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Laufberichte

Viel zu sehen und viel zu hören

 

Die Nordrheinwestfälische Landeshauptstadt Düsseldorf ist Wirtschaftszentrum, Modemetropole, Messestadt und Börsenplatz. Trotz Flughafen und Rheinhäfen ist Düsseldorf aber auch bekannt für seine tolle Altstadt mit Kneipen und Hausbrauereien (Stichwort: „Längste Theke der Welt“), sowie für die Shoppingmeile „Kö“, der Königsallee.

Beim Thema Sport denken die meisten zuerst an den renommierten Bundesliga Fußballverein Fortuna Düsseldorf, obwohl der Marathon in diesem Jahr bereits zum siebzehnten Mal ausgetragen wird. Wegen des professionellen Umfelds und der schnellen Strecke sind heuer die Deutsche Marathon Meisterschaften integriert. Nach 1928, 1951, 1957, 1961 und 2018 nun zum 6. Mal.

Weil man sich wohl um die Teilnehmerzahlen etwas Sorgen macht, gibt es neuerdings auch einen Halbmarathon, der mit ca. 4000 Teilnehmern im Vergleich zum Marathon ein etwa gleich starkes Feld aufweist. Zusammen mit den Staffeln sind insgesamt 20 000 Läufer auf der Strecke. Da der Halbmarathon bereits um 8Uhr15 startet, der Marathon um 9Uhr30 und die Staffeln erst um 10Uhr15 bzw. 10Uhr45, verteilt sich das Feld so, dass es für die Läufer bestimmt nicht eng sein wird, die 100 000 erwarteten Zuschauer dagegen optimal unterhalten werden. Dazu passt der angekündigte „Musikmarathon“ mit mehr als 42 Bands an der Strecke.

Die Startnummernausgabe befindet sich in der Altstadt in der denkmalgeschützten alten Kämmerei am Marktplatz. Eine kleine Marathonmesse bietet nettes Beiprogramm. Weil wir uns nicht auskennen, sind wir auf die stilisierten Veranstaltungspläne im Internet angewiesen. Der Startbereich, die Taschenabgabe und das Ziel scheinen weit auseinander zu liegen.

Wir machen uns also am Sonntag rechtzeitig auf den Weg. Die Altstadt schläft noch, während sich Trauben von Läufern zielstrebig durch die engen Gassen bewegen. Vor dem auffälligen Turm des Schifffahrtsmuseums direkt an der Rheinpromenade befinden sich die Taschenabgabe und später auch der Nachzielbereich. Am Quai hat man einen guten Überblick: links liegt etwas entfernt das Ziel und rechts die Theodor-Heuss Brücke, wo dahinter der Start erfolgen wird.

Wir haben noch viel Zeit und schlendern gemütlich Richtung Brücke. Katholisches Stadtdekanat und die Basilika St. Lambertus, das wohl älteste Bauwerk der historischen Kernstadt in niederrheinischer Backsteingotik, sind ein toller Blickfang. Auf einer Wiese ist das Lager der Staffelmannschaften eingezäunt. Noch ist es ruhig.

 

 

Wir kommen zur Theodor-Heuss-Brücke, mittels der die B7 den Rhein überquert. Sie war 1957 die erste Schrägseilbrücke Deutschlands. Hier fällt ein großer Runder Bau ins Auge. Es handelt sich um die Tonhalle, dem Düsseldorfer Konzerthaus.

Direkt am Anschluss der Tonhalle beginnt der Ehrenhof, ein Museums- und Garten Ensemble aus den 1920er Jahren. Zunächst zeigt sich das langgezogene NRW Forum mit seinen wechselnden Ausstellungen. Plötzlich werden wir vom Gegenverkehr ausgebremst. Wo kommen denn die vielen Menschen her? Ach ja, der Halbmarathon wurde gerade gestartet und die Zuschauer begeben sich jetzt Richtung Ziel.

