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Laufberichte

Karlsruher Marathoniade

24.09.06

Demotivator auf halber Strecke

 

Fotos von Klaus Eppele

 

Am Sonntag, dem 24. September 2006, fand in Karlsruhe bei herrlichem Spätsommerwetter der "24. FIDUCIA Baden-Marathon" statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden ein Marathonlauf, ein "Business-Team-Marathon" (Staffel aus 3 Personen) und ein Halbmarathonlauf ausgerichtet. Zu diesen Rennen erfolgte ein gemeinsamer Start für Läufer/innen mit einer Zielzeit bis 1:59 bzw. 3:59 Stunden (Startblöcke A bis C) um 9.00 Uhr und für Läufer/innen mit einer Zielzeit ab 2:00 bzw. 4:00 Stunden (Startblock D) um 9.10 Uhr. Weiterhin wurden ein Halbmarathon-Walking (Start um 11.40 Uhr) und ein Halbmarathon-Nordic-Walking (Start um 11.45 Uhr) durchgeführt.

 

Die "Marathonis" hatten zwei unterschiedliche Runden zu absolvieren. Die erste Runde war (mit Ausnahme des fehlenden Abzweiges zum Ziel hin) identisch mit der Streckenführung des Halbmarathonlaufes. Die anschließende zweite Runde entsprach dem Halbmarathonkurs der Walking-Wettbewerbe. Durch deren erst kurz vor Mittag terminierte Startzeiten stellte der Ausrichter sicher, dass auch die "späteren" Marathonläufer/innen, die bei anderen Veranstaltungen auf der zweiten Streckenhälfte üblicherweise auseinandergezogen und oft ganz alleine dahintraben, in den stattlichen Teilnehmerfeldern der Walker/innen eingebettet waren. Eine anerkennenswerte Strategie der Karlsruher Organisatoren, die auch anderswo übernommen werden sollte.

 

Doch nie ein Vorteil ohne einen Nachteil. Als "Marathoni" kam man nach halber Distanz in der Nähe des Zielbereiches vorbei. Und weil schon in der Ausschreibung die Möglichkeit eingeräumt worden war, bereits nach der ersten Runde ins Ziel einzulaufen und dann einen "Halbmarathon" gewertet zu bekommen, machte so mancher/manche "schwächelnde" Marathonläufer/in in Anbetracht der hohen Temperatur (bei meiner Abreise vom Veranstaltungsort gegen 17.00 Uhr zeigte das Thermometer immer noch +27° Celsius an) von diesem Angebot gerne Gebrauch.

 

Zudem wurde man "in meiner Preisklasse" an der sogenannten "Marathonweiche" von einem aus meiner Sicht ungeeigneten und deshalb dort völlig deplatzierten Einweiser geradezu animiert oder fast schon genötigt, in Richtung "Halbmarathonziel" abzubiegen. Obwohl ich mich noch "dicke" im Zeitlimit befand, versperrte mir die besagte Person beinahe den Weg mit der unqualifizierten Bemerkung, ich käme ja doch nicht mehr rechtzeitig ins Ziel. Da hatte sich dieser "Demotivator" aber in mir erheblich getäuscht, denn ich beendete das Rennen nach einer Nettozeit von 5:43:20 Stunden und damit noch deutlich vor Ablauf des Zeitlimits.

 

Die unliebsame Begebenheit an der "Halbmarathonweiche" war aber mein einziges Negativerlebnis. Ansonsten gab es keinerlei Anlass zu Kritik. Der "24. FIDUCIA Baden-Marathon" erwies sich als ein vorbildlich organisiertes "Mega-Event", das mir auch aufgrund seiner attraktiven Streckenführung unvergesslich in Erinnerung bleiben wird. Hier noch einmal der Streckenverlauf zum nachträglichen Genießen:

 

Kurz nach dem Start ging es links weg in die Brauerstraße (vorbei am ZKM  mit dem großen Filmpalast) und nach gut einem km rechts weg in die Kriegsstraße. Diese breite Straße war in unserer Laufrichtung komplett für den Verkehr gesperrt. Wir liefen im Schatten, und es war noch angenehm kühl. Viele Zuschauer standen hier noch nicht an der Strecke. Aber die vereinzelten Fangruppen machten mächtig Lärm. Wir passierten das Badische Staatstheater und gelangten über die Kapellenstraße nach etwa 3½ km auf die Durlacher Allee. Auf dieser sah man zu linker Hand den gläsernen Verwaltungspalast der EnBW.

