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Laufberichte

Bertlich war die richtige Wahl

27.09.09

Nach der weiten Fahrt zum Ricky Marathon in Südtirol habe ich heute mit Bertlich wieder eine ganz kurze Anreise. Wir halten noch am Wahllokal und kommen unserer Wahlpflicht nach. Laufpartei gibt es nicht, sonst wäre die Wahl einfach. Trotzdem geht es schnell, wahrscheinlich neue persönliche Bestzeit.

Dann sind wir schon auf der Autobahn. Keine halbe Stunde benötigen wir bis zur Heinrich Obenhaus Str. in Herten Bertlich. Das ist wie ein Heimspiel für meinen Vereinsfreund Peter Heinz und mich. Unsere Frauen begleiten uns und haben den Fanblock mit Christiane verstärkt. Auf dem Parkplatz gibt es so früh noch jede Menge Platz und in der Pausenhalle der Glück-Auf-Werkstätten duftet es bereits nach Kaffee.

SuS Bertlich lädt nun schon zur 78ten Veranstaltung ein und hat den Ablauf längst perfektioniert. Routiniert wie immer erhalten wir unsere Startnummern und sind dann mit 16 Euro dabei. Ein kurzer Blick durch den Laufshop. Brauchen wir noch etwas für den Herbst? Zahlreiche Ausschreibungen liegen für die noch anstehenden  Herbstläufe aus. Schade, dass man nicht überall laufen kann. Aber zur Info nehme ich etliche mit, denn vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr bei der einen oder anderen Veranstaltung. Petra und Peter erzählen noch vom Bunert Lichterlauf  an dem sie gestern Abend teilgenommen haben. So ist die Wartezeit bis zum Start schnell überbrückt.

Gegen 10:30 Uhr versammeln sich 55 Marathonläufer vor dem Stadion. Konnten wir auf der Hinfahrt noch Bodennebel sehen, hat sich inzwischen die Sonne durchgesetzt und verspricht uns einen schönen Spätsommertag.

Entspannt warten wir auf den Startschuss. Hier drängelt niemand. Der Starter bittet uns noch bis nach vorne zur Startlinie zu kommen und dann geht es auch schon los. Auf einer 13,9 KM Runde laufen wir durch das Naherholungsgebiet auf den Stadtgrenzen der Städte Herten, Marl, Gelsenkirchen und Recklinghausen. Ja, im Ruhrgebiet liegen die Städte dicht beieinander, trotzdem gibt es hier keine Häuserschluchten und die Industrieanlagen kann man am Horizont nur ahnen. Dafür sieht man viele Felder und Wiesen, auf denen Kühe und Pferde weiden. Mit ein  wenig Phantasie wähnt man sich in einer Urlaubsregion. Den gleichen Eindruck hat man übrigens beim Bottroper Herbstwaldlauf (50 und 25 KM), welcher dieses Jahr am 8.11. stattfindet. Also Läufer auf ins Ruhrgebiet, es lohnt sich!

In einer Nebenstraße warten die Halbmarathonläufer auf ihren Start. Mit 149 Teilnehmern stellen sie das zweitgrößte Kontingent. Insgesamt  sind heute wieder 743 Läufer dabei.  Diese können zwischen 7 verschiedenen Streckenlängen wählen.  5 KM, 7,5 KM, 10 KM, 15 KM, Halbmarathon, 30 KM und die Marathonstrecke sind möglich. Wer will, kann diese Entfernungen auch walkend zurücklegen. Als Sollzeit ist allerdings für den Marathon 5 Stunden vorgegeben.

Bei Kilometer 1 stoppe ich 5:35 und es geht jetzt über eine kleine Steigung in die Felder. Ich laufe noch ein wenig mit Peter zusammen, aber dann zieht er doch unaufhaltsam davon. Er ist halt jünger und schneller, da hat es für mich keinen Zweck zu kämpfen. Wir wünschen uns noch gegenseitig viel Erfolg.

Die Strecke ist gut markiert und an jeder Abzweigung steht ein Streckenposten. Durch meine häufige Teilnahme kenne ich die Strecke sowieso schon recht gut.  Sie ist amtlich vermessen und trotz der vielen Laufstrecken ist jeder Kilometer ausgeschildert. Für jede Laufdisziplin gibt es die Kilometerschilder passend zur Startnummernfarbe. Gelaufen wird ausschließlich auf einer flachen Strecke mit asphaltierten Wegen und Straßen, auch wenn der Belag manchmal etwas löcherig ist. 

Schon bald haben wir die erste Verpflegungsstelle erreicht und es wird Wasser und Iso angeboten. Insgesamt sind 7 Verpflegungsstellen auf der Runde eingerichtet, so dass man sich praktisch alle zwei Kilometer versorgen kann. 4 Stationen des DRK wachen über die Gesundheit der Läufer.

Beim Überqueren der Landstraße sichern uns Polizeibeamte und schon bald höre ich von hinten die schnellen Schritte der Halbmarathonläufer. Die Spitze hat also schon die 10 Minuten spätere Startzeit herausgeholt. Jetzt geht es an einer großen Gärtnerei vorbei und das Pflanzenangebot ist bereits auf den Herbst eingestellt. Die Felder sind auch schon zum großen Teil abgeerntet. Tja, der schöne Sommer ist wohl vorbei.

Ich komme mit Heinrich Schütte vom 100 MC ins Gespräch. Es ist heute sein 380 Marathonlauf. Er ist mit seinem Vereinskollegen Wolfgang Schwabe hier, welcher ja auch schon oft für m4y berichtet hat.

