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Laufberichte

„Gut Runst“

21.05.06
Autor: Klaus Duwe

Das Kult-Rennen durch den Thüringer Wald

 

 „Gut Runst“  - so heißt seit über 100 Jahren der Rennsteig-Gruß, was soviel bedeutet wie „Gute Rennsteigfahrt.“ Die Bezeichnung „Rennsteig“ ist aber noch viel älter. Denn schon 1330 ist urkundlich vom „Rynnestig“ die Rede, was von „rinnen“, sich schnell bewegen, und „Stig“ oder „Steig“ für Pfad kommt. Dabei handelt es sich aber ursprünglich nicht um einen speziellen Namen für den 168 Kilometer langen Kammweg durch den Thüringer Wald, sondern um einen Gattungsbegriff für schnelle Verbindungswege.

 

Jetzt muss noch geklärt werden,  wer GuthsMut ist: Johann Christoph Friedrich GuthsMut lebte von 1759 bis 1839, war Philantrop und gilt als Begründer der neuzeitlichen schulischen Leibeserziehung. Er entdeckte den Rennsteig als Stätte der “Körperbildung“ und erscheint den Thüringern damit als würdiger Namensgeber für den Rennsteiglauf.

 

Trotzdem darf ein weiterer Name nicht unerwähnt bleiben – der des ersten „Rennsteig-Renners“ Julius von Plänckner. Der fronterprobte Hauptmann war auch begeisterter Topograph und erwanderte in 5 Tagen  den Rennsteig von Blankenstein/Saale bis Hörschel/Werra. 1830 beschrieb er seine Eindrücke und gilt seither als der Begründer des Rennsteigtourismus. Nicht nur der Rennsteig, auch die Städte und Ortschaften an diesem viel begangenen Weg sind voller Geschichte und Geschichten. Das eine oder andere werdet Ihr noch erfahren.

 

Meine Anlaufstelle ist Eisenach, wo der Super-Marathon gestartet wird. Weitere Startorte sind Neuhaus (Marathon, 10, 20 und 50 km-Wanderung), Oberhof (Halbmarathon und 15 km-Wanderung) und Schnepfenthal (35 km-Wanderung). In Schmiedefeld und Neuhaus sind noch verschiedene Jugend- und Spezialläufe, unter anderem auch für behinderte Menschen.

 

Eisenach ist natürlich vor allem durch die Wartburg ein Begriff. Weniger bekannt ist da schon, dass hier die Erfolgsgeschichte von BMW als Automobilbauer beginnt. „Dixi“, bei Marathonis heute in einem ganz anderen Zusammenhang ein Begriff (ist übrigens lateinisch und heißt: ich habe gesprochen), hießen 1903 die Automobile der Fahrzeugfabrik Eisenach. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Fahrzeugsparte an die Gothaer Waggonfabrik abgegeben und  1928 übernahm der Motorrad- und Flugzeugmotorenhersteller BMW die Firma, um sich die Entwicklungskosten eines eigenen Kraftfahrzeuges zu sparen. 

 

Nach der Wende (bis dahin wurde der „Wartburg“ in Eisenach gebaut) war BMW der erste Automobilhersteller, der sich in den neuen Bundesländern engagierte. Mittlerweile ist Eisenach mit den BMW- und OPEL-Werken ein Zentrum des Automobilbaus in Deutschland.

 

Der Markt ist sehenswert. Das Stadtschloss (1742), das gerade restauriert wird, das Rathaus von 1632, die Georgenkirche von 1180, der Marktbrunnen (1549) mit dem vergoldeten Drachentöter St. Georg, Schutzpatron der Eisenacher und das prächtige Lutherhaus geben zusammen mit weiteren historischen Gebäuden eine imposante Kulisse ab. Irgendwo dazwischen ist noch ein freier Platz und dort hat man jetzt das Festzelt aufgebaut, um den Läuferinnen und Läufern die Klöße (zusammen mit einem Bier im Startgeld enthalten) zu servieren und sie so fit zu machen für den 72,7 Kilometer langen Super-Marathon morgen.

