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Laufberichte

99 Marathons

 

Unter uns liegt die Gemeinde Aura mit seiner imposanten Kirche St. Laurentius. Auf Klappsesseln, durch die Kirchenmauer geschützt, erwarten uns laut jubelnd drei junge Damen. Ein selbstgemaltes Schild wünscht uns „viel Glück“. Wir sind gerührt von so viel Enthusiasmus. Außen an der Mauer entlang geht es bergab. Die Aussicht ist prächtig. Wir befinden uns auf dem Kreuzweg der vom Ort heraufführt. Die Bildstöcke zeigen Stationen vom Leidensweg Christi. Über die Grenzmauer hinweg bietet sich ein Rundblick auf die Häuser von Aura mit der Saale im Vordergrund. Doch Achtung! Zum Schauen sollte man lieber stehenbleiben. Der Untergrund ist extrem unwegsam gepflastert. Ich muss richtig abbremsen, um die Stolpergefahr zu minimieren.

Bevor wir die Straße erreichen, weisen uns die Feuerwehrmänner scharf links auf eine Wiesenfläche bis ans Saaleufer und unter einer Autobrücke hindurch. Nochmal um eine Kurve und wir stehen plötzlich an der nächsten Getränkestelle. Nach dem wilden Ritt den Berg hinunter, muss ich erst einmal verschnaufen. Weiter geht es an den letzten Häusern von Aura entlang. Wir haben den Halbmarathon geschafft. Die Saale ist hier nur durch eine Wiese von der kleinen Straße getrennt. Nun geht es mehrere Kilometer Richtung Elfershausen. Nach einer längeren Steigung kommt unvorbereitet Wind von vorne. Mit Andreas ist mir nur ein Begleiter geblieben. Um Kraft zu sparen, versuche ich es mit Windschattenlaufen. Das bringt nichts und so versuchen wir uns mit Gesprächen abzulenken.

Die Saale befindet sich bereits weit unter uns. Auf der anderen Seite des Tals liegt im Dunst die Burgruine Trimburg, benannt nach dem Herrengeschlecht Trimberg, welches auch die Erbauer der ersten Burg waren. Nach wechselvoller Geschichte übernahm 1918 der Freistaat Bayern das imposante Gebäude und verpachtete es bis 1970 als Gaststätte. Um das Wahrzeichen vor Vandalismus und Zerstörung zu schützen, übernahm der Mark Elfershausen die Trimburg. Seither kann sie nach Voranmeldung besichtigt werden. Außerdem finden hier im Sommer kulturelle Veranstaltungen statt.

Wir erreichen Elfershausen.  Der Helfer der Feuerwehr zeigt nach links. So werden wir nun mehrmals im Zickzack durch den Ort gelotst. Für mich als müde Läuferin ist es sehr angenehm, wenn die Richtungsweisung rechtzeitig erfolgt. Ich kann dann die kürzeste Strecke wählen. Beim Saaletal-Marathon wird dies vorbildlich umgesetzt.

Am Ortsausgang erwarten uns erneut Erfrischungen und aufmunternde Worte. Während des nächsten Kilometers haben wir Gelegenheit, Elfershausen von weitem zu betrachten. Mit seinem schmalen Kirchturm und dem mächtigen Bauwerk des Schlosses der Herren von Erthal liegt es, wie ein Postkartenmotiv in der Sonne. Der zweigeschossige Barockbau dient heute der Gemeinde als Rathaus.

Gerade als wir wieder auf Häuser treffen zweigt unser Weg scharf links ab. Eine alte Steinbrücke bringt uns über die Saale, die in diesem Gebiet mehrere Schleifen macht. Es geht die Straße entlang. Nun folgen die einzigen unattraktiven Kilometer des Laufs. Immer geradeaus; einzige Abwechslung sind eine lange Kurve, die Überquerung der Schienen und die Unterquerung der A7. Nur wenige Autos benutzen diese Strecke heute und fahren langsam mit großem Abstand an mir vorbei. Jetzt kann ich gut die einzelnen Läufer vor mir erkennen. Auch hinter mir folgen in großem Abstand weitere.

