

 

Diesen Dietrich Barthel und 49 andere Läufer, die in seinem Läuferleben eine wichtige Rollen spielen, lud Horst nun zu seinem Geburtstagmarathon ein. Dass ich dazu gehöre, macht mich stolz und ich freute mich schon lange auf diesen Tag.

 

Samstag 20.08. um 4:45 Uhr klingelte der Wecker und es konnte losgehen. Auch Kerstin hat mal frei und konnte mich begleiten. Um 5:30 Uhr waren wir auf der A 7. Kaum saßen wir im Auto, kam über den Verkehrsfunk: „Vollsperrung der A7 wegen LKW Unfall“. Was tun? Ich nahm die Abfahrt vor Westenholz, fuhr durch Heide und in Soltau wieder auf die Autobahn. Das war gut so, wir kamen doch noch pünktlich in Hamburg-Farmsen im Sportpark Oldenfelde an. Das Wetter war schwülwarm, schon in der Frühe wurden weit über 20 Grad gemessen.

 

Erst einmal begrüßte ich die vielen Starter, die ich kannte. Dann gab’s die Startnummer von Wolfgang Kucklick, dem 1.Vorsitzenden des LAV Hamburg-Nord und langjährigen Cheforganisator des Hanse-Marthon in Hamburg (für die Horst immer läuft). Toll gemacht, des stand der Name drauf, dazu ein Bild von Horst und seinem Patenkind aus Ghana.

 

Kurz vor 9:00 Uhr stellten wir uns auf zum Start. Horst (zusammen mit Tochter Beate und Patenkind) hielt eine sehr emotionale Ansprache und wies auf die Leiden in dem kleinen Dorf Twimia/Koase hin. Dann gings im wahrsten Sinnen des Wortes rund: 106 Runden waren auf der Kunststoffbahn zu absolvieren. Ehrensache, dass Horst selbst auch mit lief.

 

Wir hatten alle einen Chip und so jederzeit einen Überblick der gelaufenen Runden. Zwischendurch stellte der Moderator die Läufer vor, erzählte Storys, Anekdoten und natürlich meine Krankengeschichte. Es gab eine Verpflegungsstelle und 3 Wannen mit Wasser und Schwämmen, außerdem sorgte ein Mann mit Wasserschlauch hin und wieder für eine willkommene Abkühlung.

 

Die Sonne brannte vom Himmel, es war schwül und mir kam es vor, als ob die Kunststoffbahn von unten wärmte. Kein ideales Marathonwetter, aber mir war es so lieber, als zu kalt. Kerstin konnte nun gut beobachten, wie sich die Schritte und die Mimik der Läufer nach einiger Zeit veränderten. Ab und zu steuerte ich meinen eigenen Verpflegungskorb an, obwohl für alles bestens gesorgt war. Langweilig war das Rundenlaufen nicht. Während ich überholte oder überholt wurde, gab’s immer ein Gespräch.

 

Zwischendurch war auch schon die Siegerehrung. Erster wurde Sascha Pantel aus Potsdam in 3:15:27 Std.

 

Ich drehte weiter meine Runden. Trotz der Wärme lief es auch am Schluss noch gut und ich konnte auf den letzten 5 Runden sogar noch 4 vor mir Laufende überholen. Dann kam ich nach 4:27:06 Std. als 24 ins Ziel. Horst hätte auch schon lange im Ziel sein können. Aber er ließ es ganz locker angehen und lief die eine oder andere Runde mit seinem Patenkind, oder begleitete einige Freunde, die mal eine Gehpause einlegten. Die Wärme machte doch zu schaffen.

 

Kurz nach mir kam Jürgen Roscher aus Berlin ins Ziel. Es war sein 400. Marathon. Gratulation.

 

Inzwischen hatte ich geduscht und bildete mit anderen Läufern ein Spalier für den Zieleinlauf von Horst mit seinem Patenkind. Ein sehr emotionaler Moment. Zeit war Nebensache, alle kamen gesund über die 106 Runden. Es gab eine bunte Urkunde und die Ergebnisliste.

 

Noch einmal herzlichen Dank für diesen schönen Tag, lieber Horst. Ich hoffe, unsere Wege kreuzen sich noch oft und spätestens zu Deinem 80. laufen wir wieder zusammen.

 


 
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