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Laufberichte

''In fünf Minuten gibt's Bier!''

21.09.08

 "Na, in oaner Minutn!"

Heute habe ich schier ein Heimspiel beim Brombachseemarathon. Ich begrüße einen Vereinskollegen neu im Marathonclub. Warum der erste Marathon nicht so schwer ist? Außerdem warum bodenständige bayerische Kost auch mal unbandige Energie auf der zweiten Marathonhälfte wecken kann. Dieses und mehr erfahrt Ihr in meinem Bericht.

Wo ist denn der Brombachsee, wird sich mancher fragen. Nun, das Fränkische Seenland befindet sich knapp 50 Kilometer südlich von Nürnberg und dazu gehören der Große und Kleine Brombachsee, der Igelsbachsee, der Altmühlsee und Rothsee. Und die ersten drei werden wir auf unserer Sightseeing-Tour erkunden und erlaufen.

Wie sehr häufig komme ich in der Frühe schlecht in Fahrt, mein Schlaf war nicht gut. Die Anreise nach Pleinfeld, einer Gemeinde rund 10 Kilometer nördlich von Weißenburg, geht dagegen zügig vonstatten. An der Bundesstraße 2 ist die Veranstaltung bereits signalisiert. Für mich ist der Lauf fast ein Heimspiel. Es gibt keinen Marathon, der näher an Neuburg dran ist als der am Brombachsee. Und irgendwie hat es sehr lange gedauert, bis ich das gemerkt habe. Nun, der Lauf-Event findet bereits zum sechsten Mal statt und ich habe mit dem heutigen Tag erst meine zweite Teilnahme geschafft. Da habe ich in der Zukunft noch etwas nachzuholen.

Einen Parkplatz habe ich in unmittelbarer Nähe der Brombachhalle gefunden. In fünf Minuten bin ich an der Marathonmesse. In der Halle wird noch ein zweites Frühstück eingenommen, Kaffee getrunken, die Startunterlagen gesichtet oder ganz einfach gewartet, zumal es im Freien mit rund acht Grad relativ kühl ist. In den Ständen vor und in der Halle werden schon Verkäufe getätigt. Neben der Halle befindet sich das Sportmobil des BLV, Hüpfburg und Kicker. Logisch, dass sich da schon Kinder betätigen. Es gibt sogar noch eine Malecke für die Kids.

Unsere Startunterlagen bekomme ich zügig von den freundlichen Helfern überreicht. Neben einem dicken Programmheft, Stoffbeutel, Getränkeflasche und Schwamm erhalten die Läufer wahlweise ein Käppi oder ein T-Shirt. Für ein funktionelles Shirt müssen ein paar EUR draufgelegt werden. Ja, und der Gutschein für die Nudeln hängt an der Startnummer und der kann auch noch nach dem Rennen genutzt werden. Und wer von den Teilnehmern im ersten Moment nicht weiß, wohin er zu gehen hat, der bekommt von den Helfern gleich noch die Richtung gezeigt.

Was kann die Familie an diesem Wochenende alles unternehmen? Nun, für die Läufer können am Sonntag die Marathon- oder Halbmarathonstrecke laufen. Für die Freunde des NordicWalk gibt es eine Strecke über 18 Kilometer. Tags zuvor dürfen die Kinder auf Strecken von 600 Meter bis 4000 Meter ran. Und dann gibt es noch ganz was Besonderes. Für die Liebhaber des Skike sind noch zwei Strecken über 10 und 20 Kilometer ausgeschildert. Das Skike ist ein Sportgerät mit ähnlicher Funktionsweise wie ein Inliner. Die Fortbewegung geschieht ähnlich wie im Langlauf mit den Stecken. Das ist äußerst effektiv für die gesamte Körpermuskulatur.

Es ist jetzt 08.30 Uhr, noch eine Stunde bis zum Start. Ich warte vor der Halle auf einen der Shuttlebusse, die uns an den Startplatz am Hauptdamm des Großen Brombachsees bringen werden. Nach rund zehn Minuten kommt der Bus.

Am Startplatz mache ich mich fertig zum Rennen. Was macht das Wetter? Es ist zwar kühl, aber die hochnebelartige Wolkendecke hat schon einige blaue Lücken. Hoffen wir mal auf Sonnenschein. Wir können auch hier einen Schluck Wasser oder Iso trinken, Bananen und Apfelstücke liegen auch schon zum Verzehr bereit.

