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Laufberichte

Angenehmer "Gebirgs"-Lauf

11.12.05

 Mein 19. Marathon/Ultra dieses Jahr....

 

...gleichzeitig mein letzter (in diesem Jahr) und meine vierte Teilnahme in Folge beim Siebengebirgemarathon. Man sollte also annehmen, dass ich die Strecke kenne, aber wer mich kennt, ist nicht überrascht, dass ich auch dieses Jahr das Siebengebirge wieder neu entdeckt habe. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass es auf dem Kurs eine Begegnungsstrecke gibt; das muss ich letztes Jahre übersehen, oder vergessen haben. Aber auch viele andere Streckenabschnitte kamen mir absolut unbekannt vor, obwohl es natürlich jedes Jahr dieselbe Strecke ist. Aber der Reihe nach.


Am Vortag war ich in Sondershausen beim Untertagemarathon und da ich nach dem Bergwerkslauf sofort nach Aegidienberg (bei Bonn) fuhr, war ich dieses Jahr bereits am Vorabend an Ort und Stelle. Ich übernachtete im Auto, konnte wunderbar ausschlafen und war trotzdem bereits gegen 7.30 Uhr in der Bürgerhalle, wo ich das Frühstücksangebot dankbar annahm. Die Abholung der Startunterlagen war dann auch nur noch Formsache.

 

Die Halle füllte sich, ich traf viele Bekannte, unterhielt mich bestens und bald war es Zeit, zum Start zu gehen, der etwa 10 Minuten Fußweg vom Bürgerhaus entfernt lag, am Rande von Aegidienberg. Knapp 700 Läuferinnen und Läufer setzten sich nach dem Startschuss um genau 10 Uhr mehr oder weniger gemächlich in Bewegung und ich reihte mich bei den ganz Gemächlichen am Ende ein. Heute kam es nur darauf an, gut anzukommen, die Zeit spielte keine Rolle. Ich war daher froh, dass ich mich Hanne und Bernhard anschließen konnte und hoffte, dass ich mit denen mithalten konnte.


Erst Mal liefen wir in großem Bogen zurück in den Ort und ein paar hundert Meter die Hauptstraße entlang, bis es dann raus in die Landschaft und in den Wald ging. Wie auch das Höhendiagramm auf der Webseite des Veranstalters anzeigt, ging es die ersten vier Kilometer tendenziell abwärts, also leicht zu laufen. Bereits der erste Kilometer war gut sichtbar markiert und auch alle folgenden waren deutlich angezeigt – sehr schön, kann man doch so schon von Beginn an sein Tempo kontrollieren, sollte aber berücksichtigen, dass es abwärts geht. Knapp vor Kilometer fünf hatten wir die tiefste Stelle der Strecke (215 Meter) erreicht und nun ging es bis etwa Kilometer zehn stets leicht bergauf, bis auf etwa 385 Meter, keine erwähnenswerte Höhe, aber für die Gegend hier halt ein "Gebirge."

 

Ich war erstaunt, wie leicht es mir bisher gefallen war. Die sehr schweren 42,2 km vom Vortag hatte ich erstaunlich gut verkraftet. Ich wusste aber aus Erfahrung, dass das böse Ende immer noch kommen konnte und war daher froh, als es endlich aufwärts ging, hatte ich doch jetzt ein Alibi, auch mal gehen zu dürfen. Hanne und Bernhard solidarisierten sich und gingen in den Kräfte sparenden Gehschritt. Um die Tatsachen jedoch nicht zu verfälschen, sehr steil war es nie, normalerweise wäre ich da mühelos hoch gejoggt, wie auch die meisten der über 600 Läuferinnen und Läufer vor mir. Ich war heute einfach vorsichtig.


Bereits vor dem Start hatte die sich die Sonne blicken lassen, so dass die nächtlichen Minusgrade bald vergessen waren. Musste ich anfänglich noch Handschuhe tragen, konnte man auf die bald verzichten. Die Strecke führte großenteils durch Wald, viel Laubbäume, so dass die Sonne sehr häufig zwischen den kahlen Bäume hindurch scheinen konnte. Kam Mal ein Abschnitt Tannenwald, verschwand sie regelmäßig hinter den Bäumen. Der blaue Himmel, die Sonne und die schöne Strecke hoben meine Stimmung spürbar. Immer wieder verglich ich jetzt mit dem Lauf vom Vortag, als ich die Marathonstrecke 700 Meter unter der Erde absolvierte. Natürlich freute ich mich über die schöne Landschaft, muss aber gestehen, dass ich auch den Untertagelauf genossen hatte, trotz seiner stark reduzierten Außenreize. Mir wurde klar, dass man zwei so unterschiedliche Läufe einfach nicht vergleichen darf. Jeder hat seinen eigenen Reiz und natürlich ist ein Lauf in einem so schönen Naturschutzgebiet, wie dem Siebengebirge ein Reiz für alle Sinne. Von den Anforderungen des Höhenprofils her war jedoch der heutige Marathon ein „weichgespülter Lauf“, sehr moderate Anstiege, gut zu laufende Bergabpassagen. Das war Untertage ganz anders!


Wie bereits anfangs erwähnt, müsste man erwarten, dass ich nach drei Teilnahmen die Strecke kenne, war aber nicht so. Was ich noch wusste und was sich auch bestätigte, war das wellige Höhenprofil. Ständig ging es ab Kilometer 10 auf und ab, meist auf geschotterten Waldwegen und die Steigungen und das Gefälle stets moderat, also gut zu laufen. Auch der Untergrund war besser, als ich es in Erinnerung hatte.