 

Bei km 6 überquerten wir die A5. Im Hintergrund sahen wir den Turmberg. Nun erreichten wir den Stadtteil Durlach. Besonders an jener Stelle, an der der Kurs scharf rechts in die Ernst-Friedrich-Straße einbog, hatten sich viele Menschen versammelt, um die Läufer/innen anzufeuern. Hier herrschte eine tolle Stimmung. Knapp 9 km waren zurückgelegt, als wir am Verwaltungsgebäude des Hauptsponsors, der Firma Fiducia, vorbeikamen. Hier war ein Fest organisiert worden. Entsprechend fröhlich war dort die Stimmung.

 

Gleich nach km 10 wurde erneut die A5 überquert. Dann durchliefen wir auf guter Asphaltierung den "Tierpark Oberwald", eine der "grünen Lungen" Karlsruhes. Bei km 12 erreichten wir am Rand des Stadtteils Rüppurr eine Kleingartenanlage, wo uns ein Mann mit Saxophonmusik erfreute. Auch verbreitete an der nächsten Straßenbiegung eine etwas größere Fangruppe gute Laune. Als wir nach km 13 einen kurzen, steilen Brückenanstieg bewältigen mussten, feuerten uns erneut mehrere Menschen lautstark an.

 

Weiter ging es nun durch die Rastatter Straße und den Scheibenhardter Weg zum Belchenplatz (km 15,7), wo eine Musikkapelle kräftig einheizte. Der nächste km führte wieder durch Wald. Dann folgte ein kurzer Abschnitt parallel zur B10 (vorbei an dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen "Gut Scheibenhardt" mit seinem anschließenden Golfplatz), und schließlich durchliefen wir auf der Litzenhardtstraße (Überquerung einer Eisenbahnbrücke bei km 18) und auf der St.-Florian-Straße Außenbereiche des Stadtteils Bulach.

 

Mit Erreichen des Stadtteils Beiertheim bogen wir scharf links in die Breite Straße ein. Hier erwarteten uns herrliche Fachwerkhäuser und eine fast ländliche Idylle, aber auch viel Applaus von den zahlreich versammelten Anwohnern. Auch spielte eine Rockband zur Unterhaltung der Zuschauer und Läufer/innen. Die Stimmung hätte hier nicht besser sein können. Dann folgte ein ca. 1 km langer Abschnitt, an dessen Ende die „Halbmarathonis“ rechts ins Ziel einlaufen durften und wir "Marathonis" an besagter "Marathonweiche" geradeaus weiterlaufen mussten.

 

Wir erreichen nun die "Günter-Klotz-Anlage. Das Läuferfeld hatte sich nach der Streckenteilung deutlich gelichtet. Die nächsten 5 km waren einmalig schön und für einen Citymarathon fast ungewöhnlich. Wir liefen entlang der Alb durch herrliche Grün- und Freizeitanlagen sowie vorbei an Ausflugslokalen und überquerten das Flüsschen dabei mehrfach. Das Laufen machte hier richtig Spaß. Entsprechend gut war dort meine eigene Verfassung. Natürlich standen hier keine Zuschauermassen. Aber zahlreiche Spaziergänger genossen den schönen Spätsommertag und spendeten respektvoll Beifall.

 

Nach km 26 endete die Landschafts-Idylle. Die Stadt zeigte nun eine Zeit lang ihr anderes, eher herberes Gesicht. Wir kamen am Rheinhafen vorbei, überquerten die autobahnähnliche B10 (Richtung Landau) und bei km 30 erreichten wir den "Alten Flugplatz".

 

Nach dem Passieren der Hans-Thoma-Straße (km 33) gelangten wir zum absoluten Highlight der Marathonstrecke, dem Bereich um das 1715 erbaute Karlsruher Schloss, das 200 Jahre lang Regierungssitz des badischen Herrscherhauses war. Der Blick auf dieses monumentale Bauwerk war einmalig schön. Die umliegenden Lokale bewirteten ihre zahlreichen Gäste im Freien. Bald lernte man auch die Rückseite des Schlosses kennen, denn in weitem Bogen führte eine Schleife durch den Schlossgarten mit seinen alten Bäumen, kleinen Seen, gepflegten Grünanlagen und hübschen Orangeriegebäuden.