Der Startbereich am Josef Beuys Ufer, wo die Inselstraße einbiegt, ist verwaist. Nur die laute Musik und die bekannten Startbögen kündigen den kommenden Event an. Hier beginnt der eigentliche Ehrenhof mit dem Kunstpalast. Rechts und links der Inselstraße stehen zwei offene Ecktempel jeweils mit einem großen Wandmosaik des Niederländers Jan Thorn Prikker geschmückt. In einem machen wir es uns bequem; auf der langen Steinbank sind wir windgeschützt. Wir hören die ersten Durchsagen: der Start des Halbmarathons war verzögert, weshalb auch der Marathon 15 Minuten später starten wird. Wir nehmen es gelassen.

Langsam füllt sich der Startbereich. Der Sprecher erklärt die farblich markierten Startblöcke: „Schaut mal auf Eure Startnummer, dort gibt es einen farbigen Punkt, der die Farbe des Startblocks angibt.“

 

 

Bald ist der Startbereich unter dem Ulanendenkmal, welches an das in Düsseldorf stationierte Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5. erinnert, gut gefüllt. Norbert und ich starten von hinten, hier ist entspannte Stimmung. Der Moderator fordert alle auf, die Hände nach oben zu strecken und zur Musik zu klatschen. Gerne nehmen die Läufer die Animation an. Ein hier hinten kaum zu hörender Startschuss gibt die Strecke frei. Zu klassischer Musik nähern wir uns der Startlinie und schon kommen wir ins Laufen.

Wir laufen auf der Straße den Ehrenhof entlang. Auf der linken Seite erkenne ich die Rheinterrasse, ebenfalls ein Ausstellungsgebäude. Rechts folgen das Bezirksregierungsgebäude und das Oberlandesgericht. Dann geht es am Rheinpark entlang. Diese weitläufigen Anlagen verdanken ihr Entstehen der Industrieausstellung von 1902, weil die sumpfige Golzheimer Insel ansonsten nicht so schnell trockengelegt und aufgeschüttet worden wäre. 1920 wurde er zum Volkspark, der heute unter Denkmalschutz steht.

 

 

Die Straße wurde in der Mitte abgetrennt, anscheinend ist hier ein Begegnungsstück. Die Anzeichen verdichten sich, dass auf der anderen Straßenseite demnächst die Führenden erwartet werden. An der Streckentrennung überlege ich kurz, ob ich warten soll, entscheide mich aber weiter zu laufen. Wer weiß wie lange das noch dauert.

Wir laufen eine weite Schleife um den Nordpark. Aufgrund der hohen Mauer ist von der 36,6 ha weiten Parkanlage nichts zu sehen. Er beinhaltet z.B. einen 5000 qm großen japanischen Garten, der von dem bekannten Gartenarchitekten Iwaki Ishiguro und seinem Sohn geplant und angelegt wurde. In ihrem „Garten der Besinnung" hat jede Komponente eine tiefere symbolische Bedeutung. Die Bäume - meist Kiefern und japanischer Fächerahorn - sind auf spezielle Weise beschnitten.

1987 wurde im Nordpark der Aquazoo Löbbecke Museum, ein in Deutschland einmaliges Konzept versucht: das private Naturkundemuseum Löbbecke aus dem Jahr 1904 fusioniert sowohl inhaltlich, wie auch räumlich mit dem 1876 eröffnete Zoo. Solche Ideen kommen beim Publikum gut an.

Das Düsseldorfer Messe- und Kongresszentrum CCD kommt in Sicht. Es bietet mit seinem flexiblen Raumangebot für jede Messe, jede Ausstellung und jede Tagung ein maßgeschneidertes Angebot. Vor dem monumentalen Eingangsportal des Nordparks befindet sich die erste Wasserstelle für die Läufer bei km 5. Obwohl es recht frisch ist, greife ich zum ersten Becher.

Bevor ich mich versehe sind wir wieder auf dem Begegnungsstück zurück. Die schnellen Staffeln kommen, obwohl eine halbe Stunde später gestartet, bereits entgegen. Die Läufer sehen angestrengt aus.

Bei km 7 vor dem Oberlandesgericht geht es links. Die Schaulustigen in der Kurve machen Stimmung. Wir biegen in die Klevener Straße ein,  hier stehen kleine Gruppen und feuern uns an. Durch einen Grünstreifen getrennt, erkennen wir die schnellen Marathonläufer auf dem Rückweg. Wie weit die wohl voraus sind?

