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Laufberichte

Roll over Beethoven

20.04.08

Marathon in der alten Bundeshauptstadt

Fotos: Klaus Klein

 

In Bonn trifft man ständig auf die Spuren Ludwig van Beethovens. Beethoven-Denkmal, Beethoven Halle, Beethoven Haus, Beethoven Gynmasium. Aber an diesem Wochenende heißt es „Roll over Beethoven“, denn beim Marathon gehören die Straßen den Sambabands und Dudelsackspielern.

Aber der Reihe nach. Entlang der Rheinschiene gibt es gleich vier große Marathonveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen.  Duisburg, Düsseldorf, Köln und Bonn locken über das Jahr verteilt jeweils tausende Läufer und jede Menge  Zuschauer an die Strecken.

Bonn beginnt diesen Reigen im April. Bisher war ich dort noch nicht dabei gewesen, aber da ich nur Gutes über diese Veranstaltung gehört habe, will ich mir in diesem Jahr mal selbst ein Bild machen. 

Erleichtert wurde mir die Wahl noch durch das Angebot meines Vereinsfreundes Danny Haesters die An- und Abfahrt nach Bonn zu übernehmen. Danny ist selbst ein Marathonläufer, hat aber verletzungsbedingt zurzeit noch einen Trainingsrückstand. Da er die Atmosphäre bei den Marathonläufen liebt, hat er sich bereit erklärt, für mich und seinen Freund Sven Hoffmann die Betreuung zu übernehmen. Sven bestreitet  hier in Bonn seinen zweiten Marathonlauf.  

Der RheinEnergie Marathon Bonn findet in diesem Jahr zum achten Male statt, und hat mit über 10.000 Teilnehmern eine beachtliche Größe erreicht. Neben dem Marathon werden noch Halbmarathon, Firmenlauf, Schulmarathon, Walking, Inline-Skating und  Handbiking angeboten. Für den Marathon haben sich über 2000 Teilnehmer gemeldet. Das größte Kontingent stellen mal wieder die Halbmarathonläufer.

Die Marathonstrecke besteht in diesem Jahr erstmalig aus zwei Runden und ist natürlich offiziell vermessen. Die Zeitnahme erfolgt mit dem ChampionChip. 12 Verpflegungsstationen sorgen dafür, dass die Läufer gut über die Strecke kommen. Veranstaltungen im April sind natürlich wettermäßig ein Risiko. Es kann nass, kalt und windig sein, oder auch wie im Vorjahr sehr warm werden. In diesem Jahr haben wir aber Glück. Mit 17 Grad ist es ideal und der Wind am Rhein hält sich in Grenzen.

Um unnötige Hektik am Veranstaltungstag zu vermeiden, bin ich bereits am Samstag nach Bonn gefahren. Direkt in der Innenstadt am Münsterplatz hat man die Marathonmesse aufgebaut. Hier bietet sich ein vielfältiges Angebot von Produkten rund um den Lauf- und Ausdauersport, und auch die Startnummernausgabe erfolgt hier. Mit meiner Startnummer erhalte ich ein schönes Funktionsshirt mit dem Veranstaltungslogo, und einen Garderobenbeutel, welchen ich morgen im Viktoria-Bad deponieren kann. Dort wird auch die Dusch- und Umkleidemöglichkeit sein. Wer noch Kraft hat, kann dann sogar kostenlos schwimmen. 

Mit den Startunterlagen erhält jeder Teilnehmer noch die neue Printausgabe von Marathon4you mit dem Marathonterminflyer. Ich erwerbe für 14 Euro das neue Buch von Werner Sonntag “Bieler Juni Nächte“, das wollte ich sowieso noch bestellen. Ein schöner Rückblick auf 50 Jahre Bieler Nächte mit vielen Fotos der vergangenen Jahre. 

Ich sehe mich danach noch mit meiner Frau etwas in der Bonner Innenstadt um. Schon bald treffen wir zufällig Volker Berka. Er ist mit Mario Sagasser vom 100 Marathon Club unterwegs. Volker wohnt ja in Bonn, wird aber morgen lieber beim Weiltalwanderweg Marathon in Weilburg starten. Er zieht die Landschaftsläufe eben vor.  Wir suchen schon einmal den Startbereich am Belderberg. auf. 

Nachdem ich auch den Zielbereich auf dem Marktplatz mit dem schönen Rathaus gesehen habe, kann ich wieder beruhigt nach Hause fahren. Alle wichtigen Punkte sind auf kurzem Wege zu erreichen.

Am Sonntagmorgen holt mich Danny um 7:10 Uhr ab. Schnell fahren wir noch zu Sven. Seine Freundin Maike kommt auch als Fan mit.  Nun geht es Richtung Bonn. Zügig erreichen wir die offiziellen Teilnehmerparkplätze an der Autobahn A565 Anschlussstelle Bonn Auerberg. Von hier aus fahren wir kostenlos mit einem Pendelbus in den Startbereich. Nachdem wir unsere Garderobenbeutel im Viktoria-Bad abgegeben haben, begeben wir uns zum Koblenzer  Tor. Hier kann man sich gemäß der gemeldeten Bestzeit aufstellen. Mit 10 Grad ist es noch etwas kühl.

