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Laufberichte

„Auf den Karwendelmarsch, marsch“

25.08.12


Die Milch macht´s


Wir selbst ernannten Individualisten treffen hier auf "müde“ Menschenmassen und ihre „müden“ Vergnügungen wie: mit dem Auto ins Naturschutzgebiet fahren, dort den Bauch voll hauen, kurz in die Runde schauen, über uns Läufer den Kopf schütteln und dabei über ihre eigenen Zipperlein jammern. Am Ende des Tages werden sie noch vor uns unten am Achensee sein und  erneut über uns den Kopf schütteln. Sie sitzen dann bei einem kühlen Bier und erleichtert werden sie feststellen, wie anstrengend doch der Tag war und wie müde die frische Luft in der Natur macht.

Hier in der Eng gibt es nicht nur die neuen Anbauten, sondern tatsächlich schon seit Jahrhunderten bäuerliche Bewirtschaftung. Jetzt im strömenden Regen sitzt niemand auf der Sonnenterasse und lässt sich die frische Almmilch schmecken. In der Saison werden hier bis zu 550.000 Liter Milch verarbeitet. Kein Wunder, denn hier ist die größte Melkalm des Landes, Butter und der Käse werden vor Ort verarbeitet. Beim Weiterlaufen bekommen wir endlich den ersten Adler zu sehen. Er ist aus Plexiglas und nass vom Regen.


Bisher gelaufen: ca. 35 KM
Noch zu laufen: ca. 17 KM

 

Nun geht es über einem breiten Fahrweg nach oben in Richtung Binsalm. Wo noch vor ein paar Wochen prächtig die Alpenrosen leuchteten, verwandelt der andauernde starke Regen die Staubpiste zwischen den abgeblühten Alpenrosenfeldern zum Schlammpfad. Die hellbraune Erde klebt in dicken Klumpen an meiner rotgelben Sohle.

Wie kommst du denn zu so einer Startnummer? Ständig werde ich auf meine Startnummer 1 angesprochen. Irgendwann antworte ich: „Ich habe das Rennen im letzten Jahr gewonnen“ - das nennt man dann wohl Jägerlatein.

 

Die Binsalm


Die Buam an dieser Verpflegungsstelle sind besonders gut gelaunt, aber das sind wir nach circa 37 Kilometern auch noch. Wir sind auf 1.502 m ü.M. Sie rufen uns hinterher: „Nur noch 350 Höhenmeter auffi!“ Von da an geht’s nur noch bergab bis ins Ziel. Die „350 Höhenmeter auffi“ haben es in sich. Sehr, sehr mühsam kriecht ein Pfad nach oben, nimmt hier eine Kurve nach links, dort eine nach rechts, schiebt sich ein elend langes Stück den Berg hoch und ist doch noch immer nicht oben angelangt.

Und als liefen wir in der Pinkelrinne Gottes, so kommt uns das Regenwasser entgegen. Strecken wie diese fordern Geduld und das Vergnügen des Bergablaufens muss man sich erst hart verdienen. Während ich selbstvergessen vor mich hin aufsteige, fotografiert Kay die Läufer.

Dabei haben wir uns irgendwie unbemerkt in die Höhe geschraubt. Die Bergwacht oben klatscht Applaus. Zur Belohnung geht es nun wieder runter.


Gramai Hochleger


Plötzlich aber, wie aus dem Nichts, vertreibt der Wind die Wolken. Die Sonne strahlt. Wir auch. Die Wärme tut gut, dem Körper und der Seele. Wir sind am Gramai Hochleger auf 1.756 m ü. M.  angelangt. Regen tropft von den zusammengefalteten Sonnenschirmen. Es ist leer auf der Sonnenterrasse. „Hoaßnocken“ ein Teig aus Mehl, Salz und Wasser war die tägliche Kost der Holzarbeiter und einfacher wie die, die wir heute an jeder der insgesamt zehn Verpflegungsstellen erhalten. Jedoch ging kein Karwendeltäler Holzarbeiter ohne seinen Schnaps in den Wald. Ich setze mich. Wer kann schon bei einer Auswahl von frischem Bauernbrot belegt mit Schinken, Käse oder Wurst, Gemüse-, Heidelbeer- und Haferflockensuppen, Keksen, Müsliriegel und Obst wiederstehen? Schade, Kay ruft, dass es weitergeht und ich muss meine gerade erst begonnene Schlemmermahlzeit schon wieder beenden. Tatsächlich ist dies unser erster Ultramarathon, bei dem unsere hochkalorischen Powerenergieprodukte im Rucksack bleiben.

 

Informationen: Karwendelmarsch
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