Mit Benedikt und Szymon, ein gebürtiger Pole, habe ich nette Begleiter. Benedikt ist Marathonnovice mit Zielzeit 4:45. Er schlägt ein flottes Tempo an. Ich sollte es besser wissen, gehe aber trotzdem einfach mal mit. Benedikt ist letztes Jahr beim Staffelwettbewerb das Schlussstück gelaufen und zeigt sich begeistert vom Publikum, das uns bereits auf den ersten Kilometern frenetisch anfeuert. Gerade ertönt der Tote Hosen Song „Tage wie dieser“. Ich schmettere entzückt mit.

Bei km 8 verlassen wir das Begegnungsstück . Wenig später liegt einsam ein roter Backsteinbau auf freier Fläche: dies ist die ehemaligen Justizvollzugsanstalt, die 2012 ins nahegelegene Ratingen umgezogen ist; hier soll jetzt ein neues Stadtquartier entstehen.

Bei km 10 gibt es wieder Getränke. Ich verliere meine Begleiter und sehe nachher auf der Ergebnisliste, dass Benedikt in der Zeit von 4:44 das Ziel erreicht hat. Das nenne ich Punktlandung. Zweimal rechts und wir biegen nun erneut in das Begegnungstück Klevener Straße, aber dieses Mal von der anderen Seite, ein. Weithin sichtbar an einer großen Kreuzung kann man die evangelische Kreuzkirche (Achtung ein Wortspiel) nicht übersehen. Sie wurde 1910 erbaut und hat unter anderem den Speyrer Dom als Vorbild.

Nun wird es spannend: Die Staffeln haben den ersten Wechsel. Zunächst werden sie nach rechts ausgeleitet, wo die zweiten Läufer angespannt warten. Was für ein Gewusel, während wir ohne Störung daran vorbei kommen. Dann werden die Strecken wieder vereint. Die neuen Staffelläufer sprinten an uns vorbei.

Wir erreichen die Kaiserstraße, rechts befinden sich die weitläufigen Grünanlagen des Hofgartens (km 12). Er erstreckt sich von der Jacobistraße bis zur Heinrich-Heine-Allee an der Altstadt und von der Königsallee bis zur Rheinterrasse am Rheinufer.

Vor uns erkennen wir den Rundbau des Theatermuseums. Doch die Strecke dorthin ist abgesperrt und führt uns scharf rechts am Ratinger Tor vorbei, auf die Hofgartenrampe. Das Ratinger Tor hatte ich mir anders vorgestellt. Tatsächlich sieht das ehemalige Zolltor wie ein griechischer Säulentempel aus. Ein Moderator erzählt etwas über die Führenden, die entweder gerade durch sind oder noch kommen. Ich kann ihm nicht richtig folgen, da ich den Streckenverlauf im Auge behalten muss.

Es geht „bergauf“. Ich bin motiviert, außerdem gibt eine Percussionsband den Takt vor. Daher verzichte ich auf eine Gehpause. Hinter km 13 liegt die bereits erwähnte Tonhalle, die goldene Statue der Pallas Athene, Schirmherrin der Wissenschaft und der Kunst, hält Wache.

 

 

Es geht über die Oberkasseler Brücke, ebenfalls eine Schrägseilbrücke. Bekannt wurde diese Brücke, weil sie an anderer Stelle erbaut und 1976 um ganze 47 Meter versetzt wurde, um die alte Brücke zu ersetzen. Was für ein Aufwand! Neben den beiden Fahrspuren verkehrt hier in der Mitte die Straßenbahn, die die Düsseldorfer Altstadt und den Stadtteil Oberkassel über den Rhein hinweg verbindet. Auf der gegenüberliegenden Fahrspur sind richtig schnelle Läufer unterwegs. Ich genieße den schönen Ausblick auf die Skyline mit dem Fernsehturm und auf die Grünanlagen auf der anderen Seite.