 

Keine Experimente heißt  meine Devise, und ich bleibe deshalb bei den bewährten Nudeln am Vorabend des Laufes. Da trifft es sich gut, dass im „Sophienhotel“, wo ich untergebracht bin, eine eigene Party startet mit Nudeln und Salaten vom Buffet. Das Hotel entpuppt sich als echter Glücksgriff. Erstens liegt es nur ein paar Minuten vom Marktplatz entfernt, und zweitens gibt es morgen ab 4.00 Uhr Frühstück. Das ist schon erwähnenswert, denn Bekannte von mir erzählen mir gerade, dass man in ihrem Hotel statt eines Frühstücks Lunchpakete ausgibt.

 

Der Renntag beginnt für mich dann auch optimal. Kaum eine Wolke ist am Himmel zu sehen. Der Frühstücksraum ist mit Ausnahme einzelner Begleitpersonen komplett mit Läuferinnen und Läufern besetzt. Frische Brötchen, leckerer Kuchen, Obst und Müsli stehen zur Auswahl. Für die, die es vertragen, gibt es auch Eier mit Speck, Wurst und Käse sowieso.  Auch hier bestätigt sich mein Eindruck von gestern: ich bin der einzige Debütant. Alles andere sind bewährte und erfahrene Rennsteigläufer, die die tollsten Storys zu erzählen wissen.

 

Vom momentanen Wetter lass ich mich nicht täuschen. Die Experten sagen für die zweite Tageshälfte Regen und starke Winde vorher. Also nehme ich  ich das dreiviertel lange Beinkleid und meine Windstopper-Weste. Auf dem Marktplatz ist schon einiges los. Ich gebe meinen Kleiderbeutel ab und schau mich nach Bekannten um, die zahlreich vertreten sind. Auch 20 Minuten vor dem Start ist keine Hektik spürbar. Die den Ultras eigene Gelassenheit überträgt sich auf mich. Erst Minuten vor dem Start versammeln wir uns hinter dem Startbogen. Nach dem Rennsteiglied ist es ruhig. Ein paar Durchsagen noch und Grußworte, dann „Time to say goodbye,“ Gänsehaut und um 6.00 Uhr der Startschuss mit Applaus der Frühaufsteher und tapferen Begleiter.

 

Die Ultras traben durch die Fußgängerzone und durch das Nikolaitor, das einzige noch erhaltene Stadttor von Eisenach. Ich starte noch langsamer als sonst und bin trotzdem nicht Letzter. Keiner hier hinten hat es eilig. Gleich weiß ich auch warum. Hinter der Rechtskurve geht es aufwärts und die meisten entscheiden sich für Kraft sparendes Marschtempo. Der Weg ist voller Pfützen, denen jeder ausweichen will. Das drückt zusätzlich aufs Tempo.

 

Als rechts die große Tafel mit dem Hinweis 5 km auftaucht und ich zur Uhr schaue, bekomme ich die Quittung: 45 Minuten, fast wie in alten Zeiten als Wanderer! Was soll’s, das erste Drittel der Strecke ist sowie nach Auskunft der „Alten Rennsteig-Hasen“ das schwerste. 700 Meter Höhenunterschied weist das Diagramm bis zum Inselsberg aus. Weil es aber zwischendurch immer mal wieder  runter geht, sind die zu bewältigen Höhenmeter wesentlich mehr. Man muss für einen zeitliche Orientierung also einen längeren Streckenabschnitt nehmen. Bei km 10 nach insgesamt 1:17 Stunden sieht es dann auch schon besser aus. Zuvor, bei km 7 war die erste Getränkestelle.

