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Laufberichte

Von der Weinprinzessin empfangen

31.03.12

Da fahre ich schon viele Jahre zum Urlaub nach Österreich und jedes Mal ziemlich unbemerkt überquere ich auf der A 7 in Unterfranken die fränkische Saale.

Wenn man den Namen hört, denkt man unwillkürlich an ihren Namensvetter in den neuen Bundesländern. Völlig zu Unrecht, wie ich an diesem Wochenende feststellen konnte. Gelegenheit dazu bietet mir ein Besuch bei Freunden verbunden mit einem Landschaftsmarathon. So mache ich mich bereits am Freitag zusammen mit Silke auf den Weg nach Unterfranken.

Ausgeschlafen können wir uns am Samstag auf den Weg nach Ramsthal begeben und erreichen um 9.00 Uhr den Ortsrand. Linker Hand grüßen die Weinberge, deren kahlen Rebstöcke noch nichts von ihren süßen Früchten erahnen lassen. Dafür sind fleißige Helfer bereits hellwach und lotsen uns auf den Parkplatz, der gleich rechts von der Straße liegt und direkt an die örtliche Sportanlage mit Start- und Zielbereich angrenzt. So wird der Weg zur Startnummernausgabe kurz gehalten. Frische Temperaturen und ein starker Westwind lassen uns dafür dankbar sein. Ein Grund mehr, weshalb sich die meisten der ca. 500 Teilnehmer in die warme Sporthalle zurückgezogen haben. Die Startnummernausgabe ist gut organisiert, so dass ich schnell meine Startnummer in den Händen halte. Es bleibt mir noch genügend Zeit, mir über meine Rennkleidung Gedanken zu machen. Eine Regenjacke wäre vielleicht angebracht, haben wir doch eine geschlossene Wolkendecke und die Meteorologen sagen Regen voraus.

Gemeinsam mit den Halbmarathonis und den 10-Kilometer-Läufern setzt sich um 10 Uhr die Läuferschar pünktlich in Bewegung. Nach 100 Metern führt uns die Strecke erstmal nach rechts durch den Ortskern. Zahlreiche Zuschauer schicken uns auf die Strecke. Das Geheul einer altertümlichen Hand-Feuerwehrsirene treibt das Läuferfeld die erste knackige Steigung hinauf. Auf den nächsten drei Kilometern überwinden wir schließlich bereits über 100 Höhenmeter. Das macht vorsichtig und mahnt mich, nicht zu schnell anzugehen. Mein Begleiter auf diesen Anfangskilometern, der Jürgen, der hier bereits über Streckenerfahrung verfügt, stimmt dem zu und so versuche ich erst einmal Zurückhaltung an den Tag zu legen.

Ab dem 4. Kilometer geht es bis etwa Kilometer 12 über sanfte Waldwege stetig bergab. Die steife Brise aus dem Westen bremst ein wenig. Zudem führt die Strecke hier an einem Golfplatz vorbei und ein Schild mahnt zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgrund fliegender Golfbälle. Da werde ich erst mal abgelenkt und spitze meine Ohren, um ja keinen Abschlag zu verpassen. Doch diese Sorge ist heute unbegründet. Kein Golfer lässt sich blicken, um dem Wetter zu trotzen.

Nachdem ich dieser Gefahr also glücklich entronnen bin, lege ich etwas an Tempo zu. Ich habe das Gefühl, heute könnte etwas gehen, denn auch die nächsten Kilometer führen mich weiter bergab, geradewegs zur Saale. Hier trennt sich kurz vor KM 17 endgültig die Spreu vom Weizen. Während die Halbmarathonis geradeaus direkt dem Ziel entgegen streben, überqueren wir die Saale. Für eine sichere Überquerung des Flusses bietet der Heilige Nepomuk an der höchsten Stelle der Brücke Gewähr. Eigentlich ist er ja der Nationalheilige Böhmens. Da er der Legende zufolge jedoch wegen Wahrung eines Beichtgeheimnisses gegenüber König Wenzel in Prag von der Karlsbrücke aus in der Moldau ertränkt wurde, ist er auch in anderen Ländern als Brückenheiliger prädestiniert und ziert so auch hier  in Franken zahlreiche Brücken.