In Oberkassel ist einiges los. Auf der weiten Luegallee geht es nachher wieder zurück. Die  vielen Zuschauer abwechselnd die langsamen und die schnellen Läufer anzufeuern. Bei km 15 gibt es Getränke und Bananen. Jetzt geht es in die Hansa Allee.

Die Strecke führt durch halb Oberkassel. Die Straßen sind breit mit viel Grün. Dazwischen gibt es schon wieder etwas zu trinken. Wir unterqueren die Theodor-Heuss Brücke bei km 18, Trommler und einige Zuschauer halten die Stellung; dann laufen wir den Kaiser-Friedrich-Ring entlang. Hier spielt live Musik, am VP bei km 20 gibt es Iso und Bananen, auch Gel wird angeboten.

Die Straßen sind immer noch breit und gut zu laufen. Zuschauer gibt es in kleinen und größeren Gruppen, die wirklich gute Stimmung machen. Oft werde ich mit Namen angefeuert, den kundige Zuschauer auf der Startnummer erkennen. Highlights sind für mich die Live Bands, die sehr zur Kurzweil beitragen. Bei Halbmarathondistanz gibt eine große Stoppuhr Auskunft über die aktuelle Laufzeit. Ich bin mit 2h22 brutto gut dabei.

Wir befinden uns nun bereits wieder auf der Luegallee. Gegenüber kommen hier zahlreiche Staffelläufer entgegen, die noch hinter mir sind. Rechts liegt die katholische Kirche St. Antonius. Ich bin bisher relativ flott unterwegs und warte förmlich auf den Einbruch. Eine Rhythmusgruppe spornt mich weiter an, trotzdem mache ich an der VP eine Trinkpause. Ich bin zu warm angezogen, weil wir mit Regen gerechnet hatten. Da aber zwischendurch sogar die Sonne heraus kommt, komme ich etwas ins Schwitzen.

Die kleine, aber lange Steigung auf die Oberkassler Brücke bei km 23 nutze ich dann doch zum Gehen, bei der Düsseldorfer Kunstakademie bin ich aber schon wieder am Laufen. Auf der Heinrich-Heine Allee geht es weiter. Wir passieren die Kunsthalle und das auffällig futuristische schwarze K20, ebenfalls eine renommierte Ausstellungshalle.

Die Allee macht eine Rechtskurve und führt zwischen großen Konsumtempeln im Gründerzeitstil hindurch. Der kleine Weihnachtsmarktpavillon hält neben zwei Dixi-Toiletten tapfer die Stellung. Schließlich erreichen wir die Königsallee. Vor mir ist die Hölle los, denn die Staffeln laufen geradeaus zu ihrem Wechsel, während ich, links ausgeleitet, die Kö fast für mich alleine habe. Bevor mir langweilig wird, geht es wieder auf der anderen Seite zurück. Bei km 25 gibt’s erneut eine VP.

Wir passieren die Oper und das Ratinger Tor, der  Moderator begrüßt mich standesgemäß. Straßenkehrmaschinen jeglicher Größe kommen mir entgegen, die ersten Aufräumarbeiten sind schon im Gange. Am Theatermuseum haben die Zugläufer für 4h45 zu mir aufgeschlossen. Ich bin zwar schon etwas müde, setze aber trotzdem meinen ganzen Ehrgeiz daran, nicht abreißen zu lassen. Mindestens bis km 30 will ich dranbleiben.

Am Goethe Museum ist km 26 erreicht. Hier fließt, von uns unbemerkt, die Nördliche Düssel am katholischen Pfarramt St. Rochus vorbei. Ich verfolge gespannt, wie die Pacer die einzelnen Mitglieder ihrer Gruppe motivieren. Mittlerweile scheint man sich zu kennen und hat für jeden ein aufmunterndes Wort.

Die breite Jülicherstraße steigt an bis zur FOM (Hochschulzentrum), nach der Eisenbahntrasse geht es locker bergab (km 28). Wir kommen zum Eisstadion, eine der bekanntesten Sportanlagen in Düsseldorf. Hier konnte der Düsseldorfer EG acht Deutsche Meistertitel und einen Deutschen Pokalsieg feiern. Auch Spiele der Eishockey Weltmeisterschaften haben hier schon stattgefunden. Natürlich ist das Stadion auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Sommer kann man Inline-Hockey gespielt.