 

Vor mir laufen Hand in Hand Elke Gill und Bernd Seitz, die wohl noch nie jemand, egal auf welcher Strecke, in anderen Schuhen als Sandalen gesehen hat - Ultra-Originale eben. Das Wetter ist herrlich, die Sonne scheint, es geht aber immer ein frischer Wind. Hin und wieder kommt ein Aussichtpunkt oder eine Lichtung, ansonsten sind wir abwechselnd von leuchtend grünen Laub- und dunklen Fichtenwäldern umgeben. Ich komme immer besser in Schwung und gehe nur bei den wirklichen steilen Passagen oder wenn die Wege zu steinig oder zu rutschig sind. Das Ergebnis sind dann immer so um die 8 Kilometer pro Stunde.

 

Wie schon gestern treffe ich auch heute unterwegs nur „Wiederholungstäter.“ Alle schwärmen mir von der tollen Organisation und der unübertrefflichen Verpflegung vor. Einen kleinen Vorgeschmack bekomme ich bei der Glasbachwiese (km 17,7), der ersten Verpflegungsstelle, wo es zu den schon üblichen Getränken (Iso, Tee, Wasser und Cola) jetzt Obst und den legendären Schleim gibt. Ich kann mich noch erinnern, wie mir früher meine Mutter meist mit viel Überredung, manchmal auch mit etwas Gewalt den nahrhaften Haferschleim eintrichtern musste. Auch hier im Thüringer Wald kannte man den Haferschleim als „Arme-Leute-Essen“, bis er irgendwann nicht mehr ganz so populär war. 

 

Die weit gereisten Wintersportler kamen dann besonders bei Wettkämpfen in Skandinavien wieder mit dem guten alten Haferschleim in Kontakt und sorgten zu Hause für dessen Comeback. Heute wird er mit Heidelbeeren etwas verfeinert und meine Mutter wäre stolz, würde sie sehen, wie ich die zwei Becher leere, ohne das Gesicht zu verziehen.

 

Die Stärkung kann ich gut gebrauchen, denn nach dem Dreiherrenstein (km 20,6) und einer kurzen Abwärtspassage geht es immer steiler bergauf, bis bei km 25,5 der Inselsberg  um 9.16 Uhr erreicht wird. Es ist mit 962 m einer der höchsten Berge im Thüringer Wald und wurde bereits 1650 erschlossen. Der Rennsteig bildete hier früher die Grenze zwischen Sachsen-Gotha und Hessen. Deshalb gibt es noch heute auf „beiden Seiten“ einen Berggasthof, „Stöhr“ heißt er auf der hessischen, „Stadt Gotha“ auf der gothaischen Seite.

 

Zunächst über Stufen, dann auf einem asphaltierten Weg geht es steil bergab. Bis zur Grenzwiese (km 26,8), wo einmal die Grenze zwischen Sachsen und Gotha war, verlieren wir an die 200 Höhenmeter. Das geht mächtig in die Beine und mancher schwört, er würde lieber bergauf laufen. Dafür gibt es hier von etlichen Zuschauern freundlichen Applaus und Aufmunterndes auf den Weg.

 

Die nächsten 10 Kilometer sind vielleicht die gemütlichsten, was auf dem Rennsteig heißt, dass es keine langen und keinen steilen An- und Abstiege gibt. Flach ist es damit noch lange nicht. Am Possenröder Kreuz war im Mittelalter eine Passstrasse von Franken nach Thüringen. Heute begrüßt uns hier ein Trompeter mit einem Solo.

 

Seit einiger Zeit schon teilen wir uns den Weg mit den Wanderern und Walkern, die 35 Kilometer von Schnepfenthal nach Oberhof unterwegs sind. Das meist lustige Völkchen ist eine echte Bereicherung. Die Marschformation ist nicht wie üblich 2, 3 oder 4 nebeneinander, je nach Wegbreite, sondern immer so, dass man problemlos vorbei kann, wenn man denn will. Manchmal ist es mir peinlich, wie sie zur Seite gehen, stehen bleiben und mich dann auch noch anfeuern.