Ich entdecke meinen Vereinskollegen Rudi Ritschel, der nach so langer Laufkarriere zum ersten Mal auf eine Marathonstrecke geht. Ich glaube fast, dass er etwas nervös ist. Vielleicht geht ihn sogar der Stift. „Mach langsam am Anfang“, so mein Rat. „Kannst ja dann gegen Ende hin aufdrehen!“

Moderator Peter Maisenbacher interviewt den Schirmherr Herrn MdL Gerhard Wägemann. Aufgrund des derzeitigen Wahlkampfes in Bayern kommt der Peter auch auf dieses kurz zu sprechen. Unterm Starttransparent sehe ich die roten Zeitmatten von mika-timing. Der gelbe Chip wird also für die Zeitnahme genutzt. Ja und eine Durchlaucht hat sich ebenfalls eingefunden: Die Spalter Hopfenkönigin, a schens bayerischs Madl.

Pünktlich um 09.30 werden wir losgelassen. Gerade in dieser Minute kommt die Sonne heraus. Ich schieße meinerseits ein paar Bilder und merke, dass ich beim Kilometerschild eins bereits sechs Minuten gebraucht habe. Ja, das ist heute wieder meine Taktik. Am Anfang mehr beobachten und fotografieren und am Ende etwas anziehen. Und wenn es nicht klappt, auch nicht schlimm.

Am Ende des Hauptdammes, nach knapp 1,5 Kilometer biegen wir nach links Richtung Allmannsdorf. Der dichte Kiefernwald würde uns Schatten geben, wenn es so heiß wäre wie bei der Premiere. Zum Laufen ist es heute ideal, man könnte fast sagen Bestzeitenwetter. Für PB’s ist jedoch die Strecke nicht ganz ideal, sie ist leicht wellig, dazu ist der Untergrund nicht immer asphaltiert. Wer aber Natur, Wasser und Landschaft mag, der ist genau richtig.

Bei Kilometer 3,2 finden wir bereits die erste Wasserstelle. Ja, Verdursten braucht hier keiner, denn über 15 Tankstellen sind auf der Marathonstrecke anzulaufen. Und wen das nicht reicht, der kann ja einige Kioske zusätzlich ansteuern. Da muss er halt ein paar Geldstücke mitnehmen. Die V-Stellen haben meist Wasser, Iso in mehreren Farbrichtungen, zum Schluss auch Cola und alk-freies Weizen im Angebot. Zum Beißen findet der Hungrige Bananen, Äpfel und Riegel. Als Servicepersonal an den V-Stellen hat das OK mehrere Feuerwehren, Pfadfinder, Wasserwacht und die Evangelische Landjugend gewonnen.

Mehrfach werde ich angesprochen. Ob ich wieder einen Bericht schreibe, ja und in der Tasche ist die Kamera und so weiter und so fort. Am Yachthafen Enderndorf komme ich mit Patrick Beck, Manfred Helmling und Catherine Merschroth ins Reden. Einer der Buben hat schon den Marathon in Oberstaufen geschafft. Respekt, das habe ich noch nicht hinbekommen. Und die Catherine ist Marathon-Newcomerin. Wenn ich ihr gesagt hätte, dass sie nicht nur in 3.56.20 Stunden finishen wird, sondern auch als Klassensiegerin WHK geehrt werden würde, dann hätte sie mich wohl als verrückt erklärt. Auf Anhieb eine Zeit unter vier Stunden, das ist bemerkenswert.

Es geht nun kurz über den Damm, der den Igelsbachsee vom Großen Brombachsee absperrt. Wir überlaufen eine Zeitmessmatte, also ist das Schummeln unmöglich. Der Igelsbachsee wird im Uhrzeigersinn umlaufen. Wiesen- und Waldstücke wechseln sich ab.

Ich sehe vor mir den Rudi. Ich laufe auf. Er glaubt, dass er zu schnell begonnen hat. Fünf Minuten auf den Kilometer, so hurtig wollte er nicht. „Mach ein wenig langsamer“, rate ich ihm, und „immer reichlich verpflegen“. Er wird zwar gut vier Stunden brauchen, aber wer weiß, vielleicht wird durch die Premiere der Marathonvirus bei ihm geweckt.

Vor mir wird ein Läufer am einer gelben Schnur geführt. Anton Luber hat ein Handicap und kann nur in Begleitung laufen. Roland Blumensaat vom Verband der Lauftherapeuten hat diese Aufgabe uneigennützig übernommen. Er wird Anton sicher ins Ziel bringen. Eine tolle Sache.

Am Ende des Igelsbachsees laufen wir kurz parallel zu einer Landstraße. Die Rechtskurve folgt dann sofort und nach ein paar Metern folgt wieder eine Trinkstelle (Kilometer 10). Beim Blick auf die Uhr bemerke ich, dass ich bereits durch die zahlreiche Knipserei fast zwei Minuten verloren habe. Jetzt kommt auch noch eine Steigung hinzu ...

