marathon4you.de

 

Laufberichte

Ein Genuss und immer was los

14.10.07

Drei Auflagen des Bottwartal Marathons gab es bisher und noch nie war ich dabei, obwohl der Mara-thon beinahe vor meiner Haustüre im Norden Stuttgarts liegt. Dieses Jahr aber klappte es dann endlich.

 

Namensgeber des Marathons ist die Bottwar, ein winziges Flüsschen, das sich in südöstlicher Richtung durch das Tal schlängelt, das aber vermutlich kein Mensch kennt. Viel bekannter dagegen sind die Ortschaften im Bottwartal, samt und sonders Weinorte, die sich zusammen getan haben, um diesen Marathon auszurichten und die die Strecke alle berührt oder durchquert.

 

Start und Ziel ist in Großbottwar und wie könnte es anders sein, alles findet in und um die Kellerei herum statt: Startnummernausgabe, Kleiderdepot, Start und auch das Ziel der vielen Wettbewerbe.

 

Bereits am Samstag fanden hier der 10 km-Lauf und die Schüler- und Kinderläufe mit immerhin knapp 1.200 Teilnehmern statt. Die Hauptveranstaltung aber ist der Sonntag und weil von 3.700 Voranmeldungen die Rede war, wollte ich recht bald die Startunterlagen abholen, bevor es richtig eng wurde.

 

Gegen 8 Uhr fand ich problemlos einen Parkplatz ganz in der Nähe der Kellerei, wo ich dann auch tatsächlich meine Unterlagen sofort, ohne Wartezeit, bekam. Ganz anders sah es eine halbe Stunde später aus. Mengen von Läuferinnen und Läufern tummelten sich in und um die Kellerei und die Abgabe der Kleiderbeutel dauerte seine Zeit. Glücklicherweise waren aber die Straßen großräumig gesperrt, so dass man sich problemlos im Freien aufhalten konnte.

 

Neben dem Marathon und Halbmarathon gab es noch verschiedene Walking Wettbewerbe und wer sich den Marathon noch nicht zutraute, konnte ihn sich mit acht (Staffelmarathon), bzw. drei (Team-Marathon) Partnern teilen. Tatsächlich war mein Laufverein mit fünf Teams hier vertreten. Eine schöne Möglichkeit, an so einer Großveranstaltung teilzunehmen.

 

An dieser Stelle muss ich die perfekte Organisation im Vorfeld erwähnen. Bei der Anmeldung der Teams gab es immer wieder Fragen und Korrekturen. Dank der angegebenen Emailadresse war es jederzeit möglich, mit den Veranstaltern in Verbindung zu treten und ich bekam auch, innerhalb kurzer Zeit, eine Antwort. Das habe ich auch schon ganz anders erlebt.

 

Um die Strecke nicht zu überlasten, war man, je nach erwarteter Zielzeit, in Blocks eingeteilt, die ab 10 Uhr im Abstand von jeweils fünf Minuten starteten: vier Blocks für Marathon, Halbmarathon und zuletzt dann die Walker im fünften Block. Dank Realtime Chip kein Problem, jeder wurde mit seiner individuellen Startzeit erfasst, selbst wenn man etwas zu spät kam, dann startete man eben in einem späteren Block und rollte das Feld von hinten auf.

 

Ich startete im dritten Block um etwa 10.12 Uhr. Kurz nach dem lauten Böllerschuss war ich über der Startlinie mit seinen Zeiterfassungsmatten und konnte dann sofort frei laufen. Zuerst ging es Richtung Süden, in die „falsche“ Richtung, hinaus aus Großbottwar und im Bogen dann wieder zurück. „Falsche“ Richtung, weil die erste Hälfte des Kurses in einer weiträumigen Schleife nach Norden und wieder zurück führte und erst die zweiten 21 Kilometer lief man nach Süden und wieder zurück.

