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Laufberichte

Mehr See geht nicht

 

2003 wurde der Brombachsee-Marathon erstmals ausgetragen. Er führte in einer großen Runde um den Großen Brombachsee, einen Stausee im Süden Mittelfrankens. Er bildet zusammen mit seinen beiden Vorsperren, dem Kleinen Brombachsee und dem Igelsbachsee den Bromachsee. Der Brombachsee wurde im Jahr 2000 eingeweiht. Er ist nicht nur im fränkischen Seenland der größte Stausee, sondern gehört auch in Deutschland zu den größten und dient neben dem Hochwasserschutz im Altmühltal vor allem der Wasserregulierung im regenarmen Nordbayern. Den Brombachsee-Marathon gab es bis 2009, im darauffolgenden Jahr fand kein Marathon statt.

2011 wurde der Lauf durch die Outdoor and Offroad Association International, kurz OAI, neu organisiert. Seitdem führt die Marathonstrecke auf zwei Runden um den Großen Brombachsee. Start und Ziel ist am Volksfestplatz in Pleinfeld. Neben Kinderläufen, einem Hobbylauf und natürlich einem Halbmarathon, wird auch eine Nordic Walking-Runde angeboten. Nur so viel schon mal vorab: Die Organisation ist wirklich prima.

Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr mache ich mich mit meinen Lauffreunden Charly und Jan auf dem Weg zu einem Marathon. Nach drei Läufen in den vergangenen Wochen, die ich bei sommerlichen Temperaturen von um die 30 Grad bestreiten durfte, war ich über die Wettervorhersage für dieses Wochenende gar nicht traurig. Maximal 15 Grad und gelegentlicher Regen versprachen perfektes Laufwetter. Als wir gegen 7:30 Uhr in Pleinfeld eintrafen, nahm sich der Regen, der uns während der gesamten Anfahrt begleitete, eine Pause. Ein Parkplatz im Ortskern war ohne Probleme zu finden und so machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum nahegelegenen Volksfestplatz. In einem großen Festzelt konnten wir unsere Startnummern abholen. Es wurde auch bereits Frühstück angeboten. Für kleines Geld war für jeden Geschmack etwas dabei. Auf dem Volksfestgelände nahmen diverse Anbieter auf einer kleinen Messe gerade ihren Betrieb auf. Das Rote Kreuz hatte ein eigenes Zelt, ein weiteres war über die Gepäckabgabe vorgesehen, zudem gab es noch eines für den Zieleinlauf. Der Zielbogen stand ebenfalls. Auch die Zieluhr lief bereits im Testmodus. Auf der Straße zum Festplatz wurde gerade der Zielbogen aufgeblasen.

 

 

Nach und nach trafen die ersten Marathonis ein und ich entdeckte natürlich wieder zahlreiche bekannte Gesichter. Darunter auch Uli Teichmann, der vom Sprecher auch persönlich vorgestellt wurde. Mit seinen 73 Jahren ist er seit langem Stammgast beim Seenland Marathon und auch regelmäßiger Sieger der Altersklasse M70. Durch die vielen Gespräche verläuft die Zeit bis zum Start wie im Flug. Rund 200 Teilnehmer werden es heute sein. Später kommen noch viele Halbmarathonis und Walker dazu, doch die starten erst zwei Stunden später. Ich hätte mich noch viel länger unterhalten können, doch der Sprecher kündigte den Start an.

Mit einem lauten Knall und einem Konfettiregen ging es los. Ich war auf die Strecke gespannt, versprach man in der Ausschreibung doch zusätzlich zu den 42 Kilometern noch 420 Höhenmeter. Wie diese zusammen kommen sollen war nicht nur mir ein Rätsel. Gut, nach dem Start auf der Staatsstraße geht es erst mal leicht bergan, aber das ist kaum der Rede wert. Schon nach wenigen hundert Metern zeigt uns ein Straßenschild, dass es gleich nach links weg geht in Richtung Mandlesmühle. Diese haben wir auch bald erreicht. In der Mandlesmühle ist das Infozentrum „Seenland – Wasser für Franken“ eingerichtet. Hier wird die Entwicklung dieses gigantischen Seenbauprojekts auf einer Ausstellungsfläche von 300 Quadratmetern dokumentiert. Für die Besucher werden hier die Beweggründe, die Planung und die Umsetzung einschließlich des heutigen Betriebs des Stauseegebiet anschaulich dargestellt. Klar, dass wir dafür heute keine Zeit haben.

