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Laufberichte

Im Fränkischen Seenland

17.09.06

 „Der Mann mit der Mütze hat’s Bier.“

 

Auf den ersten Streich folgt der zweite und so berichte ich Euch aus dem Fränkischen Seenland. Wo ist denn das, wird sich mancher fragen. Nun, das Fränkische Seenland befindet sich knapp 50 Kilometer südlich von Nürnberg und dazu gehören der Große und Kleine Brombachsee, der Igelsbachsee, der Altmühlsee und Rothsee. Geschaffen wurde diese Landschaft ab den Siebziger Jahren, damals war noch FJS am Kommandieren. Die wasserwirtschaftliche Aufgabe dieses Vorhabens war alleine die Überleitung von Wasser aus Altmühl und Donau in Rednitz, Regnitz und Main. Ausschlaggebend hierfür war der Ausgleich der unterschiedlich verteilten Wasservorkommen in Bayern. Während die nordbayerische Gegend recht wasserarm ist, ist es bei den Südbayern umgekehrt.

 

Ja, und mit dem zweiten Streich meine ich den Doppeldecker, den ich dieses Wochenende angreifen will. Damit ist keinesfalls ein fliegerisches Gerät gemeint, schon eher der Plan, an einem Wochenende zwei Marathonläufe zu packen. Der Bodensee Marathon am Tag zuvor geht noch relativ zügig vonstatten, ja und beim heutigen Lauf, da schau’n mer mal.

In der Frühe komm ich mehr schlecht als recht aus der Kiste, zumal mein Schlaf nicht gut war. Die Anreise nach Pleinfeld, einer Gemeinde rund 10 Kilometer nördlich von Weißenburg, geht zügig vonstatten. Da hab ich fast regelrecht ein Heimspiel, zumal Pleinfeld nach rund 60 Kilometern Fahrt erreicht ist. Der Ort hat gut 7000 Einwohner und gilt, wenn man von Norden kommt, als Tor zum Naturpark Altmühltal. Wirtschaftlich geprägt ist Pleinfeld vom Mittelstand, ausgeprägter Landwirtschaft und vom Tourismus. Der hier abgebaute rote Quarzsand ist im Bayerischen Volleyballverband bekannt, denn dieser bezieht ihn für seine Beachvolleyballfelder. Verkehrsmäßig angebunden ist Pleinfeld über die Bundesstraße 2.

 

Über diese nähere ich mich dem Wettkampfgeschehen, wo bereits zeitig Wegweiser zu den reichlichen Parkplätzen an der Brombachseehalle angebracht sind. Und bei meinem Fußmarsch vom Auto zur Halle sehe ich als Ersten wieder einen alten Bekannten. Der Franz Steichele, der auch in Füssen gelaufen ist, will den Marathon unter die Füße nehmen. Und vor der Halle wartet bereits der Johann Griebel, ein Vereinskollege, auf seinen Einsatz beim Halbmarathon.

 

Unsere Startunterlagen bekomme ich zügig von den freundlichen Helfern überreicht. Neben einem dicken Programmheft, Stoffbeutel und Schwamm erhalten die Läufer wahlweise ein Käppi oder ein T-Shirt. Für ein funktionelles Shirt müssen ein paar Euro draufgelegt werden. Ja, und der Gutschein für die Nudeln hängt an der Startnummer und der kann auch noch nach dem Rennen genutzt werden. Wir sitzen noch ein Weilchen vor der Halle in der bereits angenehmen Sonnenwärme und besteigen dann den Bus, der uns in wenigen Minuten zum Start bringt.

 

Dort am Hauptdamm des Großen Brombachsees gesellt sich der Klaus Duwe zu uns. Ja, der Klaus vollendet auch seinen Doppeldecker, nur dass er am gestrigen Tag beim Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock unterwegs war. Dort waren für ihn wohl ein paar Höhenmeter mehr zu erklimmen als für mich am Bodensee.

