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Laufberichte

Der Rennsteig im Sauerland

28.05.06

Heidelandschaft und stetig wechselnde Misch- und Nadelwälder


Als in die Jahre gekommener Marathon- und Ultraläufer entdeckte ich im Laufe der Jahre die Liebe zum Landschaftslauf. Nach etlichen Läufen stellte ich fest, dass Wettkämpfe wie der Gebirgsmarathon in Davos und der Supermarathon am Rennsteig die bisherigen Highlights waren.

 

Als dann am 06.05.2001 die Eröffnung des Rothaarsteigwanderwegs stattfand und ich kurze Zeit später diesen als Wanderer kennen lernte, dachte ich als Läufer, dass es doch reizvoll wäre, dort einmal einen Landschaftslauf einzurichten. So geht er in seiner Gesamtheit durch die waldreichste Mittelgebirgslandschaft Deutschlands mit 154 km Länge. Er beginnt in Brilon und endet in Dillenburg. Die Markierung ist durchgehend mit einem R, fast wie beim Rennsteig, gekennzeichnet. Nur, dass das R liegend in Weiß auf rotem Grund dargestellt ist.


2005 hörte ich dann vom Rothaarsteiglauf, der zum ersten Mal als Marathonlauf von Winterberg nach Brilon gestartet wurde. Leider konnte ich nicht dabei sein, doch in diesem Jahr freute ich mich schon darauf, teilnehmen zu dürfen. Vielleicht entwickelt sich dieser Lauf in Zukunft ja auch als „Rennsteiglauf des Sauerlandes. "

 

Anreise am Samstag den 27.05.:

 

Meine Frau und ich sind nach 2 Stunden Fahrt aus dem Ruhrgebiet gegen 13 Uhr im Sauerland angekommen. Kein schöner Empfang – Es regnet in Strömen und es ist kalt. In Winterberg sollen die Startunterlagen abgeholt werden. Freundliche Damen empfangen mich hinter den Tischen der Sparkasse (gleichzeitig Hauptsponsor). Ein wenig klein, alles aber gemütlich und ausbaufähig. Unter den Startunterlagen befindet sich nebst touristischen Informationen auch ein Gutschein für die Pastaparty nach dem Lauf. Etwas ungewöhnlich – aber im Nachhinein gar nicht schlecht, weil ich nach dem Laufen auch immer viel Hunger habe.

 

Danach Fahrt nach Brilon, um sich die Stadt, wo morgen der Startschuss fällt, anzusehen. Es regnet immer noch. Leider ist noch nichts von den Vorbereitungen für morgen zu sehen. Ein kleiner Bummel durch die Stadt lohnt sich. Es gibt schöne alte Häuser rund um den Marktplatz und auch das Rathaus mit seinen Hirschgeweihen gefällt. Brilon war früher eine wohlhabende Hansestadt und ist noch heute die waldreichste und flächenmäßig eine der größten Städte Deutschland.

 

Danach private Pastaparty beim Italiener und ab in die Sauerlandhütte des Deutschen Alpenvereins in Olsberg, die ich übrigens sehr empfehlen kann. Was Wenige wissen: Alpenvereinshütten gibt es nicht nur in den Alpen, sondern auch in den Mittelgebirgslagen. Nachts weckt mich ein stürmischer Wind, der um die Hütte weht. Das Rauschen des Regens ist immer noch zu hören. Ich denke zum ersten Mal darüber nach, ob der Lauf eventuell wegen des Sturms abgesagt wird.

 

Wettkampftag, 28.05.:

 

Morgens Wecken 06:15 Uhr. Ich sitze mit meiner Weißbrotschnitte und einer Tasse Kaffe beim Frühstück und entdecke zwischen dunklen Wolken helle Flecken am Himmel, die größer werden. Es regnet nicht mehr und der Wind bläst alle dunklen Wolken nach und nach fort.

 

08:00 Uhr: Ankunft in Brilon. Der Marktplatz wird schon mit Musik beschallt und einige fleißige Helfer bauen den Startbereich auf. Tische mit warmen Tee werden aufgestellt, aber Läufer sind noch nicht zu sehen. Kaum vergehen 5 Minuten, erreichen die Busse, welche die Teilnehmer von Winterberg zum Startort Brilon bringen, den Marktplatz und der Platz beginnt zu leben. Eine in grün gekleidete Waldfee aus Brilon wird als Starterin vorgestellt.