Links liegt der Zoopark, wo sich zwischen 1876 und 1943 der Zoologische Garten Düsseldorfs befand, der jedoch den 2. Weltkrieg nicht überstanden hat. Der Straßenname erinnert an den bekannten Zoologen und Tierschriftsteller Alfred Brehm, der den Düsseldorfer Tierpark mitbegründet hat.

Den Brehmplatz, wo viele Zuschauer auf uns warten, erreichen wir aus verschiedenen Richtungen mehrmals, eine Band spielt den Ray Charles Klassiker „Hit the road Jack“ in einer hervorragenden Jazz Version. Ich würde gerne stehen bleiben, um es mir komplett anzuhören. Aber bei mir läuft es gerade so gut, daher laufe ich weiter und singe vor mich hin.

An der nächsten VP gibt es nun Cola - genau der richtige Moment für mich. Weiter geht’s im Takt der bunt kostümierten Trommler. Auf der anderen Seite bewundere ich die Neubauten in makellosem Weiß.

 

 

Die nächste VP hat sogar eine Diabetes Messtation. Hier bei km 33 kommt der letzte Staffelwechsel und wieder viel Stimmung. Was aber sonst noch abgeht, ist bemerkenswert.  Während die Staffelläufer erst mal ausgeleitet werden, geht an der Marathonstrecke die Post ab. Die Zuschauer stehen dicht gedrängt, um die „echten Marathonis“ anzufeuern. Das ist Gänsehaut pur.

Plötzlich befinde ich mich in einem ganz anderen Rennen. Bisher gab es zwar viele Stimmungsnester, aber immer wieder auch einige ruhigere Passagen. Nun ist es mit der Ruhe vorbei. An jeder Ecke spielt Musik, teils live, teils aus der Konserve. Wo nicht an der Strecke direkt Musik gemacht wird, sind die Fenster geöffnet und die Fans beschallen die Straße mit Rock und Pop- Musik. Nun geht es erneut durch den Hofgarten. Die Tonhallenstraße bringt uns am Franziskanerkloster und der Kirche Maria Empfängnis vorbei.

Gott sei Dank bin ich noch nicht platt und kann die prächtige Stimmung genießen. Es geht am Platz der Deutschen Einheit links in die Berliner Allee an den großartigen Wasserspielen vorbei. Fast hätte ich die kleine Statue des Berliner Bären übersehen. Noch einmal Cola gefasst an der VP. Hier leiste mir den Luxus einer Gehpause, um die tolle Stimmung noch mehr zu genießen. Die Fans an der Strecke sind gnadenlos. Keine Ahnung wie viel Kinderhände ich abklatsche.

Vor uns taucht nun, sich immer wieder hinter Häuser versteckend, der 240 m hohe Fernsehturm auf. In einer kleinen Grünanlage ist das K21, die Kunstsammlung NRW, zu sehen. Wir werden aber abgelenkt durch Zuschauer, die hier unter der Brücke mit genialer Akustik eine überdimensionale Musikanlage aufgebaut haben und das ganze Areal mit Rockmusik beschallen. Drei Jungs bieten auf einem Tischchen Getränke an. Ich greife zu.  „Glückwunsch, Du bist die erste Frau, die einen ganzen Becher Bier schafft!“

Hinter km 36 werden erneut privat Speisen und Getränke offeriert und dazu Musik gemacht. Vielen Dank! Wie schaffen die Leute das, nach Stunden immer noch die Läufer so frenetisch anzufeuern? Mittlerweile kommt der Fernsehturm, auch Rheinturm genannt, immer näher. Er wurde 1982 erbaut und hat neben seinen Antennen auch eine eindrucksvolle Aussichtsplattform mit Bar und Restaurant. In der Nacht leuchtet auf seinem Schaft die größte Digitale Uhr der Welt.

Vor einem größeren Haus haben die Bewohner ihre Mülltonnen mit großen Motivationsschildern beklebt. Fasziniert lese ich die Sprüche, und kann dabei gar nicht fassen, wie viel Mühe die Menschen sich hier machen. In der Lorettostraße scheinen alle Bewohner auf den Beinen und überbieten sich mit Anfeuern.