 

Wir schauen uns noch ein wenig um, dabei entdecke ich den Manne Luginger, Ihr wisst schon, der Polizist mit dem Riesenschnurrbart. Wir können auch hier noch einen Schluck Wasser oder Iso trinken. Moderator Peter Maisenbacher gibt noch letzte Tipps. Unterm Starttransparent liegen die roten Zeitmatten von mika-timing, so dass wir heute eine Nettozeit bekommen werden.

 

Und dann werden wir zum Start um 09.30 Uhr aufgerufen. Die Spalter Hopfenkönigin, vielleicht kriegen wir wieder ein Hopfenprodukt am Ziel, hält ein Schild hoch. Noch eine Minute. Diese Zeiteinheit ist schnell vergangen und, ich glaube, der Schirmherr schießt uns auf die Strecke.

 

Nach dem Knall führt uns die Strecke nach Norden auf dem Damm des Großen Brombachsees an der Arche vorbei in Richtung Allmannsdorf. Noch auf dem Damm sehe ich nach fünf Minuten Kilometerschilder in verschiedenen Farben. Jeder Sportler, ob Halbmarathoni, NordicWalker oder wir, weiß beim Anblick dieser Schilder seinen Tageskilometerstand. Am Ende des Dammes biegen wir nach links und sofort haben wir bereits wieder mehr Schatten als Sonne.

 

Der Franz drückt gut aufs Gaspedal, ich habe etwas Mühe, wegen meiner  Fotostopps an ihm dran zu bleiben. An der ersten Verpflegung greife ich mir bereits einen Becher Wasser. Ja, mit der Verpflegung kann man nicht meckern, denn neben Aqua erhalten wir auch Iso, Bananen, Riegel, mitunter auch Cola. Und diese Stellen sind im Schnitt alle 2,5 Kilometer postiert. Verdursten braucht heute also keiner.

 

Wenn wir jetzt nach links schauen, dann sehen wir das Herzstück des Fränkischen Seenlandes, denn der Große Brombachsee ist der größte der Seen in dieser Gegend mit bis fünf Kilometer Länge und bis zwei Kilometer Breite. Der Abfluss hier ist nicht ein Stöpsel wie in einem Spülbecken, sondern der Brombach, der später in die Schwäbische Rezat mündet.

 

Bei Kilometer fünf rennen wir am Yachthafen Enderndorf vorbei und biegen nach der Überquerung der Staumauer zum Igelsbachsee nach rechts ab. Dieses Gewässer ist eine der beiden Vorsperren des Großen Brombachsees und ist nur gut zwei Kilometer lang. Wir sammeln hier einige Kilometer bei der Umrundung. Ja und eine lustige Episode habe ich auch erlebt, obwohl ich doch ein wenig erschrocken bin. Ein Eichhörnchen springt von einem rund 10 Meter hohen Baum herunter und verfehlt einen Läufer vor mir sprichwörtlich nur um Haaresbreite.

 

Ja, und der Franz bleibt jetzt hinter mir, nachdem ich ihm geraten habe, etwas das Tempo herauszunehmen. Fünfzig Minuten für die ersten zehn Kilometer, das ist für ihn etwas zu schnell.

 

Nach der Umrundung der Igelstalvorsperre laufen wir nach einem kurzen Wegstück auf den Hauptdamm zwischen Großen und Kleinen Brombachsee. Und da herrscht gute Stimmung mit Musik und vielen Zuschauern. Eine Verpflegung wartet hier ebenfalls. Und da die Dammlänge etwas mehr als ein Kilometer beträgt, herrscht durch die Chipkontrolle und durch einen Fotopoint Abwechslung für uns. Beim Überqueren des Dammes überholt mich der erste des Halbmarathons. „Zieh des Ding durch“, rufe ich den Führenden zu und der lacht. Am Ende des Dammes ist abermals eine Streckentrennung, wo wir rechts abbiegen.

