Martin Cox (Gb) und Denise Zimmermann (Mels) gewannen die zehnte Austragung des Graubünden Marathons von Chur aufs Parpaner Rothorn. Die Berglauf-Meistertitel im Rahmen des Rothorn Run gingen an Woody Schoch (Pany) und Monika Fürholz (Bern).
Von Die Energie war aufgebraucht, die Beine zitterten, doch Luft für Worte hatte Martin Cox nach den 42,195 km mit den 2‘682 Höhenmeter von Chur auf Parpaner Rothorn rasch wieder gefunden: «Das war sehr hart, einmal mehr.» Vor allem die letzten, die steilsten Passagen der anspruchsvollen Strecke machten ihm zu schaffen. Auf diesen aber, vermochte der 43-jährige Brite seinen Vorsprung zu stabilisieren. «Ich, der alte Mann», lachte er.
Als lustig bezeichnete er die Tatsache, dass er nach der Premiere des Graubünden Marathons im 2003 nun auch die zehnte Austragung für sich hatte entscheiden können. Als besondere Herausforderung empfand er den Umgang mit der dünnen Luft. «Erst am Vortag war ich aus meiner Heimat hierhin geflogen», erklärte er. Die Atemprobleme aber gefährdeten die Leaderposition nicht wirklich. Im Ziel verfügte er über einen Vorsprung von 1:48 Minuten auf den Sieger von 2007, Michael Barz (D) und 5:41 Minuten auf Bruno Heuberger (St. Margarethen/TG).
Heuberger, wie am Swiss Alpine Marathon des letzten Sommers der bestklassierte Schweizer, staunte: «Hei, ei, ei, war das steil.» Noch vor dem finalen Aufstieg auf den 2‘865 m hohen Gipfel hatte er nur zwei Minuten hinter Leader Cox zurückgelegen. «Ich hatte ihn im Blickfeld», sagte der 41-Jährige, doch dann musste er seine Ambitionen auf die Führungsposition zurückstellen. «Ich hatte keine Chance mehr.» Was keinerlei Enttäuschung hervorrief: «Für mich war dieser Graubünden Marathon ein Abenteuer, und es hat sich bezahlt gemacht.»
Für den schönsten Siegereinlauf sorgte aber Denise Zimmermann. Die Melserin jubelte, winkte und staunte: «Im Flachen noch, begann ich mich schon damit abzufinden, dass es wieder nicht klappt.» An zweiter Stelle sah sie sich, doch «je länger, je besser» ging es ihr. Schliesslich siegte die 37-Jährige überlegen. Zum zehnten Mal ist sie den Graubünden Marathon gelaufen, immer wieder hat sie unterwegs gedacht, «diese Strecke ist wunderbar, wenn auch streng und knackig». Und mit dem Sieg glückte die Krönung. Noch nie hatte es zuvor ganz gereicht. Platz 2 belegte sie letztes und vorletztes Jahr.
Und auch um Schweizer Meisterehren ging es beim Graubünden Marathon. Die Schweizer Berglauf-Titelkämpfe waren im Rothorn Run über 11,5 km mit 1414 Höhenmetern integriert. Vor allem das Männerrennen war voller Dynamik und endete mit einer saftigen Überraschung. Mit Woody Schoch aus Pany im Prättigau siegte einer, der in den späten 80er Jahren und in den 90ern des letzten Jahrhunderts grosse Taten vollbrachte. «Wie im Traum», strahlte darum der 43-Jährige. Zwar wusste der Routinier von seiner «hervorragenden Vorbereitung und der tollen Form», aber einordnen konnte er dieses Befinden nicht. Keinen Berglauf-Wettkampf hatte er zur Vorbereitung bestritten.
Aber Schoch spielte seine Erfahrung aus. Anfangs hielt er sich zurück. Bei der Mittelstation Scharmoin noch passierte er lediglich an neunter Stelle, 59 Sekunden hinter dem Leader Timo Zeiler (D). Schoch sagte: «Zum Teil fühlte ich mich durch Mitkonkurrenten gebremst, aber diese aufgezwungene Zurückhaltung machte sich bezahlt.» In der Folge machte er Position um Position gut, und 500 m vor dem Ziel überholte er gar den grossen Favoriten Zeiler, der sich im unteren Teil etwas gar viel zugetraut hatte. «Dieser Sieg ist ein gewaltiger Zahltag», freute sich der Manager mit Vollzeitanstellung. Schochs Aussage ist vor folgendem Zeithorizont zu sehen: Vor 20 Jahren gewann Schoch als ehemaliger Junioren-Weltmeister seinen ersten Schweizer Berglaufmeistertitel, zwei Jahre danach, 1994, reüssierte er ebenfalls in Lenzerheide und gewann sein zweites SM-Gold. Und auch sein grösster Berglauf-Erfolg, WM-Silber, eroberte er «in meiner ersten Karriere». Wie ist das möglich? Schoch lacht: «Mit eisernem Willen und viel Aufwand: Ausser dem Beruf, den drei Kindern und dem Sport hat nichts mehr Platz.»
Nicht über die Routine lässt sich der Erfolg von Monika Fürholz (Bern) bei den Frauen erklären. Die 28-Jährige setzte sich gegen die profilierte Spezialistin und ehemalige Olympia-Teilnehmerin im Mountainbike, Daniela Gassmann (Galgenen) durch. 1:47 Minuten betrug im Ziel die Differenz. Doch sie hatte mit ähnlicher Taktik wie Schoch Erfolg: «Vorsichtig beginnen und im steilen Schlussstück aufdrehen.» Fürholz gewann ihren ersten Schweizer Meistertitel. Bemerkenswert dabei ihre Aussage: «Wohler als am Berg fühlte ich mich eigentlich in der Ebene.»
Marathonsieger
Männer
1. Cox Martin, Anzère 3:50.12,6
2. Barz Michael, D-Durach 3:52.00,8
3. Heuberger Bruno, St. Margarethen TG 3:55.53,8
Frauen
1. Zimmermann Denise, Mels 4:25.15,6
2. Dalcolmo-Jegen Jeanette, Dürnten 4:47.40,0
3. Hegner Simone, Rüti ZH 4:53.04,1
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