 

Ein richtiger Rundkurs ist der Siebengebirgsmarathon nicht, aber auch keine Wendepunktstrecke. Die erste Hälfte führt Richtung Norden, dort zwei kürzere Schleifen, wieder zurück und erst die nun folgende zweite Hälfte kann man als Rundkurs bezeichnen. Die Wege passen sich dem Gelände an, daher auch das ständige Auf und Ab. Dazu kommt, dass man durch einen abwechslungsreichen Wald läuft, so dass sich für mich die Strecke wie ein Rundkurs darstellte. Auch Stellen, an denen man mehrmals vorbeikommt, sehen von jeder Richtung ganz anders aus, so dass ich sie nie wieder erkannte. Kurz gesagt, eine sehr abwechslungsreiche Strecke.


Angekündigt waren Verpflegungsstellen alle ca. alle 5 KM mit Getränken, ab KM 25 zusätzlich Bananen. Genau so war es dann auch, Wasser, Iso, Tee, wobei Iso und Tee angewärmt waren. Zu meiner Freude gab es ab etwa der Hälfte der Strecke dann auch Cola, so dass ich rundum mit der Verpflegung zufrieden war.

 

Irgendwann ab etwa Kilometer 24 war ich sicher, dass ich den Lauf gut überstehen würde. War ich bisher davon ausgegangen, meine schlechte Zeit vom Vorjahr (5:12 h) wieder erreichen zu können, so zeigte mir meine Halbmarathonzeit (2:29h), dass ich vielleicht sogar die 5 Stunden erreichen könnte. Ich fühlte mich gut und beschloss, ab jetzt nur noch zu joggen und keine Gehpausen mehr zu machen. Das Höhenprofil war weiterhin sehr moderat und so klappte das dann auch. Bernhard blieb zurück, nur Hanne hatte zu mir aufgeschlossen und machte den Eindruck, dass sie auch mit dranbleiben wollte. Zwar murrte sie mordsmäßig, stellte auch die Sinnfrage – „Kannst du mir sagen, warum man sich so was antut?“ – ließ aber nicht nach.

 

Nachdem wir so die nächsten 10 Kilometer gejoggt waren, überkam mich ein menschliches Bedürfnis und ich schlug mich kurz in die Büsche. Hanne nützte das sofort aus und lief wohl noch etwas schneller weiter, denn ich holte sie anschließen nicht mehr ein. Knapp drei Minuten hatte ich verloren. Für die letzten Kilometer hatten wir jeweils etwa 6:30 min gebraucht. Die nächsten zwei Kilometer bis 36 gingen noch leicht hoch und ich lief in dem Tempo weiter. Die letzten sechs Kilometer führte der Weg dann nur noch abwärts oder eben bis ins Ziel, so dass ich hier schneller war. Die fünf Stunden würde ich problemlos unterbieten, wenn nichts mehr dazwischen kam. Ganz entspannt lief ich also in flottem Tempo, freute mich, dass es noch so gut lief und sah ganz in der Ferne Hanne vor mir, ohne den Abstand wesentlich verringern zu können.

 

Aegidienberg war erreicht, mit flotten 5:10 min/km legte ich die letzten 1,5 Kilometer der Hautstraße entlang zurück. Noch eine Rechtskurve und nach 50 Metern nochmals nach rechts eine Rampe hinunter geradewegs auf einem Teppich ins Bürgerhaus hinein. Das Ziel war in der Halle selbst, wo bereits die schnelleren Läuferinnen und Läufer mit ihren Angehörigen saßen, etwas tranken und aßen und den Einlaufenden Beifall spendeten.


Sofort nach dem Zieldurchlauf mit manueller Zeitnahme wurde mir eine Medaille umgehängt und ich konnte mir am folgenden Buffet aussuchen, was ich essen und trinken wollte: Cola, Wasser, Fleischbrühe, Tomatensuppe, Tee, Laugenbrötchen, Erdnüsse – also alles was das Läuferherz nach einem anstrengenden Lauf so wünscht.


Das Jahr 2005 endete, wie es angefangen hatte, mit einem schönen Lauf in passabler Zeit. Das machte mir Mut für mein Vorhaben nächstes Jahr. Da möchte ich im Oktober den Grand Raid auf Reunion laufen: 140 km +/- 8.000 Höhenmeter, Zeit max. 62 Stunden. Wenn man nur seine Ausdauer konservieren könnte!

 

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Anfahrt:

Aegidienberg ist ein Stadtteil von Bad Honnef bei Bonn. Von Bonn ca. 25 Km und von Bad Honnef ca. 10 Km entfernt. Von der BAB 3, Ausfahrt Bad Honnef/Lienz. Diese 3 Km bis zum Bürgerhaus sind ausgeschildert

 

Streckenbeschreibung:

Sehr abwechslungsreich, ständiges, moderates Auf- und Ab, viel Wald mit Ausblicken auf das Siebengebirge.


Rahmenprogramm:

Am Veranstaltungstag wird ab 6:30 Uhr ein Frühstück im Bürgerhaus gegen Bezahlung angeboten.


Logistik:

Im Bürgerhaus in Aegidienberg ist Startnummernausgabe und Frühstück. Parkmöglichkeiten stehen begrenzt rund um den Aegidiusplatz zur Verfügung Auch ist in der Halle selbst das Ziel. Startort ist etwa 800 Meter entfernt, den man gemeinsam zu Fuß erreicht.


Zeitnahme:

Manuell nach dem Zieleinlauf


Verpflegung:

Alle 5 Kilometer eine Station mit Wasser, Iso, Tee, ab 25 km zusätzlich Bananen und Cola.


Zuschauer:

Wenig, aber stellenweise viele Spaziergänger.

 

Informationen: Siebengebirgsmarathon
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