Direkt nach der geglückten Flussüberquerung habe ich die nächste Steigung vor Augen. Da ich mir das Profil noch nicht wirklich eingeprägt habe, schrecken mich die nächsten 100 Höhenmeter auf etwa anderthalb Kilometer nicht. Die ersten Meter durch Markt Euerdorf, das seine Marktrechte bereits seit 1430 besitzt, lassen meine Schritte augenblicklich langsamer werden. Wer mich hier überholt und Richtung der ehemaligen Klosteranlage Aura hinauf stürmt, kann nur den Abzweig zum Zieleinlauf des Halbmarathons verpasst und vergeblich das nahe Ziel vor Augen haben. Doch in meiner derzeitigen Gruppe ist kein Fehlgeleiteter vertreten und so erreichen wir gemeinsam die Höhe mit der Ruine Aura. Sie hat noch nie besser ausgesehen als heute. Schließlich wurde sie als Wallfahrtskirche 1618 vom Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried I. von Aschhausen geplant und in Auftrag gegeben, konnte aber wegen dessen frühzeitigen Todes nicht vollendet werden.

In voller Pracht bekomme ich dafür die örtliche Pfarrkirche St. Laurentius, ehemalige Klosterkirche des Benediktinerklosters Aura, erbaut zwischen 1108 und 1113 zu Gesicht. Oberhalb von Aura gelegen ist die dreischiffige Pfeilerbasilika das bedeutendste Baudenkmal des Ortes. Hier geht es zur Halbmarathonmarke über Kopfsteinpflaster und Treppen zurück an die Saale. Ein Blick auf die Uhr macht mir Mut, dass heute eine Endzeit von unter 3:50 Stunden für mich möglich sein könnte. Nach einer kurzen Stärkung geht es munter weiter Richtung Elfershausen. Damit ich mir nicht zu sicher werde, habe ich auf den Kilometern dorthin erst mal wieder ein paar Höhenmeter zu überwinden.

Mittlerweile blickt die Sonne ab und zu durch die Wolken. Meine Entscheidung gegen die Regenjacke erweist sich als richtig. So erreiche ich zwar erhitzt aber noch nicht überhitzt in Elfershausen die nächste Brücke über die Saale. Auch hier blickt mir der Hl. Nepomuk entgegen. Da komme ich mir ja fast schon vor wie der Hase im Wettrennen mit dem Igel. Bevor ich tot zusammen breche, muntert mich aber auch noch  der Hl. Christopherus mit dem Jesuskind auf den Schultern auf. Ob er mich vielleicht ins Ziel tragen kann? Nein, noch sind meine Beine ja frisch genug für die restliche Kilometer.

Also weiter, immer noch dem Wind entgegen. Aber nicht mehr lange, habe ich doch kurz darauf Langendorf erreicht. Dieser Ort bildet den westlichsten Punkt der Marathonstrecke und liegt als einziger jenseits der A 7. Dass wir heute hier entlang laufen dürfen, verdanken wir erfolgreichen Bürgerprotesten, die 1951 verhinderten, dass ein Großteil der Gemeindefläche in den angrenzenden Truppenübungsplatz integriert wurde.

Bei KM 30 dreht sich für mich endlich der Wind. Die Strecke führt jetzt nur noch Richtung Osten nach Ramsthal zurück. Da verwundert es mich nicht, dass der nächste Streckenhelfer mich damit aufmuntert, dass der Rückenwind mich ab hier von alleine ins Ziel schiebt. Wenn das nicht motiviert.