 

Das Wetter hatte sich prächtig entwickelt, blauer, wolkenloser Himmel und die recht kühlen Temperaturen vom frühen Morgen waren angenehmeren gewichen. Vermutlich würde es heute sogar noch recht warm werden. Wie immer aber hatten sich viele Teilnehmer an den Temperaturen vor dem Start orientiert und waren viel zu warm angezogen. Nun – die würden es auch noch lernen.

 

Der erste Kilometer lag hinter uns, wir hatten Großbottwar verlassen und liefen auf einer schmalen Straße nach Norden, vorbei an Feldern Richtung Hof und Lembach . Vor uns, oben auf einem Weinberg, lag die Burg Lichtenberg, eine der ältesten Stauferburgen Deutschlands. Wer spektakulär heiraten will und nicht auf den Penny achten muss, kann seine Hochzeit auf dieser Burg feiern.

 

Kurz nach Kilometer zwei war dann das Dorf Hof und Lemberg erreicht und wie in allen weiteren Ortschaften waren hier Zuschauer vor ihren Häusern, manchmal etwas dichter stehend, die uns mit Beifall begleiteten. Alleine an den Krach machenden Instrumenten erkannte man die Weinbaugegend: große Rätschen, mit denen man früher –vielleicht auch noch heute? - die Vögel aus den Weinbergen vertrieb und die jetzt den Läuferinnen und Läufern Beine machten. Aber auch Kochtöpfe, Bleicheimer und sonstige „Instrumente“ dienten dazu, uns anzufeuern. Teilweise waren Lärm und Beifall so groß, dass der eine oder andere die Flucht ergriff und froh war, wenn er diese Inseln der Anfeuerung hinter sich gelassen hatte. Aber es war natürlich gut gemeint und die große Zahl an Zuschauern zeigte, dass die Gemeinden nicht nur auf dem Papier beim Marathon mitmachten, sondern die Einwohner das als willkommene Abwechslung in ihren Sonntag einbauten.

 

Das Dorf hatten wir verlassen und liefen jetzt auf einem Feldweg nach Oberstenfeld. Am Ortseingang machte uns eine Jugendband mit Rockmusik Beine und kurz danach kam eine Verpflegungsstation. Oberstenfeld kannte ich vom Halbmarathon her und war jetzt gespannt, ob wir auf derselben Strecke laufen würden. Zuerst ging es durch den Ort, wo die Straßen wieder dicht gesäumt waren von Zuschauern und dann ging es tatsächlich weiter auf der mir bekannten Strecke bis Gronau, dort in einer Schleife durch den Ort, weiter nach Norden über Felder bis nach Schmidhausen, das man bei Kilometer 10 wieder verließ und jetzt nach Süden entlang der Landstraße zurück nach Oberstenfeld lief.

 

Vorgenommen hatte ich mir eine Zeit von 4:20 bis 4:25h, auf jeden Fall etwas schneller als in Ulm vor drei Wochen (4:27h). Durch den gemeinsamen Start mit den Halbmarathonis aber wurde ich auf den ersten 10 Kilometer mitgezogen und lief etwas zu schnell. Immer wieder musste ich mich bewusst zurücknehmen, um auch die zweite Hälfte gut zu schaffen. Aber auch mancher Halbmarathoni lief hier zu schnell, so wie Alexander, mit dem ich ein kurzes Stück lief. Vor einem Jahr hatte er hier 2:15h geschafft und heute wollte er unter zwei Stunden kommen. Bis jetzt lag er noch auf Kurs, fiel aber bald zurück. Beim Blick in die Ergebnisliste sah ich dann, dass er sein Ziel nicht ganz erreicht hat.

 

Wir waren wieder zurück in Oberstenfeld, liefen ein kurzes Stück durch den Ort und dann ging es wieder nördlich Richtung Beilstein. Etwa einen Kilometer lang kamen uns hier die Läuferinnen und Läufer entgegen, die die Schleife nach Beilstein und zurück schon hinter sich hatten. Vor uns lag die Burg Hohenbeilstein über der Stadt, bekannt vor allem durch die Falknerei, die einen Teil der Anlage belegt.