Als ich mich dem Damm zwischen Igelsbachsee und Großem Brombachsee nähere, bemerke ich, dass darauf Sportler rennen, wie von der Tarantel gestochen. Die Halbmarathonis. Die hauen ganz schön rein. Es ist ja auch das vordere Feld. Die laufen wohl an die 35 bis 37 Minuten auf zehn Kilometer.

Hier am Damm ist gute Stimmung: Musik, viele Leute, Verpflegung und ein gut aufgelegter Moderator, der für jeden ein paar Worte übrig hat. Ich sehe den mobilen Streckendienst auf seinen pinkfarbenen Rad. Am Gepäckträger eine Autobatterie, dazu ein Abspielgerät und Mikrofon. Ja, der könnte jetzt im Wahlkampf noch durch die Straßen fahren und Werbung für seine Partei machen. Der Radler lacht, als ich meine Kamera zücke.

Bei Kilometer 15 trennen sich die Wege. Die Halbmarathonis eilen nach links zum Ziel, die Marathonis hatschen nach rechts um den Kleinen Brombachsee. Und den dürfen wir zwei Mal umrunden. An der Streckentrennung hat sich eine Trommlergruppe niedergelassen und bearbeitet ihre Instrumente.

Diese Runde ist kurzweilig: Von einer Bundeswehrliegenschaft über Ausflugslokale, wilden Uferabschnitten bis hin zu Campingplätzen ist alles vertreten. Das Marathonleben ist nun einsam geworden. Nur wenige Zuschauer und Radfahrer sind zu sehen. Man ist hierher  nicht wegen eines Menschenauflaufes gekommen, sondern wegen der schönen Landschaft und der Natur.

Ich habe nun mein Tempo leicht erhöht und knipse nur mehr bei wenigen Motiven. Vielleicht kann ich noch an die 3.30 Stunden hinkommen. Bei der Halbzeit bemerke ich, ich bin rund zwei Minuten drüber. Gib Gas Gustav! Das Marathonfeld hat sich ganz schön auseinandergezogen. An der V-Stelle neun machen die Pfadfinder aus Pleinfeld eine Mordsstimmung.

Es geht zum zweiten Mal über den Damm. Zweite Runde um den Kleinen See. Jetzt fallen mir die Wildschweine im Gehege auf. Leute werfen vereinzelt Maiskolben hinein. Ein Frischling packt sich einen und will davonlaufen. Die Alte quiekt und das Junge bleibt mit dem Fresserchen im Maul sehen. Aha, so ist das mit der Kindererziehung in der Sauenfamilie. „Die Kolben sind aber nichts für Läufer“, sagt ein Spaziergänger zu mir. Schaue ich schon so verhungert aus?

Ein Pärchen fällt mir auf. Yvonne Saworski und Norbert Peciak laufen absolut gleichmäßig und sind erfreut als ich beide anspreche. In genau 3.45 Stunden werden sie einlaufen.

Ich lasse jetzt meine Kamera für eine halbe Stunde in der Tasche und beschleunige weiter. Ich bin nur mehr knapp über meinem Zeitziel. Jetzt werde ich häufiger angesprochen. Meist endet der Wortwechsel mit „die 3.30 schaffst Du, ich nicht mehr.“ Das baut mich auf.

Ich belaufe den Damm zum dritten Mal und darf nun links abbiegen. Der Laufkurs ist jetzt auf der Südseite des Großen Sees. 35 Kilometer stecken in den Beinen, die zwar müde sind, aber immer noch Geschwindigkeit bringen. Wir laufen in des Ende des Walkerfeldes hinein.

Es geht am Seestern vorbei, die MS Brombachsee legt gerade ab. An der folgenden langgezogenen Steigung im Wald muss mein Pfeifen wohl schon gehört werden, denn die Walker machen bereitwillig Platz. Die Steigung endet und die Las Mamas machen als Betreiber der V-Stelle eine gute Stimmung. Nach zwei, drei Schlucken Cola heißt es weiter.

Auf dem langen Gefälle lasse ich es rollen. Wir tangieren Ramsberg, der Hauptdamm ist schon zu sehen, wo wir heute früh unsere Reise angetreten haben.

Kilometer 39. Jetzt wird es schwer. Helfer weisen uns den Weg nach rechts. Die letzte Steigung wartet. „Schiebt’s an,“ rufe ich den Posten zu. Der lacht. Ich kämpfe mich die rund vierhundert Meter hinauf. Auch der eine oder andere Steckengeher pfeift schier aus dem letzten Loch. Dann folgt durch den Wald ein langes Gefälle. Ein junger Marathonläufer hängt sich bei mir für 200 bis 300 Meter dran, muss jedoch dann abreißen lassen. Für ihn ist der Speed zu hoch.