 

An sie, die Wanderer, richtet sich dann wohl auch in erster Linie das sensationelle Angebot bei der Verpflegungsstelle Ebertswiese (km 37,4 – 10.42 Uhr). Was sich hier abspielt, habe ich bei einem Landschaftslauf noch nicht erlebt. Es geht zu, wie auf einem Festplatz. Zusätzlich zu Wurst, Schmalz- und Käsebrot gibt es auch noch Würstchen. Entgegen meiner Gewohnheiten nehme ich mir auch ein Schmalz- und ein Wurstbrot und laufe weiter. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen, statt Sonne sind nur noch dunkle Wolken zu sehen. Der Wind wird immer unangenehmer. Normalerweise ist die Ebertswiese ein sehr lohnendes Ausflugsziel. Es soll hier viele seltene Pflanzen geben und einen Bergsee in der Nähe. Außerdem kreuzt hier einer von nur zwei Bächen den Rennsteig.

 

Die nächste Getränkestelle ist nur gut 3 Kilometer weiter und strategisch günstig platziert, denn gleich kommt wieder ein größerer Anstieg auf fast 900 m, der bei den Neuhöfer Wiesen (km 45,4 – 11.44 Uhr) aber bereits wieder überwunden ist. Es fängt an zu regnen und gleichzeitig nimmt der Wind weiter zu.

 

Knapp 28 Kilometer sind noch zu laufen. Mir fällt ein, dass ich die Marathondistanz gar nicht zur Kenntnis genommen habe. Ich bin ganz auf 73 Kilometer und eine Laufzeit von mindestens 9 Stunden programmiert. Nicht ein Mal kommt mir der Gedanke, dass es genug sei. Auch jetzt nicht, wo es sich offensichtlich einregnet.

 

Knapp 10 Kilometer sind es bis zum Grenzadler (km 54,7), den ich nach 66 Minuten erreiche. Diese Wegkreuzung bei Oberhof hat ihren Namen von dem Grenzstein mit dem preußischen Adler. Hier ist das Wintersportzentrum des Thüringer Waldes mit dem Biathlon- und Skistadion und den Skilanglaufstrecken. Die Wanderer und Walker sind im Ziel. Normalerweise sind hier viele Zuschauer, lasse ich mir erzählen. Heute sind es wenige, aber die geben, was den Läuferinnen und Läufer gefällt: Applaus und Komplimente.

 

Ich hätte das Schmalzbrot nicht essen sollen. Oder ist es das Wurstbrot? Jedenfalls habe ich Bauchschmerzen. Ich trinke ab sofort nur noch warmen Tee, den es zum Glück an jeder Getränke- und Verpflegungsstelle gibt.

 

Ich könnte hier auch aussteigen. Wenn die Angaben der Veranstalter stimmen (wer will daran zweifeln), sind heute früh 1.646 Läuferinnen und Läufer auf die Strecke. 1.557 Finisher weisen die Ergebnislisten aus. Die Differenz von 89 sind dann die, die aufgegeben haben. Das sind sehr wenige, wenn man die Witterungsbedingungen bedenkt, die jetzt immer schlechter werden. Der Regen und der Wind werden immer stärker und die Temperaturen erreichen noch höchstens 6 Grad. Die Wege sind matschig und an manchen steinigen und von Wurzeln durchzogenen Stellen sehr rutschig.

 

Günter hat beide Hände verbunden, das Blut sickert durch den Verband. Ich sage noch scherzhaft: „Hast Glück gehabt, dass es die Hände und nicht die Beine erwischt hat.“ Da meint der Arme, dass ihm auch der Brustkorb schmerze, vielleicht habe eine Rippe etwas abgekriegt. „Aber gehen geht noch,“ fügt er hinzu. Rennsteigläufer sind zäh.

  

Nach dem Rondell kommt die Suhler Auspanne (km 60,2). Als Auspanne bezeichnete  man früher Rastplätze mit Unterkünften an Handelsstraßen, bei denen man auch die Pferde unterstellen und versorgen konnte. Der heute noch gebräuchliche Begriff „auspannen“ im Sinne von „sich erholen“ ist davon abgeleitet.