Bei etwa Kilometer 14 war der Beilstein erreicht. Auf Nebenstraßen ging es durch den Ort, teilweise standen die Zuschauer wieder dicht gedrängt an der Strecke, wir passierten die Grund-und Hauptschule, dann das Gymnasium und beim Hallenbad wendete man und lief zurück Richtung Süden, hinaus aus dem Ort, über Felder und auf einem Radweg parallel zur Straße bis nach Oberstenfeld. Dort feuerten uns wieder jede Menge Zuschauer an. Weiter ging es der Straße entlang, vorbei am Weiler Sauserhof bis nach Großbottwar.

 

Ab jetzt war die Sonne beinahe unangenehm warm und ich vermisste meine Mütze, die mich vor einem Sonnenbrand bewahrt hätte. Aber schön war es trotzdem, bei diesem herrlichen Wetter durch die bunte Landschaft zu laufen. Der eine oder andere Frost hatte bereits die Blätter der Bäume, aber auch der Weinreben rot und gelb gefärbt, was der Landschaft einen schönen Anstrich verpasste.

 

Für die Halbmarathonis war in Großbottwar das Ziel, die Teams hatten hier ihren ersten Wechsel und wir Marathonis durften auf die zweite Streckenhälfte, die südlich von Großbottwar lag. Drei unserer Teamläufer verabschiedeten mich auf meinem Weg und schlagartig wurde es jetzt einsam. Nur wenige Läufer waren noch vor und hinter uns. Wie überall, wenn Marathon und Halbmarathon angeboten werden, machen wesentlich mehr den Halbmarathon und wir Marathonis sind deutlich in der Unterzahl. Schon befürchtete ich, dass das eine langweilige, zähe zweite Hälfte werden würde.

 

Die nächsten knapp drei Kilometer bis Kleinbottwar war es auch so, und wenn nicht immer wieder Posten an zweifelhaften Stellen gestanden wären, wer weiß, ob ich mich da nicht verlaufen hätte. Aber bereits vor Kleinbottwar kam mir der führende Marco Diehl entgegen und er und die Nachfolgenden belebten dann die Strecke wieder. Die sechs Kilometer bis Steinheim war es eine Begegnungsstrecke, auf der man die vorderen Läufer bewundern konnte und erst ab Kilometer 27 ging es in eine Schleife nach Murr (km 29), durch den Ort hindurch, weiter hinaus auf die Felder und wieder zurück nach Murr. Auch hier war ich schon den Halbmarathon gelaufen und erkannte einen kleinen Teil der damaligen Strecke.

 

Wie bereits auf der ersten Hälfte befürchtet, mussten Angelika und ich jetzt unserem etwas zu hohen Anfangstempo Tribut zollen. Manche meinen ja, dass es eine vernünftige und erfolgreiche Strategie sei, am Anfang, wenn man noch frisch sei und Kraft habe, einen Vorsprung heraus zu laufen, auf der zweiten Hälfte würde man immer langsamer. Das ist zwar eine weit verbreitete Meinung, aber trotzdem falsch. Die Kunst ist, sich richtig einzuschätzen, im passenden Tempo loszulaufen und das bis ins Ziel zu halten, vielleicht sogar im letzten Drittel um ein paar Sekunden zu steigern. Nahezu alle Weltrekorde werden so gelaufen und was für die gilt, kann man auch auf uns Normalläufer übertragen.

 

Die Erkenntnis nützte mir aber jetzt überhaupt nichts, ich hatte mich auf den ersten zehn Kilometern verführen lassen und wurde im letzten Drittel eben langsamer. Glücklicherweise aber ging es anderen ebenso, einige mussten gar gehen und wir konnten tatsächlich noch ein paar wenige Mitläufer ein- und überholen.

