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Laufberichte

„Auf den Karwendelmarsch, marsch“

25.08.12


Die Jagd beginnt


Wer hat sie aufgescheucht und vor was hetzen sie davon? An einem Tag im Jahr, wenn mit dem ersten Schein der Sonne die Waldläufer durch Ahornwälder des Karwendeltals streichen, müssen sich die Wanderer in Acht nehmen.

Es sind ganz bestimmte Plätze, wo man sie immer wieder erwarten kann. Dort werden sie den morgendlichen Wald kurzzeitig besetzen. Ganz vorne sprinten elegant die Superstars, engagierte Langläufer folgen mit flottem Tempo gefolgt durch ein großes Heer von Hobbyläufern. Ebenso sind Marschierer mit Trekkingstöcken unterwegs, dass die Luft zittert vom Klackern des Metalls auf dem endlosen Band aus Schotter. Früher haftete Wandern das Rentner-Image an. Man erkannte den Bergwanderspezialisten an der Anzahl von befestigten Wandernadeln auf seinem Wanderstock. Ambitionierte Väter in Kniebundhosen zwangen ihre Sprösslinge immerhin auf zünftige Wanderungen über Stock und Stein. Lycra- oder Lederhose -  jeder trägt seine Ausgehtracht, die aktiven Läufer und Wanderer meist Finisher-Shirts. Die Tage erst habe ich ein Finisher-Shirt von der „erfolgreichen“ Besteigung des Kilimandscharos gesehen. Und während die Profis und ambitionierten Läufer um Sekunden und Siegprämien kämpfen, freuen sich die vielen Amateurläufer schon wenn sie nur das Ziel erreichen. Uns geht es gut und ich bin mir sicher, keine Schwierigkeit wird uns heute in die Knie zwingen.

Vom Gemeindehaus in Scharnitz laufen wir, geleitet vom Glockengeläut und im Schein von Straßenlaternen, einen unscheinbaren Weg in Richtung Osten hinauf. Die letzten Häuser haben wir schnell hinter uns gelassen. Wir bemerken gar nicht wie es langsam hell wird. Ich sehe eine große Holztafel „Karwendelhaus“, „Falkenhütte“. Nun bleiben wir die gesamte Strecke durchs Karwendeltal auf diesem Weg. Vom Nebel vergrößert ziehen die vielen bunten Farbtupfer hinaus. Im Wald schnauft, trappelt und knackt es. Wind rauscht in den Bäumen. Leicht ansteigend machen wir so die ersten 206 Höhenmeter bis zum ersten Verpflegungspunkt an der Larchetalm (1173 m ü. M.).

Wie die Jäger in früheren Zeiten, so erhalten wir hier auch unseren Lohn in Naturalien. Außer diesem Jägerrecht erhielten die Jäger je nach den Umständen und Verhältnissen pro Jahr mehrere Stücke Wild als Deputat. So bekamen in Tirol die Hilfsjäger jährlich zwei Gamsböcke, die sogenannten „Hosengams“, weil sie sich aus der Decke die kurzledernen Hosen machen ließen. „Träume leben“ so simpel lautet die Botschaft eines Wander- und Trekking-Ausrüsters in dem wir heute unsere Hosen kaufen können und in dem ich schon so manchen EURO gelassen habe. Ein laminiertes Schild informiert uns über das Soll und Haben unseres Laufes. 


Bisher gelaufen: ca. 9,1 KM
Noch zu laufen: ca. 42,9 KM

 

Die Via Alpina (E4), führt durch das Karwendeltal. Über eine Forststraße führt die Strecke in gemütlichen Windungen immer am rauschenden Karwendelbach entlang. Hinter uns laufen drei junge Burschen. Ich versuche krampfhaft die Sprache zu erkennen in der sie sich unterhalten. Als sie uns überholen, lese ich auf ihren Shirts irgendwas von Tirol. Wir laufen, manchmal auch gehend, bis zur Jagdhütte „Angeralm“.

Von hier könnte man bereits das Karwendelhaus hoch droben erkennen. Heute liegt es noch versteckt im Nebel. Erwartungsgemäß wird der Weg hier steiler. Der Regen ist jetzt wieder so stark, dass er unsere klitschnassen Klamotten wie eine zweite Haut anklebt. Selbst mit der Unterwasserkamera werden die Fotos an diesen Stellen unscharf. Karlheinz Kobus schwärmt mir von seinem diesjährigen Lauferlebnis in Island vor und so staune ich nicht schlecht, als wir bereits auf 1.771 m ü. M. am Karwendelhaus angelangt sind.  Sie ist die Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins. Am Wochenende, wenn hier auch noch die Bergsteiger kommen, ist es dort  richtig voll. Die höchste Erhebung, die Birkkarspitze (2749 m) im Karwendelgebiet, versteckt sich, wie in fast jedem Jahr, im Nebel. Fast könnte man meinen, der Berg wäre nur eine Sage. Von dieser Hütte aus starten zahlreiche Touren und Gipfelbesteigungen.

 

Informationen: Karwendelmarsch
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