 

Knapp unter dem Großen Beerberg erreiche ich um 13.50 Uhr den höchsten Punkt der Strecke (974 m – ca km 62) auf matschigem Weg und völlig durchnässt. Mir tun die Optimisten leid, die heute früh ohne Regen- und Windschutz auf die Strecke sind. Ich sehe einen Läufer mit blutendem Ellenbogen. Er ist gestürzt, weil der die Füße nicht mehr richtig hoch kriegt und ohne Brille kaum was sieht. Mit Brille sieht er heute durch den Regen und das dauernde Beschlagen auch nicht mehr. So kam es zu dem Sturz, erzählt er mir. Ich kenne das und habe deshalb meine Mütze tief ins Gesicht bezogen, um so meine Augengläser einigermaßen vor dem Regen zu schützen. Bis jetzt komme ich zurecht.

 

Mit 982 m ist der Gr0ße Beerberg der höchste Berg Thüringens. Unterhalb des Gipfels befindet sich Plänckners Aussicht, eine steinerne Sitzbank, die der Rennsteigverein 1898 zu Ehren des schon erwähnten ersten Rennsteig-Renners errichtet hat.

 

„Bei solchem Wetter werden Helden geboren,“ sagt einer. Noch 10 Kilometer und ich bin Finisher, das reicht mir  auch. Es ist so kalt, dass ich mir beim Gasthof Schmücke (km 64) einen Moment überlege, mich drinnen etwas aufzuwärmen. Dann lass ich den Blödsinn und laufe weiter. Meine Finger sind so klamm, dass ich kaum noch den Fotoapparat bedienen kann. Ich mache noch ein Foto, packe den Apparat in eine Plastiktüte und stecke ihn weg.  Jetzt gibt es keine Fotos mehr. Ich will auch nicht riskieren, das teure Ding zu ertränken.

 

Es geht nur noch abwärts und ich bin nur noch am Laufen. Aber meine Beine sind müde geworden. Der Rennsteig fordert Tribut. Es kommen keine Kilometer zusammen, eine Stunde brauche ich auch für die letzten 8 Kilometer. Dann kommt Schmiedefeld. Knapp 2.000 Einwohner hat der Ort, der dieses Jahr 600jähriges Jubiläum feiert und zum 31. Mal Zielort des Rennsteiglaufes ist.

 

An den ersten Häusern stehen ein paar Leute und klatschen. Dann kommt die Wiese am Waldrand mit der Absperrung rechts und links, die für die Läufer eine Gasse bildet. Ein paar Unentwegte warten unter ihren Schirmen auf ihre Angehörigen.  Vor mir das Ziel. Der Sprecher, der die Läufer begrüßen soll, unterhält sich gerade mit seiner Partnerin über das Wetter. So laufe ich fast unbemerkt ins Ziel.

 

Meine Finger sind noch immer so klamm und es regnet noch wie vor - ich kann keine Fotos machen. Obwohl die Sumpfwiesen von Schmiedefeld eine lohnendes Motiv sind. Aber sicher hat jeder schon einmal Bilder von Woodstock gesehen.

 

Ich habe mich gut eingeschätzt. Ohne die Strecke zu kennen, habe ich mir 9 bis 9 ½ Stunden ausgerechnet – 9:17 Stunden sind es geworden. Ich bin glücklich. Ein Junge hängt mir die Medaille um. Ich kriege die letzte Kola und hole mir mein Finisher-Shirt ab. Das Rennsteig-Shirt werde ich  nicht nur wegen der damit verbundenen sportlichen Leistung gerne tragen. Es sieht einfach klasse aus und ist das schönste Shirt, das ich habe. Uwe Kusian, gelernter Graphik-Designer und auch Rennsteigläufer ist für das Corporate Design des Vereins zuständig und läßt sich jedes Jahr ein neues Motiv einfallen.  