 

Birgit Lennartz, die bekannte Ultraläuferin, wünscht allen Teilnehmern viel Glück. Um 09:00 wird dann die Meute der am Start stehenden Marathonis (191 sollen es gewesen sein) von der Waldfee mit einem Startschuss, der nicht losging, auf die 42,195 km lange Reise geschickt.  Auf uns wartete eine Strecke mit ca. 1100 Höhenmetern.

 

Die nötige Betriebstemperatur bekamen wir schon kurz nachdem wir ein kleines Stadttor durchliefen und es sofort eine steile Strasse hochging. Der Rennsteiglauf von Eisenach lässt grüßen. Bald war man vorbei an Weiden mit grasenden Schafen und Weihnachtsbaumkulturen im Wald auf dem Rothaarsteig.

 

Die erste Kilometerangabe, KM35,  sah ich als Schild am Baum. Also wurden die noch verbleibenden Kilometer angegeben. Dies empfand ich als etwas ungewöhnlich, werden doch sonst bei Marathonveranstaltungen diese umgekehrt angegeben. Auch das erste 1 km Schild wies nicht auf den ersten gelaufenen Kilometer hin, sondern bedeutete noch 1 km bis zum Getränkestand. Schnell war die erste Verpflegungsstelle erreicht, wo freundliche Helfer uns mit Tee, Wasser und Bananen versorgten.

 

Die Sonne schien und der Wald leuchtete in frischem Grün. Ich fand meinen Rhythmus und war rundum zufrieden. Ab und zu ließ der Weg sogar einen Blick frei auf das Panorama des Sauerlandes mit seinen Bergen. Durch eine Heidelandschaft und stetig wechselnde Misch- und Nadelwälder ging es weiter. Einige Abschnitte, die abwärts gingen und mit Wurzeln und Matsch gefährlich rutschig waren, verlangten Aufmerksamkeit.

 

Bis ca. zur Hälfte der Strecke waren wir Marathonläufer noch unter uns und wurden dann erst durch Walker, Nordic Walker und Wanderer begleitet. Der Grossteil der Walker hatte Verständnis für uns Läufer. Nur einige Wenige behinderten uns, weil sie es nicht für nötig hielten, etwas zur Seite zu gehen. Aber damit kann man bei so einem schönen Erlebnislauf leben. Meist aber lief ich ganz alleine und konnte meinen Gedanken nachgehen, sowie die schöne Sauerländer Natur genießen, war doch die Strecke vorbildlich mit Flatterband und Pfeilen auf dem Boden markiert.

 

Schnell kamen so die letzten mit Schildern angegebenen 2 KM Richtung Winterberg, die aber auch noch auf und ab gingen. Auch die letzten 500 Meter auf Asphalt in Richtung Ziel gingen noch einmal, wie beim Start, bergauf. Auf dem höchst gelegenen  Marktplatz Nordrhein-Westfalens lief ich, begleitet von handgemachter Dixieland Musik und mit Ansage meines Namens plus Heimatstadt, froh ins Ziel.

 

Ein Blick auf meine Uhr überraschte mich – blieb ich doch deutlich unter 4h und das mit meinen 60 Jahren! Meine Frau sagte mir, dass ich als 33. Mann im Ziel war. Nachdem ich geduscht und umgezogen war, meine Portion Nudeln gegessen hatte, die vorzüglich schmeckten, stellte ich fest, dass schon die Ergebnislisten aushingen. Ich freute mich über eine 03:46:49 – dies bedeutete Platz 1 in der Alterklasse M60.

 

Auf der Bühne spielte nun eine Rockband und überbrückte die Zeit, bis schon um 14 Uhr die Siegerehrung stattfand. Die große Menge der Zuschauer auf dem Platz waren nicht sparsam mit Beifall für die Erstplazierten des Gesamtfeldes sowie der Altersklassensieger. Es ist längst nicht selbstverständlich, dass auch die Altersklassensieger bei so einer Veranstaltung extra geehrt werden. Umso mehr freute es mich, dass auch ich als Läufer von marathon4you.de einen Pokal sowie Urkunde aus den Händen des Bürgermeisters entgegennehmen durfte.


Insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung, die sich bestimmt weiterentwickeln wird und vielleicht an die Tradition des Rennsteiglaufes anknüpfen kann. Im nächsten Jahr geht es dann wieder umgekehrt von Winterberg nach Brilon – ich freue mich schon darauf.

 

 

Informationen: Rothaarsteig-Lauf
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