In Langendorf, einem Ortsteil von Elfershausen, erwarten uns bereits Streckenposten, um für jeden einzelnen Läufer den großen Kreisverkehr zu sperren. Von der Hauptstraße werde ich nach links über einen Schulhof geleitet. Von dort geht es auf einen Radweg und auf die Felder hinaus. Wir haben jetzt den westlichsten Punkt der Strecke erreicht; nun sind wir auf dem Heimweg.

Die beiden Männer vom VP feuern mich schon von Weitem an. Nach einem kleinen Schwätzchen und einer ausgiebigen Stärkung geht es unter der B287 hindurch. Der Radweg, auf dem wir laufen, begleitet diese und unterquert kurze Zeit später gemeinsam die Autobahn A7. Die Streckenposten hier beschallen den Weg mit AC/DC - das macht Stimmung. Wir streifen Machtilshausen, wo ein Helfer mich zur Unterführung der B287 lotst. Die Treppen hinunter und auf der anderen Seite hinauf gehen trotz müder Beine noch erstaunlich gut.

Direkt an der Unterführung baut sich imposant die Heilig-Kreuz-Kapelle auf. Sie entstand 1730 aus einer kleinen Holzkapelle. 1840 kam dann ein kleiner Friedhof hinzu. Seit mehrmals dort eingebrochen wurde, ist die Tür für gewöhnlich verschlossen. Der Radweg nach Trimberg steigt leicht an. Ich kann den Läufer vor mir gut erkennen. Ob ich den wohl einholen kann?

Die Streckenposten am Ortseingang haben die Aufgabe die Autofahrer zur Rücksichtnahme aufzufordern, denn hier ist nichts abgesperrt und es gelten die normalen Verkehrsregeln. An einem Weingut vorbei geht es bergab (km 30). Unten weisen mich Helfer auf den gegenüberliegenden Gehweg, der an der schmalen Straße entlang führt. Die Trimburg liegt nun direkt vor mir oberhalb auf dem Berg.

Die Gemeinde Trimberg gehörte früher als Handwerker- und Bauernsiedlung zur Burg. Die Laufstrecke zweigt nun in eine schmale Gasse ab. Die Häuser rechts und links kleben förmlich an der Straße. Genauso steil wie es vorhin bergab ging, geht es nun wieder bergauf.

Endlich erblicke ich Streckenposten. Hier geht es links bergab und ins Saaletal zurück. Weite Felder breiten sich vor mir aus. Hier sind wir bei km 21 bereits gelaufen nur auf der gegenüberliegenden Uferseite, von hier aus nicht zu sehen. Die Saale selber ist auch nur zu erahnen. Sie hält sich hinter Bäumen verborgen. Dafür ist das Gleis der Saaletalbahn gut einsehbar, welches wir hinter km 31 dann unterqueren. Dem Läufer vor mir komme ich nun tatsächlich näher. Bei km 33 habe ich ihn erreicht und kann vorbeilaufen.

Langsam bekomme ich Durst. Die Sonne scheint nun durchgehend und im Langarmshirt mit Weste muss ich ganz schön schwitzen. Die ersten Häuser von Aura kommen in Sicht. Am Abzweig steht eine Familie. Die blonde Tochter im frühen Schulalter kommt mir entgegengelaufen und bietet mir Wasser an. Eine tolle Idee. Ich nehme das kühle Nass dankbar an. So kann ich mich bei der bald folgenden VP wieder auf Cola konzentrieren.

Es geht rechts und links, dann auf dem Wiesenweg an den äußersten Häusern von Aura entlang. Die Männer von der VP sehen mich von weitem. Jürgen Vollert, heute „Mann für alle Fälle“ bittet um meinen Fotoapparat und macht ein Bild von mir. Dann behauptet er auch noch, dass das Wetter extra für mich bestellt wurde. Na dann bitte nächstes Mal vorher Bescheid geben, dass ich mich kleidermäßig noch besser darauf einstellen kann. Mit einem Lachen verabschiede ich mich. Es geht bergab. Zwei Straßen müssen überquert werden. Hier machen die Jungs von der Jugendfeuerwehr ganze Arbeit. Sie klatschen und ich freue mich. Dann werde ich links geleitet. Ein Helfer meint es wären nur noch 7 km bis ins Ziel.