 

Es stimmte mich fast etwas traurig, dieses herrliche Areal wieder verlassen zu müssen. Nun schlossen sich Straßenzüge in Karlsruhes City an. Bei km 38 waren wir am Marktplatz angelangt. Dort steht das Wahrzeichen Karlsruhes, eine Sandsteinpyramide von Friedrich Weinbrenner, die 1823 über dem Grab des Stadtgründers, Markgraf Karl Wilhelm, errichtet wurde. Ganz offensichtlich hatte hier Stunden zuvor noch "der Bär getobt". Angeblich sollen es vor allem spärlich bekleidete Samba-Tänzerinnen gewesen sein, die so manchen Zuschauer zum Schwitzen gebracht hatten. Zum Zeitpunkt meines Passierens sorgte nur noch eine "reduzierte Besetzung" für gute Laune.

 

Mir zwackten inzwischen die Achillessehnen, und ich war nun vorrangig darauf bedacht, möglichst ungeschoren über die letzten km zu kommen. Über die Karl-Friedrich-Straße und die Ettlinger Straße gelangte man (vorbei an der Schwarzwaldhalle und am Kongresszentrum) zum Stadtgarten. Hier überquerte man auf einer breiten Fußgängerbrücke den Zoo. Dann folgte noch die Beiertheimer Allee, und nun war wieder die Breite Straße erreicht, die wir bereits von der ersten Runde her kannten. Noch immer standen dort viele Menschen, um die "Marathonis" mit aufmunternden Zurufen auf deren letzten km zu schicken.

 

Knapp 10 Minuten später war das Ziel erreicht. Die Zuschaueranzahl hatte sich zum Zeitpunkt meiner dortigen Ankunft schon deutlich ausgedünnt. Das machte mir aber nichts aus, denn ich laufe ja für mich und nicht, um von Leuten Beifall gespendet zu bekommen. Wenn ich meine Ehefrau am Zieleinlauf vorfinde, reicht mir dies vollauf, und sie war - wie in all den Jahren - die Zuverlässigkeit in Person.

 

Insgesamt sollen knapp 10.000 Anmeldungen vorgelegen haben. Ca. 8.500 Aktive dürften an jenem Sonntag auf den Beinen gewesen sein. Alleine schon beim Marathonlauf gelangten 286 Teilnehmerinnen und 1.434 Teilnehmer ins Ziel. Die Siegerzeit des Kenianers Bellor Yator betrug sehr beachtliche 2:12:32 Stunden (neuer Streckenrekord). Auch die Endzeit der Kenianerin Peris Poywo (erstplatzierte Frau) von 2:42:08 Stunden war von hohem Niveau.

 

Außer mir hatte sich unter der Vereinsbezeichnung "100 Marathon Club" noch Bernhard Sesterheim (unter Sammlern von Marathon- und Ultramarathonläufen bekannt wie der sprichwörtliche "bunte Hund"; Autor von stimmungsvollen Laufberichten; es gibt kaum eine Ultramarathon-Veranstaltung, an der der gesellige Moselaner noch nicht teilgenommen hat) angemeldet. Er musste ab km 25 der Hitze Tribut zollen. Daraufhin erreichte er als 1.391 des Männer-Gesamteinlaufes nach 5:17:00 Stunden das Ziel. Diese Ergebnisse entsprechen jedoch bei weitem nicht Bernhards wahrem Leistungsvermögen.

 

Weiterhin traf ich noch zwei ganz liebe Bekannte aus der Ultramarathonlaufszene: Angela Ngamkam, TuS Griesheim, 207. im Frauen-Gesamteinlauf in 4:45:04 Stunden (in diesem Jahr schon Finisherin beim "IsarRun", beim "Badwater-Ultramarathon" über 216,2 km als 10. Frau in 45:31 Stunden, bei drei 24-Stunden-Läufen usw., usw.) und René Strosny, Bautzener LV, vom Veranstalter als 2:59-Stunden-Zugläufer eingesetzt worden und in Erfüllung dieses Auftrages 30. im Männer-Gesamteinlauf in 2:59:13 Stunden geworden. René ist derzeit einer der besten deutschen Ultramarathonläufer. Allüren kennt er nicht, kurzum er ist ein besonders netter Kerl. In diesem Jahr gewann er mit großen Vorsprung den "IsarRun"  und bei fast all seinen Ultramarathonstarts stand er auf dem Treppchen. 

 

Informationen: Baden-Marathon
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