Bei traumhaften Witterungsbedingungen gewann die italienisch-deutsche Kombination Daniel Jung/Helmut Schiessl die 4. Etappe über 25,7 Kilometer von Mandarfen/Pitztal nach Sölden/Ötztal mit einem Vorsprung von 6:43 Minuten und baute damit den Vorsprung in der Gesamtwertung auf 11.37,4 Minuten auf die neuen Gesamtzweiten Ivan Paulmichl/Michael Kabicher aus.
Die Österreicher Florian Heinzle/Mario Weiß fielen auf Rang drei zurück. Die eindrucksvolle Vorstellung des Vorjahreszweiten Jung und des ehemaligen Berglauf-Weltmeisters Schiessl bei ihrem ersten Tagessieg nach drei zweiten Plätzen war eindeutig ein Fingerzeig in Richtung Gesamtsieg. Die 5. Etappe des 12. Transalpine-Run führt am Donnerstag, 8. September, von Sölden über das Timmelsjoch in italienische St. Leonhard in Passeier. Der international renommierte Mehretappenlauf endet am Samstag, 10. September, in Brixen/Südtirol.
Die geschichtsträchtige Gletscher-Etappe hatte es trotz der Länge von nur 25,7 Kilometer in sich. Zumal die aufkommende Hitze und die Müdigkeit nach der fast 50 km langen Königsetappe tags zuvor wohl allen Athleten zu schaffen machten. Bis auf eine Höhe von 2982 m ging es hoch, dann passierte der Tross der fast 500 Athleten aus 34 Nationen den Gletscher des eisbedeckten Rettenbachferners.
„Eine wunderbare Szenerie, wirklich einmalig“, so der Kommentar von Daniel Jung, der mit einer taktischen Variante überraschte. Diesmal übernahm er die Führung im Downhill, Partner Schiessl folgte seiner Ideallinie. Die größten Schwierigkeiten hatten die meisten Athleten auf dem Weg hinunter vom Gletscher im Schneefeld auf rutschigem Untergrund. Der Südtiroler Jung und der Allgäuer Schiessl bevorzugten ebenso wie die meisten Athleten die Variante auf dem Po statt sich am Seil mühsam hinunter zu hangeln. „Das wurde aber wahnsinnig schnell“, so der Österreicher Mario Weiß, dessen Partner Florian Heinzle noch immer nicht ganz fit war. „Er hat wirklich gelitten, aber ist durchgekommen“, so Weiß.
Und was machten die Gesamtenzweiten Ivan Paulmichl und Michael Kabicher? Nach ihrem Etappensieg in Mandarfen liefen sie auf der Gletscher-Etappe ihren eigenen Rhythmus. „Ohne Druck, wir sind ja gut dabei“, schmunzelte Paulmichl. Immerhin erliefen sie sich mit dieser Einstellung Rang 2 in Sölden und schoben sich hinter Jung/Schiessl auf Rang 2 in der Gesamtwertung vor.
In den anderen Kategorien festigten die Favoriten ihre Stellungen. Immer stärker präsentierte sich auch am 4. Tag das führende Mixed-Team Melanie Albrecht/Timo Zeiler. Die erst 20-jährige Albrecht und der 34-jährige Zeiler werden von Tag zu Tag stärker und schneller. Selbst im Hochgebirge zeigt die Junioren-Europameisterin erstaunliche Qualitäten. Allgemein wurde ein Einbruch erwartet. Pech für die Schwedin Kristin Berglund, die mit ihrem Partner Gerald Fister zwar stark auftritt, aber den Abstand gegenüber Albrecht/Zeiler nicht verringern können. Allein in der Kategorie Master Mixed gab's eine handfeste Veränderung. Das bis zum dritten Tag führende italienische Team Lara Crivelli/Max Valsesia schied nach einer Verletzung von Crivelli aus.