Der Halbmarathon wurde bereits um 8:30 Uhr gestartet, sodass jetzt die meisten Läufer bereits im Ziel sind. Nun gehört die Strecke den 2000 Marathonläufern.
Pünktlich um 10:30 fällt der Startschuss und es geht sofort über die Kennedybrücke hinüber nach Beuel. Die Kennedybrücke werden wir heute noch dreimal überqueren, und auch den Rhein ausgiebig sehen können. Die Strecke ist ziemlich eben, asphaltiert und verkehrsfrei. Auf dem Streckenplan konnte ich lange gerade Abschnitte und zwei Wendepunkte ausmachen. 

 


Bis zur Wiedervereinigung war Bonn ja Bundeshauptstadt und somit die Heimat zahlreicher Ministerien, Botschaften und sonstiger Regierungsgebäude. In Beuel geht es für 3 Kilometer parallel zum Rhein zur ersten Verpflegungsstelle. Kurz danach ist ein Wendepunkt und es geht nun wieder zurück zur Kennedybrücke.  Davor liegt noch die zweite Verpflegungsstelle.  Hier gibt es immer mit Wasser, Tee, Coca-Cola, Carboo4u und Bananen alles was ein Läufer braucht. Unter den entgegenkommenden Läufern kann ich Birgit Lennartz in einem Männerpulk erkennen. Für sie ist das ja hier ein Heimspiel. 

Bei Kilometer 5 haben sich zwei Dudelsackspieler postiert. Was den Bravehearts Mut macht, wird auch die Läufer stärken. Die Beiden werden auch noch in der zweiten Runde unermüdlich weiterspielen.  

Danny hat sich mit Maike kurz hinter der Brücke günstig postiert. Hier kommen die Läufer sechsmal vorbei. Er feuert mich an und macht Fotos. Sven ist schon vor 2 Minuten vorbeigekommen. 

Nach einer kurzen Schleife geht  es nun am Rhein weiter. Für 3 Kilometer laufen wir jetzt auf der anderen Rheinseite am Stresemannufer direkt am Bundeshaus vorbei und kommen auf die Petra-Kelly-Allee. Nachdem wir unter der A562 gelaufen sind geht es auf der Ludwig-Erhard-Allee weiter. 

Bei Kilometer 14 gibt es für mich ein Novum. Hier kann man durch das Überlaufen einer Erfassungsmatte zwei Euro für den guten Zweck „Renniere“ und „Help“ spenden. Der Betrag wird dann später vom Konto abgebucht. Na ja, gute Zwecke gibt es viele und vielleicht sollte man solche Entscheidungen dem Läufer lieber im Ziel überlassen. 

Kurz danach gibt es den nächsten Verpflegungspunkt und bei Kilometer 15 ist wieder ein Wendepunkt. Konnte ich bisher die Läufer vor mir beobachten kann ich nun auf 3 Kilometern feststellen, dass auch hinter mir noch eine ganze Menge los ist. 

Viele große Straßen sind  nach den Politikern der Nachkriegszeit benannt. So geht es nun zurück über die Franz-Josef-Strauß, Willy-Brandt und Konrad-Adenauer-Allee zum Kilometer 20. Das sind alles lange, breite Straßen welche wohl angelegt wurden, damit die Volksvertreter schnell mit ihren Dienstwagen die Ämter erreichen konnten. Jetzt können wir Läufer davon profitieren. Wir passieren mit Palais Schaumburg, Bundeskanzler- und Auswärtiges Amt die Relikte der Bonner Republik. Ist das wirklich schon so lange her?

Bei Kilometer 20 werden die Zuschauerreihen wieder dichter. Wir erreichen den Hofgarten und am Münsterplatz vorbei geht es nun in die zweite Runde. 1:51: zeigt meine Uhr. Alles im grünen Bereich.

Wieder taucht Danny am Straßenrand auf. Er ist mit mir zufrieden. Als Marathonläufer weiß er allerdings, dass auf der zweiten Hälfte der Marathon erst richtig beginnt. 

Auf der Brücke gibt es einen frischen Wind und an den Verpflegungsstellen versorge ich mich jetzt etwas ausgiebiger. Wieder geht es durch Beuel und bald schon passiere ich zum letzten Mal die Brücke. Kilometer 30 ist erreicht und die nächsten 4 Kilometer am Rhein ziehen sich zäh dahin. Der Wind kommt von vorn und Zuschauer gibt es hier kaum. Komisch, in der ersten Runde ist mir das gar nicht aufgefallen. Jetzt hilft mir nur mein Traubenzuckerriegel wieder Energie zu tanken. 