Die Strecke in Richtung Machtilshausen führt mich entlang der B 287. Am Ortsrand weisen freundliche Helfer mir den Weg, der hier unter der Bundesstraße her zur Kreuzkapelle führt. Ihren Namen verdankt sie der Kreuzigungsgruppe, die am Hauptaltar dargestellt wird. Zeit für einen Blick bleibt mir heute aber nicht, habe ich doch immer noch meine Zielzeit fest vor Augen. Also weiter in Richtung Trimberg. Überragt wird diese Ortschaft von der Trimburg. Heute als romantische Ruine ein beliebtes Ausflugsziel, hatte sie ihre Hochzeit Ende des 13. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit waren hier ein Verwaltungsamt und ein Gericht angesiedelt. Bereits im Bauernkrieg von 1525 zeigte sich, dass die Burg dem Ansturm der aufgebrachten Landleute nicht mehr gewachsen war. So wurde sie im Verlauf der folgenden Jahrhunderte schließlich aufgegeben. Bevor unzufriedene Bauern mich verfolgen, folge ich lieber weiter dem Flusslauf der Saale zurück in Richtung Aura und Markt Euerdorf. Beim Überqueren der öffentlichen Straßen halten freundliche Helfer die Autofahrer für uns auf. Auch nach über drei Stunden sind sie noch begeistert dabei. Respekt, schließlich fehlt ihnen die mich wärmende Bewegung.

Bei KM 35 erreiche ich Getränkestelle am südlichen Rand von Euerdorf. Die Sonne lacht gerade vom Himmel und ich fühle mich tatsächlich immer noch gut. Anscheinend zeigen meine kurzen knackigen Tempoläufe aus den letzten Wochen doch Wirkung und helfen mir, das heute moderate Tempo zu halten. Die letzten Kilometer führen weiter leicht ansteigend ins Ziel. Auf den letzten 4 Kilometern ist das doch etwas zu viel für mich. Der Wind bringt nicht mehr den jetzt bitter notwendigen Schub. Bei einigen Gehpausen muss ich noch den ein oder anderen ziehen lassen und die angepeilte Zeit bleibt dabei endgültig auf der Strecke.

Den Parkplatz endlich vor Augen und bereits von Silke erwartet, schaffe ich es, die letzten Meter wieder laufend zu bewältigen. Das nahe Ziel nach der letzten Rechtskurve tut das Übrige. So erreiche ich heute nach 3:52 Stunden das Ziel und werde dort bereits von der amtierenden Ramsthaler Weinprinzessin erwartet. Als verdienten Lohn für meine Mühen bekomme ich von ihr die Finisher-Medaille umgehängt. Das lässt die müden Beine sofort vergessen. Die üppige Verpflegung im Zielbereich nutzend, kann ich verlorene Kräfte rasch zurück gewinnen.

Fazit:

Auch mein zweiter Marathon im Frankenland, neben dem Obermain-Marathon, ist eine lohnende Veranstaltung. Da fällt es mir nicht schwer, wieder zu kommen.


Marathonsieger

Männer

1. Gunzelmann, Stephan - LAC Quelle Fürth  02:57:24
2. Morschhäuser, Edgar – LAZ Obernburg-Miltenberg  02:59:05
3. Giese, Ralf - Sportfreunde Hepberg  02:99:22

Frauen

1. Böhm, Sibylle – TV Ochsenfurt  03:31:14
2. Pfane, Nicole  03:33:41
3. Decker, Sonja  03:39:18

Streckenbeschreibung:

Rundkurs über eine Runde um das Saaletal.

Zeitnahme:

Champion-Chip

Weitere Veranstaltungen:

Halbmarathon für Läufer und Walker, 10 Kilometer, 8 Kilometer für Walker und Minimarathon über 4,2 Kilometer.

Startgeld:

Marathon: 25 - 28 €, je nach Anmeldezeitpunkt

Auszeichnungen:

Medaille im Ziel. Urkunde im Internet.

Verpflegung:

Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Tee, Wasser und teilweise Cola. Dazu Bananen- und Apfelstücke.

Zuschauer:

Hauptsächlich im Start- und Zielbereich, dazu am Anfang in Ramsthal.

 

Informationen: Saaletal-Marathon
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