 

 

Doch die Ausmaße des Projekts lassen sich schon bald erahnen. Vor uns liegt ein gewaltiger Damm, den es nun zu bewältigen gibt. Schon wieder kommen also ein paar Höhenmeter auf uns zu. Doch der Anstieg hält sich ebenfalls in Grenzen, denn wir laufen den Damm ja nicht direkt hoch. Oben angekommen erreichen wir auch gleich die erste Verpflegungsstation. Danach dürfen wir den Damm in seiner vollen Länge unter die Füße nehmen. 1,7 Kilometer ist er lang. Links von uns liegt nun der Große Brombachsee, der sich heute nicht von seiner schönsten Seite zeigt. Er hebt sich kaum vom grauen Himmel ab und sein Ende lässt sich eigentlich nur erahnen. Schaut man aber nach rechts, hat man eine schöne Aussicht auf das fränkische Seenland.

Am Ende des Damms erreichen wir Allmannsdorf am Nord-Ost-Ufer des Großen Brombachsees. Hier findet man das Seenzentrum. Ein großer künstlich angelegter Sandstrand, Kinderspielplätze und die Anlegestelle der MS Brombachsee, sind bei schönen Sommerwetter ein Touristenmagnet. Heute ist es hier eher ruhig. Dank des Wetters ist mit keinem großen Aufkommen von Ausflüglern zu rechnen. Allerdings haben wir bereits die zweite Verpflegungsstation erreicht, obwohl wir erst bei Kilometer 5 sind.

Die nächsten vier Kilometer geht es nun immer am nördlichen Ufer des Großen Brombachsees entlang. Breite und gut befestigte Wanderwege lassen ein entspanntes Laufen zu. Dann treffe ich Manfred, wie schon beim Ermstal Marathon. Wir verstehen uns auf Anhieb und werden von nun an den größten Teil der Strecke gemeinsam laufen. Dass es inzwischen leicht zu nieseln begonnen hat, nehme ich kaum wahr und stört mich auch nicht sonderlich, schließlich war ich ja auf Regen eingestellt. Sollte es beim Nieseln bleiben, wäre alles wunderbar.

 

 

Nach der nächsten Verpflegungsstelle bei Kilometer 9 überqueren wir einen weiteren Damm. Dieser ist die Grenze zwischen dem Igelsbachsee und dem Großen Brombachsee. Ein paar Fischer sind auf dem Wasser  in ihren Booten zu erkennen. Sie fischen heute im wahrsten Sinne des Wortes im Trüben. Auch das Ende des Igelsbachsees verschwindet am grauen Horizont. Wir laufen wieder kurz am Ufer des Brombachsees, schon kommt der nächste Damm. Rechts von uns liegt nun der Kleine Brombachsee. Nach dem Ende des Dammes geht es  auf eine Pendelstrecke. Etwa einen Kilometer laufen wir am Ufer des Kleinen Brombachsee entlang, bevor wir wenden. Das ist wie immer recht kurzweilig, da wir so auch den etwas schnelleren Läufern wieder begegnen. Charly und Jan kommen mir kurz nacheinander entgegen und es wird abgeklatscht. Links von uns wird der Wald mit einem hohen Zaun und Stacheldraht abgegrenzt. Dahinter liegt Militärgelände, wie Hinweisschilder verraten. Militärische Aktivitäten kann ich dort jedoch nicht feststellen. Lediglich ein paar Wildschweine suhlen dort im Matsch und lassen sich durch uns Läufer kaum stören.

Als ich die Begegnungsstrecke hinter mir habe, ist auch schon die nächste Verpflegungsstation bei Kilometer 15 erreicht. Wir befinden uns nun wieder am südlichen Ufer des Großen Brombachsees und machen uns praktisch schon auf den Rückweg, zunächst durch ein kleines Waldstück, das als Umweltschutz-Zone ausgeschildert ist. Immer wieder liegen nun leichte Anstiege vor mir und ich überlege schon, ob so wirklich die 200 Höhenmeter pro Runde zustande kommen können. Ich bin mir nicht sicher, aber eines ist mir klar:  Auf der zweiten Runde werde ich die Anstiege deutlicher spüren.

