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Laufberichte

Unter Wasser mit Fernsicht

 

Fotos: Carsten Kozcor

 

Marielou ist unmöglich, setzt einfach alles unter Wasser - gnadenlos. Auch die Weihnachtsmärkte - überall. Mit einem, sagen wir flott daher wehenden Wind. Es ist spannend hier im Siebengebirge. Denn hier treffen nämlich Regen und Wind ungebremst auf über 700 hochmotivierte Läufer: um 9 die Halbmaras, um 10 alle anderen.

Treff und Startnummernausgabe – und später der Zieleinlauf – sind im Zentrum von Aegidienberg im Bürgerhaus untergebracht. Schon das ist Legende. Beim Eintreten erstmal links auf die Listen schauen und seine Startnummer merken. Das vermeidet ein whooling  bei der Ausgabe, die ist nämlich nach Nummern sortiert. Ein eiliges Frühstück gibt’s für kleines Geld, evtl. noch unentbehrliche  Ausrüstung im Vorraum,  gleich neben der legendären Schlange vor dem Klo. Steht man da drin, kann man in aller Ruhe die Auslagen bewundern…

 

 

400 Meter geht man bis zum Startplatz: ein Sportgelände neben dem Gangsportpferdezentrum. An den Ställen geht’s vorbei, die munteren Tierchen betrachten uns Verrückte mit besorgten Blicken:  Bei dem Wetter…? Die spinnen, die Läufer! Aber immerhin: die frühmorgendlichen Güsse und das Blitzeis auf der A1 sind weg. Nur das Wasser steht in jeder Pfütze und ist von den Halbmaras tüchtig umgerührt. Schon vor dem Start kann man sich so herrlich einsauen.

Und der kommt pünktlich. Zügig, aber ganz unaufgeregt traben wir ab. Durch den Ort, links runter, in den Wald und wieder hoch. Oben wartet ein Trupp Zuschauer, die hatten nur 100 m vom Start weg zu gehen. Aber dann tauchen wir in den Wald ein, der Wind pfeift oben drüber weg und der Weg ist erstaunlich gut; prima Schotter, keine Rinnen,  nur ein paar Pfützen. Ganz anders als man es von früher kennt. So allmählich sortiert sich das Feld. Nach dem VP1 auf der langen Geraden zum Löwenburg-VP zieht das Tempo weiter an. Auch hier haben wir guten Untergrund. Dann am Hang längs zum VP hoch, wo mir schon der Führende entgegenkommt  – mit riesigem Vorsprung.

 

 

Aber erstmal in Ruhe weiter hoch in Richtung Margarethenhöhe. Das Laub ist rutschig und jetzt beginnt es auch noch sanft,  aber entschlossen, zu regnen. Und das bleibt so für die nächsten 2 Stunden. Den Pfeilen aus Sägespänen tut das nicht gut. Aber die meisten sind  Wiederholungstäter und kennen die Strecke ja, keiner geht verloren. Und dann, ganz oben, der Drei-Seen-Blick! Nach all den Jahren das erste Mal! Burg Drachenfels, der Rhein an drei Stellen und weit, weit hinten auch Köln. Kaum einer hat Zeit für diesen Genuss.

Noch eine Runde um die Löwenburg, die Trümmer kann man heute auch sehen, und alles wieder runter zum VP1, jetzt VP4. Unter Polizeischutz  über die Schmelztalstraße und weiter hoch in den Wald. Es pfeift ganz ordentlich und viele kleine Bäche auf dem Weg spülen uns den Modder von den Socken. Ein Flatterband sperrt ab - von der anderen Seite kommen die bunten Kollegen einen Berg runtergefetzt. Den müssen wir erstmal noch hochkommen. Etwa beim HM- Punkt ist es geschafft. Nicht mehr weit bis zum nächsten VP, dem wichtigsten des Tages: hier warten warmer Tee, Cola, Bananen, ach, alles Mögliche.

Frisch gestärkt machen wir uns an die Leybergrunde, jetzt ohne Regen. Marielou macht mal Pause und holt etwas Luft für nachher. Bis dahin genießen wir schönes, welliges Laufen durch die Herbstwälder. Das Wasser weiß nicht so recht, wohin, und bleibt erstmal auf den Wegen stehen. Das sorgt für Matsch und Modder. Schlecht für den Schuhputz, sehr schlecht. Bisher hatte ich hier immer Nebel, heute öffnet sich das Gelände. Ungeahnte Weitblicke tun sich auf. Ganz neue Erfahrungen sind das.

 

 

Übrigens, wir  laufen gerade auf dem legendären Rheinhöhenweg, die blaue Markierung verrät es uns. Vor lauter Staunen erreiche ich plötzlich VP 6, Kraft schöpfen für die Südschleife steht an. Ein kurzes Stück noch, dann läuft man auf Beton. Beton mitten im Wald - das heißt Militär! Dieser hier gehört zu einer V1-Abschußrampe. Fehlt nur das Katapult. Alles ist so heile, das kann man sich tatsächlich noch vorstellen. Links ein weiter Blick auf die Berge mit den einsam aufragenden Basaltkegeln. Toll.

Die Südschleife, einmal rum, und runter ins Tal, am Teich vorbei (den konnte man von oben schon sehen), zum VP7. Die Lebkuchenherzen sind zwar schon beträchtlich angenagt, aber dennoch sehr lecker. Früher war hier ein Feuerchen, aber der Oberförster duldet es nicht, weder bei Schnee noch bei Regen. Schade drum, es war so gemütlich.

Der berüchtigte Anstieg hoch zum grünen Bauwagen kommt jetzt. Oben ist der Steinbruch, jede Menge Basalttrümmer liegen auf dem Weg. Vorsicht, rutschig! Noch ein VP zum Schluss, letzte Stärkung. Es sind noch 4 km übrig, die gehen aber eigentlich nur noch bergab.

Um den Genuss weiter zu steigern, beschließt Marielou weitere Regengüsse über uns abzuladen. Es ist einfach überwältigend. Beim Verlassen des Waldes fällt mir ein Pferd mit Schutzdecke auf. Es ist ein Veteran von bestimmt 30 Jahren - und immer noch laufbegeistert. Kann ich gut nachfühlen. Leider hat Marielou die Fans mitTrommel und Tröte vertrieben. Immerhin spült der Regen die Treter wieder sauber, die Pfützen machen den Rest.

Nochmal unter Polizeischutz über die Hauptstraße, am Startgelände vorbei und ab in die Halle. Hier ist es trocken und warm. Wird auch Zeit. Die Siegerehrungen sind in vollem Gang, wovon ich nur wenig mitkriege. Die heiße Brühe ist mir wichtiger.

Eins ist klar, völlig klar: Nächstes Jahr sehen wir uns am 2. Advent in dieser Halle wieder.

 

Fazit

Ein besonderes Lauferlebnis, immer anders, aber immer schön. Über einen sehr welligen Rundkurs (immerhin 780 hm, wird behauptet) zum grandiosen Saisonausklang im Kreise vieler läuferischer Urgesteine. Zieht euch aber warm an, es zieht mächtig im Siebengebirge …

 

 

Informationen: Siebengebirgsmarathon
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