 

Jetzt aber schnell in trockene Klamotten. Wo sind die Kleiderbeutel? Ich frage einen Läufer und er zeigt auf die Wiese da unten. Ok, ein paar Stufen und ich bin unten. Ist das wahr, die haben bei dem Scheiß Wetter die Kleiderbeutel auf die Wiese gepackt? Was ich befürchte trifft zu: meine Wechselklamotten sind fast so nass wie die, die ich anhabe.

 

Neben dem Festzelt hat ein Sportartikelgeschäft einen Verkaufsstand. Vielleicht werde ich ja fündig. „Tut mir leid, wir packen gerade zusammen.“ Ich erkläre meine Situation,  man schaut nach, ob man mir mit etwas Langärmligem helfen kann und bietet mir schließlich an: eine Herren-Übergröße und ein Damen-Modell.

 

Dankend mache ich mich auf die Suche nach meinem Auto, von dem meine Frau nicht mehr so genau weiß, wo sie es geparkt hat. Also Ortsbesichtigung im Regen. Eine Stunde nach meinem Zieleinlauf sitze ich dreckig und nass in der Kiste, drehe die Heizung bis zum Anschlag auf, und fahre ins Hotel. Dort gibt es dann ein heißes Bad und einen Riesen Teller Pasta. Beim abendlichen Gespräch mit der Gemahlin stellt sich auch noch raus, dass wir Hochzeitstag haben.

 

Happy birthday, oder wie sagt man? 

 

Besichtigung der Wartburg als Geschenk

 

Aus gegebenem Anlaß machen wir uns die Besichtigung der Wartburg, auf die wir von unserem Hotelzimmer aus einen herrlichen Blick haben, zum Geschenk.


Sie wurde um 1067 von Ludwig dem Springer gegründet und gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe. Der Name der Burg geht auf den Ausspruch - "Wart', Berg - du sollst mir eine Burg werden!" – zurück. Den soll der Begründer getan haben, als er den 411 hohen Berg über Eisenach erstmals sah.

 


Die Wartburg ist  wie keine andere Burg mit der deutschen Geschichte verbunden. 1221 bis 1227 lebte die später heilig gesprochene Elisabeth von Thüringen auf der Burg. 1521/22 hielt sich der Reformator Martin Luther als "Junker Jörg" hier versteckt und übersetzte während dieser Zeit das Neue Testament der Bibel ins Deutsche.

 

Johann Wolfgang von Goethe war mehrfach auf der Wartburg, zuerst im Jahr 1777. Am 18. Oktober 1817 fand hier mit dem 1. Wartburgfest das Burschenschaftstreffen der deutschen Studenten statt. Das 2. Wartburgfest wurde im Revolutionsjahr 1848 veranstaltet.


Ludwig II. von Bayern nahm unter anderem auch die Wartburg als Vorbild für Schloss Neuschwanstein. So wurde beispielsweise der Sängersaal für das Schloss des bayerischen Königs nachgebaut.


Schon im 19. Jahrhundert galt die Wartburg als nationales Denkmal und seit 1853 erfolgte der Wiederaufbau nach historischen Vorlagen.

 


Dass die Besichtigung der Burg auch heute noch jeden Tag im Jahr möglich ist, geht auf Goethe zurück, der sich wünschte, dass die Wartburg jederzeit von jedem Deutschen besucht werden könne. Nur ein paar Mal wurde diese Regel durchbrochen: In DDR-Zeiten anlässlich einer Propaganda-Veranstaltung, als Bill Clinton die Burg besichtigte und als der „Luther“-Film gedreht wurde.

 

Ich empfehle morgens zeitig dort zu sein. Vielleicht habt Ihr Glück und Guido Spank ist Euer Guide. Er erzählt die Storys, als wäre er dabei gewesen. Ab Mittag herrscht dann regelmäßig großer Andrang. Wie der Rennsteig ist halt auch die Wartburg Kult. Oder umgekehrt? Egal, hingehen lohnt sich.

 

 

Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf
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