 

 

Als nächstes erreiche ich Ramsberg. Hier hat die beeindruckend große MS Brombachsee ihren zweiten Anlegeplatz. Gerade schippert sie los.  Beeindruckend ist auch die Größe des Segelhafens. Er bietet etwa 600 Bootsliegeplätze und ist somit Deutschlands größter Binnensegelhafen. Trotz des Wetters finden sich in Ramsberg verhältnismäßig viele Zuschauer ein, die Stimmung ist prima. Isländische Fußballfans haben es vorgemacht und die Ramsberger Marathonfans machen es lautstark nach.  „Huh, huh“-Rufe,  untermalt von rhythmischem Klatschen in Perfektion. Wir haben nun fast 19 Kilometer zurückgelegt und das Ende der ersten Runde naht.

Weiter schlängelt sich der Wanderweg am Ufer des Großen Brombachsees entlang und ich kann schon von weitem den langen Damm am Ostufer erkennen.  Es geht also gleich auf die zweite Runde. Zu meiner Verwunderung füllt sich der Damm mit immer mehr Läufern. Wo kommen die denn alle her, frage ich noch Manfred, dann wird es mir selber klar. Rund 900 Halbmarathon-Läufer sind vor einer viertel Stunde in Pleinfeld gestartet und das Hauptfeld erreicht gerade den Damm. Das heißt,  es ist erst mal vorbei mit der Ruhe.

Ich teile mir nun die Strecke mit dem hinteren Feld der Halbmarathonis, die mich an meiner blauen Startnummer als Marathonläufer erkennen und meine Leistung respektvoll anerkennen. Bei Kilometer 30 nach dem Damm zwischen Großen und Kleinem Brombachsee komme ich wieder auf die Pendelstrecke, die für die Halbmarathonis nur 500 Meter lang ist, so dass ich den Anschluss etwas verliere. Ruhiger wird es trotzdem nicht, denn auf den letzten zehn Kilometern sind die schnellsten Walker meine Gegner.

 

 

Ohne den Walkern zu nahe zu treten, ganz glücklich bin ich mit dieser Konstellation nicht.  An das Klackern der Stöcke hat man sich ja inzwischen gewöhnt.  Aber was ist das denn?  Zwei Ladys sind mit Smovey Ringen unterwegs und finden das totschick. Wer zum Teufel hat sich das ausgedacht?  Ihr kennt  Smovey Ringe nicht? Das sind kreisrunde Schläuche, die man in beiden Händen hält. In den Schläuchen befinden sich offenbar Stahlkugeln, die sich im Rhythmus der Arme bewegen, was auf den Händen als Vibration wahrgenommen werden soll. Ich nehme das als nicht gerade leises, nerviges Geräusch wahr. Ich bin zwar schon ziemlich platt, aber so viel Power habe ich dann noch, um den zwei (zugegebenermaßen flotten) Ladys mit dem neumodischen Sportgerät zu entwischen. Mehr „Werbung“ will ich für die Dinger nicht machen, im Interesse von Mensch und Tier in der freien Natur.

 

 

Kurz vor dem Wall biege ich nun statt nach links nach rechts ab und bin auf den letzten zwei Kilometern dieses tollen Marathons. Und was jetzt kommt, macht mir wieder so richtig Spaß. Es geht bis ins Ziel nur noch bergab und ich kann es so richtig fliegen lassen. Ich laufe Slalom durch diverse Walker und freue mich auf das Ziel. Einige Zuschauer an der Strecke erkennen mich als Marathoni und applaudieren mir extra. Das quetscht noch ein paar Sekunden aus mir raus und so biege ich schließlich auf den Volksfestplatz ab und bin im Ziel. Dort treffe ich auch Manfred, dem ich auf den letzten Kilometern nicht mehr folgen konnte. Wir freuen uns, genauso wie alle anderen, über ein geglücktes Finish beim Seenland-Marathon.

Ach ja, die 420 Höhenmeter, die in der Ausschreibung versprochen werden, kann meine Garmin nicht bestätigen. Lediglich 122 werden angezeigt.  Aber es ist am Ende auch egal. Der Seenland-Marathon ist ein toller Marathon, wären da nicht …. Nein, Schluss … ich habe mir vorgenommen, die nervigen Dinger nicht mehr zu erwähnen.

 

Informationen: Seenlandmarathon
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