 

Für die Marathonis beginnt hier die erste von zweien Runden um den Kleinen Brombachsee. Der ist die zweite der Vorsperren zum großen Bruder. Zu Beginn dieser knapp neun Kilometer langen Umrundung laufen wir wieder größtenteils im Schatten. Linkerhand erspechte ich dann innerhalb einer Bundeswehreinrichtung ein paar Wildschweine am Zaun. Später findet sich dann ein Campingplatz und linkerhand sind schon ein paar Badegäste zu sehen. Recht warm scheint das Wasser aber nicht zu sein, denn keiner ist beim Baden.

 

Bei Kilometer 21 schaue ich auf die Uhr und errechne eine Stunde und 45 Minuten für die Hälfte. Naja, während es auf den ersten Kilometern etwas zäh in meinem Fahrwerk zuging, läuft es jetzt doch rund. Die erste der zwei Runden geht sehr schnell zu Ende. Beim zweiten Überqueren des Hauptdammes überhole ich den ersten NordicWalker. Ich spreche ihn an und fotografiere ihn dann später. Auf in die zweite Runde um den Kleinen Brombachsee.

 

Die vorher gesehenen Graukittel sind immer noch am Zaun. Ich schere kurz von der Strecke aus und banne einen kleinen Frischling auf den Chip. Zwei Meter entfernt befindet sich die Muttersau und außerhalb ein kleiner Mann, vielleicht eineinhalb Jahre alt. Der ist aber recht gschamig und will trotz Zureden des Vaters überhaupt nicht in die Linse schauen. Nun, die Sau ist doch interessanter.

 

Ein paar Kilometer weiter sehe ich dann den Besenwagen in Gestalt eines Radfahrers, der die letzte Läuferin vor sich her treibt. So schlimm ist’s doch nicht, denn die Frau läuft gleichmäßig und wird das Ziel sicher erreichen. Die zweite Runde geht schnell zu Ende und ich überquere den Hauptdamm zum dritten Mal.

 

Sodala und jetzt folgt der Rückweg, die letzten acht, neun Kilometer. Ich beschließe wieder im Tempo anzuziehen und kann immer wieder Marathonis überholen. Nach ein wenig Wegstrecke laufe ich auf das große Feld der Walker auf und muss immer wieder bei meinen Überholvorgängen in die Außenkurve ausweichen. Am Südufer kommt dann eine leichte Steigung, wo ich mich hochkämpfe. Dafür ist das folgende Gefälle wohl 500 Meter lang. Ich lasse es rollen.

 

An Ramsberg vorbei führt unser Weg zum Strandhaus West. Hier hat die MS Brombachsee, der neue Fahrgast-Trimaran, angelegt. Eine entsprechende Schlange wartet auf das Zusteigen. Vorletzte Getränkestelle bei Kilometer 38, ich verlange Bier und werde auf Red Bull verwiesen. Das mag ich überhaupt nicht und denke, wie einst der Engel Aloisius über das angebotene Manna: „Den kinnt’s selber saufa.“

 

Nach einem weiteren Wegstück endet unsere Seenumrundung. Ein Helfer weist uns den Weg nach rechts und bergan. Mit Gas versuche ich die kurze Steigung zu bewältigen. Ein Läufer kommt mir entgegen und sagt: „Kämpfe. Die Steigung tut nicht weh.“ Na, dann schieb halt an.

 

Auf dem folgenden Gefälle sind immer mehr Walker zu überholen, die zum Teil die ganze Wegbreite beanspruchen. „Rechts gehen, links überholen. Danke, “ lasse ich von mir. An einer kleinen Steigung mit der letzten Steigung erhalte ich den wertvollen Hinweis: „Der Mann mit der Mütze hat’s Bier.“ Ein Schluck und weiter.

 

Wir laufen nun an der Brombachseehalle vorbei und im Schuss geht es nach Pleinfeld hinein. Da wartet der Werner Gesche, nach seinem Halbmarathon nun als Fotograf, an der Seite und spornt mich nochmals an. Sehr viele Zuschauer stehen links und rechts der Straße.

