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Laufberichte

Frühling in Marburg

03.03.12

Vor drei Wochen mussten wir noch in Bertlich bei minus 6 Grad mit dicker Winterausrüstung laufen und hatten wenig Hoffnung auf einen baldigen Frühlingsbeginn. Aber dann drehte sich der Wind und jetzt kann man den Frühling schon überall ahnen.

Klar, dass man da automatisch wieder aktiver werden will und mal einen Blick in den Laufkalender wirft. Da finde ich sofort den Lahntallauf in Marburg. Ja, Marburg ist prima! Hier richtet der Ultraclub doch zweimal im Jahr eine tolle Marathonveranstaltung aus. Neben dem legendären Nachtmarathon gibt es auch im Frühjahr den Lahntallauf und der findet in diesem Jahr schon zum zwanzigsten Mal statt. Früher hieß dieser Lauf mal „Rund um die Steinmühle“, da sich Start und Ziel auf dem Gelände des Schullandheims Steinmühle befanden. Dreimal war ich schon im Frühjahr dabei und bin jetzt schon auf die neue Organisation gespannt.

Für die Logistik steht nun das Georg-Gassmann-Stadion zur Verfügung. Hier war doch schon 2002 beim Nachtmarathon der Zieleinlauf und ich erzielte damals meinen ersten Altersklassensieg. Von daher verbinde ich sofort angenehme Erinnerungen an das Stadion.

Ein Start in Marburg bedeutet für mich eine Autofahrt über 250 Kilometer. Da muss ich früh aufstehen, denn auch am Samstagmorgen benötige ich zweieinhalb Stunden hierfür. Wie schön, dass meine liebe Inge und ihre Freundin Christiane mich auch zur frühen Stunde begleiten wollen. Meine Vereinsfreundin Lara will auch heute einen Marathon laufen und komplettiert noch die Besatzung. Da wird Joe wieder neidisch werden, wenn ich gleich mit drei Frauen auftauche.

Zügig kommen wir voran und erreichen um 8:30 das Gassmann-Stadion. Hier werden Anmeldung, Startnummernausgabe, Umkleiden, Duschen, Bewirtung und Siegerehrung stattfinden. Da habe ich ja noch Zeit genug meine Beine wieder zu lockern und die Startunterlagen abzuholen. Für 22 Euro ist man bei rechtzeitiger Anmeldung auf der Marathonstrecke dabei.

Beim Lahntallauf kann man zwischen der 50 Kilometer-, Marathon-, Halbmarathon-  und 10 Kilometerstrecke wählen. 378 Läufer haben sich vorgemeldet und der Marathon hat mit 47 Läufern das kleinste Teilnehmerfeld. Doch gibt es dann heute noch zahlreiche Nachmeldungen und am Ende sind es dann 566 Teilnehmer darunter 58 Marathonläufer. 

Ich sehe schon einige bekannte Gesichter. Laras Freundin Ulrike ist bereits da und will heute auch den Marathon laufen. Na,  was haben die Beiden denn in diesem Jahr noch alles vor? Auch auf bohrende Fragen gibt es nur ausweichende Antworten. Frauen können auch schweigen ...

Joe wird auch mit großem Hallo begrüßt. Bei seinen vielen Starts kommt er gar nicht mehr zum Rasieren. Das steht ihm aber gut. Wie sollen sich sonst auch die Eiszapfen in seinem Gesicht halten? Nun für Eiszapfen wird es heute keine Gelegenheit geben, denn wie schon erwähnt ist jetzt Frühling angesagt. Die 15 Grad-Marke wurde schon an den Vortagen erreicht, leider macht sich aber heute die Sonne rar. Am Start zeigt das Thermometer dann 7 Grad, trotzdem kann ich mal wieder mit leichter Garderobe starten.

Schon bald müssen wir aufbrechen denn vom Gassmann-Stadion führt noch ein 500 Meter langer Weg zum Lahnufer, wo heute der Startbogen aufgebaut wurde. Die Zeitnahme erfolgt hier elektronisch unter Verwendung eines Chips, der in der Startnummer integriert ist. Gestartet werden alle Strecken gleichzeitig um 10 Uhr, so dass sich ein imposantes Feld einfindet. 