“Noch 5km“ heißt es auf einem riesigen Sticker, der auf den Asphalt geklebt ist. Wow! Natürlich weiß ich das selber, aber es zu lesen, motiviert noch mehr. Eine letzte Cola an der VP, der Fernsehturm ist nun zum Greifen nah.

Wir laufen quasi parallel zum Handelshafen am Zollhof entlang und kommen an den Gehry-Bauten vorbei. Das sind drei Gebäude, die zusammen wie ein Gesamtkunstwerk wirken. Die Gebäude spiegeln sich ineinander und sind zweifelsohne ein Blickfang. Rechts daneben befinden sich die Studios des WDR.

Wieder informiert uns ein großer Aufkleber auf dem Boden: „Noch 3km“. Die Haroldstraße führt im Bogen um das Düsseldorfer Polizeipräsidium herum. Dadurch gelangen wir auf ein Begegnungsstück, wo uns viele frohe aber auch erschöpfte Gesichter entgegenkommen. Diese Läufer sind fast im Ziel.

Ich habe nur noch Augen für die Strecke und die entgegenkommenden Läufer. Das Begegnungsstück endet und bei km 40 geht es wieder in die Königs Allee. Die Zuschauer rasten hier wirklich aus. Wir werden von allen Seiten beglückwünscht. Der Moderator mit Hut findet mich toll. Trommler spulen eine perfekte Choreografie ab und dulden dadurch keine Schwäche bei den Läufern. Nun habe ich das Grinsen im Gesicht und die Entgegenkommenden schielen sehnsüchtig zu mir herüber.

 

 

Lückenlos stehen jetzt Zuschauer, die zum Endspurt motivieren, die Trommler sind fast auf Tuchfühlung. Endlich können wir unter uns den Rhein erblicken. Dann die Zielgerade. Ich bin erschöpft, die Zuschauer befinden sich zunächst mehrere Meter oberhalb auf der Promenade und sind begeistert, aber leider kaum zu hören. Gut, dass ich nicht alleine bin. Km 42,  die Strecke geht plötzlich auf, das Ziel liegt vor mir. Jetzt sind auch direkt an der Strecke hinter Absperrgittern lärmende Zuschauer und das mehrreihig. Wie in einem Stadion werden wir bejubelt und beglückwünscht.  Der Sprecher kündigt mich sogar persönlich an.

Es gibt ein Zieltor für die Staffeln und ein separates für den Marathon. Ich hab es geschafft. Zwischen den Chearleadern erwarten uns Helfer mit Wasser. Hinter mir erreicht Roman, ein Läufer mit goldener Startnummer das Ziel. Er hat den Düsseldorf Marathon mindestens zum 10. Mal gefinisht. Glückwunsch.

Im Verpflegungsbereich ist alles abgesperrt, die Angehörigen können nur am Zaun auf ihre Helden warten. Norbert kommt mir mit einem Becher Radler entgegen. Auch er ist begeistert von der Strecke und der Stimmung. Marathonis haben einen eigenen Zielbereich mit vielen Sitzgelegenheiten draußen oder im Zelt. Es gibt Berliner, Kuchen, Laugenteile, Obst, Riegel, Erdinger und sonstige Getränke. Hier können die Taschen abgeholt werden, auch Duschen sowie die Massage werden angeboten.

 

Fazit:

Für mich ist der Düsseldorfer Metro Marathon mein bisher schönster Citylauf. Die Strecke ist toll, die Helfer sowieso, das Verpflegungsangebot an der Strecke ist ok und die Berliner im Ziel ein Highlight. Durch die Staffelläufer ist auf der  Strecke immer was los. Von den Meisterschaften hab ich natürlich nichts mitbekommen.  Aber darüber gibt es an anderer Stelle viel zu lesen.

Ich hatte viel Spaß, bin nebenbei eine gute Zeit gelaufen und würde jederzeit wiederkommen.

 

Informationen: Uniper Düsseldorf Marathon
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