 

Dann laufe ich durch das Spalter Tor und werde dann namentlich von Peter Maisenbacher angekündigt. Der Peter weist auch in seiner kundigen Ansprache nochmals auf das Laufportal marathon4you hin. Ja, und beim Durchlaufen des Zieles auf dem Marktplatz sehe ich eine 3.29 Stunden. Ich erhalte eine Medaille umgehängt. Und da plärrt schon eine bekannte Stimme. Es ist meine Arbeitskollegin Gertrude, die mich mit einer Bottle Bier anlockt.

 

Aufgrund des Magenunterdruckes dauert’s wohl keine zehn Minuten, dann ist die Flasche leer. Ein paar Meter weiter finden wir an der Nepomukbrücke den Läuferbereich, wo wir allerhand finden: Äpfel, Bananen, Iso, Wasser, alkoholfreies Weißbier (lecker) und Red Bull (pfui deifi). Die angebotene Massage tut meinen geschundenen Gliedern gut. Diese Zeit hat aber auch ein Weps für eine Trinkorgie in meinem Weizen genutzt. Ja, und ein Bus steht zur Brombachseehalle auch schon bereit. Dort können wir uns ausgiebig duschen. Nur bei der Nudelausgabe hat sich eine Schlange gebildet. Aber nach rund zehn Minuten Wartezeit haben wir unser schmackhaftes Nudelgericht auf dem Teller.

 

Was gibt es noch Erwähnenswertes: In der Addition hat die Marathonstrecke wohl etwas mehr als 100 Höhenmeter, die allerdings gut zu überwinden sind. Die letzte Steigung ist nur auf kurzer Weglänge knackig. Als Sollzeit ist für den Halbmarathon fünf Stunden, für den Marathon 5,5 Stunden veranschlagt. Ja, und mit meiner Zeit von 3.29.03 Stunden finde ich mich auf dem 44. Gasamtrang und dem neunten Klassenplatz der M45.

 

Das Lauferlebnis ist sehr preisgünstig: Der Marathon kostet 23 EUR bei entsprechenden Voranmeldung. Der Halbe und der Walk beginnt bei 18 EUR.

 

Teilnehmer:

Halbmarathon 1150, Marathon 310, NordicWalking 237, Schüler 282 Finisher, macht zusammen 1979 Sportler im Ziel.

 

Streckenbeschreibung:

Runde um den Großen Brombachsee und Igelsbachsee, zwei Runden um den Kleinen Brombachsee. Zieleinlauf in Pleinfeld.

 

Wettbewerbe:

Marathon, Halbmarathon, NordicWalking über 18 Kilometer, Bewerbe für den Nachwuchs am Samstag.

 

Zeitnahme:

Championchip.

 

Auszeichnung:

Urkunde Online. Für alle Medaillen. T-Shirt oder Käppi. Pokale.

 

Drumherum:

Duschen in Brombachseehalle. Umfangreiche Parkmöglichkeiten innerhalb kurzer Entfernung. Massagen im Zielbereich. Shuttleservice zum Start und zur Brombachseehalle zurück. Kostenlose Gepäckaufbewahrung. Transport der Taschen vom Start zum Ziel. Jeder Kilometer angezeigt. Auf der Startnummer steht der Vorname.

 

Verpflegung:

19 Verpflegungsstellen mit Wasser, Iso, Bananen, Cola, Riegel. Am Ziel alkoholfreies Weizen und Red Bull.

 

Zuschauer:

Viele Zuschauer im Zielbereich. Auf der Strecke weniger Zuschauer, hauptsächlich Spaziergänger, Radfahrer und Urlauber.

 

Fazit:

Eine schöne Veranstaltung mit gutem Preis-Leistungsverhältnis. Schade, dass ich diesen Laufevent in meiner Heimat nicht schon eher entdeckt habe.

 

Informationen: Seenlandmarathon
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