Die Feuerwehr sichert mein Überqueren der St2290. Es geht auf einem Radweg weiter. Dem Gefälle sei Dank  kommen die Schilder für km 35 und 36 schnell vorbei und ich kann zwei weitere Läufer überholen. Hier ist es wunderschön. Es geht nun wieder direkt am Fluss entlang und ich genieße jede neue Perspektive. Wir nähern uns Euerdorf diesmal von der anderen Seite. Die B287 führt hier über eine imposante Steinbogenbrücke. Unser Radweg geht neben der Saale unten durch. Zwei Enten stehen neugierig am Ufer. Was die wohl denken?

Es geht scharf rechts und wir erreichen das Wohngebiet. Eine Gruppe Helfer hat es sich in der Sonne gemütlich gemacht und lässt es sich auch nicht nehmen mich lautstark anzufeuern. Im Ort ist es dafür sehr ruhig. Die Strecke führt direkt an der katholischen Johannes-der-Täufer-Kirche aus dem 17. Jahrhundert vorbei. Sie gehört zu den Baudenkmälern von Euerdorf und ist in der bayrischen Denkmalliste registriert. Nach dem Verlassen des Ortes kann ich hinter einer kleinen Eisenbahnbrücke der nächste VP entdecken. Die Helfer zählen sofort auf, was alles zum Angebot gehört. Es ist noch alles in Mengen vorhanden. Außerdem informieren sie mich, dass dies der letzte VP vor dem Ziel ist. Mir reicht eine Cola für die letzten 4 Kilometer.

Es folgt noch eine letzte Straßenüberquerung. Hier kommt mir alles recht bekannt vor. Trotz des leicht ansteigenden Weges kann ich mein Tempo halten. Die netten Fotografinnen des offiziellen Sportfotografen sprechen mir Mut zu. Ein paar Spaziergänger feuern mich an und bald kann ich auch schon die ersten Häuser von Ramsthal erkennen. Am Ortseingang erwartet mich Alex, mit dem ich heute schon ein paar Kilometer teilen durfte. Er hat zwei Bier dabei. Irgendwie hat sich das mit meinem 99. Marathon herumgesprochen. Wir stoßen an und ich trinke erst mal tüchtig ab. Mit vollem Becher lässt sich schlecht laufen. Die letzte Kurve laufen wir gemeinsam.

Die letzten Meter bergauf genieße ich unter dem Applaus der Zuschauer. Norbert gratuliert als erster, dann kommt Klaus Hudert. Glückwünsche von solch einem arrivierten Leichtathleten und Moderator sind mir eine Ehre.

Fazit:

Der Saaletal Marathon ist ein wirklich feiner Lauf. Für moderates Startgeld bekommt man einen gut gefüllten Starterbeutel, gute Streckenverpflegung, Verpflegung und Massagen im Ziel. Ein T-Shirt kann separat bestellt werden.

Mit dem Wetter hatte ich nun zweimal Glück; das kann im Frühjahr auch anders aussehen. Die Strecke wird wohl in jedem Fall gut zu belaufen sein. 170 Helfer haben heute ganze Arbeit geleistet. Ich fühlte mich von der Ankunft auf dem Parkplatz an willkommen. An Kleinigkeiten erkennt man, dass Profis am Werk sind und hier der Läufer immer im Vordergrund steht.

Ein extra Lob gilt den beiden Moderatoren. Klaus und Jürgen verstehen ihr Geschäft - und ausdauernd sind sie auch noch. Bis zum Zielschluss nach 6 Stunden begleiteten sie jeden Läufer ins Ziel. Sollte sich Klaus Hudert tatsächlich in den Ruhestand verabschieden wäre das ein herber Verlust. Gut dass in dem jungen Daniel bereits ein Nachfolger bereitsteht.

Wir sind bereits auf dem Nachhauseweg, da kommt  der letzte Läufer nach 6:14 Std am Parkplatz vorbei. Und er ist nicht allein: Jürgen Vollert „der Mann für alle Fälle“ begleitete ihn bis zum Schluss.

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Informationen: Saaletal-Marathon
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