Die letzte V-Stelle lasse ich links liegen, es geht die letzten 1,7 Kilometer fast ausschließlich bergab. An der Brombachhalle und am Freibad vorbei geht es dann im Schuss nach Pleinfeld hinein. Die zur Halle zurückkehrenden Halbmarathonis und die zahlreichen Zuschauer geizen nicht mit Applaus und Ansprache.

An der Bahnunterführung schreit ein Zuschauer: „In fünf Minuten gibt’s Bier.“ Ich kenne die Strecke: „Na, in oaner Minutn!“

Es geht durch das Spalter Tor hindurch. Der Peter Maisenbacher spricht gerade noch mit einem Fernsehteam des Bayerischen Rundfunk und kann mich gerade noch beim Zieleinlauf ankündigen. Eine tolle Stimmung in der Altstadt.

Ein paar Meter finden wir den Erholungsbereich, den ich lediglich am Bierstand nutze. Äpfel, Bananen, Melonen, Cola, Riegel und Iso-Getränke sind jetzt nicht so wichtig. Massieren kann man sich auch lassen.

Jetzt interessiert noch die Zeit und die bodenständige Kost: 3.26.12 Stunden, Gesamtrang 52, das passt. Erst Hälfte 1.47 Stunden, zweite rund 1.39 Stunden. Wie ich das gemacht habe? Nun, am Vortag Hebauf bei unserer Feuerwehr, wir bauen ein neues Feuerwehrhaus. Schweinshaxe, ein paar Bierchen, Schnaps, später vier Stück Kuchen und Kaffee zum abwinken. Das ist mein Rezept. Ich geb allerdings keine Garantie, dass das bei jedem funktioniert. Zu Nebenwirkungen und Gegenanzeigen fragt Eueren Trainer.

Teilnehmer im Ziel:
Halbmarathon 1425, Marathon 259, NordicWalking 255, Schüler 308 Finisher, Skiker 15; macht zusammen 2262 Sportler im Ziel.

Streckenbeschreibung:
Runde um den Großen Brombachsee und Igelsbachsee, zwei Runden um den Kleinen Brombachsee. Zieleinlauf in Pleinfeld.

Wettbewerbe:
Marathon, Halbmarathon, NordicWalking über 18 Kilometer, Skiken  über 10 und 20 Kilometer; Bewerbe für den Nachwuchs am Samstag.

Zeitnahme:
Championchip.

Auszeichnung:
Urkunde Online. Für alle Medaillen, T-Shirt oder Käppi. Pokale/Sachpreise für die Sieger.

Drumherum:
Duschen in Brombachseehalle. Umfangreiche Parkmöglichkeiten innerhalb kurzer Entfernung. Massagen im Zielbereich. Shuttleservice zum Start und zur Brombachseehalle zurück. Kostenlose Gepäckaufbewahrung. Transport der Taschen vom Start zum Ziel. Jeder Kilometer angezeigt. Auf der Startnummer steht der Vorname.

Verpflegung:
19 Verpflegungsstellen mit Wasser, Iso, Bananen, Riegel, zum Ende hin Cola und Bier. Am Ziel alkoholfreies Weizen.

Zuschauer:
Viele Zuschauer im Zielbereich. Auf der Strecke weniger Zuschauer, hauptsächlich Spaziergänger, Radfahrer und Urlauber.

Ergebnisse Marathon
Männer:

1. Niklas Kroehn, LC Villach, 2.36.46; 
2. Kai Reissinger, M.O.N.; 2.38.06; 
3. Manfred Rubenbauer, RSC Neukirchen, 2.40.02.

Frauen:

1. Sabine Pullins, o.V.; 3.07.55; 
2. Ingrid Behringer, LSG Edelsfeld, 3.17.08; 
3. Irina Olbrich, fit&run Weimar, 3.18.34.

Halbmarathon:
Männer:

1. Alexander Böhm, MTV Ingolstadt, 1.14.14; 
2. Hubert Liepold, TSV Hepberg, 1.17.36; 
3. Jürgen Kräußl, SV Kasing, 1.18.21.

Frauen:

1. Heike Mönch, LT Losberg Ebern, 1.31.03; 
2. Annett Baudis, o.V.; 1.31.36 ; 
3. Simone Hüttl, Geh-Punkt Weißenburg, 1.33.14.

Fazit:
Eine schöne Veranstaltung mit gutem Preis-Leistungsverhältnis. Schade, dass ich diesen Laufevent in meiner Heimat nicht schon eher entdeckt habe. Danke den Hauptverantwortlichen des Brombachsee Running Jürgen Spiegel und Herbert Loy.

 

Informationen: Seenlandmarathon
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