Erneut geht es die großen langen Alleen hinunter. Vom Zuschauerrand wird ein Johannes aufgefordert „den Kenianer zu machen“. Die Sonne und die Temperatur sind noch etwas ungewohnt. Heute ist eigentlich der erste richtige Sommertag. Immer mehr Läufer werden kurzfristig zu Gehern. Ich bewege mich joggend vorwärts und denke an meine langen Trainingseinheiten bei Wind und Regen. Auf der Gegenseite haben die entgegenkommenden Läufer fast 4 Kilometer Vorsprung. Ein ziemlich frustriender Gedanke, aber nach dem Wendepunkt kann ich den Spieß umdrehen. Sofort läuft es wieder besser und schon bald habe ich die letzte Verpflegungsstelle vor dem Ziel erreicht. 

Gleich kommt bei Kilometer 41 der Hofgarten in Sicht. Die Zuschauer stehen nun dichtgedrängt und bereiten den Läufern mit rheinischem Temperament einen tollen Empfang. 

Das Ziel liegt direkt auf dem Marktplatz vor dem historischen Rathaus.  Nach 3:51:18 bin ich im Ziel und erhalte meine Medaille. Nachdem ich mich wieder ausgiebig versorgt habe, treffe ich auch bald meine Begleitung.  Sven hat das Ziel in 3:37:57 erreicht und ist damit sehr zufrieden. Gegenüber dem Karstadt Marathon hat er sich um 20 Minuten verbessert. 

Ich mache mich erst einmal im Viktoria-Bad wieder frisch und danach erwartet uns „An der Schlosskirche“ im REWE-Verpflegungsdorf eine wirklich umfangreiche Zielverpflegung. 

Zusätzlich bekommt jeder Teilnehmer noch im Messezelt eine warme Speise und zwei Getränke. Die Bons hierfür befinden sich an der Startnummer.  Nichtteilnehmer haben die Möglichkeit Tickets für Speisen und Getränke zu erwerben. Wer möchte kann auch ein frisch gezapftes Bier bekommen. Eine herrliche Gelegenheit in angenehmer Atmosphäre sich über die Erlebnisse beim Lauf auszutauschen. Hier treffe ich auch meinen Arbeitskollegen Holger Sleboda von Adler Bottrop und Mario Sasser. Beide sind mit ihren Zeiten und dem Bonn Marathon sehr zufrieden. 

Gewonnen hat übrigens den Marathon Vincent Kipchirchir aus Kenia in 2:13:17 . Schnellste Frau war Lydia Kurgat ebenfalls aus Kenia  in 2:37:17. 

Als ich wieder zu Hause ankomme kann ich bereits meine Urkunde aus dem Internet ausdrucken. Die Teilnahme am Marathon berechtigt mich sogar zum kostenlosen Start beim RheinEnergie Silvesterlauf. Aber bis dahin fließt ja noch viel Wasser den Rhein hinunter.

Zum Schluss also dann doch noch einmal Beethoven, hat er doch die „Ode an die Freude“ vertont.

 

Sieger
Frauen
1. Lydia Kurgat (Kenia) 2.37,17 h
2. Emmy Chalk (GB)  2.43,10 h
3. Valentina Delion (Moldawien) 2.44,05 h

Ira Korsten kam als beste Deutsche auf den fünften Platz in 2.51,01 h.

Männer
1. Vincent Kipchirchir (Kenia)  2.13,04 h
2. John Kirui (Kenia)  2.13,44 h
3. Philemon Kiprono (Kenia) 2.14,02 h

Die ersten 7 Läufer kamen allesamt aus Kenia!  Bester Deutscher wurde als Achter Steffen Häntzchel in 2.38,08 h.

Streckenbeschreibung:
Halbmarathonrundkurs ohne größere Steigungen, 100 % befestigte Wege, Marathonis laufen zweimal Halbmarathonstrecke. 

Rahmenprogramm:
Marathonmesse mit Startunterlagenausgabe im Zelt auf dem Münsterplatz. Sonntags dort Af-ter-Run-Party, Auszeichnungen der Erstplatzierten und zusätzliche Verpflegung für Läufer (Bon für eine warme Speise und zwei Getränke). 

Auszeichnung:
Medaille, Funktions-Shirt, Urkunde+Ergebnis-CD per Post, Schnellausdruck Urkunde Sonntag ab 18 Uhr möglich 

Logistik:
Start- und Zielgelände fußläufig zum Hauptbahnhof. Kleiderdepot in unmittelbarer Zielnähe. Duschen und kostenloses Schwimmen im Viktoriabad im Zielgelände. Kostenlose Pendelbusse zu offiziellen Teilnehmerparkplätzen in Bonn-Graurheindorf an der A 565. 

Verpflegung:
6 Verpflegungsstände und zusätzliche 2 Wasserstellen an der Strecke auf jeder Halbmarathon-runde. Es gibt Wasser, Tee, Cola, Isogetränk und Bananen als feste Nahrung. In der Ziel-Verpflegungszone stehen für die Finisher Berliner, Schnittbrote mit Fleischwurst und Schmalz sowie Getränke bereit.

Zuschauer:
Im Bonner Stadtzentrum und in den Stadtteilzentren  viele Zuschauer.

 

Informationen: Bonn Marathon
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