An der Bundesstraße laufen wir ein kurzes Stück über den Standstreifen, bevor wir wieder Richtung Bertlich abbiegen. Kurz vor dem Kaufhaus wird es nochmals sehr ländlich, als wir zwischen Bauernhof und Stallungen laufen. Aber dann geht es schon auf die Wohnstraße, welche zum Stadion führt. 

Hier stehen doch einige Zuschauer und werden durch einen Sprecher über den Rennverlauf informiert. Unter ihnen sind auch meine Fans. Inge fotografiert, während Petra und Christiane für Stimmung sorgen. Peter ist bereits vor fünf Minuten vorbeigekommen. Jetzt geht es in die zweite Runde und während die Halbmarathonläufer schon bald abbiegen, kommen nun die 30 KM Läufer zur Verstärkung. Ich kenne einige dieser Läufer, die den heutigen Lauf als letzten Test für den Marathon am Baldeneysee  in 2 Wochen nutzen. Na, da will ich doch auch wieder dabei sein.

Von den Verpflegungsstellen lasse ich jetzt keine mehr aus und stelle zufrieden fest, dass nun auch  Bananenstücke angeboten werden. Die Temperatur ist jetzt doch schnell angestiegen und die sonnigen Abschnitte lassen den Schweiß fließen. Ich versuche locker zu bleiben. Auch die Pferde im Therapiezentrum  genießen die Sonnenstrahlen und traben ein paar Schritte mit. Erneut geht es durch das kleine Wäldchen und anschließend - nach der Straßenüberquerung - laufen wir auf dem Radweg weiter. Hier ist auch wieder eine Verpflegungsstelle. Die Helfer haben die Becher nach Wasser und Iso getrennt und reichen beides zur Auswahl.

An der Straße stoppt die Polizei die Autofahrer und stellt sicher, dass kein Läufer warten muss. Am Parkplatz fahren bereits die ersten Autos wieder ab, doch wir dürfen noch eine Runde laufen. Am Stadion nennt der Lautsprecher Namen und Verein und meine Frau reicht mir in der Kurve schon traditionell einen Becher Cola an. Christiane fotografiert und Petra spendiert noch ein Stückchen Traubenzucker, so dass ich mich gestärkt  auf die letzte Runde mache.

Vorbei geht es  an der Turnhalle wo eine Duschmöglichkeit  ist. Die bereits wieder sauberen „Kurzstreckler“ schauen uns mit einer Mischung aus Bewunderung und Mitleid an. Das Mitleid brauche ich aber nicht, denn ich fühle mich noch ganz wohl. Ich weiß zwar, dass gerade in der jetzigen Phase sich das Befinden sehr schnell ändern kann, doch wie sagte Richard Gross in seinem Fernsehinterview so richtig „Ein Marathon ist wie das Leben. Auch wenn es schwer wird, geht es doch immer weiter“ Ein Spruch, der mir gut gefällt. 

Auf der Strecke ist es ruhig geworden. Das Läuferfeld hat sich weit auseinandergezogen und die Abstände verringern sich kaum noch. Spaziergänger mit und ohne Hund kommen mir entgegen und manchmal gibt es sogar Beifall.

Dann ist es plötzlich mit der Ruhe vorbei, denn aus einem Nebenweg taucht eine große Jagdgesellschaft hoch zu Pferde auf.  Ja hat der englische Landadel denn heute einen Betriebsausflug nach Bertlich gemacht? Mit weißen Hosen und grünem und rotem Rock mögen sie ein malerisches Bild bieten, aber hier auf dem schmalen Weg wird es jetzt eng. Zu allem Überfluss haben sie auch noch eine Hundemeute dabei. Zum Glück sind alle friedlich und bleiben auch schön rechts. Nur das erste Pferd tänzelt nervös als ich überhole. Schnell weg, bevor zum Halali geblasen wird und ich die Jagdtrophäe abgeben soll.

Von den Polizisten verabschiede ich mich und die Angler an den Teichen schauen immer noch unentwegt auf das Wasser. Es sind ja auch irgendwie Ausdauersportler. Nochmals ein Stückchen Banane und zwei Becher Iso, dann geht es auf die letzten Kilometer. Am Stadion darf ich diesmal links herum laufen und schon geht es hinein auf die Aschenbahn. Der Fanclub jubelt.  Noch eine Stadionrunde, dann geht es durch den großen Bogen ins Ziel. 4:08:56 zeigt die große Uhr über dem Zielbogen, das ist heute Platz 2 in meiner Altersklasse.

Peter hat bereits vor 14 Minuten das Ziel erreicht. Ich trinke erst einmal noch etwas Cola und erhole mich wieder in Ruhe. Dann mache ich mich zur nahen Turnhalle auf, um ausgiebig zu duschen.

In der Pausenhalle treffen wir uns dann alle wieder. Meine Frau hat mir noch ein leckeres Stück Kuchen gesichert, denn die leeren Speicher wollen wieder gefüllt werden. Jeder erzählt seine Erlebnisse an und auf der Strecke, und schon bald beginnt dann die Siegerehrung.

Schnellster war heute wieder Christian Thiel vom Bunert Running Team in 2:49:20 und Sabine Fischer vom LT Starlight Team Essen belegte bei den Frauen in  3:56:30 den ersten Platz. Auch die Sieger in den Altersklassen erhalten einen kleinen Läuferpokal. Wer will, kann seine Urkunde gleich mitnehmen oder zu Hause  mit der Ergebnisliste ausdrucken.

Zufrieden fahren wir zurück und warten auf die Wahlergebnisse zur Bundestagswahl. Mit Bertlich haben wir aber heute auf jeden Fall mal wieder die richtige Wahl getroffen.

 

Informationen: Bertlicher Straßenläufe
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