 

In Murr war auf dem Marktplatz immer noch was los und die Anfeuerung machte uns noch mal für ein paar hundert Meter Beine, bis wir wieder im alten Trott waren. Im Grünen ging es bis zum Sportplatz hinter Murr (km 35), wo der zweite Wechsel des Teammarathons war. Hier wurden Angelika und ich von unseren fünf Teams empfangen und auf die letzten Kilometer geschickt.


Es ging noch mal durch Steinheim und dann auf der einsamen Straße bis Großbottwar, durch kleine Gässchen am Ziel vorbei, so dass wir dann, wieder von Norden kommend, ins Ziel einliefen. Unsere Wunschzeit von 4:20h hatten wir knapp verfehlt (+3:47 min), waren aber trotzdem zufrieden.

 

Fazit: Es ist angenehm, in einer so schönen Weinbaugegend zu laufen, ohne die Weinberge hoch und runter zu müssen. Meine Befürchtungen, dass das ein hügeliger Marathon werden würde, haben sich überhaupt nicht bewahrheitet. Die Strecke ist flach, die wenigen leichten Anstiege werden kaum bemerkt und an einem so schönen Oktobertag, wie in diesem Jahr, ist es ein Genuss, hier zu laufen. Der Bottwartal Marathon ist kein reiner Landschaftslauf, auch wenn man sehr viel Landschaft sieht und durch viel Landschaft läuft. Da sind nämlich auch die vielen Ortschaften, in denen immer was los ist, wo die Bewohner uns Läufer beklatschen und anfeuern.

 

Sieger Marathon

Männer

 

1.  Diehl, Marco Bottwartal Kellerei Team    02:30:58 
2.  Zeyer, Fedor    02:38:25 
3.  Sommer, Michael Bottwartal Kellerei Team    02:38:28 

 

Frauen

 

1.  Schikowski, Irene  TG Konz    03:11:56 
2.  Schwarzmaier, Katrin    03:22:57 
3.  Benning, Nicole  EK Schwaigheim   03:23:05 

 

Statistik


Finisher M: 560 (480+80)
Finisher Team-M: 65 Teams mit 195 Teilnehmern
Finischer Staffel-M: 37 Staffeln mit 296 Teilnehmern
Finisher HM: 2.158 (1.645+513)
Finisher 16k Walking: 110
Finisher 10k Walking: 183


Kosten


Marathon: 28-36 Euro, Nachmelder bezahlten 40 Euro.
Staffel: 80-100 Euro.
Team: 50-60 Euro
HM: 18-24 Euro, Nachmeldung 28 Euro


Zeitnahme


Kostenloser Leihchip für Staffel und Team; Marathon und Halbmarathonläufer benötigen den Realtime Chip.


Streckenbeschreibung


Für eine Weingegend erstaunlich flache Strecke. Ausgehend von Großbottwar eine Nordschleife (21km) über Hof und Lembach, Oberstenfeld, Gronau, Schmidhausen, Beilstein, Oberstenfeld bis Großbottwar und eine Südschleife über Kleinbottwar, Steinheim, Murr und wieder über Steinheim und Kleinbottwar zurück nach Großbottwar.


Auszeichnung


T-Shirt, gegen Aufpreis als Funktionsshirt, Medaille, Verlosung, u.a. eine Reise zum New York Marathon und ein Auto, die Plätze 1-6 (M und HM) bekommen Geldpreise und Pokale, die Plätze 1-3 der Altersklassen bekommen einen Pokal und Sachpreise.


Verpflegung


Mindestens alle 5 km Getränke (Wasser, Iso), immer wieder auch Bananen. Im Ziel dann Brezeln, Brot, Bananen, Iso, Bier.


Zuschauer


Viele in den Ortschaften, dazwischen wenige; einige Trommlergruppen und drei oder vier Bands über die Strecke verteilt.

 

Informationen: Bottwartal-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteFotodienst HotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024