Pünktlich erfolgt dann der Startschuss und mir fällt sofort auf, dass wir die Runde heute mal von der anderen Richtung kennenlernen werden. Dadurch geht es sofort über den Lahnradwanderweg, der hier auch breit genug ist, um das ganze Teilnehmerfeld aufzunehmen. Die 10-Kilometerrunde  ist amtlich vermessen und somit bestenlistenfähig. Sie ist flach, fast vollständig asphaltiert und mit drei Verpflegungsstellen optimal eingerichtet.

Jetzt haben wir das Marburger Schloss im Rücken und laufen Richtung Cappel. Nach 2,5 Kilometer gibt es die erste Verpflegungsstelle und dann laufen wir auf dem bekannten Planetenlehrpfad.  Anschließend geht es dann unter der Schnellstraße zuerst wieder Richtung Marburg, bevor man im weiten Bogen nach Cappel läuft. In der Nähe der Steinmühle führt die Strecke dann wieder an den Lärmschutzwänden der Schnellstraße vorbei, dann geht es unter der Schnellstraße hindurch wieder nach Gisselberg. Die alte Pendelstrecke konnte also bei der neuen Streckenführung entfallen. Die große Fangruppe, die hier in Gisselberg beim Nachtmarathon immer Stimmung macht, ist wohl noch im Winterurlaub.

Die Verpflegungsstelle ist aber besten besetzt und hier wird die Verpflegung auf Wunsch auch angereicht. Nach einer Kurve geht es nun an der Autostraße wieder auf einem Radweg zurück nach Marburg.

Die 10 Kilometerläufer spurten ins Ziel und haben bereits fertig. Die übrigen Läufer können sich hier verpflegen und anschließend die zweite Runde beginnen. Hier sind natürlich einige Zuschauer versammelt und machen entsprechend Stimmung. Inge und Christiane sind auch dabei und können hier wieder bequem Fotos vom gesamten Feld machen.

Ich wollte eigentlich mit Lara und Ulrike zusammen laufen, aber irgendwie habe ich sie schon im Startgewühl verloren. Nun dann muss ich mich eben alleine unterhalten. Inzwischen hat sich das Feld sortiert und ich kann nun besser auf das Umfeld achten. An der Lahnwiese kann man das Läuferfeld weit einsehen und der schwache Wind kommt als Rückenwind. Jetzt habe ich mich eingerollt und die Kilometer schwinden zügig dahin.

An den Verpflegungsstellen gibt es neben Wasser, Tee und Iso auch noch Cola, Kekse und Bananen. Da profitieren wir von den Ultraläufern, welche ja eine etwas großzügigere Verpflegung benötigen. An den immer schneller werdende Halbmarathonläufer erkenne ich, dass deren Ziel nicht mehr weit sein kann. Sie müssen aber am Ende der Runde noch eine Ausgleichsstrecke laufen um auf die Halbmarathondistanz zu kommen.

Unter dem Startbogen werde ich von Antje Krause am Mirkofon begrüßt. Ich verpflege mich wieder und winke meinen Fans zu. Nun geht es bereits in die dritte Runde und das Feld wird  überschaubarer, denn jetzt sind wir nur noch mit den Ultras unterwegs. Die Kilometer sind alle deutlich ausgewiesen und die Strecke ist immer eindeutig markiert. Die Halbmarathonmarke passiere ich bei 2:02.  Na, da bin ja flott unterwegs. Neben den asphaltierten Abschnitten sind auch Passagen mit Split und Verbundpflaster dabei, aber die Strecke ist wirklich gut zu belaufen.

Wenn es auf die 30 km Marke zugeht, muss man schon mit seinen Kräften haushalten und die Verpflegungsstellen nutzen. Wieder geht es unter der Schnellstraße Richtung Cappel. Ich kann noch einige Läufer überholen. Meistens handelt es sich um 50 km Läufer, welche jetzt lieber das Tempo reduzieren, denn sie haben erst knapp die Hälfte geschafft. Bei Kilometer 34 legt sich eine Hand auf meine Schulter. Es ist Joe, der mich eingeholt hat und zum Fototermin bittet.