Während sich die Spitzenteams beim 12. Transalpine-Run nicht aus den Augen lassen, fordern Strecke und Müdigkeit besonders im hinteren Teil des Feldes immer größere Anstrengungen. Da gibt es Mannschaften wie „Team Deichläufer“ oder „Hamburger Goldjungs“, echte Leidensgemeinschaften.
Die „Deichläufer“, das sind Ralf Theelen und Daniel Seinsche aus Bremen. Zwei Fluglotsen. Aktuell auf Rang 200 der Gesamtwertung. „Mit dem Zeitlimit haben wir kein wirkliches Problem“, so die beiden Norddeutschen. Die dennoch Tag für Tag hart kämpfen. Gegen den inneren Schweinehund, gegen die Müdigkeit, gegen die Steigungen. Denn die Bremer sind alles andere als typische Trailrunner. Theelen, 2 Meter groß, mit Abstand der größte Läufer im Feld, geschätzte Schuhgröße 50, 95 Kilogramm schwer, der große Zeh entzündet. Seinsche, einiges kleiner, aber nur wenig leichter. Zwei lustige Typen. „Wir dachten immer, TAR heißt Turnen am Reck, und jetzt laufen die hier alle“, scherzte Ralf, 44 Jahre alt. Er habe schon mehrere Ironmen gelaufen, auch den Hermannslauf, aber das hier in den Bergen sei doch etwas völlig anderes. Die Königsetappe über fast 50 Kilometer haben sie vor dem Zeitlimit geschafft und ihren Spaß dabei nicht verloren. „Wir haben auch Berglauf trainiert, immer den 8 Meter hohen Deich an der Weser in Bremen hinauf und wieder unter“, lachte Daniel, 41 Jahre alt.
Allerdings kamen sie dabei an ihre Grenzen. „Der Körper wollte nicht mehr, nur noch der Kopf“, erklärte Daniel Seinsche. Aber da haben die beiden Fluglotsen einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. „Wir werden mental ständig auf Stressfestigkeit getestet“, so die Bremer. Die noch einen Tipp für ihre Mitstreiter parat hatten: Immer ein regeneratives Weizenbierchen an der Hotelbar.
Ergebnisse: 4. Etappe: Mandarfen/Pitztal - Sölden
Men:
1. Daniel Jung/Helmut Schiessl (ITA/GER) 3:11.55,7
2. Ivan Paulmichl/Michael Kabicher (ITA/AUT) 3:18.37,4
3. Florian Heinzle/Mario Weiß (AUT/AUT) 3:24.50,0
Women:
1. Rene Unser/Sarah Macleod (CAN/CAN) 4:46.09,1
2. Manishe Sina/Lisa Mehl (GER/GER) 4:53.24,2
3. Nina Koch/Johanna Erhart (GER/AUT) 5:03.22,2
Mixed:
1. Timo Zeiler/Melanie Albrecht (GER/GER) 3:38.48,1
2. Kristin Berglund/Gerald Fister (SWE/AUT) 3:42.22,2
3. Markus Mingo/Tina Fischl (GER/GER) 3:44.11,1
Master Men:
1. Florian Holzinger/Stefan Holzner (GER/GER) 3:26.19,8
2. Seppi Neuhauser/Anton Philipp (AUT/GER) 3:30.14,1
3. Urs Jenzer/Ruedi Bärtschi (SUI/SUI) 3:33.55,9
Master Mixed:
1. Maria Kemenater/Franz Kröss (ITA/ITA) 4:09.28,9
2. Eva Färberböck/Mathis Bode (GER/GER) 4:11.23,3
3. Annelise Felderer/Markus Planötscher (ITA/ITA) 4:23.13,1
Senior Master Men:
1. Jörg Schreiber/Thomas Miksch (GER/GER) 4:01,47,5
2. Josef Blasinger/Martin Mair (ITA/ITA) 4:07.14,1
3. Falk Hübner/Andreas Panthen (GER/GER) 4:16.16,2