Auf dem Radweg Richtung Marburg stört etwas der Autoverkehr, doch bald werden wir wieder von der Straße weg an das Ufer der Lahn geführt. Inge und Christiane harren immer noch treu am Rundenende aus, und wünschen noch viel Glück für die letzte Runde. Wir sind froh, dass wir uns für die Marathonstrecke entschieden haben und nun nur noch 12 Kilometer bewältigen müssen. Früher konnte man sich hier sogar noch während des Rennens für die kürzere Distanz entscheiden, davon ist man nun wohl auch abgegangen. Bei schlechten Witterungsverhältnissen war das schon für manchen Teilnehmer eine verführerische Alternative.

Noch einmal geht es nun für mich auf die inzwischen wohlbekannte Runde. Heiko hat seine Frau am Mikrophon abgelöst und begrüßt mich als Stammläufer. Nun ja, es ist bereits mein 9 Start in Marburg.

Auf dem breiten Radweg überholen uns jetzt nur noch Radfahrer. Ich genieße die angenehme Temperatur und kann schon an den Lahnwiesen die ersten Frühlingsboten entdecken. Die Landwirte nutzen allerdings auch das Wetter und bringen schon mal Mist und Gülle auf die Felder und Wiesen. Aber auch das gehört ja zum Frühjahr dazu.

An den Verpflegungsstellen halte ich jetzt kurz an und halte nach Keksen und Cola Ausschau. So gestärkt machen auch die restlichen Kilometer keine ernsthaften Probleme. Schon bald kann ich von Brücke den Zielbogen erkennen, aber diesmal muss ich noch auf die  Ausgleichsstrecke. Diese zieht sich nochmals ganz schön hin und ich erkenne schon das Universitätsstadion. Ulrike hat noch einen Zwischenspurt gemacht und mich eingeholt. Zusammen laufen wir noch einen Kilometer an den Schallschutzwänden der Schnellstraße vorbei und die vor uns liegenden Läufer kommen uns hier entgegen. Am Wendepunkt werden die Startnummern notiert, damit alles seine Richtigkeit hat. Dann können wir wieder zurück laufen. Dabei können wir mal unsere Verfolger beobachten. Schon bald kommt uns auch Lara entgegen. Sie musste dem nächtlichen Notdienst zuvor noch ein wenig Tribut zollen. Der Rückweg kommt uns kürzer vor, aber das liegt wohl an dem näher rückenden Ziel.

Ulrike will unter 4:10 bleiben und setzt noch zum Endspurt an. Das spare ich mir und habe es dann auch nach 4:10:06 geschafft, damit belege ich heute Platz 1 in der Altersklasse. Inge und Christiane haben den Zieleinlauf fotografisch festgehalten und gratulieren uns zum erfolgreichen Finish. Lara ist eine Minute später auch glücklich im Ziel. Zusammen mit Ulrike bedeutet das heute Platz 2 und 3 in der Altersklasse und auch in der Gesamtwertung sind sie damit bei den Frauen ganz vorne dabei.

Nachdem wir uns noch hier ein wenig versorgt haben, gehen wir zum Stadion zurück und erzählen von den Erlebnissen auf der Strecke. Die Duschen im Stadion sind eindeutig besser als an der Steinmühle. Hier treffe ich auch Jochen der zufrieden ist, dass er heute die Scharte vom letztjährigen Nachtmarathon auswetzen konnte.

Schon bald findet die Siegerehrung statt und für die Gesamtsieger gibt es Pokale und auch die ersten drei in den Altersklassen erhalten eine Medaille und einen Sachpreis. Die schön gestalteten Urkunden kann man auch aus dem Internet ausdrucken. Auf der Marathonstrecke siegte heute Alex Orlob vom TC 31 Kassel in 2:59:36 bei den Männern und Celia Kuch vom TSG Weinheim in 3:06:33 bei den Frauen.

Wir nutzen natürlich noch die Gelegenheit zu einem Besuch der schönen Altstadt und können im Cafe sogar schon im Freien sitzen. Zufrieden fahren wir wieder nach Hause und wollen zum Nachtmarathon am 29.06. gerne wiederkommen.


Fazit: Auch mit der neuen Strecke ist Marburg prima und auch eine weite Anfahrt wert. Mit den flachen, weitgehend asphaltierten 10 Kilometerrunden sind die Bedingungen für einen frühen Testlauf optimal. Durch die verschiedenen Streckenangebote ist für jeden Trainingsstand etwas im Angebot.

 

Informationen: Lahntallauf
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